Friday, November 23, 2007

Ta Alánia am 23.11.2007 beim Folk im Feuerschlösschen in Bad Honnef

Ta Alánia am 23.11.2007 beim Folk im Feuerschlösschen in Bad Honnef

Griechischer Rembeteko war angekündigt. Ohne ein Ahnung davon zu haben, was das ist, aber neugierig darauf, wie sich das anhört, lenkte ich meine Schritte mal wieder zum Feuerschlösschen. Acht Musikerinnen und Musiker waren angetreten beziehungsweise hatten sich hingesetzt, meine Bildungslücke zu schließen, und nicht nur meine, denn das Foyer war proppevoll, aber nicht wenige schienen diese Lücke nicht zu haben, sondern wussten, was sie erwartet. Doch zuvor erwartete Jutta Mensing, die Hauptorganisatorin und Moderatorin des FiF eine Überaschung. Die Bürgermeisterin von Bad Honnef hatte das Konzert in ihren Dienstkalender eingetragen, lobte in einem Grüßwort das FiF und besonders Juttas Engagement für die Kultur des Städtchens und überreichte ihr deshalb eine Auszeichnung, wenn ich es recht gesehen habe, die Ehrenbürgerschaft. Ich gratuliere!!!

Nun aber zu den Musikern: Aus der Perspektive des Publikums von links nach rechts saßen da: Luc Rosa (Gitarre, Gesang), Gary Schneider (Gitarre, Gesang), Margret Schiel (Kontrabass; sie musste stehen und tat das schräg hinter den beiden Gitarristen), Stavros Drechos (Gesang, Trommel), Achim Schiel (Buzúki, Gesang), Kerstin Schiel (Gesang, Akkordeon, Klarinette), Dunja zur Mühlen (Baglamás, Gesang) und Ralf Krüger (Ud, Baglamás, Mandoline). Wo der für die Technik verantworltliche Rolf Schiel saß, bekam ich nicht mit.

Ja, und was boten sie für eine Musik? Die beiden Hauptsänger waren Stavros Drechos (der einzige Grieche in der Combo) und Kerstin Schiel (die, wie mir anschließend erklärt wurde, gar kein Griechisch spricht, aber so einwandfrei singt, das sie nach Konzerten bisweilen von Griechen auf Griechisch angesprochen werde). Sie sangen abwechselnd Lieder, deren Inhalt Gary Schneider vorher jeweils kurz erklärte. Es waren die üblichen teils lustigen, teils ernsthaften Themen, die echte Volksmusik ausmachen: Liebe, Armut, Ärger mit der Obrigkeit, fröhliche Zecherei und so weiter. Mir kamen die Melodien anfangs aber recht einförmig vor, und manche erinnerten mich an russische Lieder. Achim Schiel auf seinem langhalsigen Buzúki umspielte diese Melodien filigran, und das war für meine Ohren zunächst das einzige Interessante, während Melodie und Rhythmus mich eher einlullten als meine Aufmerksamkeit steigerten, und die Texte verstand ich ja auch nicht. So saß ich zugegebenermaßen in der ersten Hälfte des Konzertes etwas gelangweilt da. Aber nach das Pause – lag es an dem griechischen Wein, von dem ich in der Pause getrunken hatte, lag es an der Gewöhnung oder lag es an der Musik selber, die sich anders darbot? – wie auch immer, jedenfalls hörte ich plötzlich ganz anderes beziehungsweise viel mehr: Da waren weiterhin die Liedmelodien, die aber abwechselnder wurden, da war weiter das filigrane und an Komplexität zunehmende Buzúkispiel, da waren die Ud, die Mandoline und die Baglamás (Buzúkis im Jackentaschenfoirmat, die dereinst entwickelt wurden, um sie schnell vor der Polizei verstecken zu können, wobei ich nicht mehr weiß, warum das notwendig war) unterstützten dieses Umspielen teils mit anderen Stimmen, und da waren die beiden Gitarren und der Kontrabaß, die eine Rhythmussektion bildeten. Und diese drei Ebenen wurden immer komplexer, ich swichte zwischen ihnen immer hin und her und konnte letztlich gar nicht genug kriegen. Es klang mal osmanisch-orientalisch, mal klezmer-jazzig, mal balkanisch und war doch alles griechisch oder doch türkisch-griechisch aus der Zeit vor der gewaltsamen Entmischung der beiden Völker in den 1920er Jahren. Das war einfach erstklassige Musik, und wie mir dann erklärt wurde, waren die Stücke der zweiten Hälfte tatsächlich komplexer, es war nicht nur meine Einbildung oder der Wein.

Achim Schiel erklärte mir auch, dass sie vor griechischem Publikum noch viel orientalischer spielen, während das an diesem Abend recht europäisch gewesen sei. Eine Frau meinte, die Ansagen seien erfreulich kurz gewesen, so dass mehr Zeit für die Musik gewesen sei, als bei manchen anderen Bands, und Achim sagte, das sei so üblich in Griechenland, wo man einfach spiele ohne was zu erklären. Und er erklärte das „Buzúki“ im Griechischen ein neutrales Wort sei, so dass es „das Buzúki“ heißte und nicht „die Buzúki“, wie man meistens sage. Nun ja, ob ich da unsere Irish Folk Musiker von überzeugen kann, von nun an „das Bouzouki“ zu sagen? Die Musiker dieses Abends, ein Grieche, ein Franzose, sechs Deutsche wohnen übrigens verstreut zwischen Mainz und Düren, sofern ich das richtig verstanden habe.

Über diesem informativen Gespräch verpasste ich die Bahn um 23.14 Uhr um drei Minuten und nutzte die halbe Stunde Wartezeit, indem ich auf eine Krippe in den Rhein hinaus ging, über mir den Vollmond, stromaufwärts die Lichter von Oberwinter, flussabwärts die von Bonn, schräg hinter mir die angestrahlte Drachenfels-Ruine, und etwas auf der Tin Whistle spielte. Ich sag’s Euch, das ist noch schöner als auf einer Bühne oder bei einer Session, wenn die Rheinwellen in das Spiel mit einstimmen und einem nur die Nixen zuhören und Vater Rhein höchstpersönlich. Beinahe hätte ich darüber auch noch die Bahn um 23.44 Uhr verpasst.

Ta Alánia:
http://www.taalania.de/
Feuerschlösschen:
http://www.folkimfeuerschloesschen.de.vu/

MAS

Monday, November 12, 2007

CD-Rezension: Planxties & Airs. Portrait

Planxties & Airs. Portrait

Eigenverlag 2007, http://planxties-airs.de
11 Tracks, 62:52 mit Fotos und dt. u. engl. Infos

Irisches Duett aus kleinen und großen Pfeifen

Kennt jemand noch die Fernsehserie „Silas“, die 1981 als Weihnachtssechsteiler lief mit dem zwölfjährigen Patrick Bach in der Hauptrolle? Silas ist ein ausgebüchster Zirkusjunge, der seinen Lebensunterhalt damit verdient, dass er auf dem Rücken seines Pferdes Kunststücke vorführt und dabei Flöte spielt. Er beherrscht sein Instrument so, dass er sogar einen entlaufenen Zirkusbären damit besänftigt. Eines Tages befindet er sich in der großen Kirche in der großen Stadt und schaut voller Erfurcht an den Orgelpfeifen hinauf und sagt anerkennend zu dem Organisten: „Du hat aber viele Flöten.“ Leider kommt es nicht zu einem Zusammenspiel des kleinen Flöters und des Organisten, aber wer sich vorstellen möchte, wie das klingen könnte, mag sich die hier vorliegende CD von Ulrike und Claus von Weiß aus Düsseldorf anhören, die ansonsten vor allem durch ihre English Folk Band Morris Open bekannt sind.

Außer an Silas dachte ich sofort an die in der Bretagne traditionelle Kombination von Orgel und Bombarde. Hier aber geht es nicht um bretonische, sondern um irische Musik, um Jigs, um Airs und so manches im Tempo dazwischen. Claus spielt Tin Whistles und Low Whistles und Ulrike die Weimbs-Orgel in der Christuskirche in Brühl. Bisweilen spielt er eine Melodie und sie begleitet ihn mit Akkorden, so wie man es oft von Keyboards kennt, dann aber übernimmt sie mit der Orgel die Melodieführung, und das ist wirklich ein ganz ungewohntes Klangerlebnis, einen Jig auf einer Kirchenorgel zu hören. Ungewohnt, aber passend, auch wenn man sich wiederum schlecht die darauf tanzenden Tänzer in einer europäischen Kirche vorstellen mag, aber warum nicht. Bei afrikanischen Gottesdiensten geht das ja schließlich auch.

Unter den elf Stücken der CD ist „I have a Wife of my Own“ mein Favorit, und das nicht nur, weil ich dabei immer Tom Kannmachers Vertextung über das Segelboot im Vorgarten im Hinterkopf habe, sondern weil dieser Tune hier so meisterhaft arrangiert ist, dass ich ihn immer und immer wieder hören mag. Die Orgel fängt mit sachte Akkorden an, beginnt dann, den ersten Part der eigentliche Melodie zu spielen, die Whistle den zweiten Part, dann übernimmt letztere beide Teile, die Orgel akkordisch dahinter, doch dann übernimmt sie wieder, aber zunächst ein jazzig bis kirchenmusikähnlich klingendes Intermezzo, das dann in die eigentliche Melodie übergeht, um sie dann aber immer wieder zu verfremden, bis zuletzt die Whistle wieder in die traditionelle Melodie übergeht.

Aber auch sonst ist diese CD ein Hochgenuss und ich bin echt traurig, das Konzert in Beuel verpasst zu haben, weil wir schon was anderes vorhatten. Fast die Hälfte der Stücke ist von Claus selbst geschrieben, die anderen sind Traditionals oder solche von O’Carolan. Fazit: Eine originelle Idee genial umgesetzt! Das ist meines Erachtens echt ein besonderes Scheiblein!

Liste der Stücke:

1.) The Lilting Banshee / The Blarney Pilgrim / The Lilting Fisherman (trad.)
2.) Hedgehog’s Lament (Claus von Weiß)
3.) I Have A Wife Of My Own (trad.)
4.) Sheebeg And Seemore / Lord Inchiquni (Turlough O’Carolan)
5.) Abbotts Bromley Horndance / Snakes And Ladders / Banish Misfortune / Sir Doby’s Jig (trad. / Claus von Weiß / trad. / Claus von Weiß)
6.) The Green Man (Claus von Weiß)
7.) Daylight Fading / The Kid On The Mountain / Morrisons’s Jig (Claus von Weiß / trad. / trad.)
8.) Love Lie Beside Me (trad.)
9.) The Friar’s Breeches (trad.)
10.) Hornpepi’s Farewell (Claus von Weiß)
11.) The Priimrose Lass / The Morning Star / Father Kely’s (trad.)


Wer die Silas-Fernsehserie nicht kennt, schaue mal hier hinein:
http://www.fernsehserien.de/index.php?serie=627


Bisherige Rezis von mir zu Ulrike und Claus von Weiß:
Morris Open am 25.2.2007 in der Nachfolge Christi – Kirche in Bonn-Beuel
online: http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2007/02/konzertrezension.html
CD: Morris Open. Tomorrows Tradition
online: http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2007/02/konzertrezension.html

MAS

Friday, November 09, 2007

Dán am 9.11.2007 im Bungersthof in Königswinter-Oberdollendorf

Dán am 9.11.2007 im Bungersthof in Königswinter-Oberdollendorf

Wenn Dán in der Nähe sind, dann muss ich hin, auch wenn ich eigentlich gar keine Zeit habe. Von diesem Zusammenspiel von Joergen W. Lang mit seiner auf DADGAD gestimmten Gitarre, seiner Low Whistle, sowie seinen Stimmbändern und dieses Mal auch mit einer (oder einem, wie ich kürzlich lernte, da das griechische Wort neutrum ist) Bouzouki, Franziska Urton mit ihrer Fiddle und Johannes Mayr mit seinem Akkordeon und dem riesigen Kontrabass bin ich immer wieder so hin und weg, mehr brauche ich eigentlich gar nicht zu schreiben, es klingt immer eher wie ein Werbetext, als wie eine Rezension. Aber soll ich mir denn die Kritik aus der Nase ziehen, wenn ich doch eben einfach nur begeistert bin? Vielleicht sollte Petra die Rezi schreiben, denn ihr ist die Musik von Dán (teilweise) zu melancholisch. Aber gerade das liebe ich so, diese Tiefe, diese Weite, diese Sehnsucht, so passend zu einsamen Küsten, Wiesen, Mooren, wie sie so typisch sind für Irland und Schottland. Und doch ist die Musik von Dán alles andere als klischeeverhaftet, nein, sie lebt von Originalität in den Arrangement und auch ihr Repertoire ist keines, das man von vielen anderen Irish Folks Bands auch kennt. Sicher gibt es so allseits bekannte Stücke dabei, aber eben auch irgendwo ausgegrabene oder eben selbst geschriebene oder es sind Einflüsse aus der kontinentaleuropäischen Balfolk- und Bordun- oder allgemein Volksmusik vorhanden . Und dann sind es die Arrangement, die so viele Feinheiten enthalten, dass ich sie teilweise erst beim dritten oder vierten Anhören eines Stückes entdecke, zum Beispiel zwei Melodien gleichzeitig, die gegeneinander laufen, und wobei mal die Flöte die eine und Geige und Akkordeon die andere spielen und sich dann abwechseln, so vor allem bei „Hares on the Mountain“, bei dem neben der eigentlichen Melodie noch die von „Wie schön blüht uns der Maien“ gespielt wird. Neu bei diesem Konzert war ein noch stärkerer Einsatz von Satzgesangpartien durch Johannes und Franziska, und dass fast unplugged gespielt und gesungen wurde. Nur Joergens Gitarre war angestöpselt, sonst lief alles rein akustisch. Und neu ist, dass Joergen nun im Elsaß lebt als Mieter keines Geringeren als Rüdiger Oppermann. Na, von diesem Vermieter ist sicherlich noch einiges an Inspiration zu erwarten, deren Früchte man bei künftigen Konzerten und CDs wird hören können. Man darf gespannt sein.

