Friday, May 30, 2008

Konzertrezension: Konzertrezension: 2. Folknacht in der Küz mit Whisht! und Bachelors Walk am 30.5.2008 in der Küz in Trosdorf-Sieglar

Konzertrezension: 2. Folknacht in der Küz mit Whisht! und Bachelors Walk am 30.5.2008 in der Küz in Trosdorf-Sieglar


Oh ja, es gibt noch einige Veranstaltungsorte,. die ich noch nicht kenne, und eine solche Bildungslücke schlossen Petra und ich an diesem Freitagabend. Sieglar ist ein Ort, der zu Troisdorf gehört, rechtsrheinisch, nordwestlich von Siegburg, weder direkt am Rhein, noch am Hang, aber trotzdem ganz hübsch. Die Küz ist eine Kneipe und eine Halle, die Kneipe scheint in privater, die Halle in kommunaler Bewirtschaftung, doch beide arbeiten eng zusammen. Ein besonderes Leckerli gab es schon bevor der erste Konzertton erklang: Da die Kneipe neu eröffnet wurde, gab es ein Büffet, zu dem auch die Konzertbesucher eingeladen waren. Nun denn, kein Wunder, dass hinterher niemand mehr den Tanzaufforderungen der Musiker Folge leistete.

Im Januar gab es schon einmal eine Folknacht in der Küz mit Irish Stew und der Battlefield Band. Und es wird noch zwei weitere geben, die schon plakatiert sind, eine mit Foggy Stew und The Aberlours und eine mit Dán und Beoga, also je mit einer überregional oder international bekannten Band als Hauptact und einer regional oder überregional bekannten Band als Vorgruppe. Allerdings, so zeigte es sich, gab es zumindest dieses Mal keinen Hierarchieunterschied zwischen Vor- und Hauptgruppe, denn beide teilten sich die Auftrittszeit redlich.

Zunächst spielte also Whisht! Im Publikum waren wenige mir bekannte Gesichter, so dass auch diese Spitzenband aus der Region nicht jedem bekannt gewesen sein dürfte. Meinen schon zu Whisht! geschriebenen Rezis ist dieses Mal nicht viel hinzuzufügen. Sabrina Palm (Fiddle, Harmoniegesang), Johannes Schiefner (Uilleann Pipes, Tin Whistle, Keyboard, Gesang), Holger Ries (Cajon und anderes Percussorium, Gesang) und Eckhard Topp (Gitarren, Gesang) spielten wieder flotten Rhythm’n’Reel vom Feinsten und sangen Lieder aus Irland, der Bretagne und Schottland. Wer weiß, dass ich gerne darüber witzelte, dass Sabrina nie sang, der wird sich nun über das „Harmoniegesang“ oben in der Klammer wundern. Ja, wenn auch sehr zurück haltend, aber sie sang tatsächlich im Hintergrund mit, zumindest bei einem Lied. Vielleicht tat sie das auch, dann war es mir nicht aufgefallen. Überhaupt ist das mit den Liedern dieser Band so eine Sache: Einerseits liegt ihre Stärke eindeutig bei den Instrumentals, die sie mit eine Feinheit und Filigranität und zugleich großem Druck vortragen, aber andererseits sind ihre Lieder echte Ohrwürmer, was ich immer wieder merke, wenn ich mir ihre CD angehört habe und dann eben die Lieder, nicht die Instrumentals vor mir her summe oder pfeife. Sicher liegt das auch daran, dass letztere sehr komplex sind, die Lieder aber einfacherer Melodien aufweisen, aber eben auch wunderschöne. Und wie schon einmal geschrieben, sind die Tanztunes von Whisht! nicht unbedingt tanzbar, da sehr schnell gespielt. In Erinnerung an bei anderer Gelegenheit beinahe ausgerenkten kleinen Finge bei der Ridée beließen wir es dieses Mal lieber beim genussvollen Zuhören, was auch dem wie schon erwähn vom Büffett gefüllt Magen angenehm war. Sabrinas Geige zeigte bei „Broceliande“ weniger wie sonst, wie kratzig sie klingen kann, wenn sie soll. Hört es sich sonst an, als würden das Stahlgerüst eines sinkenden Ozeanriesen sich verbiegen, so gleich es dieses Mal eher schönem Walgesang. Dass es aber die Vögel im Wald von Broceliande sein sollte, nun, darauf wäre ich nicht gekommen. Da muss Morgaine, die Zauberin, die Merlin in den Weißbuschstrauch verbannte, ihre Finger im Spiel gehabt haben. Passt doch! Schade war nur, dass der Mann am Mischpult großenteils die Gitarre und Percussion zu laut und die Pipes und Fiddle zu leise eingestellt hatte. Das wurde gegen Ende des Acts besser, aber so richtig bekam er das nicht hin.

