Tuesday, November 21, 2006

Konzertrezension: Klangwelten-Festival am 21.11.2006 in der Kunst- und Ausstellungshalle in Bonn

Klangwelten-Festival am 21.11.2006 in der Kunst- und Ausstellungshalle in Bonn

20 Jahre tourt nun schon Rüdiger Oppermann mit seinem Klangwelten-Festival durch Deutschland, ich aber besuchte es nun erst zum zweiten Mal, was ich sehr bedauere (nicht, dass ich es besuchte, sondern dass ich 18 dieser Konzerte verpasst habe!)

Die Bühne der KAH ließ wieder Exotisches erwarten. Da stand ein Gebilde in Form einer Palme oder eines Krans, an dem eine Laterne hing, da standen und lagen auf einem Podest aus Publikumsperspektive rechts riesige und winzige Trommeln und links auf einem anderen Tablas, da zwischen stand eine kleine und eine große Harfe, ein Baum mit Saiten dran, vorne am Bühnenrand standen drei Metallophone, ganz hinten auf der Bühne hingen Gong-Becken. Doch statt dass sich auf der Bühne was tat, ertönte plötzlich von hinten ein Klang, ähnlich der einer Schalmei, und ein Musiker kam spielend langsam die Treppe zwischen den Zuschauerreihen herunter. Es war Arto Avestian aus Armenien, und er spielte eine Duduk, eine Art Oboe, und zwar eine langsame, getragene, etwas melancholische Melodie. Die Aufmerksamkeit des Publikums lag auf ihm, so dass Rüdiger Oppermann sich fast unbemerkt auf die Bühne schleichen und an die große Harfe setzen konnte, auf der er die armenische Melodie begleitete. Wie ein Wesen aus einer anderen Welt betrat Lisa Kanchukh, auch aus Armenien die Bühne, die mit ihrer Geige aus dem Duo ein Trio machte. So schwebte ein paar Minuten die Stimmung wie ein Klageruf zwischen den Bergen des Kaukasus. In der irischen Musik würden man so ein Stück wohl eine Air nennen. Aus dem Trio ein Quartett machend setzte sich der in Wien lebende Inder Jatinder Thakur an seine Tablas, und natürlich musste nun etwas Rhythmus in die Musik kommen und tat es auch. Erst dann erfolge Rüdigers Begrüßung und Ansage.

Rhythmisch blieb es dann eigentlich fast das ganze Konzert lang. Die Ekoula Group aus Uganda, bestehend aus Joel Ekuka, Jimmi (da fehlt mir der Familienname), Joel Ocen und Bartolomew Owello bestritt die zweite Nummer. Die vier stammen aus dem der Grenze zum Sudan und damit dem Bürgerkrieg gefährlich nahen Gebiet Ugandas und hatten für diese Tournee erstmals in ihrem Leben ihre Heimatregion verlassen. Sie trugen alle Lendenschürze und Scherpen aus Gazellenfell und Strohhüte mit Federn daran. Sie spielten auf Okemben, einem oft als Finger- oder Daumenklavier bezeichneten Instrument aus einem hölzernen Klangkörper und metallenen Zungen, die mit dem Daumen geschnipst werden, sowei ein Trömmelchen namens Bul. Dazu sang Joel Ekuka auf Lango, deren Text wohl kaum jemand verstand. Rüdiger Oppermann erklärte, dass die Musik eigentlich die Texte transportiere, auf die es ankomme, aber hier, wo sich die Musiker auf ein Publikum einstellten, das ihre Texte nicht verstehe, legten diese nach und nach immer mehr Feinheiten in die musikalische Darbietung. So verändert sich traditionelle Musik. Rüdiger sagte, die Texte enthielten oft Botschaften im Dienste von Auftraggebern wie dem Roten Kreuz oder politischen Parteien. So handelte eines der Lieder im Laufe des Abends von Badhygiene. Also, ich habe das der Musik nicht angemerkt. Die war so fröhlich, so ausgelassen, so melodisch und rhythmisch, dass mir wirklich kein Gedanke an dieses Thema kam.

Vor Jahren schenkte mir ein Freund aus Java mal eine Cassette mit Gamelanmusik, und als ich nun auf Plakaten las, dass Gamelanmusik beim Klangwelten-Festival anscheinend im Mittelpunkt stehen sollte, schwante mir eine halbe Stunde oder so langweiliges Bimmelbimmelbombom, aber weit gefehlt! Agus Supriawan und Wahyu Rochewandy sahen mit ihren Stirnbändern aus wie Piraten oder wie Freiheitskämpfer aus der Mannschaft Sandokans. Sie setzen sich an zwei der drei Metallophone, die Saron heißen, während sich Rüdiger höchstselbst an das dritte setzte, und zuerst begann es tatsächlich wie befürchtet, aber nach ein paar Sekunden schon wurde daraus ein dermaßen hohes Tempo, begleitet mit lustigen Ausrufen und Grimassen der beiden Javanesen, die mir Affen nachzumachen schienen, dass nicht nur ich höchst belustigt und fasziniert dem Schauspiel folgte. Rüdiger indes hatte etwas Schwierigkeiten beim Mitspielen den beiden zu folgen, aber er machte es ganz gut. Es ist überhaupt bewundernswert, wie er sich in diese vielen verschiedenen Musikstile und -traditionen hineinfühlen, -denken und -arbeiten kann. Weniger achtete ich auf eine Besonderheit dieser Musik, von der ich anschließen las: Die zwei Spieler spielten eine Melodie dahingehend gemeinsam, dass jeder von beiden einen Ton ausließ, den aber der andere spielte, so dass wirklich erst beide zusammen die Melodie spielten, und jeder von beiden nur die halbe. Dann wechselten die beiden Indonesier an ihre Trommeln, die man Gendang nennt, worauf sie ihr Schauspiel fortsetzten. Ja, Schauspiel, denn erst der eine, dann der andere in jeweiliger Trommelbegleitung des anderen bot einen Tanz dar, und der könnte aus einem Kung Fu-Trainings-Film stammen. Also, meine Meinung über Gamelan ist vollständig revidiert. Dank an Jatinder Thakur, dem es zu verdanken ist, dass diese beiden zum zweiten Mal bei den Klangwelten auftraten und ich sie erleben durfte!