Schade nur, dass gar nicht so sehr viel Publikum da war. Der Gastraum war in seiner halbierten Version zwar gut besetzt, aber eben nur in der halbierten. Aber andererseits war es os noch gemütlicher und nur so das unverstärkte Konzert möglich. Die familiäre Gemütlichkeit des Konzertes aber – so wurde mir zugetragen – gefiel nicht allen gleich gut. An unserm Nachbartisch wurde gemosert: „Ja sind wir hier auf einem Familientreffen? Wozu zahlen wir denn Eintritt?“, was laut einer Freundin, die mit uns da war, daran lag, dass die Musiker das Konzert unpünktlich angefangen haben und die Pause mit freundschaftlichen Gesprächen zu lange hinzogen. Das habe gegenüber dem Publikum eine professionelle Aufmerksamkeit vermissen lassen. Nun, das fiel mir keineswegs so auf, aber ich wurde gebeten, das weiter zu geben, und tue es. Wer kann es schon allen recht machen? Die selbe Freundin sagte aber auch, dass ihr besonders das harmonische Zusammenspiel von Franziska und Johannes gefallen habe. Es sei doch schon zu sehen, wenn Musiker, die zusammen auf der Bühne stehen, sich so gut verstehen. Jou, dat is et.

Im Übrigen wurde erklärt, dass man Dán nicht „Dan“, sondern „Don“ ausspreche, also mit so einem offenen o wie bei dem schwedischen a mit dem Kringel darüber. Ha, dann war das damals im Zirkuszelt nicht der nordeutsche Slang von Jen Kommnick, sondern es war die korrekte aussprache.

Dán:
http://www.danmusic.de/
Bungertshof:
http://www.bungertshof.de/

Früher Rezis von mir zu Dán:
CD: Dán. Stranger at the Gate
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2006/02/cd-rezension-dn-stranger-at-gate.html bzw. http://tinyurl.com/c938n
meine Folker!-Rezi von deren CD:
CD: Dán. Stranger at the Gate.
In: Folker! 03.06., S. 84. Online: http://www.folker.de/200603/bescd.htm#01
Dán am 20.01.2006 im Bungertshof in Königswinter-Oberdollendorf
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2006/01/konzertrezension-dn-am-20012006-im.html bzw. http://tinyurl.com/8fmug
2. Celtic Attractions Festival am 26.5.2006 im Zirkuszelt im Kinder- und Jugendzentrum Köln-Weiß
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2006/05/konzertrezension-2-celtic-attractions.html

Sonstige Rezis von mir zu Johannes Mayr:
CD: Johannes Mayr. blue bellow
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2004/05/cd-rezension-johannes-mayr-blue-bellow.html bzw. http://tinyurl.com/apuy5
und http://www.folkig.de/reviews/johannesmayr.php3
CD: Johannes Mayr. blue bellow
In: Folker! 06.04, S. 80.
online: http://www.folker.de/200406/rezi-d.htm#06
Bal Folk mit Mensch Mayr und Jostal in Marienthal am 5.12.2004
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2004/12/konzertrezension-bal-folk-mit-mensch.html bzw. http://tinyurl.com/8spax

Und zu Franziska Urton:
CD: Colman Conolly, Tobi Kurig, Franziska Urton. Blue
In Folker! 03.07, S. 80, online http://www.folker.de/200703/rezi-d.htm#01

Und zu Joergen W. Lang:
16. Tanz & Folk Fest Rudolstadt vom 7. bis 9.7.2006 – Eindrücke
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2006/07/festivalbericht-16-tanz-folk-fest.html bzw. http://tinyurl.com/lyqj8

MAS

Thursday, November 08, 2007

Klangwelten-Festival am 8.11.2007 in der Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland in Bonn

Klangwelten-Festival am 8.11.2007 in der Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland in Bonn


Mein drittes Klangwelten-Festival erlebte ich, wie auch in den beiden Jahren, in der KAH in Bonn, auch „Bundeskunsthalle“ genannt. Für Rüdiger Oppermann war es indes die 21. Tour, auf der wieder einmal für deutsche Ohren ungehörtes und ungewohntes bot, selbst für die Ohren eines Folkies und begeisterten TFF-Besuchers.

Ja, der Anfang war so exotisch nicht, es sei denn man fremdelt schon beim Klang einer Sackpfeife und einer Trommel. Mit nämlichen Instrumenten bestückt stiegen Rüdiger Oppermann und Bijan Mahjub (ja, unser Bijan aus Köln, der Spielmann) die Treppe herunter mitten durchs Publikum. Bijan spielte einen iranischen Dudelsack, der fürderhin leider nicht mehr zur Anwendung kam, und Rüdiger eine Trommel. Das klang orientalisch bis mittelalterlich, also durchaus gewohnt für einen regelmäßigen Besuchers des mittelalterlichen Marktes zur Weihnachtszeit in Siegburg und ab und zu ähnlicher Veranstaltungen hier und dort. Im weiteren Verlauf des Konzertes hielt Rüdiger Oppermann sich an seine beiden Harfen, die schon auf der Bühne auf ihn warteten, denen er wieder keltische und doch nicht keltische Weisen entlockte, verbunden mit allerlei elektronischer Verstärkung wie Echos, Loops und dergleichen. Bijan griff hingegen zur Bombarde, und damit war er so laut, dass man eine unverstärkte Harfe eh nicht mehr gehört hätte. So aber boten die beiden in der Bretagne heimischen Instrumente unter dem Titel „Far West“ eine sehnsuchtsvolle Kontrastharmonie. Da rauschten die Atlantikwellen gegen die Steilfelsen, obwohl nur ein sanftes Lüftlein über die Wiesen strich.

Vom Westen in den Osten ging es anschließend und zwar auf sehr sehr ungewohnte weise. Drei Herren und eine Dame aus Korea, Kim Juhong, Cho Wonil, Lee Howon und (ausnahmsweise Ladies last) Oh Hyunyu boten als Ensemble Samulon Noreumachi auf diversen Trommeln und Gongs (Kwänggari, Tschanggo, Buk und Jing mit Namen) einen Percussions-Sturm sondergleichen. Es wirkte wie spontan, aber war einstudiert bis auf den letzten Handgriff und in Korea eine im Volk so weit verbreitete Tradition wie hier zu Lande die Blaskapellen. Wir blieben in Far East mit Hong Yü Chen, einer zierlichen Chinesin aus Nanjing, die eine ebenso zierliches Instrument spielte, eine Guqin, eine klassische Griffbrett-Zither, die seit 2500 Jahren gespielt wird und auch tatsächlich in zumindest fast so alten Instrumenten vorkommt. Das klang so schön chinesisch, dass man sich wünschen möge, die Chinesen generell wären auch in Politik und Wirtschaft so feinfühlig wie in dieser Musik. Und welch ein Kontrast zu den Koreanern, zumindest zu den Trommlern dieses Abends!

Obwohl die Koreaner und die Chinesin traditionelle, feststehende Arrangements spielten, konnten sie sich dennoch improvisierend mit den Westlern zusammen tun. Der Westler, mit dem es die Trommler zuerst zeigten, war für unser Sprachgebrauch ein Orientale, nämlich Houssaine Kili aus Marokko. Ja das ist schon komisch, dass wir Marokko zum Orient zählen, obwohl es doch zum Maghreb gehört, zum Westen eben. Er sang und spielte auf seiner Guimbri, einem sehr archaisch aussehenden Zupfinstrument aus einer fellbespannten Holzkiste, zuerst alleine ein Lied aus seiner Gnawa-Tradition, doch wurde er dann von den Koreanern begleitet. Und es passte wie chinesischer Tee zu marokkanischer Minze: Wunderbar!

So ging es dann den ganzen Abend weiter in unterschiedlichen Zusammenspielen zwischen Atlantik und Pazifik, Bombastisches und ganz Zartes wechselten einander ab. Sehr interessant war auch das Spiel auf drei Schalmeinen oder schalmeiähnlichen Instrumenten bretonischer, koreanischer und chinesischer Herkunft, vorgetragen von Bijan, Oh Hyunyu und Hong Yü Chen, das zeigte, wie ähnlich sich diese unterschiedlichen Kulturen doch bisweilen sind. Die Seidenstraße lässt grüßen. Am Schluss ging es dann in rheinische Gefilde, nein nicht in die Kölner Bucht, aber ins Elsaß, dem Bijan ein Stück gewidmet hat: „Les Vagues d’Alsace“, die „Wellen des Elsaß“, womit er die weinbestandenen Hügel meinte.

Wie ich las war Bijan nur bei der ersten Hälfte der Tournee dabei, bei der zweiten statt seiner Enkh Jargal, also Epi, der Mongole. So gerne ich Epi höre, so bin ich doch froh, es hier mit Bijan erlebt zu haben, denn sonst wäre der Osten doch etwas übervertreten gewesen. Und außerdem mag ich den Klang von Bombarden und Schalmeien so sehr! (Wie ich mittlerweile erfuhr, werde ich in Jena sein, wenn dort Epi mit dabei ist, und ich werde die Gelegenheit nutzen, dort man hinein zu lauschen.)

Ach ja, Bijan bat mich, auch zu schreiben, dass das Öffnen der Türen zu Beginn der Zugabe für die Musiker sehr unangenehm gewesen sei, da sie dadurch von der Bühne aus auf die offenen Türen gesehen hätten und Unruhe ins Publikum gekommen sei.

Und nicht unerwähnt lassen möchte ich, dass auch Johannes Mayr und Ingrid Mayr-Feilke (Dán, Mensch Mayr u.a.) im Publikum weilten und die Musik sehr genossen.

Klangwelten:
http://www.klangwelten.com/
KAH:
http://www.kah-bonn.de/

Frühere Rezis von mir zu Rüdiger Oppermann und/oder den Klangwelten:
Klangwelten-Festival am 8.11.2005 in der Kunst- und Ausstellungshalle in Bonn
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2005/11/konzertrezension-klangwelten-festival.html bzw. http://tinyurl.com/c6xf6
16. Tanz & Folk Fest Rudolstadt vom 7. bis 9.7.2006 – Eindrücke
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2006/07/festivalbericht-16-tanz-folk-fest.html bzw. http://tinyurl.com/lyqj8
Klangwelten-Festival am 21.11.2006 in der Kunst- und Ausstellungshalle in Bonn
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2006/11/konzertrezension-klangwelten-festival.html

MAS

Sunday, November 04, 2007

Konzertrezension: Jake Walton & Eric Liorzou am 4.11.2007 beim Folk im Feuerschlösschen in Bad Honnef

Jake Walton & Eric Liorzou am 4.11.2007 beim Folk im Feuerschlösschen in Bad Honnef


Dieses Mal kam ich nur mit 15 Minuten Verspätung in Bad Honnef an, es war keine Bahn ausgefallen, war sogar noch rechtzeitig zum Konzertbeginn im Feuerschlösschen, und somit war alles im Lot.

Als ich vor vielen Jahren (1992) der Drehleierspielerin Konstanze Kulinsky den Vorschlag machte, ihre Drehleier doch mal bei der irischen Session im Boulanger in Tübingen zu spielen, hielt sie das für unmöglich, da doch die Drehleier gar nicht zur irischen Musik passe. Im Jahr zuvor, also 1991, hatte ich aber auf dem Irish Folk Festival in Koblenz Jake Walten gehört, und der bewies doch eigentlich, dass es doch passte. Aber ja, die Musik, die er spielt ist keine Sessionmusik, zumindest keine, wie man sie so auf normalen irischen Sessions spielt.

