Bedlam am 18.2.2005 im Café Tiferet in Bonn
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Bedlam sind ein seit eineinhalb Jahren bestehendes Quartett mit Alexa Christ (Gesang), Norbert Simonis (Geige), Volker Becker (Geige, Gitarre) und Andreas Weber (Gitarre, Mandoline, Whistles). Dank Ralf Wackers irischem Rundbrief wurde ich auf ihr Konzert im Café Tiferet in Bonn aufmerksam. Ralf meinte schon, in den irischen Rundbrief passten sie ja eigentlich gar nicht rein. Nun, so eng würde ich das nicht sehen.
Das Café Tiferet ist der kleinste mir bekannte Konzertsaal in Bonn, aber ein sehr sympathischer. Aber darüber will ich jetzt nicht schreiben. Die vier Bedlams, die ihre Band nach der 1247 in London gegründeten ersten Irrenanstalt der Welt Bethlehem Royal Hospital benannt haben, trugen Folkmusik aus England, Schottland, Irland, Deutschland, Norwegen und Frankreich, letztere vor allem aus der Bretagne vor. Dabei sang Alexa als Frontfrau in einer relativ tiefen, also altähnlichen Stimme, die vor allem zu den düsteren Texten blutrünstiger Balladen gut passte. Die drei Jungs umwebten ihren Gesang mit einem dichten und doch abwechslungsreichen Klangteppich auf Gitarren und Mandoline. Volker spielte oft eine zweite Stimme dazu auf der Geige. Bisweilen hörte ich ein Tröten und hielt vergeblich Ausschau danach, wer denn da eine Tröte in Mund habe. Nein, auch das war Volker mit seiner Geige. Andreas bediente auch Tin und Low Whistles recht gekonnt.
Es waren hauptsächlich englische Balladen, die ich fast alle nicht kannte. Die norwegischen Lieder kannte ich von Kerstin Blodig (Norland Wind, Kelpi, ...), und auch die Ansagen der Lieder über „gekrönte Häupter auf unnatürliche Weise ums Leben gekommen“ hatte ich irgendwo schon mal gehört. Alexa unterstrich die Liedtexte passend zu den jeweiligen Stellen mit markanten Gesten, die bei Popsängerinnen häufiger zu sehen sind, als bei Folksängerinnen. Sehr günstig fand ich, dass sie die Inhalte der Lieder in den Ansagen erklärte, denn auch bei englischen Stücken höre ich oft nicht so genau auf den Text. Besonders schön fand ich, dass zwischen den Strophen der Lieder Tanzmelodien gesetzt wurden, und dieses sogar grenzübergreifend, so ein irischer Tune in einem norwegischen Lied, oder eine französische Melodie in einem mittelhochdeutschen Minnesang. Ja, die deutschen Liederwaren fast alle mittelalterlich, und das modern folkig dargebracht, ganz in der Tradition von Ougenweide und Co. Zwischendurch gab es auch Jigs und Reels, so dass sie also sehr wohl in den irischen Rundbrief passen. Ach ja, die Jungs sangen auch einmal, und zwar einen Shanty.
So boten die Bedlam Boys und das Bedlam Girl eine moderne nordwesteuropäische Folkmusik, noch nicht ganz vom feinsten, aber doch sehr hörenswert, und in ihrem Repertoire stellen sie zweifelsohne eine Bereicherung unserer Folkszene dar. Ich kann nur hoffen, dass sie zusammen bleiben und sich in der eingeschlagenen Richtung weiter entwickeln!
http://www.bedlam-folk.de/
http://www.tiferet.de/
http://www.vauxhallsociety.org.uk/Bethlehem.html
MAS