Friday, March 31, 2006

Konzertrezension: Le Clou am 31.3.2006 in der Harmonie Bonn-Endenich

Le Clou am 31.3.2006 in der Harmonie Bonn-Endenich

Cajun Swamp Groove vom Feinsten!

Die nicht nur in unserer Region Bonn/Rhein-Sieg wohlbekannte Band "Le
Clou" erfreute uns an diesem noch kühlen Märzabend wieder mit ihrer
wundervollen Musik aus dem tiefen heißen Süden der USA. Die Einmaligkeit
und Vielseitigkeit dieser Gruppierung zeigt sich schon durch ihre
Instrumentierung: Michel David bediente die Gitarre, zeigte aber auch,
dass man ein altmodisches rubbeliges Waschbrett aus Uromas Zeiten als
Rhythmus-Instrument effektvoll einsetzen kann - übrigens ein Wahrzeichen
von Le Clou. Michel, der aus Paris kommt, sang auch die meistens
selbstkomponierten Lieder. Es ist nämlich guter Brauch bei Le Clou, dass
möglichst viele der dargebotenen Stücke selbst komponiert werden, denn
man will nicht nur einfach irgendetwas nachspielen, sondern man stellt
etwas ganz Neues auf die Ohren der Zuhörer. Yves Gueit trug zu der
Vielseitigkeit der Darbietungen mit Akkordeon, Saxophon, Klarinette und
Flöten bei. Johannes Epremian unterstützte den singenden Michel mit
seiner Stimme, ausserdem machte er mit seiner Geige und diversen Gitarren eine ausgesprochen rhythmische Musik, die die Zuschauer schnell zum Mitklatschen und auch
zum Mittanzen in dem grossen, stuhlfreien Raum animierte, der übrigens
so gut besucht war, dass zum temperamentvolleren Tanzen kaum Platz
blieb. Gero Gellert (E-Bass) und Ralf Schläger (Schlagzeug)
komplettierten die instrumentelle Ausstattung.

Cajun ist die Musik von französischen Einwanderern, die zunächst in
Kanada lebten, die von den Engländern im 18. Jahrhundert von dort
vertrieben wurden und in Louisiana, in den "Swamplands" (Schwemmland)
des Mississippideltas eine neue Heimat fanden. Ihre Musik übernahm und
integrierte unter anderem Elemente der Country and Western-Musik der
anglo-amerikanischen Einwohner, woraus sich die Cajun-Musik entwickelte.
Die Texte sind alle in französicher Sprache. Da bei uns wohl die
wenigsten in der Lage sind, diese Texte zu verstehen, brachte uns Johannes
in einer sehr unterhaltsamen Conference zwischen den einzelnen Stücken
die Inhalte der Lieder rüber. Vieles davon, oder besser gesagt, das
meiste davon sind erfundene lustige Geschichten, wie zum Beispiel die
von den in einem See ausgesetzten japanischen Zierfischen, die mit ihrer
Gefräßigkeit die ganze andere Fauna zu vernichten drohten. Kein Mittel
half, die Tiere wieder aus dem See zu entfernen. Bis die Behörden ein
Gesetz erließen, das die Tiere unter Schutz stellte. Da die Cajuns alles
andere als obrigkeitshörig sind, machten sie sich sofort über die Fische
her und nach wenigen Tagen war kein einziger mehr in dem See zu finden.
Solche und andere lustige Stories, die sich auch oft um den während der
Prohibition schwarz gebrannten Whisky drehten, der wegen des nächtlichen
Geheimbrennens "Mondschein-Whisky" genannt wurde, waren die Textinhalte
der sehr temperamentvoll klingenden Lieder.