Nun nach 16 Jahren hörte ich ihn also zum zweiten Mal und zwar in Begleitung von Eric Liorzou. Jake stammt aus Cornwall, Eric aus der Bretagne, also aus zwei ethnisch eng miteinander verwandten Regionen, die aber durch die Nordsee voneinander getrennt sind. Und während man in Cornwall keine keltische Sprache mehr spricht, ist das Bretonische noch lebendig, wenn es auch beinahe das Schicksal des Cornischen geteilt hätte. Und nun saßen die beiden da im Foyer des Feuerschlösschens, Eric von uns aus gesehen links, Jake rechts, ersterer mit zwei Gitarren, davon einem zehnsaitigen Unikat, das er aber als Mandola vorstellte mit dem Eigennamen Nelson, und zweiterer mit einer Gitarre und eben besagter Drehleier ausgestattet. Jake setzte überdies seine Stimmbänder nicht nur für die Ansagen und Witze über die Drehleier ein (Was ist der Unterschied zwischen einer Drehleier und einem Trampolin? Wenn man auf das Trampolin springt, zieht man vorher die Schuhe aus.), sondern auch zum Singen, und zwar vor allem eigene Lieder, aber auch welche von William Butler Yeats, Donevan und anderen, zumeist mit Inhalten, in denen es um die Natur, die Jahreszeiten, den Westwind und um mehr oder weniger spirituelle Bezüge zur Natur ging. So ganz verstand ich die Texte nicht, sondern müsste sie mal nachlesen. Diese begleitete entweder beide mit ihren Gitarren oder aber Jake auch mit der Drehleier, die er dabei recht sparsam bediente. Die Melodien dazu wirkten recht elegisch, verträumt.

Schneller ging es bei den reinen Instrumentals zur Sache, vor allem bei Kombinationen von Mandola und Drehleier. Ja, das waren keine Jigs und Reels, sondern eher Bourees und andere französische Tanzmelodien, auch mal was im Siebenertakt, auch mal Walzer, aber auch das eine oder andere Inselkeltische war dabei. Dabei konnte er dann auch schnarren, und die Mandola passte mit ihrem sehr sehr harten Klang sehr gut dazu. Das ging richtig ab!

Somit war das mal ein ganz besonderes Konzert im Feuerschlösschen, wie man es nur alle paar Jahre mal zu hören bekommt, wenn überhaupt. Wie sagte Jake: Er bewundere das Publikum, das so aufmerksam Liedern zuhöre, die es nie vorher gehört habe und wohl auch nie wieder hören werde. Ich musste anschließend doch wieder eine halbe Stunde auf die Bahn warten, und nutzte die Zeit, auf eine Krippe, also einen Wellenbrecher im Rhein hinaus zu gehen. Das Wasser spiegelte die Reflexion der Lichter von Bonn in den Wolken, leise glitt ein Frachter stromab, während ein Schuber auf Bergfahrt mehr Arbeit hatte, aber sich harmonisch in diese nächtliche Flussstimmung hinein passte. Das passte zu der Musik der beiden Kelten, die auf diese Weise in mir nachhallte.

Jake Walton:
http://www.jakewaltonmusic.co.uk/

FiF – Folk im Feuerschlößchen:
http://www.folkimfeuerschloesschen.de.vu

MAS

Thursday, November 01, 2007

CD-Rezensionen von mir im Folker! 06.07

CD-Rezensionen für den Folker 6/07:
von Michael A. Schmiedel

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WOLTÄHR
Mir schwaeze Platt
Op der Lay 2007, http://www.voltaire-woltaehr.de/
20 Tracks, 63:30 mit Fotos, je teils auf hochdt., moselfränk., luxemb., franz., breton. Texten und hochdt. Infos

„Woltähr“ ist zugleich der Spitz- und Künstlername von Walter Liederschmitt aus Trier und der Name seiner Band, welche nun ihre sechste reguläre CD seit 1992 vorlegt. Das Programm der Combo besteht aus einer eigenwilligen Verbindung von moselfränkischer Mundart, Franko- und Keltophilie, Chanson, Liedermacherei, Deutsch, American, Irish & Bretonischem Folk, Obrigkeitskritik und Heimatliebe, und jede CD hat überdies ihr eigenes Thema, so hier das Zusammengehören(sollen) der Region des Dreiländerecks Deutschland-Frankreich-Luxemburg, Saar-Lor-Lux oder Austrasien unter tanzbarem bretonischem Einfluss, und mit der Qual der Wahl zwischen Moselwein und Cidre beziehungsweise Viez. Diese Heimatkonstruktion wird durch das Coverfoto, das die Mosel in ihrem Lauf vor 12.000 Jahren zeigt, als sie noch durch das Konzer Tälchen floss, gekrönt. Außer Woltähr höchstselbst mit seiner unnachahmlichen Stimme, die bisweilen klingt, als sei Bob Dylon als noch nicht ganz wacher Moselwassermann wiedergeboren, sowie mit Gitarre und Leier, sind Uwe Heil (Gitarren, Blues Harp), Carsten Söns (Bässe), Christian Meissner (Schlagzeug + Gedöns), Gert Bukowsi (Keyboards), Daniel Bukowski (weitere Bässe), Dorle Schausbreitner (Gesang, Gitarre), Florian Schaubreitner (Bass), Markus Mich (Gesang, Gitarre), Patric Ludwig, Robert Gollo Streffen und Renée Weber ( je Gesang) am Bandsound beteiligt.

S. 86
online: http://www.folker.de/200706/rezi-d.htm#09

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IONTACH
jiggin’it
Eigenverlag 2007, http://www.iontach.de/
13 Tracks, 49:41 mit Fotos engl. u. gäl. Texten u. engl. u. dt. Infos

Die erste CD dieses in Wremen bei Bremen ansässigen deutsch-irischen Irish Folk Trios wurde als erste „Irish Folk CD made in Germany“ im Folker! (06.04) als Besondere gekürt, und auch diese zweite steht ihr in nichts nach, außer dass nicht Lateinisch gesungen wird. Was bei der ersten besonders ist, erwartet man bei der zweiten schon, und ja, man kann ohne Furcht zugreifen. Es sind sechs Instrumentals der Gattungen Jig, Reel, Polka, Hornpipe, Waltz und Slow Air und sieben Lieder auf Englisch oder Gälisch mit jeweils erstklassiger Instrumentbegleitung und in ausgefeilten Arrangements. Sowohl die gesangliche, als auch die instrumentelle Polyphonie geht unter die Haut und verursacht einen wohltuenden Schauer im ganzen Körper. Besonders hervorzuheben sind auch der Harmonie- und der Satzgesang, sowie das Cello! Die Musik ist in vielen feinen Details so ganz anders, als es sich viele unter Irish Folk vorstellen, und doch gehört sie einwandfrei in dieses Genre, ist also keine Weltmusik-Fusion. Verantwortlich für dieses Meisterwerk sind Siobhán Kennedy (vocals, flute, whistles, fiddle, concertina, stepp dance) , Angela Berns (vocals, bodhrán, keyboards, piano, whistle, shaker) und Jens Kommnick (vocals, guitar, bouzouki, mandoline, viola, cello, bass, uilleann pipes, whistles, pioano).

S. 85
online: http://www.folker.de/200706/rezi-d.htm#04

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HARMONY GLEN
Streaming Tunes
Eigenverlag 2007, www.harmonyglen.com/
12 Tracks, 59:21 mit Fotos u. engl. Infos

Das im Folker! 05.06 besprochene Debut-Album dieses Irish Folk-Quintetts aus dem niederländischen Wageningen war schon sehr gut, und dieses zweite Werk mit je sechs Instrumentals (Reels, Jigs, Walzer) und Liedern gefällt mir noch besser. Es enthält einen mitreißenden, groovigen, nicht selten jazzigen Sound, sowohl in den schnellen, als auch in den ruhigeren Partien. Letztere sind alles andere als langweilig, sondern weisen Melodiespannungen und teilweise Zweistimmigkeiten auf, die so richtig tief rein gehen. Auch so manches Intro ist vor der Temposteigerung voller filigraner Spannung, die sich dann entlädt in ein rasendes, mal fließendes, mal galoppierendes Crescendo wie man es von den besten Bands Irlands oder der USA gewohnt ist, ohne dass die zweifelsohne vorhandene Anstrengung heraus zu hören wäre. Besonders begeistert bin ich vom Banjo und von der Concertina, die aber nur die Spitze des Eisberges bilden. Neben Traditionals (auch einem schwedischen) sind auch eigene Tunes und Texte vorhanden, darunter das geniale „Kickin’ a Cuckoo“ in 30er-Jahre-Ragtime-Spielweise. Die Combo besteht aus Dominique Bentvelsen (double bass), Nineke Bijker (vocals, guitar, spoons), Sjoerd van Ravenzwaaji (banjo, guitar, vocals), Vincent Pompe van Meerdervoort (vocals, box, bodhrán, tarabuka) und Mike Bruinsma (fiddle).

S. 88f.
online: http://www.folker.de/200706/rezi-eu.htm#09

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CELTIC CHAKRA
Moving Stones
Eigenverlag 2007, http://www.celtic-chakra.de/
12 Tracks, 57:59 mit Fotos, engl. Infos und engl. u. gäl. Texten

Vier Männer und eine Frau aus Glattbach im Rhein-Main-Gebiet bieten auf dieser CD eine filigran, teils brav, teils flott gespielte und gesungene Zusammenstellung aus vier Liedern und acht Instrumentals in irischer und etwas baskischer Tradition. Die Trackliste im Büchlein ist fehlerhaft, und die zu hörende Frau ist darin nicht als Musikerin erwähnt.

S. 94

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THE CLANMAKENOISE
Green and Grey
Eigenverlag 2007, http://www.clanmakenoise.de/
11 Tracks, 42:05 mit wenigen engl. Infos

Drei Männer und eine Frau aus Geroda in Franken spielen acht Instrumentals und singen drei Lieder aus Irland in teils schön flüssiger, teils etwas abgehackter Spielweise. Ihre Vorbilder Solas, Beoga oder Flook erreichen sie zwar bei weitem noch nicht, aber besonders Flöte, Gitarre und Bhodrán sind sehr schön anzuhören.

S. 94

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CALEDONIX
Fields O’Storied Fame
Eigenverlag 2007, http://www.caledonix.de/
16 Tracks, 74:37 mit Fotos, dt. Infos und engl. Teiltexten

Wie schon die erste CD (vgl. Folker! 06.04) dieser schwäbischen Wahlschotten aus Stuttgart so enthält auch diese vor allem deftig von Männern, aber auch zart von einer Frau gesungene schottische Lieder, und ein paar Instrumentals (13 zu 3). Mehrstimmigkeit hier und da und wieder eine recht bluesige Mundharmonika fallen als besonders lobenswert auf.

S. 94

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LE CAIRDE
Again
Eigenverlag 2007, http://www.lecairde.de/
13 Tracks, 50:24 mit Fotos u. dt. Infos

Das rein männliche Quartett aus Roßdorf bei Darmstadt bietet vor allem Balladen und andere zumeist getragene Lieder und brav gespielte Tunes aus Irland und Schottland in ruhiger Lagerfeueratmosphäre. Sehr schon zum Entspannen und Träumen! Und wann hörte man schon mal die Dingle Regatta gesungen?

S. 96

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THE POKES
Poking the Fire
Puke Music 2007, http://www.pukemusic.de/, http://www.thepokes.de/
13 Tracks, 65:53, mit Fotos, eng. Infos u. engl. u. dt. Texten

Im Fahrwasser der Pogues, aber nicht als Coverband, sondern mit eigenen Songs, darunter einem deutschen, bewegen sich die Pokes aus Berlin. Die sieben Jungs und das Mädel legen richtig los. Der treibende Rhythmus und der punkig-gröhlende Gesang werden Fans der irischen Punkfolkies und auch solche von Fiddlers Green und ähnlichen Bands begeistern.

S. 97

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JAMESTOWN FERRY
when the bluebird sings...
Bluebird Café Berlin Records, http://www.bcb-records.de/, http://www.jamestown-ferry.de/
13 Tracks, 63:29 mit Fotos, engl. Texten und Infos

Mike und Doreen Wolter aus Berlin präsentieren auf dieser Scheibe eine ruhige, sanfte, poetische Country-Folk-Musik und werden dabei von zahlreichen Gastmusiker(inne)n, darunter auch Kerstin Blodig und Ian Melrose unterstützt. Viele der Songs sind selbstgeschrieben, einige von Bob Dylon, Dolly Parton und anderen Songwritern.

S. 96

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CHRIS SIMMANCE
Fame and Fortune
Eigenverlag 2007, http://www.simmance.de/
12 Tracks, 41:52 mit Fotos u. engl. Texten

Wie auch die im Folker! 01.05 und 04.05 besprochenen CDs des in Schwaben wohnenden südenglischen Straßenmusikers ist auch diese voller authentischer Poesie, teils überschwänglich gut gelaunter, teils sehnsuchtsvoll melancholischer Texte und Melodien, die er mit Akkordeon, Gitarre, Keyboard und vor allem seiner recht hohen Stimme vorträgt.

S. 97

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JULA BASSANA
Aperto
Eigenverlag 2007, http://www.julabassana.de/
15 Tracks, 40:43 mit Fotos u. wenigen dt. Infos

Drei Frauen aus Hattingen an der Ruhr nehmen uns mit auf eine rein instrumentelle musikalische Reise mit sehr vielen Stationen in Irland, aber auch welchen in Schottland, Mazedonien, Frankreich und Louisiana. Ein Stück ist selbst komponiert, und alle sind arrangiert mit bis zu drei Akkordeons, sowie Percussion, Metallophon und anderem Schlagwerk.

