Saturday, January 27, 2007

Konzertrezension: Lokal Heroes am 27.1.2007 in der Harmonie in Bonn-Endenich

Lokal Heroes am 27.1.2007 in der Harmonie in Bonn-Endenich

Irish Scandic Funky Folk aus Bonn

Treffen sich ein Norweger und ein Inder in Wales auf einer Wanderung. Der Norweger sagt „Olson“, der Inder sagt „Mahindra“, sonst sagen sie nichts. Deshalb hat das Stück auch nur einen Titel und keinen Text.

Seit mehr als sieben Jahren verfolge ich das Werden und Gedeihen unserer Bonner Irish Folk Rocker, und immer wieder war ich überrascht über deren Entwicklungsschritte, weg vom Covern fetzig-rockiger Lieder der Pogues und der Dubliners hin zur Öffnung nach Skandinavien und zum Baltikum und damit verbunden zu Funk und Jazz, ohne ihren Wurzeln untreu zu werden. So als beobachtender und lauschender Rezensent wurde ich geradezu begierig auf Neues, stellte den Wechsel der Selbstbezeichnung „Irish Folk Rock“ zu „Irish Scandic Funky Folk“ auf der Homepage und nun ganz neu „Modern Folk Music“ auf den Plakaten fest, die nun rot statt schwarz an vielen Orten der Stadt das Konzert ankündigten, das alle Jahre wieder im Januar in der Harmonie stattfindet.

Und was war diesmal neu? Zunächst der Beginn des Konzerts. Frontsänger Christoph Spix betrat die Bühne ganz alleine, bewaffnet mit einem langen Wanderstab und sang ein Lied ohne Akkordeon. Kristaps Grasis und Ralf Wolfgarten gesellten sich anschließend hinzu und begleiteten Christophs zweites Lied mit E-Gitarre und Low Whisle. Erst dann kamen Liene Séjáne, die Christoph den Wanderstab entwendete und darauf zu blasen begann (und mir waren gleich die Löcher in dem Stecken verdächtig vorgekommen), E-Bassist Wendel Biskup und Mike Haarmann, der Trommler, die Bühne. Christoph kündigte an, dass der erste Teil des Konzerts akustisch sei, unplugged, was so viel bedeute, dass alle säßen, der zweite elektrisch, was heiße, dass die Hocker weg geräumt würden. Interessante Definition! Mike setzte sich aber nicht hinter sein Schlagzeug, sondern zunächst auf eine Cajon. Na, ohne Strom lief da aber fast nix. Jedenfalls sangen und spielten sie so langsam Tempo aufnehmend die bekannte und beliebte Mischung aus irisch-schottischen Songs und skandinavisch-baltischen Instrumentals, Liene nicht nur auf dem Wanderstab, sondern auch auf ihrer Metallquerflöte, Ralf Wolfgarten auch auf der Tin Whistle und Christoph auch auf dem Akkordeon. Neues entdeckte ich nicht im Repertoire, aber spätestens beim „Great Song of Indifference“, ach was, natürlich schon viel früher, war das Publikum nicht mehr still auf seinen Stehplätzen zu halten, sondern wippte, hüpfte und schunkelte mit, darunter auch auffallend junge Mädels, die ich eher auf einem Tokio Hotel Konzert erwarten würde. Sie himmelten vor allem Christoph an.

Dann war schon Pause, nach knapp einer Stunde, aber die zweite Hälfte, die „elektrische“ brachte gutes Tempo, dass noch mal eineinhalb Stunden die Harmonie einheizte: folkig, rockig, funkig, jazzig, poppig, nicht nur im „Flook Salad“, bis sich der Norweger und der Inder in Wales trafen. Ab da steigerte sich die funkige Intensität der Musik noch mal, ohne – ich betone es gerne – den folkigen Boden unter den Füßen zu verlieren. Wenn wirklich neu im Repertoire vielleicht auch nur das fast rappige „The Naked Highwayman“ war, so repräsentierte das Konzert eine Konsolidierung des Stils unserer Lokalhelden. Ellen D. Jeikner, die mit Ralf P. Wackers auch im Publikum weilte (und auch Jutta Mensing war da und auch Matthias Höhn) und ich waren uns einig: Die Lokal Heroes erzwingen keine Modernisierung, um modern zu sein und sich gut zu vermarkten, sondern das kommt von innen heraus, organisch, natürlich, folkig eben. Und da macht es gar nichts, wenn sie mal kaum neue Stücke dabei haben und wenn auch momentan keine neue CD in der Mache ist. Basisarbeit ist genau so wichtig, auch, damit das Publikum den Anschluss an die Entwicklung der Band nicht verliert. Das hat Hand und Fuß.