Ich selbst bevorzuge temperamentvolle, rhythmische Musik und weniger die
sehr melancholischen, balladenhaften Varianten, aber bei Le Clou werden
auch solche mehr nachdenkliche Stücke so vorgetragen, dass sie den
Zuhörer immer rhythmisch mitnehmen, wozu auch Johannes Epremians
Geigenspiel beitrug, das für ein eher melodisch klingendes Instrument
sehr stark rhythmusbetont gespielt wurde. Unterstützt wurde das durch
das Schlagzeug von Ralf Schläger (Nomen est omen?). Ich habe Le Clou zum
ersten Mal vor 4 Jahren im Sommerfestival im Biergarten des
Parkrestaurants Rheinaue gehört. Bis dahin habe ich nicht gewusst, dass
es solche Musik gibt, aber seitdem gehört Le Clou zu den "must hear"
einer jeden musikalischen Folk-Saison.

http://www.leclou.com
http://www.bungertshof.de


Michaels Artikel und frühere Rezi über Le Clou:
http://www.folker.de/200602/09clou.htm
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2006/02/konzertrezension-le-clou-am-322006-in.html bzw. http://tinyurl.com/7zgux

FLR

Tuesday, March 28, 2006

Konzertrezension: Die Erkelteten und Keen on Tunes am 28.3.2006 in der Musikschule Kirschallee in Bonn

Die Erkelteten und Keen on Tunes am 28.3.2006 in der Musikschule Kirschallee in Bonn

Die Musikschule in der Kirschallee in Bonn-Poppelsdorf feierte vom 26.3. bis zum 1.4.2006 mit zahlreichen Konzerten und auch anderen Veranstaltungen ihr 25-jähriges Bestehen. Tom Kannmacher war von Anfang an dabei und begann auch sofort, Schülerinnen und Schüler in traditioneller irischer Musik zu unterrichten, woraus dann schon 1982 die Band Cherry Alley hervorging, die parallel zu der von 1985 bis 2004 von ihm geschulten Band Rolling Wave bis 2002 bestand. Seit 2002 sind es die Bands Keen On Tunes und Die Erkelteten, die durch Tom in das Wesen und die Praxis irischer Musik eingeweiht werden, und diese beiden gaben nun an diesem Abend ihren Beitrag zum Jubiläum der Musikschule. Der Abend war dreigeteilt in je ein Konzert der beiden Gruppen und eine anschließende Session, und damit die Gäste außer Musik auch noch andere irische Spezialitäten genießen konnten, gab es Guinness Drought Stout aus der Dose mit Widget-Kapsel und drei Sorten irischen Käse.

Schon zwei Konzerte der Erkelteten durfte ich erleben und rezensieren, nämlich beim 1. BIFF und vor einem Jahr, als sie mit Rolling Wave beim letzten Konzert der letzteren vor deren Umbenennung in Ryan’s Airs zusammen spielten. Man kann es der unten angefügten Besetzungsliste entnehmen, dass die Kids allmählich schon fast (Heike Kosmider auch ganz) junge Erwachsene sind. Es ist eine gewisse Routine ins Spiel gekommen, ob Hornpipes, Jigs und Reels oder Lamentations und Seefahrtlieder auf Englisch und Gälisch, sie gaben unter Toms Anleitung ein sehr schön arrangiertes Konzert, fein gespielt, an die Chieftains erinnernd, die Liedstrophen abwechselnd mit Pipes, Fiddle, Flute, Whistle oder Harfe begleitend, Gitarre und Bodhrán natürlich auch immer dabei, bei den Tunes eher unisono spielend, wobei Tom selber manchmal eine zweite Stimme hinzu fügte. Was ihnen noch fehlt ist ein gewisser Pep, den ich vor allem bei einem Lied der Pogues vermisste, da ich das sehr aggressiv vorgetragene Original im Hinterkopf hatte. Das Lied wirkte zu brav. Und überhaupt gerade die Lieder könnten noch etwas mehr Expressivität vertragen. Aber das kann ja noch kommen.