S. 94


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GITANES BLONDES & FRIENDS
Journey
Eigenverlag 2006, http://www.gitanes-blondes.de/
16 Tracks, 71: 31 mit Fotos u. engl. Infos

Die drei blonden Zigeuner und ihre zwei Feundinnen und vier Freunde leben in München, woher auch immer sie sonst stammen und spielen eine sehr feine, filigrane rein instrumentelle Weltmusik irischer, ungarischer, (weiß)russischer und anderer Herkunft auf Violine, Gitarre, Klarinette, Akkordeon, Kontrabass, Piano, Cimbaly und Percussion.

S. 95

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Leider zu wenig Platz für:

MARY-KATHRYN
Dreams & Visions

Rhythm House Records 2007, http://www.rhythmhouse.com/, http://www.mary-kathryn.com/
10 Tracks, 49:50 mit Fotos u. wenigen engl. Infos

New Age-World-Popmusik aus Colorado.

wird im Heft 01.08 erwähnt

Saturday, October 20, 2007

Konzertrezension: John Wright Band am 20.10.2007 beim Folk im Feuerschlösschen in Bad Honnef

John Wright Band am 20.10.2007 beim Folk im Feuerschlösschen in Bad Honnef


Da jetzt (hoffentlich vorrübergehend) ohne Auto fuhren Petra und ich mit der Linie 66 von Siegburg nach Bad Honnef, was eine Stunde reine Fahrtzeit kostete, zusätzlich einer halben Stunde Wartezeit, da die Bahn, die wir nehmen wollten, ausgefallen war.

So waren wir ganz froh,, als wir um 20 Uhr am Feuerschlösschen ankamen, dass noch Sitzplätze frei waren, worüber sich die Veranstalter selbstredend weit weniger freuten. Weniger als halb voll war das Foyer des Feuerschlösschens, als John Wright, der vor elf Jahren schon mal da war, auftrat. Der Manchasterer ist erst seit gut 14 Jahren Musiker, war davor Schäfer an der englisch-schottischen Grenze und davor Soldat. Ob er in diesen Jahrzehnten auch schon sang, entzieht sich meiner Kenntnis, aber ich nehme es an. Eine späte Berufung kommt ja normalerweise nicht so aus heiterem Himmel. Seine beiden Kompagnons Pete Abbot, auch aus Manchester, und Gregor Borland, ursprünglich aus Edinburgh, jetzt glücklich in Spanien verheiratet, sind um einiges jünger und eher früh berufene Profimusiker. Diese drei boten nun einen Liederabend, wobei John nur sang, also kein Instrument sonst spielte, Pete Gitarre und Gregor Geige, Gitarre, Mandoline und Bass spielte, und zudem sangen die beiden auch, zumeist im Hintergrund oder um eine Mehrstimmigkeit zu erzeugen oder auch Satzgesang, aber auch mal selbstständig, zumal beide im Gegensatz zu John auch selber Lieder schreiben. Der Repertoire stammte außer von den beiden von einer ganzen Reihe englischer, irischer, schottischer und amerikanischer Songwriter, und John verstand es, sie nicht nur mit einer kräftigen Stimme, sondern auch mit allerlei Gestig versehen rüber zu bringen. Hier und da erinnerte mich seine Mimik zwar an Helge Schneider, aber er meinte im Gegensatz zu jenem ernst, was er sang, auch wenn er mal sagte, er müsse die traurige Ergriffenheit des Liedes jetzt spielen, denn er sei ja nun doch nicht wirklich in der besungenen schlimmen Situation. Es ging um Menschen mit nicht kleinen Lebensproblemen, zum Beispiel einem, der als Kind die Bombardierung Manchesters erlebte und seit dem unter starken Ängsten leidet, es ging um Arbeitslosigkeit, um Liebeskummer, dann aber auch um Freundschaft und Lebensglück. Das eine oder andere Lied wirkte etwas schnulzig, andere mitreißend und aufputschend. Ich fühlte mich manchmal an Angelo Branduardi erinnert. Und die beiden Instrumentalisten untermalten, bekräftigten, unterstützten die Texte vortrefflich, und am Schluss gaben sie auch einen fetzigen Reelset zum Besten. Ich wundere mich immer wieder, welche Musiker Jutta und ihr Team so aufgabeln, da bin ich nicht selten überrascht und gehe bereichert nach Hause, so wie an diesem Abend auch.

Es war übrigens seit dem Frühling der erste Tag, der mir für das Rocktragen zu kalt war, Gregor aber fühlte sich in seinem Kilt perfekt temperiert. Mir war die Jeanshose, obgleich sie sich in den ersten Minuten des Tragens wie ein Panzer anfühlte, dann aber doch lieber, zumal die Bahn, die wir um 23.14 Uhr nehmen wollten, auch ausfiel und wir wieder eine halbe Stunde warten mussten. Mike schickte mir später einen Link vom General-Anzeiger, in dem es hieß, es seien an diesem Samstag gleich mehrer Fahrer im Dienst erkrankt und keine Ersatzfahrer aufzutreiben gewesen. Die Leute von den Bonner Stadtwerken selber hingegen sahen es noch nicht für notwendig an, auf meine diesbezügliche Nachfrage zu antworten. Mit Kundenservice haben sie es nicht so. Das Feuerschlösschen ist in ca. 15 Fußminuten von der Haltestelle Am Spitzenbach eigentlich gut zu erreichen, aber wenn die Bahn nicht fährt, kann es eine lange An- und Heimfahrt werden.

Hier der Link, den Mike mir schickte:
http://www.general-anzeiger-bonn.de/index.php?k=news&itemid=10490&detailid=371446

John Wright Band:
http://www.johnwrightband.com/

Folk im Feuerschlösschen:
http://www.folkimfeuerschloesschen.de.vu/

MAS

PS: Ich erhielt von den Stadtwerken dann doch noch eine ausführliche Entschuldigungs-E-Mail, der unter anderem folgende Information enthielt:

Mobilitätsgarantie
Pünktlichkeitsgarantie Seit dem 1. Januar 2006 sorgt die neue Mobilitätsgarantie im VRS dafür, dass Sie Ihr Ziel auch bei Verspätungen schnellstmöglich erreichen. Erhielten Fahrgäste bislang als nachträgliche Entschädigung ein GarantieTicket, werden nun bis zu einer bestimmten Höhe die Kosten erstattet, die für die Weiterfahrt mit einem Taxi oder einem zuschlagpflichtigen Fernverkehrszug (IC/EC oder ICE) angefallen sind.Grundsätzlich kann die Mobilitätsgarantie in Anspruch genommen werden, wenn das gewünschte Verkehrsmittel mehr als 20 Minuten später als im Fahrplan angegeben von Ihrer Starthaltestelle abfährt und es parallel keine geeignete Alternative gibt, das Ziel mit Bussen und Bahnen zum VRS-Tarif zu erreichen.Wichtig: Die Mobilitätsgarantie gilt nur bei Verspätungen, die eindeutig im Verantwortungsbereich des Verkehrsunternehmens liegen, wie z. B. Betriebsstörungen an Fahrzeugen oder Betriebsanlagen. Keine Ansprüche bestehen bei Verspätungen durch höhere Gewalt, wie z. B. Unfälle, Unwetterkatastrophen, Bombendrohungen, Streik etc.In welcher Höhe werden die Kosten erstattet?Wer ein Monats- oder Formel 9Ticket im Abo bzw. ein JobTicket oder XXL-Ticket besitzt, erhält eine Kostenerstattung von maximal 30 Euro. Fahrgästen, die mit anderen VRS-Tickets unterwegs sind, werden die entstandenen Kosten bis zu 15 Euro erstattet. Wer aufgrund der verschiedenen VRS-Mitnahmeregelungen andere Personen auf seinem Ticket mitgenommen hat, kann diese auch im Taxi oder in einem IC/EC- oder ICE-Zug zur Weiterfahrt mitnehmen. Zur Nutzung eines solchen Fernverkehrszuges müssen zuvor alle Personen ein gültiges Ticket erwerben. Die Kostenerstattung beträgt insgesamt maximal 30 Euro.Und so funktioniert es:Reichen Sie Ihren vollständig ausgefüllten Erstattungsantrag sowie die Taxiquittung oder das IC/EC/ICE-Ticket (jeweils als Original) zusammen mit Ihrem VRS-Ticket (als Original oder Kopie) innerhalb von sieben Kalendertagen nach dem Vorfall in einem Kundencenter bzw. bei der Verwaltung eines VRS-Verkehrsunternehmens ein.Achten Sie bitte darauf, dass die Quittung des Taxiunternehmens vollständig ausgestellt ist, d. h. mit der genauen Uhrzeit und Wegangabe.Nach positiver Prüfung Ihres Antrags wird der entsprechende Erstattungsbetrag von dem zuständigen Verkehrsunternehmen auf Ihr Konto überwiesen.

Thursday, October 18, 2007

CD-Rezension: Günter Hochgürtel. Tanz auf dem Vulkan

Günter Hochgürtel. Tanz auf dem Vulkan

AMA-Verlag 2007; http://www.günter-hochguertel.de/, http://www.wibbelstetz.de/
11 Tracks, 44:59 mit dt. Texten und Infos und Fotos

„Tanz auf dem Vulkan“, der Titel passt zu Eifelrocker und Wibbelstetz-Frontmann Günter Hochgürtel wie die Maare in die Eifel, aber nein, diese CD enthält keine Lieder in nordeifeler Mundart, sondern elf hochdeutsche Lieder. Schon unter dem Namen „Troubadour“ gab er Lieder von außerhalb des Wibbelsetz-Genres zum Besten, darunter auch, aber nicht nur eigene Dichtungen. Nun aber hat er elf selbst geschriebene Lieder eingespielt, wobei ihm eine Bande von Freunden half, die zusammen einen vollen Bandsound entwickeln, darunter zwar auch Jürgen Schoeder und Linus Krämer von Wibbelstetz und Johannes Epremian von Le Clou, aber auch andere, mir bislang unbekannte. Es klingt nach rheinischer Volksmusik, nach Cajun und Country, nach Rock und Pop, nach Jazz, nach Chanson, auch nach Schlager, aber nicht zu sehr, da ist Günters Stimme wirklich gut ingebettet und getragen. Und seine Texte handeln von der menschlichen Unbekümmertheit beim Umgang mit der Natur (das ist der Inhalt des Titelliedes und eben der Tanz auf dem Vulkan), vom hinterhältigen Bruder, von der so plötzlich erwachsen gewordenen Tochter, die das Elternhaus in Richtung Kappstadt verlässt, vom Schicksal einer Prostituierten, von einem vom Opa geerbten Zigarettenetui und auf vielfältige Weise von Lust und Wehe der Beziehungen zwischen Man und Frau. Das alles wird so schwungvoll, tanz- oder schunkelbar, rüber gebracht, dass man die Ernsthaftigkeit mancher Texte bisweilen vergisst. Abgesehen von den rheinischen, französischen und amerikanischen Vorbildern Günters kommen mir als Vergleichsmusiker John Denver und noch mehr Angelo Branduardi in den Sinn. Es ist einfach gut gemachte Liedermacherkunst, nicht so verkrampft wie bei manchen Kollegen, der erhobene Zeigefinger ist nur beim Titellied wirklich deutlich zu bemerken, aber jedes Lied hat seine Moral, die unaufdringlich rüber gebracht wird. Wer die Release-Party nicht besuchen konnte, so wie ich, dem sei diese CD ans Herz gelegt.

Die Mitmusiker sind:
Jürgen Schroeder: Schlagzeug
Thomas Wille: Tuba
Martin Salzwedel: Cello
Johannes Epremian: Geige
Martin Frings: Saxophon, Klarinette
Linus Krämer: Akkordeon
Robby Mildenberger: E-Gitarre
der Gospelchor der Kirchengemeinde Euskirchen

Trackliste:
1. Tanz auf dem Vulkan
2. Gut, dass du da bist
3. So was von gemein
4. Komm, wir gehen ein Stück
5. Wo immer du bist
6. Das rote Herz im Wohnmobil
7. Das Zigarrenetui von meinem Opa
8. Es gibt so Tage
9. Die Frau von meinem besten Freund
10. Sonntagmorgen
11. Erdbeermund


Bisherige Rezis und sonstige Texte zu Günter Hochgürtel von mir:
Wibbelstetz am 20.8.2005 in Nettersheim
Ortsterminartikel:
Nordeifeler Mundartszene. 20 Jahre Wibbelstetz - Jubiläumskonzert, Nettersheim, 20.8.2005.
In: Folker! 06.2005, S. 72.
CD: Günter Hochgürtel. Troubadour. Günter Hochgürtel singt eigene und andere Lieder.
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2005/10/cd-rezension-gnter-hochgrtel.html bzw. http://tinyurl.com/dsbzy
CD: Wibbelstetz. De Kopp voll Dröhm
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2005/09/cd-rezension-wibbelstetz-de-kopp-voll.html bzw. http://tinyurl.com/75mpc

MAS

Tuesday, October 09, 2007

Konzertrezension: Pure Irish Drops am 9.10.2007 in der Brotfabrik in Bonn-Beuel

Pure Irish Drops am 9.10.2007 in der Brotfabrik in Bonn-Beuel

Traditionelle Musik aus South Ulster in konzertanter Atmospäre

Anders als in den drei vorausgehenden Jahren waren die reinen irischen Tropfen in diesem Jahr nicht am 8., sondern am 9. Oktober in Bonn zu Gast. Pure Irish Drops, das verspricht immer ein Konzert mit traditioneller irischer Musik, schwerpunktmäßig instrumentell, wobei jedes Jahr einen anderen Schwerpunkt hat. Der diesjährige Schwerpunkt ist ein regionaler, und zwar Musik aus der Region Ulster, welche sich teilweise in Nord-Irland und teilweise in der Republik Irland befindet. Ungeachtet dieser Staatsgrenze vertraten die drei Musiker der diesjährigen Tour eine gemeinsame Musik-Tradition, die weitaus älter ist, als die Teilung des Landes.