Basisarbeit leistet Christoph auch anderweitig: Er ist Lehrer, und die jungen Mädels in der ersten Reihe waren seine Schülerinnen. Ja prima, so gewinnt man die junge Generation. Mir persönlich hat die langsame Temposteigerung des Konzertes auch sehr gut gefallen, besser, als wenn sie sofort so los gelegt hätten. Und Christophs Moderation war auch wieder ein Genuss, auch wenn er versuchte, lettisch zu reden. Da fällt mir ein: Lettische Lieder fehlen noch im Programm. Aber anscheinend übt sich der Frontmann ja in der Sprache. Gastmusiker waren diese mal also keine dabei, aber die sechs haben das auch ganz prima alleine gemeistert.

Das Konzert endete in der zweiten Zugabe nicht mit „The Parting Glass“, denn das sangen sie schon in der ersten Hälfte, ohne dass deswegen jemand das Konzert verließ (vielleicht hat man wegen der vorgebrachten Reggae-Version des Liedes selbiges auch gar nicht als Abschiedlied erkannt), sondern mir „Molly Mallone“, was sonst.

Wer nun meint, er müsse die Lokal Heroes mal (wieder) hören, kann sich natürlich eine CD kaufen, aber am 17.3., dem St. Patrick’s Day gibt es auch die Live-Möglichkeit im Bungertshof. Ich kann sie nur empfehlen!

http://www.lokalheroes.com/
http://www.harmonie-bonn.de/

Früher Lokal Heroes - Rezis von Ferdi und mir:
1. Irish Folk Fest im Brückenforum am 12.12.2000 im Brückenforum in Bonn-Beuel
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2000_12_01_folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen_archive.html bzw. http://tinyurl.com/bkaka
Lokal Heroes am 29.1.2005 in der Harmonie in Bonn-Endenich
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2005/01/konzertrezension-lokal-heroes-am.html bzw. http://tinyurl.com/agzk7
Lokal Heroes am 28.1.2006 in der Harmonie in Bonn-Endenich
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2006_01_01_folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen_archive.html
Lokal Heroes am 17.3.2006 im Bungertshof in Königswinter-Oberdollendorf (von Ferdi)
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2006/03/konzertrezension-lokal-heroes-am.html
CD: Lokal Heroes. Hurrah...
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2004/02/cd-rezension-lokal-heroes-hurrah.html bzw. http://tinyurl.com/97rws
und http://www.folkig.de/reviews/lokalheroes.php3
CD: Lokal Heroes. Smash the Windows.
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2006/01/cd-rezension-lokal-heroes-smash.html

MAS

Saturday, January 13, 2007

Konzertrezension: Frauenhofer Saitenmusik & Haugard & Høirup am 13.01.2007 beim Folk im Feuerschlösschen in Bad Honnef

Frauenhofer Saitenmusik & Haugard & Høirup am 13.01.2007 beim Folk im Feuerschlösschen in Bad Honnef

Bayerisch-dänischer Saitentreff am Rhein.

Das erste FiF-Halbjahr 2007 begann gleich in doppelter Besetzung. Aus der Münchener Gegend war die seit 1978 bestehende Fraunhofer Saitenmusik angereist und aus Dänemark das Duo Haugaard & Høirup. Irgendwie muss es sich rumgesprochen haben, dass das ganz exquisite Musiker sind, denn das Foyer im Feuerschlösschen war gerammelt voll. Sogar Ulrich Joosten, Tom und Andrea Daun waren aus Köln und Leverkusen gekommen, um sich das nicht entgehen zu lassen, und von den Bonner Folkies war Christiane Batke da. Petra, ich, und noch einige andere, darunter auch Gerd Schinkel und seine Frau, fanden nur noch Stehplätze auf der Treppe, die nach oben führt. Von dort aus hatten wir aber auch alles im Blick, und abgesehen von den teilweise etwas leisen Ansagen, konnten wir uns über die Akustik auch nicht beschweren. Und anlehnen konnten wir uns auch, es ging also.