Bachelors Walk, die den zweiten Teil des Konzerts bestritten, sind waschechte Iren, wenn auch in Schwaben wohnhaft. Dortselbst hörte ich sie auch erstmals, 1992 in Horb am Neckar als Vorgruppe zur Battlefield Band, und dann noch mal 1993 in Koblenz beim St. Patrick’s Day Celebration Festival. Die Band besteht aus Frontmann Mick Davis (Gesang, Fiddle), Tommy Venxion (Gesang, Gitarre, Cittern, E-Baß), George Lonergan (Gesang, Gitarre) und Peter Cole (Gesang, Banjo, Mandoline, Tin-Whistle), und außerdem hatten sie noch einen Spezialgast dabei, Brian O’Connor (Flute, Tin Whistle). Die Band ähnelt etwas den Dubliners, nicht zuletzt deshalb, weil der Altersdurchschnitt in etwa der selbe ist. Ihr Repertoir besteht und bestand auch an diesem Abend aus hauptsächlich Liedern und einigen Instrumentals, die sie in einer fröhlichen, auch mal albernen, dabei sehr druckvollen und temporeichen Weise vortrugen. Deutliche war ein Einfluss aus Nordamerika, sei es vom Appalachen-Blue Grass, sei es aus Ontario und Quebec, wo der Irisch-Schottische und Französische Einfluss wiederum noch unveränderter hörbar ist. Amerikanisch war auch der Gag, dass Mick sich eine Sonnenbrille aufsetzte und in übertriebenen Gesten einen Song aus den 1950ern zu Besten gab, aus der Zeit des good old Rock’n’Roll. Brian durfte zwischendurch mal ein paar rasend schnelle Reels auf seiner Overtone-Whistle solo spielen. Diese Dinger haben nicht nur ihren Preis, sondern auch echt einen guten Klang! Leider leider war aber auch hier die Mischpultarbeit nicht dazu angetan, den Genuss zu steigern. Alle Instrumente waren zu laut eingestellt und wurden gegen Ende gerade zu schmerzhaft. Der Mixer ist bestimmt sonst den Umgang mit Rock und Pop gewöhnt und ein Publikum, das sich eh schon Selektonen mitbringt.

Wunderschön war das Bild, das sich am Schluss bot: Beide Bands zusammen auf der Bühne in schön abwechselnder Reihenfolge. Schade, dass mein Diafilm schon vorher voll war! Denn dann hätte ich beweisen können, dass man als Irish-Folk-Gitarrist jetzt Strohhut trägt, wenn man Eckis und Georges Kopfbedeckung so interpretieren will. Sabrina erzählte von einer gemeinsamen Session in Schwaben, wo sie sich kennen gelernt hatten. Ja, das war bestimmt schön, und ich fand es mal wieder so wunderbar, wie hier zwei-drei Generationen von Musikern zusammen musizierten. That’s Folk!

Da von dort um die Uhrzeit, also nach 23 Uhr, nur noch ein Bus in der Stunde nach Siegburg fährt, beeilten wir uns, diesen zu kriegen. Die Küz ist echt zu empfehlen, in der Hoffnung, dass der Mixer den Umgang mit akustischer Folkmusik noch lernt. Man sitzt dort gut im keineswegs überfüllten Saal, der zwar geräumig, aber gemütlich wirkt. Auch wenn es nicht immer ein Büffet gibt, so gibt es einen Getränkeausschank, und dass die bei „Guinness“ ein n vergaßen, na wen stört das?


Whisht!:
http://www.whisht.de/

Bachelors Walk:
http://www.scoteire.de/irland/musik/bachelors-walk.php
http://www.bachelorswalk.de/Bachelors_Walk/Home.html
Mick Davis: mickBW3337@aol.com
ontour@magnetic-music.com

Küz:
http://www.kuve-troisdorf.de
http://www.buergerhaeuser-troisdorf.de/bh-sieglar.html



Frühere Rezis von mir zu Whisht!:
3. Bonner Irish Folk Festival am 24.4.2004 in der Harmonie in Bonn-Endenich
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2004/04/konzertrezension-3-bonner-irish-folk.html bzw. http://tinyurl.com/7a877
Whisht! am 9.10.2004 im Feuerschlösschen in Bad Honnef
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2004/10/konzertrezension-whisht-am-9102004-im.html bzw. http://tinyurl.com/aqjjt
Whisht! im Bungersthof am 16.12.2005 in Königswinter-Oberdollendorf
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2005/12/konzertrezension-whisht-im-bungersthof.html bzw. http://tinyurl.com/bnyt7
5. Bonner Irish Folk Festival am 29.4.2006 in der Harmonie in Bonn-Endenich
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2006/04/konzertrezension-5-bonner-irish-folk.html bzw. http://tinyurl.com/ftoh5
CD: Whisht! touchdown
online: http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2007/09/cd-rezension-whisht-touchdown.html

MAS