Sie betraten nacheinander die Bühne und zwar so, dass der erste zuerst solo spielte, dann im Duett mit dem Zweiten, der dann solo spielte, worauf er mit dem Dritten im Duett spielte, der wiederum dan auch als Solist auftrat, und anschließend erst spielten alle drei gemeinsam. Der Erste war Martin Quinn, ein junger Busche mit zwei Knopfakkordeons, einem deutschen von Hohner, das schon mehr Jahrzehnte gesehen hat als sein Spieler, das aber wohl auch etwas schwefällig zu spielen war, so dass er die meiste zeit auf einem diatonischen Akkordeon spielte, wie sie in Frankreich üblich sind. Ihn ergänzte und löste ab Gerry O’Connor, der sich mit einer Geige begnügte, aus der er aber allerhand heraus holte. Der Dritte und älteste im Bunde dann Gabriel McArdle, der sowohl eine Concertina, also Ziehharmonika, spielte, als auch sang. Und was spielten und sangen sie? Es waren Jigs, Reels, Slip Jigs, Slides, Polkas, Airs und gesungene Balladen, also das, was man gemeinhin von einem Irish Folk oder Irish Traditional Konzert erwartet, allerdings so pur, so rein, so traditionell, wie man es heutzutage doch selten hört und zudem im Repertoire so ulster-regional, dass auch ich, der ich schon viele irische Musik gehört habe, viele der Tunes noch gar nicht kannte, obwohl es keine Neukompositionen, sondern von alten Musikern tradierte Stücke waren. Florian Fürst, der Veranstalter, sagte, auch ihm sei es so ergangen und auch anderen in dem Genre versierten Musikern, dass sie diesen regionalen Musikschatz nicht kannten und so sehr überrascht waren. Das eine oder andere war mir sicherlich doch bekannt, aber nur weniges. Sicher kann man musikhistorisch bestimmt feststellen, wie alt die Stücke tatsächlich sind und auch wann die spezifische Spielweise entstanden ist, oder, na ja, vielleicht auch doch nicht, denn man wird schon Feldforschung betreiben und dabei das Glück haben müssen, auf Musiker zu stoßen, die nicht nur spielen und singen können, sondern auch noch die Geschichte der Musik kennen. Die drei Musiker auf der Bühne konnten immerhin meistens sagen, von wem sie das Stück, das sie gerade ansagten, gelernt haben, aber woher hatte der jenige es dann?

Die Musik dieses Abends hört man in Irland sicher eher in privatem Kreis oder in den Pubs, aber der Konzertsaal der Brotfabrik war auch bestens geeignet, ihr in Ruhe und konzetriert zu zu hören. Nicht geeignet war die Musik sicher für Leute, die es modern mögen. Man könnte sagen, dass die Paperboys an einem Ende und die drei Musiker dieses Abends an zwei Enden einer Skala spielen, was nicht bedeutet, dass sie nicht auch anders könnten. So sehr ich auch moderne, experimentelle Spielweisen liebe, so sehr geniesse ich auch diese alte Musik, die ihrerseits auch alles andere als urtümlich im Sinne von plump und ungekünstelt war. Sie war sehr filigran, sehr verspielt, wenn auch eher unisono als polyphon. Die Balladen folgten auch zumeinst einem bestimmten Schema von Melodie und Takt, wobei eine ein gesungener Jig war. Ohne Musiker wie diese und auch ohne Veranstalter, die sie auf Tour und auf die Bühnen der Welt bringen, würde sich Irish Folk sicher verlaufen und seine Wurzeln verlieren. Einem solchen Konzert zuzuhören und selber als Musiker solche Musik z.B. in einer Session mit zu spielen, erdet all die modernen und mulitkultibeeinflussten Musiker wieder. Für Folk Musik ist das überlebenswichtig, will sie Folk Musik sein. Abgesehen von solchen theoretischen Überlegungen war das Konzert aber einfach ein Hochgenuss, zumindest für mich, aber auch für Ferdi, der mit mir da war, für Sabrina (Geigerin bei Whisht!), Jonathan (Geiger bie Five Alive Oh) und Winni (Concertinaspieler in der Fiddler’s Session), die auch da waren, und dem Applaus zu folge wohl auch für die anderen Zuhörer.

Das Restaurant in der Brotfabrik hat übrigens neue Pächter, der die vorherigen nun die UN-Kantine betreiben. Die neuen legen Wert auf regionale oder ökologische Produkte, so dass sie zum Beispiel nun Neumarkter Lammbräu haben (nicht regional, aber ökologisch), und wie vorher auch Malzmühlen Kölsch (nicht ökologisch, aber regional) von Fass und Gaffel (dto.) und Heller Kölsch (ökologisch und regional) von der Flasche, sowie Rothaus Tanenzäpfe (weder noch). Leider aber bekam ich so nicht das russische Baltika Starkbier, auf das ich mich gefreut hatte und auch kein polnisches Zyviec.


Musik Büro Florian Fürst:
http://www.ffmusik.de/
http://www.ffmusik.de/PIDinfo2007.htm
Gerry O’Connor:
http://www.gerryoconnor.net/
Brotfabrik:
http://www.brotfabrik-bonn.de/

über Ulster:
http://de.wikipedia.org/wiki/Ulster

frühere Pure Irish Drops Rezis von mir:
Pure Irish Drops am 8.10.2004 in der Brotfabrik in Bonn-Beuel
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2004/10/konzertrezension-pure-irish-drops-am.html bzw. http://tinyurl.com/acx5c
Pure Irish Drops am 8.10.2005 in der Brotfabrik in Bonn-Beuel
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2005/10/konzertrezension-pure-irish-drops-in.html bzw. http://tinyurl.com/csqne
Pure Irish Drops - Music from the Déise am 8.10.2006 in der Brotfabrik in Bonn-Beuel
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2006/10/konzertrezension-pure-irish-drops.html

MAS

Thursday, September 27, 2007

Konzertrezension: The Paperboys am 27.9.2007 im Bungertshof in Königswinter-Oberdollendorf

The Paperboys am 27.9.2007 im Bungertshof in Königswinter-Oberdollendorf

Spanisch beeinflusster Irish Folkpop aus Kanada ließ die Tische wackeln

Zum zweiten Mal schon in diesem Jahr waren die Paperboys zu Gast im Bungertshof, und es waren tatsächlich auch Leute im Publikum, die ihren letzten Auftritt im Mai miterlebt haben und nun wieder kamen. Ich hatte sie vor einigen Jahren mal auf einem St. Patrick’s Day Celebration Festival in Köln gehört und auch ihre neuste CD rezensiert. Im Vergleich zu ihrem Auftritt im Mai, den ich nicht erlebt habe, und zur CD waren aber nun zwei Musiker ausgetauscht. Statt Kendel Carson bediente Miranda Mulholand die Fiddle und statt Geoffrey Kelly spielte David Gossage die Flute und Whistles. Bandleader und Frontsänger Tom Landa mit Gitarre und Jarana (einer kleinen mexikansichen Gitarre), Brad Gillard mit Banjo und E-Bass und Matt Brain als Schlagzeuger und Perkussionist waren selben. David Gossage war aberauch damals in Köln dabei und ebenso erlebte ich ihn beim SPDCF 2005 in Brühl zusammen mit Kirk MacGeachy im Duo. Als ich ihn herein kommen sah, freute ich mich noch mehr auf das Konzert als ich es ohnehin schon tat.

Ja, die Zeitungsjungen und das Mädel legten dann auch gleich kräftig los in ihrem ganz eigenen Stil: die Grundlage bildete moderne Irish Folk Musik, diese erhielt einen kräftigen Schuss spanisch-mexikanischen Einfluss – wenn auch spanische Texte nur die Ausnahme waren -, das Ganze wurde rockig-poppig aufgemischt und mit einer ordentlichen Prise Jazz verziert. Ganz zum Schluss kam dann auch noch etwas Rap dazu: „I say ‚paper’, you say ‚boys’ als Wechelgesang mit dem Publikum. Das ging wirklich ordentlich ab, in schnellen, aber nicht gehetzten, sondern eher ruhig wiegenden Rhythmen, mit denen sie auch gut und gerne eine große Halle in Wallung hätten bringen können. Und David Gossage verdoppelte zumindest für meinen Geschmack die Qualität der Band geradezu. Egal ob auf der hölzernen oder der metallenen Querflöte, auf der Tin oder der Low Whislte, er umspielte die Hauptmelodien so virtuos und abwechlsungsreich oder übernahm selber die Hauptmelodie, wechselte zwischen rasantem Reel und jazziger Improvisation hin und her, und zwischendurch spielte er auch noch Mundharmonika und E-Gitarre, wobei er während eines Stückes manchmal mehrmals die Instrumente wechselte. Das war einfach sagenhaft, oder wie Ralf Wolfgarten von den Lokal Heroes es ausdrückt: Ein Tier auf allem, was man blasen kann. Im Verleich zu dem Aufritt mit Kirk MacGeachy konnte er sein Können zwar nicht so richtig ausleben, da er sich ja an die Bandvorgabe halten musste, und dabei schien es so, als legten sie ihm Zügel an, aber er treib diese auch vorwärts, gab ihr also die Sporen, das es nur so eine Wonne war. Miranda Mulholands Fiddlespiel dagegen war auch gut, aber es lagen doch noch Welten dazwischen.

Fazit: Wer Irish Folk - Fusionen mag und kein Traditionspurist ist, der ist mit den Paperboys bestens beraten. Sie sind geniale Botschafter des Einwandererlandes Kanada, eine kanadische Mulitikulitband mit irischer Leitkultur sozusagen. Es ist somit eigentlich kein Wunder, dass im Publikum vier der Lokal Heroes saßen, die ja auch Meister der irisch-baltisch-folkig-rockigen Fusion sind. Unter dem Dach von Magnetic Music gibt es aber auch gemeinsame Projekte beider Bands. Eine solches Konzert würde ich gerne mal erleben!

Homepages der Paperboys:
http://www.thepaperboys.de/
http://www.paperboys.com/

Texte über sie:
http://folker.de/200602/07paperboys.htm
http://en.wikipedia.org/wiki/The_Paperboys

Rezensionen von mir:
CD: Paperboys. The Road to Ellenside:
online: http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2007/03/cd-rezension-paperboys-road-to.html
16. St. Patrick’s Day Celebration Festival am 9.3.2005 in Max Ernst Museum in Brühl (mit David Gossage):
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2005/03/konzertrezension-16-st-patricks-day.html bzw. http://tinyurl.com/bnmzt

Ach ja, ich traf auf dem Konzert den Fotografen Eckhard Henkel, der Bilder machte und sie ins Netz stellte:
http://www.foto-onkel.de/2007-09-27_The_Paperboys,_Bungertshof,_Koenigswinter/index.htm

Homepages der Veranstalter:
Magnetic Music, Petr Pandula:
http://www.magnetic-music.com/
Bungertshof:
http://www.bungertshof.de/

MAS

CD-Rezension: Geraldine Mac Gowan. Through the Years

Geraldine Mac Gowan. Through the Years

Eigenverlag 2007, http://www.geraldinemacgowan.de
14 Tracks, 66:26 mit verträumte verfremdeten Fotos von Shay MacGowan und Brian O’Connor und wenigen engl. Infos, aber ohne Büchlein und somit ohne Texte

„I won’t Stopp singing“ hatte mir Geraldine MacGowan in einem Interview für einen Folker!-Artikel gesagt. Das war vor zwei Jahren, und ja, es steht nicht nur wieder eine Deutschlanftournee an, sondern es liegt auch wieder eine CD vor. Es ist eine Art Best of, oder wie sie es selber auf der Rückseite des Covers schreibt: „’Through The Years’ is a collection of my favourite Irish songs & tunes.“ Nun, Tunes im Sinne von Instrumentals sind es nur drei, denn sie ist ja Sängerin, aber natürlich hat auch jeder Song seinen Tune im Sinne von Melodie. Ein solches Instrumentel bildet aber sogleich den Opener, eine modern arrangierte Synopse einige bekannter Jigs, der dann aber sogleich eines ihrer meiner Meinung nach besten Lieder folgt: „Go from my Window“. Bevor ich selber nach Worten suche, die dem Lied gerecht werden, zitiere ich lieber Elise Schirrmacher die im Folker! 05/2004 die Ballade beschrieb, „bei der MacGowans Stimme so samtig glänzt, wie das Fell einer schwarzen Katze, deren Schnurrhaare langsam grau werden“. Das passt! Und überdies ist es so melancholisch, dass ich beim Hören so richtig den Blues kriege. Und zugleich beginne ich zu verstehen, warum ich den bei so vielen Blues-Stücken nicht kriege, denn mit denen ist das passiert, was auch auf dieser CD mit Liedern wie „Lowlands“ (also „The Lowlands of Holland“) oder „Jealousy“ passierte, nämlich eine groovige Modernisierung, dass sie ihre ursprüngliche Melancholie verloren und zu mitreißenden Tunes wurden, voller Rhythmus und eben Groove. Daran sind selbstredend auch die Mitmusiker „schuld“, die Geraldine erstklassig begleiten, und deren sind es, die Gastmusiker mitgeechnet, nicht gerade wenige. So ist diese CD eine wunderbare Mischung zwischen melancholischen Texten und Melodien, feinen Gitarrenpickings und vorwärts treibenden und tief furchenden Rhythmen mit Gitarren, Flöten, Mundharmonika, Akkordeon, Banjo und Bodhrán. Sehr empfehlenswert für Fans moderner Irish Folk Music vorgetragen von einer reifen Frauenstimme und modernen, aber nicht zu rockigen und nicht zu jazzigen Instrumentalisten. Und als Best off-CD ist sie zugleich wohl auch ein guter Einstieg für Hörer, die noch nichts von Geraldine Mac Gowan kennen. Ich kann nur hoffen, dass Geraldine auch weiterhin ihr oben erwähntea Versprechen hält!