Dass auch Europa noch was beizutragen hat bewies Servais Haanen aus den Niederlanden. Er hatte den Ugandanern schon mit einer Tuba etwas Unterstützung geboten, und nun spielte er auf seinem eigentlichen Instrument, dem diatonischen Akkordeon. Lustig war, dass Rüdiger erklärte, Servais mache es damit ähnlich wie er mit seiner Harfe, denn beide seinen traditionelle Instrumente, aber sie spielten beide damit keine traditionelle, sondern recht experimentelle Musik, und dann das erste Stück, was sie miteinander spielten zu sagen wir mal 70% irisch beeinflusst war, bzw. mir zu sein schien. Laut Programmheft war der Takt aber 2-2-3-2-2-4, was ich während des Konzert leider nicht heraus hörte. Ich hätte es vorher lesen sollen, um darauf zu achten. Ein anderes Akkordeonstück, das Servais alleine spielte, erinnerte mich an Johannes Mayrs CD „blue bellow“. Das war schon nach der Pause, nachdem der erste Teil mit einer Melodie aufhörte, die ich vom Rudolstadt her kannte, nämlich dem afghanischen Teil des Projekts Karawane.

Im zweiten Teil des Konzertes muss man das Trommelduell zwischen Jatinder Thakur einer- und Agus Supriawan und Wahyu Rochewandy andererseits besonders erwähnen. Es erinnerte mich etwas an das Tanzduell zwischen der irischstämmigen und der afrikanischstämmigen Gang in Riverdance. Sie trommelten sich gegenseitig was vor, machten dabei Grimassen, sangen den Trommelrythmus in der jeweils traditionellen Trommelsprache, und sie kamen zusammen. Schade nur, dass Jatinders Tablas, die von links her hätten ertönen müssen, durch die Lautsprecher auch von rechts her kamen. Das minimierte den Duellcharakter etwas.

Alle Einzelheiten kann ich nicht erwähnen, aber ich muss generell wieder sagen: Das war Weltmusik vom Allerfeinsten! Jeder Musikstil erfuhr in seiner eigenen traditionellen Einbindung, so gut das auf einer deutschen Bühne irgend geht, die ihm gebührende Würdigung. Sicher musste mal gekürzt, mal verlängert werden, um es für unsere Ohren genießbar zu machen, aber das wurde dann auch gesagt. Es wurde kein World Music-Einheitsbrei erzeugt, aber es kam zu Fusionen, die die bei allen Unterschieden doch vorhandene Ähnlichkeit und Kompatibilität der Musikstile zeigte und die vor allem zeigte, dass wir alle Menschen sind, bei allen Unterschieden in Hautfarbe, Körperbau, Sprache und Musik. Lisa übrigens wirkte auf eine Weise am exotischsten von allen: Sie war die einzige Frau auf der Bühne, auch wenn alle im Festival-Ensemble zusammen spielten. Und während alle Männer, so sie nicht ein Instrument spielten, bei einem abschließenden Tanz wie tapsige Teddybären herumhüpften, tanzte sie in einer graziösen Körperhaltung, die ein Augenweide war. Ich hätte sie auch gerne noch ein wenig mehr auf ihrer Geige gehört!

Abschließend ist noch zu sagen, dass es anlässlich des Jubiläums ein Paket aus sechs CDs mit Musik aus den 20 Jahren gibt, dabei ein 120 Seiten starkes Büchlein, das alles für 69.- Euro. Da ich es nicht wagte, nach einem Rezensionsexemplar zu fragen und zur Zeit ohne Einkommen bin, kann ich keine Rezi liefern, und kann nur dazu ermuntern, sich das Ding auf gut Glück anzuschaffen, wer mag. Und ach ja, eine CD der Karawane wird es voraussichtlich nicht geben. Schade!


Mehr Infos unter:
http://www.musiccontact.com/display_artist.php?artist=KLA6
http://www.klangwelten.com/
http://www.klangwelten.com/records/details/KW20029/KW20029_d.html
http://www.folker.de/200406/07opper.htm
http://www.kultur-i-d-landschaft.de/World_Music___Jazz/KaroVan_-_Lisa_Kanchukh___frie/karovan_-_lisa_kanchukh___frie.html
http://www.klangwelten.com/festival/2005/2005_jatinder.html
http://www.kah.bonn.de
http://folktreff-bonn-rhein-sieg.blogspot.com/2006_11_01_folktreff-bonn-rhein-sieg_archive.html

Frühere Rezis von mir zu Rüdiger Oppermann und/oder Klangwelten:
Klangwelten-Festival am 8.11.2005 in der Kunst- und Ausstellungshalle in Bonn
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2005/11/konzertrezension-klangwelten-festival.html bzw. http://tinyurl.com/c6xf6
16. Tanz & Folk Fest Rudolstadt vom 7. bis 9.7.2006 – Eindrücke
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2006/07/festivalbericht-16-tanz-folk-fest.html bzw. http://tinyurl.com/lyqj8

und zu der erwähnten CD „blue bellow“
Johannes Mayr. blue bellow
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2004/05/cd-rezension-johannes-mayr-blue-bellow.html bzw. http://tinyurl.com/apuy5
und
http://www.folkig.de/reviews/johannesmayr.php3
und
In: Folker! 06.04, S. 80.
online: http://www.folker.de/200406/rezi-d.htm#06

MAS

Friday, November 17, 2006

Artikel: Lasst es brummen! - Hummelkurse feiern Jubiläum - 50. Werkstatt vom 17. bis 19. November in Naurod

Artikel: Lasst es brummen! - Hummelkurse feiern Jubiläum - 50. Werkstatt vom 17. bis 19. November in Naurod

Folgenden Artikel schrieb ich für die Rubrik „Heimspiel“ im Folker!, aber der Endredaktion war der Text zu sachlich, trocken und zu sehr voller Details, so dass er abgelehnt wurde. Ein Ausschnitt davon ist im Folker! 06.06 auf S. 8 in der Rubrik „Szene“ zu lesen, und den Gesamttext könnt ihr mit freundlicher Genehmigung der Folker!-Redaktion nun hier lesen.