Die Fraunhofer Saitenmusik war als erste an der Reihe. Heidi Zink (Salzburger Hackbrett, Blockflöte), Richard Kurländer (Appenzeller Hackbrett, Konzertharfe) und Gerhard Zink (Kontrabass) boten eine reine Instrumentalmusik auf den genannten Instrumenten. Die Wurzeln der Stücke lagen in Bayern, in Österreich und in der Schweiz, aber auch in anderen deutschen Regionen, in Dänemark, in Irland und sonst wo. Auch barocke Anklänge waren dabei. Die beiden Hackbretter unterschieden sich im Klang dahin gehend, dass das Salzburger voller, das Appenzeller nasaler klang, ersteres ist ein harmonisches, letzteres ein diatonisches Instrument. Mit dem diatonischen Hackbrett sei es schwieriger, Melodien zu spielen, es eigne sich viel mehr für begleitende Tonwirbel, wie mir Gerhard erklärte, also der Bassist. Die Musik war durchgängig sehr filigran, durchaus rhythmisch, teilweise waren es Tanzstücke wie Polkas, Schottische und so weiter. Heide überrascht uns mit der Ankündigung, ein Stück von Le Clou zu spielen. Ja geht denn das, ohne Akkordeon, Geige und Gitarre? Es ging, und zwar mit der Blockflöte, auf der sie eines der Stücke spielte, die Le Clou-Fans als von Yves Gueit geflötet kennen.

Harald Haugaard (Geige) und Morten Alfred Høirup (Gitarre, Gesang) bestritten den zweiten Teil mit ebenfalls großenteils instrumentaler Musik aus Dänemark, Schweden, Irland und sonst woher. Alfred erfreute das Publikum auch mit einem dänischen Liebeslied, nur damit wir mal die dänische Sprache hören konnten (men jag tar ikke danks). Aber zumindest meine Augen und Ohren klebten vor allem an Harald und seiner Geige. So eine Verschmelzung an Filigranität, Feinheit und Tempo habe ich selten oder noch gar nicht gehört. Selbst bei rasanten Tunes war jede Wiederholung eine neue Variation des Themas.

Im dritten Teil, vor den die Pause geschaltet war, spielten alle fünf zusammen eine bayerisch-dänische Weltmusik, und es wirkte, als sei es eine Band und nicht zwei. Sie haben wohl schon am Nachmittag geübt und haben sich im Dezember, auch schon mal zu einem gemeinsamen Konzert getroffen, aber das was wir da zu hören bekamen, war eher das Ergebnis einer Vollblutmusikalität, um dieses oft verwendete Wort auch mal zu gebrauchen, die es den Musikern möglich machte, sich gegenseitig genau zuzuhören und sich aufeinander einzustimmen. Was davon arrangiert und was einfach Jamsession war, ich weiß es nicht. Jedenfalls verging die Zeit so schnell, dass ich einen Sitzplatz gar nicht vermisste. Das war ein voll und ganz gelungener Start in das FiF-Jahr 2007!

http://www.folkimfeuerschloesschen.de.vu/


Mehr Infos zu den Bands:http://www.fraunhofersaitenmusik.de/http://www.folker.de/9904/fsm.htm

http://www.hhduo.dk/http://www.gofolk.dk/1hh.php3http://www.folker.de/200402/09haugaard.htmhttp://www.nordische-musik.de/531-Haugaard-&-Høirup.html?PHPSESSID=

Für den Fall, dass das ø Høirup nicht richtig wieder gegeben wird, setzt einfach ein ö ein, also Höirup.
MAS

Monday, January 01, 2007

CD-Rezensionen für den Folker! 01.07

CD-Rezensionen für den Folker! 01.07

Hier veröffentlicht mit freundlicher Genehmigungder Folker!-Redaktion.