Leider hat die CD kein Büchlein und somit keine Texte zum Mitlesen oder merh als die Minimalinfos. Vielleicht habe ich ja nur eine Promo-Version, aber einen derartigen Hinweise fand ich nicht.

Die Musiker(innen) sind:
Garaldine MacGowan: Lead & Backings Vocals, Bodhrán
Shay MacGowan: Lead & Backings Vocals, 6 & 12 String Guitars
Brian O’Connor: Flute, Low Whistle, Backing Vocals
Anne Conroy: Accordeon
Chris Jones: Guitar, Backing Vocals
Gastmusiker(innen): Èamonn de Barra, Shane McGowan, Paddy Glackin, Tom McDonagh, Davy Spillane, Mick Davis, Mich O’Brien, Steve Cooney, Nolliag Bridgeman, Cormac de Barra, Maire Breathnach, Gerry “Banjo” O’Connor, Jimi Slevin, Frank Mulcahy, Wayne Sheady, Frieder Gottwald, Michael Witzel, Johannes Eichenauer.

Trackliste:
1. Doolin Harbour
2. Go From My Window
3. Lowllands
4. Jealousy
5. Johnny Miner
6. Jeannie C
7. Bonny Irish Maid
8. Inishfree
9. Lark In The Morning
10. Whatever Goeas Around Comes Around
11. Battering Ram/Kinneagad Slashers/Leg Of The Dug (Jigs)
12. Streets Of Derry
13. West Coast Of Claire
14. Aill Na Searrach – Hill Of White Horses

Die oben erwähnte Rezi von Elise Schirrmacher findet man unter:
http://www.folker.de/200405/rezi-eu.htm#02

Bisherige Texte zu Geraldine MacGowan von mir:
Geraldine MacGowan & Band am 15.6.2005 in der Brotfabrik in Bonn-Beuel
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2005/06/konzertrezension-geraldine-macgowan.html bzw. http://tinyurl.com/a3knf
„I won’t stop singing“. Geraldine MacGowan. Eine irische Sängerin und ihr Verhältnis zu Deutschland. In: Folker! 05.2005, S. 20f..
Zum Teil online unter http://www.folker.de/200505/05geraldinemacgowan.htm

MAS

CD-Rezension: Whisht! touchdown

Whisht! touchdown

Eigenverlag 2007, http://www.whisht.de
11 Tracks, 52:50 mit Fotos, deutschen und englischen Infos

Hochkarrätiger Irish Folk aus Bonn am Rhein

„So steht es nicht im Baedecker“, heißt es manchmal in Merian-Heften, und hier heißt es: So steht es nicht im Folker! Gut, so sowieso nie, denn im Folker! habe ich immer viel weniger Platz, aber eine Rezi dieser CD werdet Ihr im Folker! gar nicht finden. Nicht, dass die CD eine solche nicht verdiente, nein, es ist einfach so, dass zwei der Musiker, nämlich Johannes und Sabrina selber Folker!-Mitarbeiter sind, und über Produkte von solchen wird dort lediglich informiert, aber sie werden nicht rezensiert. Da nun aber keiner der Musiker Mitarbeiter(in) beim folkigen Rundbrief ist, kann ich sie also gnadenlos verreißen oder auch in den Himmel loben, wie ich es für richtig halte.

Was ich nicht gut finde an dieser Scheibe, und das gilt auch für die Whisht!-Konzerte, die ich bisher besuchte, ist, dass sich Sabrina partout weigert, zu singen. Lieber laden sie sich eine Gastsängerin ein, als dass Sabrina mal ihre Fiddle los ließe und ein Lied ihren Stimmbändern anvertraute. Das wäre es aber auch schon, was ich zu meckern habe. Oder? Na vielleicht fällt mir noch was ein ...

Nun ist sie also da, die lang angekündigte Scheibe. Und diese beginnt nahezu flookig mit tiefen Gitarren- und Bodhrán-Rhythmen, und dann mit einem Uilleann-Pipe-Reelset, wenn auch nicht flookig, so doch so groovig, da wähnt man sich sofort bei einer der Avantgardebands der Inseln oder von Übersee. Diese Qualität zieht sich duch alle Stücke hindurch, die Musik der Uilleann Pipes oder Whistles und der Fiddle fließt nur so dahin, ist aber durchaus versehen mit markanten Betonungen der Gitarre und des Cajon oder des Bodhrán, ähnlich wie bei einem Wildfluss voller Stromschnellen, hier und da aber auch mit ein paar verträumten langsameren Keyboard- und Harfen-Partien, die aber alsbald wieder Tempo aufnehmen, ohne aber auch nur einziges Mal gehetzt zu wirken. So muss irische Musik sein! Oder, um es nicht ganz so apodiktisch zu formulieren und da ja auch ein paar bretonische Stücke und ein englisches dabei sind: so gefällt es mir!

Vier der elf Stücke sind Lieder, gesungen von Johannes, Ekhart und Holger, sowie eine Strophe von Gastsängerin Gudrun Walther, eines davon das bretonische „Brocéliande“ von Alan Stivel. Gegen den Gesang ist nichts einzuwenden, er ist sauber und recht druckvoll vorgetragen, aber die Stärken von Whisht! liegen zweifeslohne bei den Instrumentals und auch bei den Zwischen- und Begleitspielen der Lieder. Hätte ich die CD für den Folker! besprochen, hätte ich sie vielleicht als Besondere vorgeschlagen, wenn auch der Gesang nicht die ausgesprochene Stärke der Band ist. Gudrun hat doch bestimmt schon mehr als genug Termine. Vielleicht sollte Sabrina doch mal mitsingen?

Auch erwähnenswert ist, dass fünf Melodien von Johannes sind, eine davon in Zusamenarbeit mit Ekhart, und besonders erwähnenswerte ist auch, dass zumindest Johannes kein Profimusikser ist, sondern sich seine musikalische Meisterschaft neben seinem Beruf als Arzt erarbeitet hat. Hut ab!!!

Lineup:
Sabrina Palm: Fiddle
Johannes Schiefner: Uilleann Pipes, Keyboards, Lead Vocal (Tracks 3 & 10)
Ekhart Topp: Guitar, Lead Vocal (Track 8)
Holger Ries: Cajon, Lead Vocal (Track 5) Bodhrán, Percussion
Gastmusiker:
Gudrun Walther: Vocals (Track 3) (im Büchlein fehlt das h von “Walther”; ich vergaß es bisher auch immer)
Tets Halbertsma: Celtic Harp (Track 11)
Dirk Neuhoff: Double Bass (Track 3), Frettless Upright Bass (Tracks 2 & 9)

Trackliste:
1. Islandbawn
2. Pigs & Jigs
3. Broomfield Hill
4. Reidées á 6 temps
5. The Evictions
6. Loughing Eyes
7. The Kesh Clone
8. The Lazy Farmer
9. Gleanntán
10. Brocéliande
11. Polcai an Domhain

Frühere Rezis von mir zu Whisht!:
3. Bonner Irish Folk Festival am 24.4.2004 in der Harmonie in Bonn-Endenich
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2004/04/konzertrezension-3-bonner-irish-folk.html bzw. http://tinyurl.com/7a877
Whisht! am 9.10.2004 im Feuerschlösschen in Bad Honnef
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2004/10/konzertrezension-whisht-am-9102004-im.html bzw. http://tinyurl.com/aqjjt
Whisht! im Bungersthof am 16.12.2005 in Königswinter-Oberdollendorf
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2005/12/konzertrezension-whisht-im-bungersthof.html bzw. http://tinyurl.com/bnyt7
5. Bonner Irish Folk Festival am 29.4.2006 in der Harmonie in Bonn-Endenich
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2006/04/konzertrezension-5-bonner-irish-folk.html bzw. http://tinyurl.com/ftoh5

Zu Gudrun Walther (ja, auch ich vergaß bisher immer das h):
Deitsch am 6.9.2006 beim Folk im Feuerschlösschen in Bad Honnef
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2006/09/konzertrezension-deitsch-am-692006.html
Deitsch. Königskinder.
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2005/11/cd-rezension-deitsch-knigskinder.html bzw. http://tinyurl.com/ddp3h
Cara. in between times.
http://www.folker.de/200704/bescd.htm#01

MAS

Sunday, September 23, 2007

Konzertrezension: Sessioneers und Greenwood School am 23.9.2007 auf dem Münsterplatz in Bonn

Sessioneers und Greenwood School am 23.9.2007 auf dem Münsterplatz in Bonn

Das ist keine Rezension, aber doch eine Notiz. Letzten Sonntag spielten einige unserer Bonner Irish-Session-Musiker unter dem Namen „Sessioneers“ (Achim Weimer auf dem Bodhrán, ein Querflöter, dessen Namen ich nicht kenne, Alexander „Näx“ May auf Uilleann Pipes, Tinwhislte und Gesang, Nicole Maldonado auf Fiddle und Gesang und Werner Nitsche auf der Gitarre in einem Zelt auf dem Bonner Münsterplatz zum Tanze auf. Auf ihre Musik tanzten Teilnehmerinnen der Tanzkurse der Greenwood School unter der Anleitung von Jelea Haramis und Heike Fröhling, dann aber auch normales Volk, erst recht unter Anleitung. Das war sehr hünsch anzuschauen und sehr schön wie immer anzuhören. Zum Mittanzen hatte ich gerade keine rechte Lust. Dass auch Näx sang war ein Schmankerl besonderer Art. Die Veranstalung fand im Rahmen des NRW-Projekts „Ab in die Mitte“ statt. Sowas könnte es ruhig öfter geben!


Sessioneers (keine Gruppe, aber ein Überblick über die Irish Sessions der Region):
http://www.sessioneers.de/
Jelena Haramis & Heike Fröhling:
http://www.schottisch-gaelisch.de/texte/storas/Jelenaheike.html
http://www.khadira.de/greenwood/impressum.shtml
Ab in die Mitte:
http://www.mybonn.de/main.php?seite=top-events/news-2007-05-001

MAS

Saturday, September 22, 2007

Konzertrezension: 27. Lahnsteiner Bluesfestvial am 22.9.2007 in der Stadthalle Lahnstein

27. Lahnsteiner Bluesfestvial am 22.9.2007 in der Stadthalle Lahnstein

Kein Grund, den Blues zu kriegen – mitreißendes Festival im „Mekka der Bluesfreunde“

Den Blues könnte ich höchstens kriegen und mir selber in den Allerwertesten treten, weil ich, der ich doch aus Lahnstein stamme und bis 2001 auch noch meinen Zweitwohnsitz in der elterlichen Wohnung dort hatte, erst jetzt, in dessen 27. Jahr, das Lahnsteiner Bluesfestival zum ersten Mal besuchte. Da muss schon ein Bretone kommen, um mich, der ich ja sonst Celtic Folk-Fan bin, mit einer freundlichen Einladung mal zu diesem Zwecke zu bewegen, die mir durch viellerlei andere Veranstalungen bekannte Stadthalle in Oberlahnstein aufzusuchen. Der Bretone ist Yannick Monot und ist eigentlich Cajun-Musiker, Mitbegründer von Le Clou und lebt seit vielen Jahren im Rhein-Lahn-Kreis und trotzdem im Verteiler meines folkigen Rundbriefes für Bonn, Rhein-Sieg und Umgebung. Nun ja, was heißt „trotzdem“? Umgebung ist es ja noch.

Warum dieses so bedeutende Festival bisher nahezu gänzlich, also abgesehen von Radio- und Fernsehübertragungen, an mit vorrüber ging, ich kann es nicht begründen, zumal ich gerne Blues höre. Der Mensch ist endlich und hat Grenzen, wenn bislang auch ganz unnötige.