Und um Missverständnissen vorzubeugen: Es handelt sich bei diesem Text um keine Rezension, also um keine Bewertung, sondern um einen historischen Abriss und ein Überblick über das Angebot der Hummelkurse.


Lasst es brummen!
Hummelkurse feiern Jubiläum
50. Werkstatt vom 17. bis 19. November in Naurod

Nein, die Hummelkurse sind keine Fortbildung für Insektenfreunde oder Hobbyimker, aber ein wenig hat es schon damit zu tun, genauer, mit dem hummelähnlichen Brummen, das Borduninstrumente wie Drehleiern und Sackpfeifen, zum Beispiel – nomen est omen – die Hümmelchen, von sich geben, wenn mehrere von ihnen gleichzeitig gespielt werden. „Drehleiern und Sackpfeifen“, das klingt für den heutigen Durchschnittszeitgenossen nach Mittelaltermusik, für einige, die der Szene näher stehen, nach französischer Balfolkmusik, und es geht ja auch um beides, aber nicht nur.

Von Michael A. Schmiedel

Wie die gesamte Folkmusik, so erlebte auch die Bordunmusik in den 1970er Jahren ein Revival. Zwar waren handgekurbelte und mundgeblasene Borduninstrumente in Frankreich, anders als in Deutschland, nie ganz aus der Volksmusik verschwunden, aber sie hatten sich in trachtengruppenähnliche Formationen Zentralfrankreiches, vor allem Berrys, und der Bretagne zurück gezogen. Das neue Interesse an der alten Tanzmusik wuchs in beiden Ländern in gegenseitiger Befruchtung, wobei auf deutscher Seite vor allem Kurt Reichmann zu erwähnen ist. Zwar von den Franzosen inspiriert, war er in einer Sache dennoch schneller, denn 1974 startete er in Lißberg mit den bis heute erfolgreich laufenden Festivals, noch bevor 1975 das erste Festival in Saint Chartier stattfand. 1978 erhielt er für seine Wiederentdeckung der Drehleier das Bundesverdienstkreuz. Um 1980 hatte die Drehleier in Deutschland sich wieder weit genug verbreitet, um eine Nachfrage nach Spielkursen zu generieren, die groß genug war, regelmäßig solche anzubieten. Die Idee war von Anfang an, das Niveau der Drehleierspieler zu erhöhen, und zwar in Bezug auf Tanzmusik mit verschiedenen Rhythmen und Schnarrtechniken und nicht nur auf Begleitung von Liedern, wie Tom Kannmacher und Jürgen Schöntges es schon taten. Lehrer waren auf deutscher Seite auch schon vorhanden, aber zu Beginn musste man doch immer wieder auf französische und andere ausländische Musiker zurück greifen.

Vier Standorte in 26 Jahren, das Drehleierschisma und der Bordun e.V.

Nach einem Wochenendseminar in Reichelsheim begannen die Hummelkurse in Königstein im Taunus, zogen aus Platzmangel im dortigen Haus aber bald in den Hufeisenhof in Linsengericht um, wo sie über 15 Jahre lang stattfanden. Nach dem Verkauf und Umbau des Gebäudes in ein Hotel, zog man für kurze Zeit nach Bad Orb um. Und seit 2002 ist Naurod bei Wiesbaden die neue Heimstätte der Drehleierwerkstätten.

2000 kam es zum so genannten Drehleierschisma. Damals einigte sich das Organisatorenteam darauf, den Kursteilnehmern, die keine eigenen Drehleiern besaßen, und denen bislang immer Leihinstrumente aus der Werkstatt Kurt Reichmanns zur Verfügung gestellt wurden, wahlweise auch Drehleiern anderer Hersteller anzubieten, die es zu Anfang in Deutschland ja gar nicht gegeben hatte. Das passte Kurt Reichmann nun gar nicht und er ließ daraufhin einige Musiker nicht mehr bei seinem Festival in Lißberg auftreten. Im Zuge der Suche nach Alternativen entstand vor sechs Jahren als neuer Verein der Bordun e.V., dem sich bald wegen ohnehin vorhandener Personalüberschneidung die Hummelkurse anschlossen, die nun als ein regelmäßiges Angebot des Bordun e.V.s fungieren, neben den Kursen auf Schloss Fürsteneck, der Sommer- und der Winterbordunale und den Kursen in Blankenheim. Das Verhältnis zu Kurt Reichmann hat sich inzwischen entspannt und man arbeitet ab und zu auch wieder zusammen.

Intensive individuelle Ausbildung der Kursteilnehmer und ein vielfältiges Angebot

Das Besondere an den Hummelkursen ist, dass anders als etwa in Frankreich oder auf Burg Fürsteneck, nicht alle 15 bis 20 Teilnehmer, vom Anfänger bis zum Fortgeschrittenen, gleichzeitig in einem Raum unterrichtet werden, sondern es je nach Niveau unterschiedliche Klassen mit jeweils oft weniger als fünf Teilnehmern gibt. Das ermöglicht eine individuelle und intensive Betreuung jedes Einzelnen und hat zur Folge, dass viele Teilnehmer über mehrere Jahre hinweg kommen und sich über die verschiedenen Schlagtechniken Stufe für Stufe empor arbeiten. Bei einem kommerziellen Betrieb würde man von Kundenbindung reden, aber die Lehrer werden mehr durch ihren Idealismus als durch die Verdienstmöglichkeiten angetrieben. Ein Großteil der 200 € Kursgebühr wird für die Unterkunft und Verpflegung verwandt. Einer der Lehrer und zugleich Hauptinformant für diesen Artikel ist Tilman Teuscher. Trotz Chemieingenieurstudiums hauptberuflich im öffentlichen Dienst tätig, ist er hobbymäßig Drehleier-, Sackpfeifen- und Tanzlehrer und tritt als Musiker unter anderem mit den Haynern auf.