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Bow Triplets. Irish – Celtic world folk music. Fair Play to You

In In Folker! 01.07, S. 84
Online: http://www.folker.de/200701/rezi-eu.htm#07

BOW TRIPLETS
Irish – Celtic world folk music
Fair Play to You
(Stef Sigfalk 2006, http://www.bowtriplets.com/)
16 Tracks, 59:25 mit englischen Infos und Texten und Fotos

Diese vierte CD des in der Schweiz ansässigen deutsch-schwedisch-schweizerisch-irischen Quintetts, das aus Heidi Sigfalk (Violine, Viola, Gesang), Stef Sigfalk (Gitarre, Concertina, Mandoline, Gesang), Brendan Wade (Uilleann Pipes, Whistles, Flute, Gitarre, Gesang), Andreas Aeppli (Percussion, Bodhrán, Piano, Keyboard, Gesang) und Joe Eisenburger (akustischer Bass) besteht bietet sehr feine und extrem abwechslungsreiche irische, schottische, kanadische, amerikanische und neuseeländische Folkmusik, schnelle Reels, verträumte Airs, Balladen, mehrstimmige Lieder, zwei Stücke von Stef, eines von Heidi Sigfalk geschrieben. Letzteres, ein Set aus einem Slow Walz einer Hornpipe und einem Reel namens „Raindrops in Whiskey“ hat es mir besonders angetan, es beginnt mit Piano, Viloa und Percussion sehr zauberhaft, die Stimmung ist eher skandinavisch, eine Low Whistle mit zweiter Stimme setzt ein, dann springt eine Fiddle in den schnelleren 4/4-Rythmus über, die Percussion wird deftiger, zuletzt übernehmen die Pipes die Melodieführung und setzen den Set als Reel fort, denn gerne noch länger hätte dauern dürfen. Man merkt die vielseitige, unter anderem auch klassische und jazzige musikalische Ausbildung der Musiker bei jedem Ton, und doch ist die CD auch für Hörer zu empfehlen, die Wert auf jazzfreien Folk und enge (Neo-)Traditionsanbindung legen. Der Rezensent ist begeistert!

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Cuppatea. Candels in the Night

In Folker! 01.07, S. 91


CUPPATEA
Candles in the Night
(Eigenproduktion 2006, http://www.cuppatea.de/)
15 Tracks, 48:45 mit deutschen Infos, engl. u. dt. Texten und Fotos

Das münsteraner Singer/Songwriter-Duo Sigrun Knocher und Joachim Hetscher liefert auf ihrer zweiten CD Lieder zur Gitarre in guter Folkclubtradition, teils auch mit Blockflöte, Keyboard und Percussion untermalt. Die Musik ist extrem ruhig, es kommt auf die Texte an, die man löblicherweise auch mitlesen kann.

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Rolf F. Brand, Kevin Sheatan, Jörg Gleba und andere. Out of Connemara

In Folker! 01.07, S. 90

ROLF F. BRAND, KEVIN SHEATAN, JÖRG GLEBA UND ANDERE
Out of Connemara
(KiWi Music 2006, kiwimusic@online.de)
22 Tracks, 76:54 mit deutschen und englischen Infos, engl., dt. u. franz. Texten, Fotos und viel Sponsorenwerbung

21 Musiker(innen) aus Deutsch- und Irland, darunter auch Seán Cannon von den Dubliners, legen hier eine Scheibe mit großenteils ruhigen irischen Balladen vor, nebst einem deutschen und einem französischen Lied, einem Jigset und einem ragtime-ähnlichen Walzer. Eine schöne CD und zugleich ein Benefizprojekt gegen Kinderprostitution.

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Stokes. ballads & tunes

In Folker! 01.07, S. 93

STOKES
ballads & tunes
(Hörerlebnis 2004, http://www.stokesmusic.com/, http://www.hoererlebnis.de/)
14 Tracks, 58:53 mit englischen und deutschen Infos

Auld Tyme Irish Folk könnte man auch dazu sagen. Fans von Bands wie den Dublin City Ramblers oder der ruhigeren Balladen und Instrumentals der Dubliners kommen bei dieser Scheibe des irisch-deutsch-österreichisch-polnischen Quartetts mit Sitz in Berlin voll auf ihre Kosten. Zugleich ist sie sehr empfehlenswert für Liebhaber analoger Aufnahmen.

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Tantallon. live Irish & Scottish Folk Music

In Folker! 01.07, S. 93

TANTALLON
live Irish & Scottish Folk Music
(Seven Rays 2006, http://www.tantallonband.com/)
17 Tracks, 57:18, mit deutschen und englischen Infos und Fotos

Das schottisch-deutsche Trio aus Bremen hat zusammen mit einem Gastmusiker für diese CD ein Konzert mit allen Ansagen, Scherzen und Publikumsgeklatsche aufgenommen. Sie singen und spielen deftigen Irish & Scottish Folk in Dubliners-Manier, aber weiblicher Frontstimme. Kontakt: info@tantallonband.com

MAS