Lahnstein wurde tatsächlich schon „das Mekka der Bluesfreunde“ oder „des Blues“ oder so genannt, sogar in einer „Bilderbuch Deutschland“-Sendung über die Lahn ist das Lahnsteiner Bluesfestival erwähnt. Und tatsächlich standen zwei Autos vom SWR auf dem voll geparkten Saalhofplatz vor der Stadthalle. Ich dachte sofort ans Äffle und’s Pferdle und ihren „Hafer- und Bananenblues“. Gepäckkontrolle an Eingang, noch eine Absperrung zwecks Kartenkontrolle, dann hoch die Treppen über den 70er-Jahre-Teppichboden, der seine saubersten Zeiten längst hiner sich hat, hinein ins Gewühle der Blueser und Bluesfreunde, die teilweise recht bullige Typen, aber ansonsten ein guten Querschnitt des normalen Volkes. Die weiteste Anreise hatte laut Info des Moderators Thoma C. Breuer ein Ehepaar aus Fuerteventura.

Nun aber zur Musik: Yannick Monot hatte schon im letzten Jahr extra für das Lahnsteiner Bluesfestival eine eigene Combo auf die Beine gestellt, die sich Lahnstein Blues All Stars nennt. Diese, aber wenn ich es richtig verstanden habe, wieder mit anderer Besetzung oder zumindest zum Teil, eröffnete auch das diesjährige Festival. Yannick sang und spielte Gitarre, Mundharmonika (im Programmheft immer als „Harp“ bezeichnet, aber ein Harfe war weit und breit nicht zu sehen) und Akkordeon, wobei er vor allem letzterem, wenn auch ganz dezent, ein paar Cajun- oder Zydeco-Akkorde entlockte. Biber Herrmann, ein gelernter Winzer aus dem Rheingau, sang ebenfalls und spielte Gitarre und Mundharmonika, aber auch Dobro, also Metallgitarre. Er meinte zudem, dass man ja meinen könne, ein Weißer dürfe keinen Blues spielen, denn der sei die Musik der unterdrückten Afroamerikaner, aber wer im Rheingau bei 40°C im Weinberg Unkraut gejätet habe, könne die Arbeit auf den Baumwollfeldern im Süden der USA sehr gut nachvollziehen und wisse auch sehr gut, was ein Blues sei. Klaus Nol bediente einen Kontrabass und Peter Bingart ein Piano, sowie eine Melodica, das er vor sich auf dem Klavier liegen hatte und ihm die nötige Luft durch ein Mundstück mit Schauch zukommen ließ. Dann war noch ein Gitarrist dabei, nämlich Lulu Reihnard aus Koblenz, dessen Gitarrenspiel, auch bei einem musetteähnlichen Walter starke Flamencoeinflüsse aufwies. Lulu stammt aus einer Roma oder Sintifamilie, so wie der berühmte Chango Reinhard. Nina Thomas, auch aus Koblenz, bediente „nur“ ihre Stimmbänder, denen sie aber einen volltönigen Gesang entlockte, der auch einer schwarzen Gospelsängerin zur Ehre gereichen würde. Schließlich war da noch mit Gitarre und rauer, eigentlich kaum vorhandener Stimme, Werner Lämmerhirt, der dem Blues eine gute Portion nordeutschem Fingerpicking und Deutschfolk hinzu gesellte. Diese Combo spielte eine Musikmischung, die nach meinem Verständnis zur Hälfte aus Blues im engeren Sinn und zu anderen Hälfte aus Swing, anderem Jazz, Deutschfolk, Flamenco, Gospel, Country, Cajun und anderen Musikstilen bestand, ein buntes Mosaik also, und so gar nicht geeignet, einen traurig zu stimmen.

Der zweite Act war eine Preisrede von Reinhard Lorenz vom Internationalen Jazz- und Bluesarchiv Eisenach auf Günther Kieser, einen Künstler, der sich seit den 1950ern als Entwerfer von Konzertplakaten und Plattencovers einen Namen gemacht hat. Wie auch in Rudolstadt des öfteren erlebt, war das Publikum anschließend großenteils froh, als die Rede vorbei war und die Musik weiter ging. Dabei was das doch sehr interessant, die Vita eines Menschen zu hören, von dem ich noch nie etwas gehört hatte, der sich aber um die visuelle Darstellung musikalischen Schaffens so verdient gemacht hat. Bevor er sich an die konkrete Gestaltung eines Plakates gemacht hat, soll er sich zuerst tief in die Musik des betreffenden Musikers hineingehört haben, so zum Beispiel in die von Jimmy Hendrix. Es gab auch eine kleine Ausstellung in einem anderen Raum, die ich mir in einer Pause anschaute. Plakate aus der Zeit vor meiner Geburt, zum Beispiel vom American Folk Blues Festvial von 1962 und anderen Jahren, als Folk und Blues noch die Musik einer breiten Jugend war, neben Jazz, Rock, und Schlager die Massen erreichte. Oder wie war das damals? Das irische Folk Revival stand zu der Zeit jedenfalls noch bevor. Dem Künstler wurde dann natürlich auch ein Preis verliehen, eine kleine Skulptur, nicht unähnlich der Ruth, nur hier Blues-Louis mit Namen, benannt nach Louis Amstrong, den ich bislang nicht mit Blues in Verbindung gebracht hatte. Dieser Preis wird seit 1997 jährlich vergeben, und zu den Preisträgerinnen gehört auch die in Folk-Kreisen berühmte Hildegard Döbner, an deren Küchentisch in Witten dereinst Johannes Epremian erstmals auf Le Clou traf. Zur Feier des Preisträgers spielte eine Frankfurter Band namens Herbert Christ And His Bluesicians, bestehend aus Hebert Christ (Trompete, Horn und Gesang), Olaf Polziehn (Flügel), Achim Hamacher (ein riesiges Ding von Bass Saxophon) und Siggi Gerhard (normales Saxophon), sowie noch mal Biber Herrmann (Gesang und Gitarre) ein paar doch eher wieder jazzige Stücke zwischen Swing und Dixieland und vor allem in dem Stil von Louis Armstrong, doch auch ein paar eigentliche Bluesstücke, darunter ein von Biber auf Deutsch gesungenes Loblied auf den Preisträger.

Dann gab es die Pause, in der ich froh darum war, mit trotz des Sponserings und daher auch der Herrschaft über den Biersausschank von Bitburger ein Lahnsteiner Weizenbier zu ergattern und für Petra einen trockenen Silvaner und uns beiden Flammkuchenbaguettes. Lecker! Derweil war zwar Yannick, den ich natürlich begrüßen wollte, schon wieder entschwunden, aber ein Schulkamerad von mir, der seit 1983 fast jährlich das Bluesfestival besucht, und der Braubacher Bluesmundharmonikaspieler Willi Küppers, den wir schon ein paar Mal in Bonn, Siegburg und Lahnstein gehört hatten, kreuzten unsere Wege.

So gut uns schon die ersten beiden Band gefallen hatten, so sehr riss uns nun die Charlie Musselwhite Band mit, die nicht, wie ich erst dachte, nach einer Verenglischung des Koblenzer Stadtteils Moselweiß benannt war, sondern eben nach Charlie Musselwhite, einem Südstaatler Chaktaw-indianischer Herkunft (ja das Programmheft ist voller Hintergrundinfos), der seit Jugendzeiten in Chicago wohnt. Der 1944 Geborene spielte schon mit Muddy Waters, Howlin Wolf und John Lee Hooker – wem die Namen dieser Blueslegenden was sagen. Charlie spielte Gitarre, Mundharmonika und sang, Chris „Kid“ Anderson aus Norwegen spielte E-Gitarre, Randy Bermudes aus USA E-Bass und June Core aus USA Schlagzeug. Und wie man bei dieser mitreißenden Musik den Blues bekommen kann, ist mir echt ein Rätsel. Ja gut, die Texte, so man sie verstand, waren ernst bis traurig, aber die Melodien und Rhythmen wirkten zumindest auf mich eben mitreißend oder aber cool-entspannend-wiegend, blues-rockig. Petra und ich sagten spontan: „Das klingt nach Sommer ’97“, denn vor 10 Jahren und je (fast) 10 kg waren wir oft bei der Blues Session in der Jazz Galery in Bonn zu Gast, und der Rhythmus bestimmte den damaligen Sommer, den wir auch großenteils am und auf dem Rhein verbrachten, ahc ja, der war blau und der Himmel darüber auch und weit und groß, ja, das war auch eine Art Blues Feeling, aber ohne Traurigkeit, eher im Sinne von „blau machen“. Einiges erinnerte mich auch an Chris Rear oder war eher soulig, aber dann ging anderes so schnell ab, dass ich mal versuchte, die Takte zu zählen und dabei feststellte, dass es nach 16 Takten Wiederholungen gab, ja, 16/8, Reel-Rhythmus.

Den Blues bekamen wir aber dann, als ein Blick auf die Uhr uns zeigte, dass es Zeit zum Aufbruch war. Denn justament in diesem Monat zeigte es sich, dass mein 1988er Ford Scorpio nur noch mit hohem finanziellen Aufwand über den TÜV kommen würde und gerade der Kühlungsventilator kaputt war, so dass wir lieber mit Bahn und Bus hergereist waren, um nicht mitten in der Nacht irgendwo liegen zu bleiben. Dabei hätte ich die Rorymania so gerne gehört, denn das war eine Hommage an einen irischen Blueser namens Rory Galagher (1949-1995), und im Programmheft steht einiges über Parallelen zwischen afroamerikanischen und irischen Schicksalen in Amerika und zwischen Blues und Irish Folk. Aber nein, ich mochte selber eine Lamentation anstimmen, es half nichts, zwar nicht das Schiff nach Americae, aber der Bus zum Koblenzer Hauptbahnhof hatte einen Fahrplan, der keine Rücksicht auf unsere Bedürfnisse nahm, und auch so waren wir erst gegen 1.20 Uhr wieder in Siegburg, während das Bluesfestival noch bis nach Mitternacht zu dauern angekündig war. Jetzt hoffe ich sehr, die SWR-Fernsehübertragung nicht zu verpassen, wenn sie denn ausgestrahlt wird und vielleicht im nächsten Jahe meiner Heimatstadt wieder einen bluesigen Besuch abstatten zu können.

http://www.lahnsteiner-bluesfestival.de

MAS

Saturday, September 15, 2007

Konzertreznesion: An Rinn am 15.9.2007 beim Folk im Feuerschlösschen in Bad Honnef

An Rinn am 15.9.2007 beim Folk im Feuerschlösschen in Bad Honnef

Irish Folk in MGV-Qualität aus Niedersachsen zu Gast beim FiF

Petra und ich waren froh, schon um 19.30 Uhr im Feuerschlösschen zu sein, denn ansonsten hätten wir wieder nur Stehplätze bekommen, wie so anderen Musikfreunden geschah, denn es wurde rappelvoll. Lag es an dem Wetter, das zu schön war, um zu Hause zu bleiben oder nicht warm genug zum Grillen im Garten oder für den Biergarten, lag es daran, dass es die erste FiF-Veranstaltung im 2. Halbjahr 2007 war oder lag es etwa an der Musik?

Zu Gast war an diesem Abend das Quintett An Rinn aus Bramsche in Niedersachsen, und dieses hatte vor allem Lieder aus Irland und Schottland und den USA dabei, aber auch einige Instrumenals aus eben diesen Ländern und aus Dänemark. Von links nach rechts aus Zuschauerperspektive saßen oder standen da Alexander Maßbaum (Vocals, Accordeon, Flute, Bodhrán, Low & Tin Whistle), Martin Czech (Vocals, Fiddle, Banjo, Guitar, Hammer Dulcimer), Brian McSheffrey (Vocals, Bodhrán, and other things), Matthias Malcher (Vocals, Guitar, Banjo, Dobro) und Helmut Henke-Tiede (Vocals, Bass, Guitar, Bouzouki, Madolin). (Ha, das brauchte ich jetzt nur aus der CD-Rezi zu kopieren). Und nein, das Steigerlied sangen sie leider nicht, sondern blieben englischsprachig, sangen ein-, zwei und mehrstimmig Balladen und Shanties, zumeist mit Inhalten von der Arbeit, der Seefahrt (soll ja auch Arbeit sein), dem (meist unfreiwilligen) Reisen, von Outlaws und unschuldig Verurteilten, man mochte glauben, sie seien überall dabei gewesen: Das Foyer des Feuerschlösschens wurde zum Bergwerk oder zum Segelschiff. Und das alles bekam durch die beiden, nicht gleichzeitig eingesetzten, Banjos (ein lang- und ein normalkurzhalsiges) einen Hauch von Bluegrass mit. Dann Jigs, Reels, ein dänischer Tanz und andere Instrumentals, flott gespielt, auch auf dem Dulcimer rasant gehämmert. Lustige Bemerkungen, gegenseitiges Auf-den-Arm-Nehmen lockterten es noch mehr auf. Und wem das immer noch nicht genug war, der wurde aufgefordert, mit zu singen, was wir auch alle taten, so dass Brian, der echte Ire der Truppe, strahlte vor Glück, als er wie ein Dirigent die Arme schwenkte. Dass anfangs Alexanders und Martins Instrumente zu leise waren, was nach entsprechendem Hinweis korrigiert wurde, sei nur nebenbei erwähnt. Dafür waren die fünf Stimmen, die teils wie ein ganzer Männergesangsverein klangen, um so lauter. Mike Kamp meinte: Nicht viel anderes als in den 60ern, aber sehr gut gemacht.