Seit 1990 werben auch andere Drehleierkurse in Deutschland um Kundschaft. Um das 130-Betten-Haus in Naurod vollständig zu belegen und nicht mit anderen Seminaren, wie einmal mit einem Meditationskurs geschehen, in die Quere zu kommen, werden neben dem reinen Drehleierschwerpunkt (Ange Hauck, Fredi Pitzschel, Gabi Schneider-Jung, Rüdiger Wesp, Marianne Glier und andere) auch noch andere Kurse angeboten: Darunter Tanzmusik für Drehleier (Ulrich Hammann), ein Renaissance-Ensemble-Kurs (Paul Beckhiuzen), Kurse mit diatonischem Akkordeon (Hans Lang, Andreas Bothe, Torsten Dreher, Walter Simons, Oliver Stoffregen, Jens-Uwe Piesold und andere), Hümmelchen (Thomas Blau), französischen Sackpfeifen (seit 2005; Tilman Teuscher), großem Dudelsack und Schäferpfeifen (erstmals in diesem Jahr). Für 2007 ist zudem ein Nyckelharpakurs geplant. Neben dem eigentlichen Hummelkurs halten seit vergangenem Jahr auch die Northumbrian Smallpipers (Ulrich Meißner) eines ihrer beiden jährlichen Treffen und neuerdings auch die Deutschen Konzertinaspieler (Klaus Wenger; nicht die German Concertinaspieler) ihr Jahrestreffen zeitgleich im selben Hause ab.

Das Kernangebot des Hummelkurses besteht aber nach wie vor aus dem Drehleierunterricht, der über sieben Niveaus an Schnarrtechniken und zusätzlich noch in Spezialthemen wie Jazz (Roland Bach), Drehleier goes Pop (Michael von der Weth), Mittelalter- (Knud Seckel) und Barockmusik (Fredi Pitzschel) angeboten wird, je nach Repertoire der Lehrer. So kommen zweimal im Jahr 30 bis 40 Drehleiern in sieben bis neun und 25 bis 30 Akkordeons in vier bis fünf parallel laufenden Kursen zusammen. Viele Teilnehmer bringen auch ihre Ehepartner und Kinder mit, die nicht unbedingt einen Kurs belegen müssen, obgleich auch speziell für die Kinder etwas angeboten wird (Hélène Moelo). Gabi-Schneider Jung und Rüdiger Wesp, seit den Anfangstagen der Hummelkurse dabei, sind für die Organisation bzw. den Internetauftritt verantwortlich.

Und abends Balfolk

Der typische Ablauf eines Hummelkurses beginnt nach der Ankunft am Freitag mit dem gegenseitigen Kennenlernen in den einzelnen Klassen und dem Beginn des Unterrichtes. Freitagsabends gibt es freie Sessions und Tänze. Der Samstag ist am Vormittag, Nachmittag und frühen Abend dem Unterricht gewidmet, und am Abend gibt es einen Balfolk, zu dem häufig auch ehemalige Kursteilnehmer dazu kommen. Der Sonntag beginnt wieder mit Unterricht und endet mit Gruppenvorspielen, wonach die Teilnehmer abreisen und die Lehrer und Organisatoren sich zur Nach- und neuen Vorbereitung zusammen setzen.

Mehr Infos unter:
http://www.hummelkurse.de/
http://www.bordun.de/
http://www.das-drehleier.net/

www.bordun.de/projekte/hummel/index.aspx
www.diatonie.de/kurse.html
www.sackpfeifenclub.org/php/show.php?menuid=4&docid=1042

Tuesday, November 14, 2006

Konzertrezension: Brave Buben am 14.11.2006 beim Folk im Feuerschlösschen in Bad Honnef

Brave Buben am 14.11.2006 beim Folk im Feuerschlösschen in Bad Honnef

Dieses FiF-Konzert fand im Widerspruch zum Namen des Vereins nicht im Feuerschlösschen statt, sondern im Weinhaus Steinbach, etwa 500 Meter vom Siebengebirgsgymnasium entfernt. Warum, erkläre ich weiter unten.

Aufmerksamen Leserinnen und Lesern meiner Musikrezensionen wird es aufgefallen sein, dass ich südosteuropäischen Einflüssen auf nordwesteuropäische Musik, vor allem Balkaneinflüssen auf Irish Folk, sehr positiv gegenüber stehe. Obwohl das so ist, habe ich von der Musik beziehungsweise den Musiken Ost- und Südosteuropas herzlich wenig Ahnung. Das heißt, ich ahne schon was, aber weiß wenig. Nun ergab sich an diesem Abend die Gelegenheit, diese Wissenslücke ein wenig zu schließen, indes nicht theoretisch, sondern akustisch.

Die Braven Buben sind sieben Buben und ein Mädel aus Graz in der Steiermark, jener Stadt, die 2003 Kulturhauptstadt Europas war, aus welcher Manfred Hutter stammt, unser amtierender Religionswissenschaftsprofessor hier in Bonn, durch welche das Flüsschen Mur südwärts fließt, geradewegs, oder nein, eher in vielen Kurven, nach Slovenien hinein. Dort, also in Graz, gibt es eine unter Kennern berühmte Musikhochschule, welche Musikstudenten aus aller Welt anlockt, und es gibt eine lebendige Clubszene, in welcher der nahe Balkan nicht zu überhören ist.