Keen On Tunes besteht nun mehr aus Leuten die noch älter sind als ich, woran man sieht, dass auch ältere Semester noch lernen können. Es liegt wohl an Tom als gemeinsamem Lehrer, dass sie sich so sehr anders als die Erkelteten auch nicht anhörten, aber vielleicht hatte ich auch einen ungünstigen Sitzplatz, so dass mir einige Feinheiten entgingen. Auch hier wieder: schöne Arrangements, fein vorgetragen, aber auch bei den Liedern etwas zu brav. Tom wirkte außer als Mitspieler auch etwas als Dirigent, der den Auftritt überwachte und leitete. So hatte das Konzert etwas Klassisches an sich und es fehlte mir etwas das Spontane und Improvisierende, das ich gerade in den letzen Monaten bei einigen Spitzenbands gehört habe. Aber oh je, was tue ich da: Ich vergleiche Schülerbands mit den großen Meistern, das ist unfair. Nein, ich möchte nicht diesen Eindruck hervorheben, sondern den, dass es ein wunderschöner Abend war, dass mich die Musik berührte, und dass ich es gerade in einer Zeit, in der in durchschnittlichen Jugendbüchern über Musik der Dudelsack noch nicht einmal im Register vorkommt, besonders wichtig und herzerfrischend finde, was Tom hier in Bonn leistet. Er teilte mir noch mit, dass es noch ein paar Kollegen in Deutschland gibt, die irische Musik unterrichten, teils traditionelle, teils Folk im weiteren Sinne, aber dass sein Unterricht wohl der traditionsverwurzelste sei.

Ein Besonderes Schmankerl gab es am Ende des zweiten Teiles, und zwar eine Bönnsche Umtextung von Fiddler’s Green, in deren Refrain es dann hieß:

Pack misch in in ming Hemp un’ ming Jöppsche
He’ am Kai seht ihr nie mih ming Köppsche
Sach denne Jungs, dat isch up minge letzte Reis bin,
Doch mir sehn uns all widder in Fiddler’s Green.

Herrlich!!!

Zur anschließenden Session gesellten sich noch sieben andere Musiker(innen) dazu, die fast alle durch Toms Schule gelaufen sind, und ohne die Bands wie Ryan’s Airs, Whisht!, Last Night’s Fun und Foggy Stew nicht das wären, was sie sind. Und dank dieser Meisterschüler(innen) kam dann auch noch etwas mehr Drive in die Musik, wenn Tom das Tempo auch absichtlich bremste, damit in der Schule nicht das darwinistische Ausleseprinzip der Fiddler’s Session griff, nach welchem man ausfällt, wenn man nicht mehr mithält. Ich spielte auch ein wenig mit, soweit ich es konnte, und ich weiß nicht, wie viele der Zuhörer an diesem Abend ihren Erstkontakt mit Irish Folk Musik hatten, aber der Eindruck dürften nicht der Schlechteste sein.

Hier die Besetzunglisten des Abends, die Tom mir zuschickte:

Die Erkelteten:
Jonas Heidebrecht (16): Uilleann Pipes, Whistle
Heike Kosmider (21): Fiddle, Gesang
Anna Lück (16): Harfe
Julia Lück (18): Flute, Whistle, Gesang
Mario Wagner (15): Gitarre
Julian Goertz (16): Bodhrán, Gitarre
Thea Staab (z.Z. krank) (16): Gesang

Keen On Tunes:
Heinz Peter "Henry" Goergens (52): Bodhrán, (spielt außerhalb der Band Great
Highland Bag Pipe)
Ute Goergens (48): Flute
Dagmar Hoffmann: Tin Whistle
Joachim Hoffmann (47): Uilleann Pipes
Maryanna Krah: Flute, Tin Whistle
Heike Vielmetter (44): Fiddle
Resia Lehmacher (59): Harfe, Gesang

Tom Kannmacher (57) spielt, was der Besetzung noch fehlt (Cello, Whistle,
Pipes, Gitarre, Flute, Fiddle, Gesang...) und erstellt Arrangemententwürfe.

http://www.kannmachmusik.de/
http://www.bonn.de/familie_gesellschaft_bildung_soziales/musikschule/index.html

Frühere Rezis von mir zu den Erkelteten:
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2002/04/konzertrezension-1-bonner-irish-folk.html
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2005/04/konzertrezension-die-erkelteten-und.html


