Sunday, December 05, 2004

Konzertrezension: Bal Folk mit Mensch Mayr und Jostal in Marienthal am 5.12.2004

Bal Folk mit Mensch Mayr und Jostal in Marienthal am 5.12.2004

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Ich bin ja schon kaum ein Musiker, aber erst recht kein Tänzer. Letzteres merkte ich mal wieder bei einem Bal Folk am Sonntag, dem 5.12.2004. Und zwar luden die Gruppen Mensch Mayr mit Johannes Mayr (Akkordeon) und Ingrid Mayr-Feilke (Drehleider und Blockflöten) und Jostal mit Johannes Mayr, Alexander Loch (Drehleier) und Stefan Emde (elektrische Geige) zu einem Tanznachmittag nach Marienthal ein, und zwar das Marienthal im Westerwald zwischen Altenkirchen und Wissen, ein kleines Dorf, das besonders durch seine katholische Wallfahrtskirche bekannt ist. Der Bal Folk fand auf dem Heinzelmännchen Hof etwas unterhalb der Ortschaft statt, einem Fachwerkhaus, in dessen Scheune neuerdings ein uriges Restaurant eingerichtet ist. In selbigem gab es erst einmal einen rustikalen Brunch, der in den 15,- Euro Eintritt enthalten war. Gegen 13 oder 14 Uhr – so genau schaute keiner auf die Uhr – wurden Tische und Stühle beiseite geräumt, und zuerst spielte Johannes und Elke auf, gefolgt nach einer Pause von Johannes, Alexander und Stefan.

Anfangs gab es noch kurze Anleitungen für Leute wie mich, die noch nicht so viele Bal Folk oder Ceilidhs mitgemacht haben und zudem lange brauchen, bis die Koordination von Beinen und Armen richtig stimmt und es schneller wieder vergessen, als sie es gelernt haben. Walzer, An Dros, Schottische, Fröhlicher Kreis und andere, also Paar- und Gruppentänze gemischt nacheinander, forderten meine ganze Aufmerksamkeit. Trotzdem lief es ruhig und harmonisch ab, nicht so autoscootermäßig, wie ich es mal in Glasgow erlebt habe. Die ca. 30 Teilnehmer(innen) waren vom Säuglings- bis ins Rentenalter, ein gemischtes Volk eben, wenn auch die meisten zwischen 30 und 50 waren.

Jostal spielte sodann aber wild drauf los, sehr zur Freude der Fortgeschrittenen. Bourrées und Mazurkas waren mir zum Mittanzen dann wirklich zu schwierig, und auch eine Polka war mir ungewohnt, aber das Zugucken und Zuhören machte auch riesigen Spaß! Sonst höre ich die Musik ja auch von CD z.B. beim Autofahren, ohne dabei zu tanzen, nicht aber ohne zumindest innerlich mitzuwippen. Das ging dann so bis 18 Uhr, aber wir verabschiedeten uns schon etwas früher, denn vor einer Woche in der Fremde und voller Arbeit, sind Petra und mir die Sonntagabende gemütlich zu Hause lieber als anderswo.

Die Tänze waren zumeinst französische und bretonische, aber auch deutsche, schwedische, englische, schottische. Mir scheint, so um 1900 herum waren das noch allgemein europäische oder zumindest westeuropäische Standardtänze, und ich erhaschte ein paar Gesprächsfetzen zweier Männer, wonach diese Art zu tanzen in Belgien und den Niederlanden oder auch in Schweden noch sehr verbreitet sein soll, auch bei jungen Leuten unter 30. Von Schottland kenne ich das ja, dort ist es gesellschaftlicher Standard, gemäß der Tradition. Hier in Deutschland aber muss man lange warten oder weit reisen, um solche Tänze mitzukriegen. Ein Teilnehmer kam gar aus Düsseldorf, und ein Autokennzeichen war aus Friedberg, ganz zu schweigen davon, dass Alexander derzeit in Ost Timor wohnt, und dabei machte es den Eindruck, als tanzte da die Dorfbevölkerung in der Scheune.

Im Sommer soll es wieder einen Bal Folk dort geben, und ich hoffe, dann auch Zeit zu haben, damit nicht nur meine Ohren, sondern auch meine Beine die Musik einmal ihr Eigen nennen.

Infos:
http://www.johannes-mayr.de/menschmayr.htm
http://www.mpmai.de/jostal/index.html
http://www.folker.de/200406/rezi-d.htm#06

MAS