Das Weinhaus Steinbach ist zwar ein im Inneren enges Fachwerkhaus, hat aber eine Halle, die sehr wie eine Dorf- und Weinfest-Mehrzweckhalle wirkt, mit langen Tischen und einfachen Stühlen, aber auch ein paar Weinmotiven an den Wänden. Es gibt eine Bühne, die für die acht Grazer gerade so ausreichte. Diese saßen ums Eck rum, ganz links Lotha Lässer (Akkordeon), dann Sasanko Prolic (E-Bass), in der Ecke Jörg Mikula (Schlagzeug), dann Kurt Bauer (Geige), Richard Winkler (verschiedene Saxophone und Schalmei) und ganz rechts Michael Bergbaur (Posaune). Vor den Instrumentalisten stand bei den Liedern Vesna Petkovic, die Sängerin. Und so wird auch schon klar, warum das Konzert nicht im Feuerschlösschen statt fand, denn bei dem Instrumentarium hätten in dem Gewölbe auch die dicksten Dämmplatten der dänischen Firma, die mit solchen den Klang der Musik in hallenden Räumen verbessern will, nicht ausgereicht, die Lautstärke auf ein angenehmes Maß zu reduzieren.

Ja, laut war die Musik, es hätte von daher gar nicht der Mikrophone und Lautsprecher bedurft. Und mitreißend war sie, mit Rythmen, die ich gar nicht zu benennen wage. Ich zählte mal EINS, zwei, drei, (Pause), EINS, zwei, drei, (Pause), ... oder ähnliches bis vier. Es waren nicht nur 7/8-Rythmen, sondern es war fast in jedem Stück anders. Die Kombination von Pausaune und Geige war sehr ungewöhnlich, und wenn dann noch das Saxophon dazwischen quäkte (nicht negativ gemeint!), dass kam mir bisweilen das Wort „Kakophonie“ in den Sinn, was auch nicht negativ gemeint ist, denn es verursachte eine ungemeine Spannung und eine Fröhlichkeit, ja eine wohltuende (!) Albernheit. Aber ich rede doch lieber von Polyphonie, das klingt besser und trifft es auch besser. Und ich muss bei der Gelegenheit besonders Stefan Bauer erwähnen, den Tontechniker, der es schaffte, diese ungleich lauten Instrumente alle auf ein gemeinsames Lautstärkemaß zu bringen, so dass man auch die Geige und das Akkordeon hörte. So gesehen, waren die Mikrophone doch notwendig. Und Vesnas Stimme, die in ich weiß nicht wie vielen Sprachen sang, serbisch (ihrer Muttersprache), mazedonisch, sephardisch, bulgarisch, griechisch, ... Da wären wir auch beim Thema der musikalischen Provenienzen: Ein Stück kam von der Krim, eines aus der Türkei, mehrere aus Griechenland, einige waren aus Bulgarien, aus Mazedonien, aus Bosnien oder aus den geographisch nicht exakt zu bestimmenden Traditionen des jiddischen Klezmer und der Romamusik. Auch südamerikanische Einflüsse waren heraus zu hören, Rumba, Ska, ..., des weiteren Jazz. Der Jazz kam manchmal sehr deutlich hervor, so dass ich mir eigentlich kaum noch vorstellen kann, südosteuropäische Einwanderer hätten in USA an der Entstehung des Jazz einen geringeren Anteil als die aus Afrika, denn all die genannten Stile inklusive der orientalischen Einflüsse, die diese traditionellen Musikern eh schon in sich tragen, wirkten wie aus einem Guss, als müsste es so sein und könnte gar nicht anders. Der Aussage Lothars, das einzige gemeinsame Kriterium, das ihr Repertoire zusammen halte sei, dass es alles mehr oder weniger tanzbar sei, kann ich also nicht bestätigen. Ich bestreite nicht die Tanzbarkeit, sofern man die dazu gehörenden Tänze kennt, aber ich bestreite, dass es das einzige Gemeinsame ist. Vielmehr liegt diese meines Erachtens doch in der gemeinsamen geographisch-kulturellen Herkunft aus dem Bereich des ehemaligen osmanischen Reiches, die auch die Art bestimmt, wie spätere Einflüsse verarbeitet werden. Tanzmusik kann sich auch ganz anders anhören, dass weiß wohl jeder.

Im Publikum tanzte auch kaum jemand, und die es taten, kannten die Tänze nicht. Vielleicht sollten die man nach Boppard zum Balkantanzworkshop gehen. Ich saß auch lieber zuhörend da, schlürfte dabei genüsslich einen halbtrockenen Oberdollendorfer Sülzenberg Riesling, der gut zur Musik passte, denn wo die Musik und die Musiker herkommen, da wächst auch Wein.

Wer sich noch selber einen akustischen Eindruck von den Braven Buben inklusive Mädel machen möchte, kann das im Radio: WDR3, 5.12.2006, 23.05 Uhr. Die Aufnahme stammt vom 13.11., dem Tag vor dem hier rezensierten Konzert.

Mehr Infos unter:
http://www.bravebuben.at
http://www.folker.de/200606/13herzeuropas.htm
http://www.wdr.de/radio/wdr3/
http://www.kug.ac.at/
http://www.graz.at/
http://www.folkimfeuerschloesschen.de.vu
http://www.weinhaus-steinbach.de/

Vgl. auch meinen Text:
Ein paar unausgereifte Gedanken über bulgarische Einflüsse auf die irische Musik
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2004/12/ein-paar-unausgereifte-gedanken-ber.html bzw. http://tinyurl.com/b78ve

MAS

Thursday, November 09, 2006

CD-Rezension: Talking Water. power of the moon.

Talking Water. power of the moon.