MAS

Saturday, March 18, 2006

Konzertrezension: Soul United am 18.3.2006 im Session in Bonn

Soul United am 18.3.2006 im Session in Bonn

Petra, meine Frau, geht ja oft mit zu Irish Folk-Konzerten und war auch von Iontach sehr begeistert, aber ihr musikalisches Herz schlägt doch mehr für Rap, Raeggae, Blues, Pop, Rock und Soul. So traf es sich gut, dass endlich mal ein Soul-Konzert an einem dafür angenehmen Wochentag und zu annehmbarer Uhrzeit in erreichbarer Entfernung geboten wurde und zwar von Soul United im Session, der kleinen Kellerkneipe fast neben dem Münster in Bonn, die mit den zirka 30 Gästen des Abends schon recht voll war. Das Konzert begann mit einem E-Gitarren-, E-Bass- und Schlagzeug-Instrumental, das sofort für eine mitreißende Stimmung sorgte. Neben uns begann ein junger Mann heftig mit zu klatschen, und wir dachten, das sei aber ein eingefleischtes Fanpublikum, doch ging er nach vorne zu einem der noch freien Mikrophone und begann zu singen in einer tiefen, rauen Stimme und im Text jemand anders aufzufordenrm auch dazu zu kommen, und das war dann eine junge Frau, die sich als Sängerin der Gruppe entpuppte. Nachdem noch ein Keyboarder dazu gekommen war, war die Combo vollständig: Michael „Groove“ Boecker aus Köln (Gesang, Percussion), Charlotte Smith, ursprünglich aus Louisina, jetzt aus Köln (Gesang), Carol Knauber aus Bonn (E-Gitarren; den kennen wir ja von Sahara und String Attack), Thomas Schneider aus Hennef (E-Bass), Michael Teichen aus Köln (Keyboards) und Lothar Simon (Schlagzeug und Bandleader).

Ja, Michael Boecker sang und bediente zugleich ein Minischlagzeug, aber so was Ähnliches kennen wir seit dem Auftritt von Schöne Weile ja auch vom Folk. Das Repertoir von Soul United besteht vor allem aus Stücken aus den 1990ern von The Nevile Brothers, The Brand New Heavies, Incognito und anderen, sowie aus welchen aus den 1980ern von The Crusaders, Diana Ross und anderen, aber natürlich fehlten auch nicht Stücke von James Brown wie „sex machine“ oder „I feel good“, die auch mir bekannt waren, sowie anderen Größen des Soul, und es gibt auch noch ganz aktuelle Hits von Anastacia, Mary Mary und anderen. Ich muss sagen, ich wusste gar nicht, dass Soul nach wie vor so viel komponiert wird, und auch nicht, dass so mancher Radio-Charts-Hit zum Soul gehört. Die Musik war fast durchweg im Viervierteltakt, der aber in sich durch Dehnen des einen oder anderen Taktes und vor allem durch zahlreicher jazzige und oft funkige Soli der Gitarre, des Basses oder des Keyboards in jedem Stuck sehr vielgestaltig war. Ich habe ja nicht so viel Ahnung von Soul, kenne als Lifegruppe aus eigener Erfahrung nur noch Souled Out, und von daher vermisste ich eine Bläsergruppe mit Trompete, Posaune und Saxophon, aber es war nun auch nicht so, dass die wirklich fehlten. Ich machte Ähnlichkeiten zu oder Einflüsse von Blues, Gospel, Jazz, Cajun & Zydeco und Rock aus. An Gospel ernnerte vor allem so manches von Charlotte gesungene Intro. Und dann kam auch noch ein spontaner Gast ans Mikro und sang „diggin’ on james brown“ von Tower of Power aus den 90ern und auf Wunsch des Publikums in der Zugabe „I feel good“ vom Altmeister selbst. Der Gast sang so kraftvoll und schrill, dass ich mir schon dachte, dass das nicht einfach nur ein spontaner Gast war, und wie ich dann erfuhr, war sein Name Walter Stremmel, und Carol meinte, er sei ein Urgestein des Rock in Bonn und schon seit den 1960ern kräftig dabei. Carol und Lothar sind ja mittlerweile auch schon in ihren 50ern, was der Energie ihrer Spielweise aber keinen Abbrucht tut. Respekt!!!

Petra war den ganzen Abend in ihrem Element, mir gefiel es auch, aber sie meinte, ich hätte nicht irisch darauf tanzen sollen, das habe nicht gepasst. Ich meinte: „Wieso, das war ein Viertvierteltakt, da passt ein Pas de Basques“, den ich übrigens beim Scottish Coutry Dancing gelernt habe. Wer will da dann so harte Grenzen ziehen? Wie meinte Carol: „Na Hauptsache, es hat Euch Spaß gemacht!“ Hat es!