Ja, ihr lieben Rundbriefleser(innen), das Feuerschlösschen war auch ohne Euch voll, aber ich habe auch wirklich bewusst keinen von Euch da gesehen, außer Mike und Jutta, die das Ganze ja organisierten. Selbst Schuld!

http://www.anrinn.de/
http://www.folkimfeuerschloesschen.de.vu

Früher Rezi von mir zu An Rinn:
An Rinn. Coal. Songs of the working man.
In: Folker! 02.06., S. 88.
online: http://www.folker.de/200602/rezi-d.htm#03

MAS

Saturday, September 08, 2007

Konzertrezension: Tri Yann am 8.9.2007 auf dem Bonner Marktplatz

Tri Yann am 8.9.2007 auf dem Bonner Marktplatz

Bretonisches Finale des Keltischen Sommers in Bonn

Bei der Keltischen Nacht am 11. August, das hätte ich noch erwähnen wollen, sah ich auf dem Fahnenmast auf dem Dach das alten Rathauses eine jener Seemöven (Silbermöve, Mittelmeermöve oder Hybride dazischen, wie mir mal ein Ornitologe erklärte), die seit einigen Jahren auch in Bonn zu Hause sind, sitzen. Unten auf der Bühne klang es gerade so richtig nach den Äußeren Hebriden, man roch förmlich die salzgeschwängerte Seeluft, da stieß die Möve plötzlich ihren langen, klagenden Eruf aus und vier oder fünf andere Seemöven tauchten hinterm Rahthaus auf, als hätte die eine Möve die anderen herbei gerufen, damit auch sie Musik aus ihrer maritimen Heimat hören konnten.

Die Möven hätten mal am 8. September vorbei fliegen sollen, dann hätten sie sich aber gewundert, denn auf der Bühne breitete ein riesiger Artgenosse seine Flügel aus. Freilich, ja, diese Riesenmöve war nicht ohne weiteres als solche zu erkennen, wir rätselten, was das wohl sei, ein indianscher Schamane im Adlerkostüm oder etwa der gallische Hahn. Nein, es war eine Möve, wie mir ein Tri Yann-Fan-Paar aus Stuttgart erklärte. Tri Yann kommen zwar von keiner Insel, aber die Bretagne wird ja auch Armor genannt – nein, nicht der Liebesgott Amor! – das Land am Meer, und Tri Yann haben sich gerade dies auf die Fahnen ihres Programms geschrieben. Gleichzeitig liebäugeln sie mit dem Barock, so dass das Mövenkostüm, aber nicht nur dieses, sehr barock aussah, auch das eines Adeligen, das eines Fischers und andere Kostüme feierten das 17. Jahrhundert.

Die Musik war nun eigentlich nicht barock, wenn man davon absieht, dass die Wurzeln der traditionellen bretonischen Musik weit zurück reichen, aber noch viel weiter als vierhundert Jahre. Sie war aber eher modern, recht rockig, etwas jazzig, die Wurzlen der Band in den 1970ern, der Zeit des Folk-Revivals auch in der Bretagne, hörte man gut heraus, und natürlich folkig. Ich kann jetzt nicht exakt sagen, wer von den acht Musikern wähend des Konzertes wo stand, da sie ja fast immer in Bewegung waren. Die drei Jeans, die der Band ihren Namen gaben, Jean Chocu, Jean-Paul Corbineau, Jean-Louis Jossic, bedienten auußer ihren Stimmbändern Gitarren, Manodline, einer auch Bombarde u.a., Gérard Goron das Schlagzeug, Jean-Luc Chevalier den E-Bass, Konan Mevel Flöten, Sackpfeifen, Saxophon, Fre d Bourgeois das Klavier und Christophe Peloil die Geige, wobei diese Instrumentaufzählung nicht volständig ist. Mein Fanzösisch ist nicht so gut, dass ich die Liedtexte verstanden hätte, doch die Ansagen waren teils auf Deutsch zusammengefasst, so dass ich erstmals vernahm, dass ein mir schon bekanntes Lied von einer Ölpest handelte. Bretonsich kann ich ja noch weniger, aber dass die vielen Leute im Publikum, die bretonische Flaggen dabei hatten, gerade bei dem Lied, in dem „Breizh ma bro“ (Bretagne, mein Land) besungen wurde, die Flaggen nicht wehen ließen, wunderte micht doch. Die Melodie gibt es übringes auch in Wales und ist dort die der Nationalhymne. Einige Lieder erinerten auch sehr an die Bläck Fööss oder die Höhner, was wohl auch daran liegt, dass die Kölner nicht wenige Melodien aus dem keltischen Kulturraum entlehnt haben. Und so ziemlich am Schluss – die Kostüme hatten sie längst ausgezogen und „zivil“ weiter musiziert – sangen sie „The Leaving of Liverpool“ auf Französisch, also zumindest die Melodie dieses irischen Klassikers, aber wohl mit ganz anderem Text.

Was aber wäre ein bretonisches Konzert ohne „Fingerhakentanz“, also An Dro? Unser Bonner Tanzmeister Jürgen Weihoven und seine Frau ließen sich den Spaß nicht nehmen, und prompt wurde daraus eine Polonaise, die auch quer durch die Menge ging und der sich immer mehr anschlossen, darunter auch Tom und Frau Kannmacher, Diarmuid Johnson, der gerade auf der Durchreise von Wales nach Polen, war, Ferdi, Eckhard, den ich seit einem halben Jahr elektronische kannte und nun erstmals leibhaftig, und ich. Oder auch eine Gavotte oder eine Laridée oder anderes. Das machte Freude hoch drei! Nicht dass ich das gut könnte, aber das störte niemanden.

Das war dann das letzte der keltischen Konzerte des diesjährigen Bonner Sommers, und ich nutze die Gelegenheit, der Stadt Bonn meinen Dank für diese schöne Konzertreihe, umsonst und draußen, auszurichten. Wir saßen dann noch in der Bonner Brasserie zusammen, und auch die Tri oder auch Acht Yans kehrten dort ein, begrüßt von vielen Gästen mit einem herzlichen Beifall. Sie aber eilten vorbei ins Innere, als wollten sie mit Fans nichts zu tun haben, oder einfach ihre Ruhe. Nun ja, jeder Jeck is anders.


Mehr Infos zu Tri Yann:
http://edoll.free.fr/
http://www.folker.de/9806/triyann.htm
http://de.wikipedia.org/wiki/Tri_Yann

MAS

Thursday, September 06, 2007

CD-Rezension: Woltähr. Mir schwaeze Platt

Woltähr. Mir schwaeze Platt

Op der Lay 2007, http://www.voltaire-woltaehr.de
20 Tracks, 63:30 mit Fotos, Texten je teils auf Hochdeutsch, Musselfränggisch, Lëtzebuergesch, Français, Breton (keine Ahnung, was „Bretonisch“ auf Bretonisch heißt) und Infos auf Hochdeutsch

Moselfränkische Mundartmusik mit keltischem Blues in der Seele

Wow, was für ein Intro! Keyboard und Bass legen einen rhythmischen Klangteppicch vor, eine Leier kommt von unten herauf mit der Melodie von „Son ar Christr“ (= „Was woll’n wir trinken“), und wie ein aus dem Schlaf erwachender Moselwassermann singt Walter Liederschmitt den bretonischen Text dazu, urig, etwas schräg, ein Schauer fließt mir den Rücken herunter. Walter, alias Woltähr, und seine Bande bieten mit dieser Scheibe wieder eine urige, phantasievolle, rockige, bluesige und folkige Melange und spinnt dabei Zusammenhänge, auf die nicht jeder sofort käme. Wieso zum Beispiel beginnt eine Moselfränkische Mundart-CD – und um eine solche handelt es sich hier – mit einem bretonischen Lied? Und wieso wird auf der CD auch Französisch gesungen? Und wo bitte liegt Austrasien? Und wieso singt der Kerl so schräg?

Zunächst ist zu vermerken, dass Woltähr in Trier zu Hause sind. Trier indes liegt einerseits an der Mittelmosel, nicht weit vom deutsch-luxemburgisch-französischem Dreiländereck und somit an der Euregio Saar-Lor-Lux, wenn als rheinland-pfälzische Bezirksregierungsstadt auch nicht direkt in dieser Region. Trier war zudem einmal Zentrum des Siedlungsgebietes der keltischen Treverer, dann wichtigste Stadt des römischen Imperium nördlich der Alpen, später Zentrum von Austrasien, wie man die Gegend in Fränkischer Zeit nannte, und aus dieser Zeit stammt dann auch die moselfränkische Mundart, die man dort in diversen Unterdialekten spricht, wovon ich aber schon in einer früheren Woltähr-Rezi geschrieben habe. Walter Liederschmitt nun bastelt sich aus diesen Elementen ein ganz eigenes Heimatgefühl, ein einerseits recht künstliches und verkopftes regionales Identitätskonstrukt, das andererseits aber so recht in Gemüt geht. Desweitern ist zu vermerken, dass Walter ein großer Fan von Bob Dylon ist, was er wiederum mit Wolfgang Nideggen gemeinsam hat, woraus sehr wahrscheinlich die recht ähnliche Singweise der beiden resultiert: schräg eben, ein wenig wie noch nicht ganz wach (was in „Et Schloofleed“ auch thematisiert wird), aber gewollt und gut gekonnt.

Ein wenig unglücklich bin ich darüber, dass ich die Texte beim Hören schlechter verstehe, als bei den vorherigen CDs, obwohl mir der Dialekt vertraut ist. Aber gottlob sind die Texte ja im Büchlein zum Mitlesen drin, und das großenteils auch in hochdeutscher Übersetzung. Und die Texte thematisieren auf recht unterschiedliche Weise eben die Besonderheit dieser Region in Rheinland-Pfalz, Saarland, Lothringen und Luxemburg mit häufigem Blick westwärts über Paris bis zur Bretagne. Da mischen sich Moselwein mit Cidre, bretonische Tanzrhythmen (An Dro, Hanter Dro, Laridée 6 temps, Dans Leon, Ront de Saiunt-Vincent und Gavotte) mit rockiger Instrumentik und moselfränkischem (Delsches Platt und Lëtzebuergesch) Text, da mischt sich ein französischer Text dazwischen, dort wird ein jiddischer Klassiker eingemoselt. Ach man möchte sich mit de Schwatz Kaatz in de Kesse wenzele und sich moselwein- und viezselig im Kreise drehen!

Gesponsert scheint die Scheibe von einigen Winzern zu sein, denn für diese wird im Büchlein unaufdringlich, aber deutlich geworben. Leider sind es aber nur deutsche Winzer, keine Luxemburgischen, obgleich dort auch Moselwein wächst. Ob in Lothringen auch, weiß ich nicht. Grenzübergreifende Winzerwerbung hätte den Dreiländerrecks-Charme der CD noch erhöht. Und welche Moselschleife das Coverbild ziert, fand ich leider nirgends erklärt.

Und wer musiziert sonst noch mit?
Uwe Heil (Gitarren, Blues Harp)
Carsten Söns (Bässe)
Christian Meissner (Schlagzeug + Gedöns)
Gert Bukowsi (Keyboards)
Daniel Bukowski (weitere Bässe)
Dorle Schausbreitner (Gesang und Gitarre)
Florian Schaubreitner (Bass)
Markus Mihc (Gesang, Gitarre)
Patric Ludwig (Gesang)
R. Gollo Streffen & Renée Weber (Gesang)

Trackliste:
01. Son ar chistr
02. Et Platt-Leed
03. Austrasien
04. Lothrénger Meedchi
05. Les sabots d’Hélène
06. Et Schloofleed
07. Bei mir bes de scheen
08. Ich haon de Kir kréit
09. Schwatz Kaatz
10. Marion se pomène
11. Kouke mer mol
12. Saarburjer Viezleed
13. Wie Bloo Maathes freie ging
14. H[ae]dekuhr-Knepp
15. Danz danz Quiselchi
16. Echtern-Aacher Springprozess
17. Spillmannslidd
18. Zu Arel op der Knippchen
19. Et Goddelfr[ae]cheleed
20. Konzer-Delsches-Leed


Frühere Woltähr-Rezis von mir:
CD: Woltähr. Trierer Venus
CD: Woltähr. Trier by night
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2004/07/cd-rezension-wolthr-trierer-venus.html bzw. http://tinyurl.com/axchx
und
http://www.folkig.de/reviews/woltaehr.php3
CD: Walter Liederschmitt & Andreas Sickmann. Treverer Barden. Trier/Mosel
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2006/02/cd-rezension-walter-liederschmitt.html bzw. http://tinyurl.com/977wx
CD: Woltähr. Trier night & day. bonus tracks 2001 – 2005
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2006/02/cd-rezension-wolthr-trier-night-day.html bzw. http://tinyurl.com/9ype6

MAS