(Westpark 2006, http://www.westparkmusic.com/)
10 Tracks, 48:15, mit wenigen englischen Infos und zwei Fotos

Man sollte ja wie ein seriöser Weinverkoster eine Blindverkostung machen, sich also eine CD anhören, ohne zu wissen, von wem sie ist und vor allem, ohne vorher eine andere Rezension gelesen zu haben. So aber mit dem Wissen, dass da Kerstin Blodig und Ian Melrose mit dabei sind, die ich eh schon in ihren Formationen Norland Wind und Kelpie unheimlich gerne höre, und dann auch noch mit Chris Elstrods Worten im Hinterkopf: „Wer sich nur eine CD im Jahr kauft, sollte 2006 Talking Water erwerben“ (Folker! 06.06, S. 82 bzw. online unter http://www.folker.de/200605/rezi-de.htm ) kann ich gar nicht anders, als sehr positiv voreingenommen die CD in den Spieler zu legen und sehr sehr gespannt auf sie zu sein.

Nun war ich doch sehr überrascht und merke sehr deutlich, was es heißt, dass Musiker an unterschiedlichen Projekten arbeiten. Mein erster Eindruck: Irish Soul. Ja, interessant, hört sich gut an, eine gute Fusion. Die anderen Stücke gehen dann in eine andere Richtung, oder viel mehr, in viele andere Richtungen. Da ist Elektonik im Spiel, Synthesizer klänge, dann Trommeln, dann eine Flöte die von Ian ähnlich gespielt wird, wie Davy Spillane seine Pipes spielt, jazzig-poppig-folkig, und Kerstin singt, wie bei einer Filmmusik etwa von „James Bond“ oder „Patrick Pacard“ (erinnert sich noch jemand?), dann wird es ruhiger, Gesang mit Pianobegleitung, mich erinnert es Iona, später Harfenspiel mit einer Melodie, die zu Sally Oldfield passen würde, dann wird es wieder volltönender, Schlagzeug, Keyboard, Gitarre, eine männliche Stimme, die von Urs Fuchs, sehr weich, die nächsten zwei Lieder übernimmt wieder Kerstin gesangsmäßig, dann folgt ein im Kern traditioneller, aber jazz-poppig gespielter Slow Reel, und es folgt wieder, und Kerstin beschließt die CD mit zwei weiteren Liedern, deren letztes im Gegensatz zu den anderen, die englisch gesungen sind, auf Norwegisch. Wenn ich Vergleiche für die Grundstimmung der CD suche, fallen mit die späteren Clannad ein, sowie Iona und Enya. Sie selber nennen den Stil „Groovy Celtic Ethnopop“. Für Trad-Puristen ist die CD nichts, Chris Elsrodt ist wohl keiner, ich bin ja auch keiner, mir gefällt sie gut. Und wenn man den Stil mag, wird man auch diese Darbietung mögen, denn sie ist vielseitig, voll klingend, fein in den Arrangements, hat schöne, manchmal überraschende Details, man merkt, da sind Profis am Werk, die erstens ihre Kunst lieben und zweitens ihr Handwerk beherrschen.

Leider erfährt man nicht viel von dem Pappschuber, in dem die Scheibe steckt. Talking Water sind: Kerstin Blodig (vocals, acoustic guitar, mandolin), Urs Fuchs (vocals, bass, programming, percussion, piano, wolf’s howl (ah, der Wolf ist nicht echt?)), Ian Melrose (vocals, acoustic & electric guitar, whistles, dobro), Wolfgang Cramer von Clausbruch (vocals, harp, keyboards, accordeon, persussion, programming) und Ingolf Kurkowsi (drums). Als Rezensent bekommt man noch eine PDF-Datei mit Bandinfos, auf der auch einige meiner Assoziationen bestätigt werden (ich hatte sie aber, bevor ich da hinein schaute), die kann ich auf Nachfrage gerne nachliefern, und ich werde auf die Westparkmusic-Homepage verwiesen, von der man das Büchlein runter laden kann. Warum ist es nicht direkt bei der CD? Ich denke, da spart man am falschen Ende, denn wer will schon beim Hören schöner Musik ins Internet gehen, anstatt einfach ins vorliegende Büchlein zu schauen, wenn es denn vorläge?

Aber die Trackliste, die habe ich auch offline vorliegen:
1. power of the moon
2. nightglider
3. the ferryman
4. the golden fly
5. the woman of whom i dream
6. wonderland
7. deep blue tonder
8. jenny nettles
9. green meadows
10. bånsull

http://www.kerstinblodig.de/projects/talkingwater.html
Das Booklet findet man unter:
http://web18.lohmar.com/specials.html, es enthält auf sechs Seiten alle Texte und schöne Fotos. Schade, dass es nicht direkt bei der CD dabei ist!

Frühere Rezensionen von mir zu Kerstin Blodig und Ian Melrose:
Norland Wind am 21.3.2001 in der Harmonie in Bonn-Endenich
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2001/03/konzertrezension-norland-wind-am.html bzw. http://tinyurl.com/8fhwv
Norland Wind am 24.11.2005 im Bungertshof in Oberdollendorf
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2005/11/konzertrezension-norland-wind-im.html bzw. http://tinyurl.com/dux2q

MAS

Nachtrag: Erst nachträglich erfuhr ich von Kerstin Blodig, dass ich nur ein Promo-Exemplar der CD erhalten hatte, das ohne Büchlein war, bei den Verkaufsexemplaren aber sehr wohl eines dabei ist.

Friday, November 03, 2006

Konzertrezension: Norland Wind am 03.11.2006 im Bungertshof in Oberdollendorf

Norland Wind am 03.11.2006 im Bungertshof in Oberdollendorf

Nach weniger als einem Jahr, zog es eine der meinem Kenntnisstand und Geschmack nach drei oder vier besten in Deutschland ansässigen Irish Folk-Gruppen wieder in unsere Gegend, wobei sie vor einem Jahr anscheinend einen so positiven Eindruck hinerlassen haben, dass sie gleich für zwei Abende im Bungertshof gebucht wurden. Gemeint ist Norland Wind mit Sitz in Berlin, aber auch in Dublin, mit Musikern aus Deutschland und Irland, Schottland und abstammungsmäßig aus Norwegen. Eigentlich dachte ich ja, dass ein Einjahrsabstand recht eng sei, aber der Saal war am Freitagabend proppevoll, am Donnerstag soll er etwas weniger vol gewesen sein, und ich war wieder, das schicke ich vorweg, vom ersten bis zum letzten Ton begeistert.