Am nächsten Abend traten sie dann noch in der Klangstation auf.

http://www.soul-united.de/
http://www.carolknauber.de/content/view/21/55/

Session:
http://www.bonn-nordstadt.de/gastro/betriebe/session.html
http://www.typo3cms.info/toms_blues_session.0.html
http://www.bonnaparte.de/locations_new.php3?locationid=70&subcat=40&art=Kneipe

Einträge zu Walter Stremmel, der wohl nur mir und Petra ein Unbekannter war:
http://www.fme-hifi.de/company.html
http://www.bonner-rock-lexikon.de/leseprobe_s112_the-guards.html
http://www.secondhand-bonn.de/band.html
http://www.kaiser-passage.de/detail_fme.htm
http://www.fme-hifi.de/

Frühere Rezis von mir zu Carol Knauber:
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2006/02/konzertrezension-sahara-am-1122006-in.html
bzw. http://tinyurl.com/8qfzs
und
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2006/03/cd-rezension-carol-knaubers-string.html
bzw. http://tinyurl.com/pwc5q

MAS

Friday, March 17, 2006

Konzertrezension: Lokal Heroes am 17.3.2006 im Bungertshof in Königswinter-Oberdollendorf

Lokal Heroes am 17.3.2006 im Bungertshof in Königswinter-Oberdollendorf

St. Patrick’s Day mit den Lokal Heroes

Auftritt am 17. März im Bungertshof Königswinter-Oberdollendorf

Besetzung: Wendel Biskup (E-Gitarre), Mike Haarmann (Schlagzeug),
Kristaps Grasis (Mandoline), Liene Sejane (Flöte), Christoph Spix
(Gesang, Conference), Ralf Wolfgarten (Tin-Whistle, Gesang).

Der St. Patrick’s Day ist in jedem Jahr einer der Höhepunkte der irischen
Folk-Musik und ihrer Bands. Ich besuchte in diesem Jahr das Konzert der
Lokal Heroes im Bungertshof. Das Publikum erschien so zahlreich, dass
zusätzlich Tische und Stühle aufgestellt werden mußten, um alle Gäste
unterzubringen, und dennoch mußten etliche mit Stehplätzen vorlieb
nehmen. Unter der Leitung ihres Frontmannes Christoph Spix (Gesang,
Conference) heizten die sechs Lokal Heroes gleich zu Beginn mit "Rover"
und "County Down" ordentlich ein und fuhren die Stimmung im Publikum in
kürzester Zeit hoch. "Frontman" ist eigentlich bei den Lokal Heroes eine
unpassende Bezeichnung, weil alle der sechs Bandmitglieder musikalische
"Frontleute" sind.

Besonders erwähnen möchte ich das einzige weibliche Mitglied dieser
vielseitigen Band, Liene Sejane aus Lettland, die mit ihrem Flötenspiel
das Melodiöse der irischen Musik ganz hervorragend zu Gehör brachte,
perfekt begleitet von Christoph Spix (Gesang) und Mike Haarmann am
Schlagzeug. So wurden nicht nur die irischen und schottischen Weisen zu
Gehör gebracht, es gab auch Abstecher in die rockige Musik der USA und
zu den Rhythmen der Karibik, wie zum Beispiel den "Flowers of Bermuda".
Gerade auch hier zeigte sich wieder die bekannte musikalische
Vielseitigkeit dieser Band, die mich als Zuhörer schon immer fasziniert hat.

