Friday, November 03, 2006

Konzertrezension: Norland Wind am 03.11.2006 im Bungertshof in Oberdollendorf

Norland Wind am 03.11.2006 im Bungertshof in Oberdollendorf

Nach weniger als einem Jahr, zog es eine der meinem Kenntnisstand und Geschmack nach drei oder vier besten in Deutschland ansässigen Irish Folk-Gruppen wieder in unsere Gegend, wobei sie vor einem Jahr anscheinend einen so positiven Eindruck hinerlassen haben, dass sie gleich für zwei Abende im Bungertshof gebucht wurden. Gemeint ist Norland Wind mit Sitz in Berlin, aber auch in Dublin, mit Musikern aus Deutschland und Irland, Schottland und abstammungsmäßig aus Norwegen. Eigentlich dachte ich ja, dass ein Einjahrsabstand recht eng sei, aber der Saal war am Freitagabend proppevoll, am Donnerstag soll er etwas weniger vol gewesen sein, und ich war wieder, das schicke ich vorweg, vom ersten bis zum letzten Ton begeistert.

Noal Duggan, der seinen Clannad-Zwillingsbruder Padraigh krankheitsbedingt zu Hause hatte lassen müssen, stand aus Publikumsperspektive wieder links, und spielte Mandoline und Gitarre und sang. Schräg hinter ihm saß am Keyboard und an der Gitarre Matthias Kießling, weiter rechts sang und spielte Gitarre, Bouzouki und Bhodrán Frontfrau Kerstin Blodig, noch eins weiter rechts saß Thomas Koeffke an seiner Harfe. Weiter rechts etwas hinten saß Ian Matthews, der Gitarre und Low Whistle spielte, und ganz rechts stand Máire Breathnach mit Fiddle und Gesang. Also war die Besetzung schon mal nicht ganz identisch mit der von 2005.

Es ist interessant an mir selbst zu beobachten, wie sehr mich die Musik wieder ergriff. Vor allem wenn Noel und Kerstin gemeinsam sagen, kamen mir (fast) die Tränen, nicht vor Schmerz, sondern vor Ergriffenheit. Und wenn vier Gitarren und die Harfe einen dichten, wabernden, rhythmischen, groovigen Klangteppich bildeten, oder Keyboard, Low Whistle und/oder Geige einen solchen Teppich melodiös durchzogen, wie Weberschiffchen die Fäden eines Webstuhls, dann ging mir das durch und durch und nahm mich mit, wohin auch immer.

Gesungen wurde auf Gälisch, Norwegisch und Deutsch. Letzteres war mir für diese Gruppe eine neue Erfahrung. Matthias, der ja früher auch mal Deutschfolk bei Wachholder gemacht hat, war es, der eine deutsche Version von „Fiddler’s Green“ zum Besten brachte. Lieder vergaß ich, ihn darauf hin zu weisen, dass Keen On Tunes aus Bonn eine Bönnsche Version haben, aber das kann man ja noch nachholen. Im „Walking Song“ tagträumt eine Frau von ihrem Traummann im Minikilt. Ob sie Ferdi kennt?

Zwischendurch gab es auch Soli, wovon mir besonders das an Gershwin erinnernde Gitarrensolo von Ian in Erinnerung ist. Es sollte aber an Mendelssohn-Bartholdy erinnern, und Ian dachte beim Komponieren an dessen Aufenthalt auf den Hebriden.

Die Musik kann im Großen und Ganzen als sphärisch bezeichnet werden. Aber es gab auch zwei schnelle Reels von Máire auf der Fiddle gespielt, darunter „Brenohm“, das ich schon sehr oft hörte, von Solas bis Whisht!, von dem ich aber nicht wusste, dass es von Máire geschrieben ist. Das Publikum war beim ersten Reel angenehm zurück haltend, was das Mitklatschen anbelangt, sondern unterstütze den Rhythmus mit den Füßen, aber ein kleiner Wink von Kerstin beim zweiten Reel, ließ dann doch ein Geklapper losbrechen, bei dem Petra und ich dann auch mitmachten.

Viel zu schnell waren die knapp drei Stunden vorüber, es war auch noch Zeit für das eine oder andere fachliche Schwätzchen in der Pause oder anschließend, die Bewirtung funktionierte auch, wenn die Kellner auch rotierten, man sollte nur nicht unbedingt einen Schirm draußen in den Schirmständer stellen, denn Petras schirm war anschließend von hinnen. Ihm am Platz zu lassen, ging auch nicht, dazu war es zu eng, ihre Tasche, die sie natürlich nicht draußen ließ, wurde wie auch immer, beschädigt. Also mein Tipp: Kommt mit möglichst wenig Gepäck zum Bungertshof, wenn solche Publikumsmagneten auftreten, und das kommt dort ja immer wieder vor.

http://www.thomasloefke.de/
http://www.concertidee.de/norlandwind/
http://www.kerstinblodig.de/
http://www.clannad.ie/
http://www.mairebreatnach.com/
http://www.bungertshof.de

Frühere Norland Wind-Rezensionen von mir:
Norland Wind am 21.3.2001 in der Harmonie in Bonn-Endenich
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2001/03/konzertrezension-norland-wind-am.html bzw. http://tinyurl.com/8fhwv
Norland Wind am 24.11.2005 im Bungertshof in Oberdollendorf
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2005/11/konzertrezension-norland-wind-im.html bzw. http://tinyurl.com/dux2q

MAS