Noal Duggan, der seinen Clannad-Zwillingsbruder Padraigh krankheitsbedingt zu Hause hatte lassen müssen, stand aus Publikumsperspektive wieder links, und spielte Mandoline und Gitarre und sang. Schräg hinter ihm saß am Keyboard und an der Gitarre Matthias Kießling, weiter rechts sang und spielte Gitarre, Bouzouki und Bhodrán Frontfrau Kerstin Blodig, noch eins weiter rechts saß Thomas Koeffke an seiner Harfe. Weiter rechts etwas hinten saß Ian Matthews, der Gitarre und Low Whistle spielte, und ganz rechts stand Máire Breathnach mit Fiddle und Gesang. Also war die Besetzung schon mal nicht ganz identisch mit der von 2005.

Es ist interessant an mir selbst zu beobachten, wie sehr mich die Musik wieder ergriff. Vor allem wenn Noel und Kerstin gemeinsam sagen, kamen mir (fast) die Tränen, nicht vor Schmerz, sondern vor Ergriffenheit. Und wenn vier Gitarren und die Harfe einen dichten, wabernden, rhythmischen, groovigen Klangteppich bildeten, oder Keyboard, Low Whistle und/oder Geige einen solchen Teppich melodiös durchzogen, wie Weberschiffchen die Fäden eines Webstuhls, dann ging mir das durch und durch und nahm mich mit, wohin auch immer.

Gesungen wurde auf Gälisch, Norwegisch und Deutsch. Letzteres war mir für diese Gruppe eine neue Erfahrung. Matthias, der ja früher auch mal Deutschfolk bei Wachholder gemacht hat, war es, der eine deutsche Version von „Fiddler’s Green“ zum Besten brachte. Lieder vergaß ich, ihn darauf hin zu weisen, dass Keen On Tunes aus Bonn eine Bönnsche Version haben, aber das kann man ja noch nachholen. Im „Walking Song“ tagträumt eine Frau von ihrem Traummann im Minikilt. Ob sie Ferdi kennt?

Zwischendurch gab es auch Soli, wovon mir besonders das an Gershwin erinnernde Gitarrensolo von Ian in Erinnerung ist. Es sollte aber an Mendelssohn-Bartholdy erinnern, und Ian dachte beim Komponieren an dessen Aufenthalt auf den Hebriden.

Die Musik kann im Großen und Ganzen als sphärisch bezeichnet werden. Aber es gab auch zwei schnelle Reels von Máire auf der Fiddle gespielt, darunter „Brenohm“, das ich schon sehr oft hörte, von Solas bis Whisht!, von dem ich aber nicht wusste, dass es von Máire geschrieben ist. Das Publikum war beim ersten Reel angenehm zurück haltend, was das Mitklatschen anbelangt, sondern unterstütze den Rhythmus mit den Füßen, aber ein kleiner Wink von Kerstin beim zweiten Reel, ließ dann doch ein Geklapper losbrechen, bei dem Petra und ich dann auch mitmachten.

Viel zu schnell waren die knapp drei Stunden vorüber, es war auch noch Zeit für das eine oder andere fachliche Schwätzchen in der Pause oder anschließend, die Bewirtung funktionierte auch, wenn die Kellner auch rotierten, man sollte nur nicht unbedingt einen Schirm draußen in den Schirmständer stellen, denn Petras schirm war anschließend von hinnen. Ihm am Platz zu lassen, ging auch nicht, dazu war es zu eng, ihre Tasche, die sie natürlich nicht draußen ließ, wurde wie auch immer, beschädigt. Also mein Tipp: Kommt mit möglichst wenig Gepäck zum Bungertshof, wenn solche Publikumsmagneten auftreten, und das kommt dort ja immer wieder vor.

http://www.thomasloefke.de/
http://www.concertidee.de/norlandwind/
http://www.kerstinblodig.de/
http://www.clannad.ie/
http://www.mairebreatnach.com/
http://www.bungertshof.de

Frühere Norland Wind-Rezensionen von mir:
Norland Wind am 21.3.2001 in der Harmonie in Bonn-Endenich
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2001/03/konzertrezension-norland-wind-am.html bzw. http://tinyurl.com/8fhwv
Norland Wind am 24.11.2005 im Bungertshof in Oberdollendorf
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2005/11/konzertrezension-norland-wind-im.html bzw. http://tinyurl.com/dux2q

MAS

Wednesday, November 01, 2006

CD-Rezensionen für den Folker! 06.06

CD-Rezensionen für den Folker! 06.06

von Michael A. Schmiedel

hier veröffentlicht mit Genehmigung der Folker!-Redaktion


Whisky Trail. Chaosmos

In: Folker! 06.06, S. 83.
online: http://www.folker.de/200606/rezi-eu.htm#14

WHISKY TRAIL
Chaosmos
(Amiata records 2006, http://www.amiatarecords.com, http://www.whiskytrail.it/)
8 Tracks, 43:47, mit englischen und italienischen Infos und Fotos


Irish Folk made in Italy macht den Rezensenten neugierig. Anders als der Bandname vermuten lässt, kommt da aus den Boxen alles andere als Pubsongs, eher lässt der griechische CD-Titel einen in die richtige Richtung vermuten. Diese seit 1975 neunte CD des florentinischen Quintetts überrascht mich zutiefst: Acht Minisymphonien, fast durchweg zweistimmig, teilweise auch zwei Melodien nebeneinander oder ineinander verwoben, jeder Track mit Rhythmus- oder auch Tonartwechseln, mit ruhigen und schnellen Partien, teilweise mit Gesang, vor allem aber sehr komplexer Instrumentik, allesamt Kompositionen von Vieri Bugli (Fiddle), Stefano Corsi (Celtic Harp, Harmonica,, Harmonium, Vocals), Guilia Daneo Lorimer (Voice, Fiddle), Massimo Giutini (Uilleann Pipes, Tin und Low Whistles), Pietro Sabatini (Guitars, Bouzouki, Pedal Bass Pipe, Voice), denen als Gastmusiker Piero Bubbico mit Scottish Snare Drums zur Seite steht. Ähnlichkeiten zu den Chieftains und auch zu Flairck höre ich heraus, des weiteren zu Rekonstruktionen antiker griechischer Musik durch das Atrium Musicae de Madrid und zur ägyptisch-schweizerischen Ethojazzband Sharkiat, also durchaus nicht nur zur keltischen Musik. Im Büchlein kann man nachlesen, dass jedes der Stücke einem der acht Elemente der keltischen Mythologie zugeordnet ist: Luft, Stein, Feuer, Sterne, Farben, Gerüche, Wasser und Seele. Mehr davon bitte!