Melancholisch-melodische Liebeslieder wechselten sich ab mit
temperamentvollen Tunes, deren Rhythmus so manches Bein zum Mitschwingen
brachte und der das Publikum begeistert mitklatschen liess. Irische
Sauflieder, deren Thema der Whiskey ist und schottische Kriegsballaden,
traurige Liebeslieder, die vom Leid verschmähter Liebe berichteten, und
die äusserst temperamentvollen Lieder der Iren, die sie auf ihren Festen
singen und die jedes Bein in ein Tanzbein verwandeln möchten, alles war
an diesem Abend vertreten. Besonders schön ein kleines Potpourri aus
drei verschiedenen Tunes, die trotz ihrer grundverschiedenen Tempi zu
einem einzigen längeren Stück (Tuneset) zusammenwuchsen und ohne Gesang
vorgetragen wurden. Wenn es nicht vorher angesagt worden wäre, so hätte
ich nicht bemerkt, dass es sich eigentlich um drei verschiedene Stücke
handelte. Wendel Biskup (E-Gitarre), Ralph Wolfgarten (Tin-Whistle,
Gesang) und Kristaps Grasis (Mandoline) komplettierten die musikalische
Bandbreite, die das Publikum immer wieder von den Stühlen riss und zum
Mitklatschen und Mittanzen animierte. Leider war das Tanzen wegen des
übervollen Raumes nicht so ungehindert möglich, der Stimmung im Saal tat
das aber keinen Abbruch. Schliesslich spendierte uns Mike Haarmann noch
ein Sahnehäubchen in Form eines mitreißenden Schlagzeugsolos.

Das Publikum hat natürlich nicht mit Applaus gespart und forderte immer
wieder Zugaben, so dass die Lokal Heroes weit über eine halbe Stunde
länger spielen mußten.

Es war wieder mal ein St. Patrick-Day vom Feinsten und ich bin froh,
dass ich mich bei dem Riesenangebot von Irish Folk in der Region an
diesem Tag für diese Veranstaltung entschieden habe. Ich bedanke mich
ganz herzlich bei den Lokal Heroes für diesen hervorragenden
musikalischen Abend.

FLR

http://www.lokalheroes.com
http://www.bungertshof.de/

Frühere Lokal Heroes-Rezension von Michael
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2000_12_01_folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen_archive.html bzw. http://tinyurl.com/bkaka
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2004/02/cd-rezension-lokal-heroes-hurrah.html
bzw. http://tinyurl.com/97rws
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2005/01/konzertrezension-lokal-heroes-am.html
bzw. http://tinyurl.com/agzk7
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2006/01/cd-rezension-lokal-heroes-smash.html
bzw. http://tinyurl.com/8lowz
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2006/01/konzertrezension-lokal-heroes-am.html
bzw. http://tinyurl.com/7wsr9

FLR

Konzertrezension: Iontach am 17.3.2006 im Feuerschlösschen in Bad Honnef

Iontach am 17.3.2006 im Feuerschlösschen in Bad Honnef

Am diesjährigen St. Patrick’s Day hatten es Freundinnen und Freunde der Irish Folk Music wirklich schwer. Nicht weil es keine Konzerte gegeben hätte, nein, im Gegenteil, man musste sich von fünf Konzerten eines aussuchen, und sich somit gegen vier andere entscheiden. Last Night’s Fun spielten in der Mausefalle, Ben Bulben in der Gesamtschule in Beuel, die Lokal Heroes im Bungertshof, Irish Stew in Hennef, und im Feuerschlösschen trat Iontach auf. Ich entschied mich für letztere, zum einen, weil sie den weitesten Anreiseweg hatten (sie kommen aus Wremen, was zwischen Cuxhaven und Bremerhaven liegt), zum anderen weil das FiF ein gemeinnütziger Verein ist, vor allem aber, weil ich 2004 die CD von Iontach für den Folker! rezensiert habe und diese mir so gut gefiel, dass ich ganz zaghaft Mike Kamp sagte, dass ich sie für besonders gut halte, was er mir bestätigte, worauf hin „the half gate“ als erste in Deutschland produzierte Irish Folk-CD in der bis dato siebenjährigen Geschichte des Folker! als „Besondere“ gekürt wurde. (Im nächsten Heft wird es die zweite „Besondere“ aus dieser Kategorie geben, und der Folker! befindet sich nun im neunten Jahr. Welche CD das sein wird, werde ich hier rechtzeitig bekannt geben.) Also war ich sehr gespannt auf das Life-Erlebnis der Iren von der Waterkant.