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Currach. Farewell to Old Ireland

In: Folker! 06.06, S. 79.
online: http://www.folker.de/200606/rezi-d.htm#05


CURRACH.
Farewell to Old Ireland
(Eigenverlag 2006, http://www.currach.de )
10 Tracks, 48:40, mit fast allen Texten, englischen Infos und Fotos

Aus der Bonner Irish-Session-Szene gingen schon einige Bands hervor, eine davon ist Currach, die im Kern aus Ellen D. Jeikner (Hauptsängerin, keltische Harfe, Gitarre, Mandoline, Tin Whistle), Ralf P. Wackers (Gitarre, Banjo, Irish Bouzouki, Mundharmonika, Bodhrán, Hintergrundgesang, der auch das Celtic Attractions Festival im Zirkuszelt in Köln organisiert, auf dessen erstem 2005 auch Teile der CD aufgenommen wurden) und Katja Martens (Fiddle), sowie der mittlerweile in Wien lebenden Antonia Werding (Uilleann Pipes, Tin Whistle) besteht. Auf dieser ihren zweiten CD seit 2004 spielen außerdem noch Olaf Sickmann (Tin Whistle), LeAnn Guyton (Querflöte) und Michael Heuser (Five-string Banjo) mit. Anders als bei ihren Lifegigs überwiegen auf dieser CD mit 8:2 die Lieder, die auch eindeutig die Stärke der Band bilden. Ellen Jeikner trägt sie mit ihrer unverwechselbaren ausdrucksstarken Stimme vor, begleitet sich dabei mal mit der Gitarre, mal mit der Harfe, Ralf Wackers singt oft in zweiter Stimme im Hintergrund mit, die anderen Instrumente umspielen sie und füllen die Lücken zwischen den Strophen mit der Liedmelodie oder aber einer anderen. „Never Tire of the Road“ von Andy Irvine klingt sehr nach Country, damit sollten sie sich mal beim European Song Contest bewerben. Die beiden Instrumentals sind ein verträumtes Harfen-Flöten-Bodhrán-Set und ein flotteres mit den Pipes im Zentrum.


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Ballycotton. Eyla

In: Folker! 06.06, S. 90.

BALLYCOTTON
Eyla
(Eigenverlag 2006, http://www.ballycotton.at)
14 Tracks, 53:24, mit wenigen englischen Infos, einem Refrain in Phantasiesprache und Fotos

Das Quintett aus St. Pölten bietet auf seiner dritten CD eine „Fantasy-Folk“ genannte Programmmusik, die mit keltischen, alpenländischen, orientalischen und anderen Einflüssen instrumental und in „Feensprache“ eine Geschichte erzählt, die man ohne die Erzählung auf der Homepage aber nicht versteht.




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Banshee. live

In: Folker! 06.06, S. 90.

BANSHEE
live
(Eigenverlag 2006, http://www.banshee-music.de)
16 Tracks, 58:38, mit englischen Infos und Fotos

Das Quintett aus dem oberbayerischen Wildsteig erfreut mit einer Mischung aus zugleich deftigen und im Detail feinen irischen Sessiontunes und Songs, einer idealen CD für Liebhaber des Typischen, aber auch 7/8-taktmäßig am Puls der Mode, und das alles trotz Liveaufnahme in sehr guter Klangqualität.




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Gaelic Wind Project. along the enchanted way

In: Folker! 06.06, S. 91

GAELIC WIND PROJECT
along the enchanted way
(Eigenverlag 2005, http://www.gaelicwindproject.de)
16 Tracks, 57:07, mit deutschen Infos und Fotos

Eine feine Musik bietet dieses Sextett aus Essen, flotte irische Tunes, zum Teil auch unter Einfluss McGoldricks mit Balkantouch, getragene Songs mit weiblicher Stimme, fröhliche gemischtgeschlechtliche, und bei „Raglan Road“ lässt van Morrison grüßen. Ein bemerkenswertes Erstlingswerk!



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Karrik’s & The Sugarloafs

In: Folker! 06.06, S. 92

KARRIK’S & THE SUGARLOAFS
(Eigenverlag 2006, http://www.karriks.se)
3 Tracks, 10:24 Minuten, mit englischen Infos und Fotos

Das Duo Karrik’s und das Quartett The Sugarloafs aus Schweden begnügen sich auf dieser Scheibe im Pappschuber mit der Wiedergabe von drei Liedern von Marc Seymour, Andy M. Steward und aus der irischen Tradition, die sie folk-pop-countrymäßig vortragen.



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Tantallon. live Irish & Scottish Folk Music

verschoben auf Folker! 01.07

TANTALLON
live Irish & Scottish Folk Music
(Seven Rays 2006, http://www.tantallonband.com)
17 Tracks, 57:18, mit deutschen und englischen Infos und Fotos

Das schottisch-deutsche Trio aus Bremen hat zusammen mit einem Gastmusiker für diese CD ein Konzert mit allen Ansagen, Scherzen und Publikumsgeklatsche aufgenommen. Sie singen und spielen deftigen Irish & Scottish Folk in Dubliners-Manier, aber weiblicher Frontstimme.


MAS