Irgendwie scheinen auch bei diesem Konzert die Ankündigungen auf fruchtbaren Boden gefallen zu sein. Das Foyer im Feuerschlösschen war so voll, dass selbst alle noch aus dem Nebenräumen herbeigetragenen Stühle, einschließlich aller Kinderstühle, nicht ausreichten, um allen einen Sitzplatz zu gewähren. Da standen sie also, Auge in Auge mit ca. 100 Hörwilligen Rheinländern, die ihre Ohren spitzten: Angelika Berns (Bodhrán, Tin Whistle, Rassel, Keyborads und Gesang), Siobhán Kennedy (Geige, Tin Whistle, Querflöte und Gesang) und Jens Kommnick (Gitarre, Bouzouki, Mandoline, Uilleann Pipes, Tin Whistle, Cello, Keyboards und Gesang) (natürlich nicht alle Instrumente gleichzeitig spielend), und begannen wie auf der CD mit dem Reelset „the dream of home“. Im Laufe des Konzertes spielten sie noch mehr Jigs und Reels, Hornpipes, Airs und anderes, was sie wirklich gut können, aber die besondere Stärke dieses Trios liegt in der Mehrstimmigkeit, sowohl bei Instrumentals, aber besonders auch bei Liedern. Zum Beispiel war da die auch auf der CD vorhandene Muneira (die Tilde über dem n lasse ich hier mal weg), ein galizischer Tanz, dreistimmig auf drei Tin Whistles gepielt, oder das von Siobhán auf Gälisch, dann von Angelika und Englisch gesungene Lied “brighid’s kiss“, das die jweils zwei anderen mit zweiter und dritter Stimme zuerst summend, dann im Satzgesang begleiteten. Mich durchfuhren wahre Schauer der Wonne! Zwischen den Liedern gab es den einen oder anderen lustigen Schnack, darunter einen Witz über Heino, den ich hier aber nicht erzähle. (Ich habe auch gar nichts gegen Heino und kann nur empfehlen, mal in Bad Münstereifel ins Heino Café einzukehren und dort den Nusskuchen zu probieren.) Und all das taten sie totally unploughed, also ohne Mikrophone oder Verstärker, was trotz der aufgestellten Dämmplatten von einer Bad Honnefer und zugleich dänischen HiFi-Firma, die zur Klangverbesserung und Werbung für eben diese Firma aufgestellt waren, akustisch gut rüber kam.

Der gälische Name „Iontach“ wird übrigens „Intach“ ausgesprochen und bedeutet einerseits soviel wie „gut“, „super“, „spitze“ und andererseits soviel wie „seltsam“, „komisch“, „merkwürdig“, und Jens meinte, im Spannungsfeld dieser zwei Bedeutungrichtungen sähen sie sich auch gerne. Ich fragte Jens einmal, wie das eigentlich gemacht werde bei einer Studioaufnahme, wenn er anschließend auf zwei Instrumenten gleichzeitig zu hören sei, ob er dann zuerst eine Tonspur mit dem einen Instrument aufnehme und diese dann beim Aufnehmen der zweiten Tonspur über Kopfhörer höre oder nicht. Ja, erklärte er, er höre das bisher Aufgenommene, während er das nächste Instrument aufnehme. Für viele von Euch mag das selbstverständlich sein, für mich war e jedenfalls interessant, das zu erfahren.

Die beiden Deutschen und die eine Irin ließen dann Bad Honnef noch ein wenig verzauberter zurück, als es eh schon ist. Wer jetzt traurig ist, an dem Abend nicht dabei gewesen zu sein, der oder die sei getröstet, denn am 26.5.2006 treten Iontach beim 2. Celtic Attractions Festival im Zirkuszelt in Köln-Weiß auf, das Ralf Wackers organsiert, und als zweite Gruppe wird Dán dabei sein.

www.iontach.de
http://www.inter-times.de/Components/Vereine/Vereine_Bad_Honnef/Stapelseiten_Bad_Honnef_/stapelseiten_bad_honnef__33.html

Hier meine CD-Rezension, wobei da ein Fehler drin ist, denn es ist nicht Regina Elling, die im Büchlein abgebildet ist, sondern es sind Angelika und Siobhán:http://www.folker.de/200406/bescd.htm#03

MAS

Wednesday, March 15, 2006

Konzertrezension: Irish Spring – Festival of Irish Folk Music am 15.3.2006 in der Kunst- und Ausstellungshalle in Bonn

Irish Spring – Festival of Irish Folk Music am 15.3.2006 in der Kunst- und Ausstellungshalle in Bonn

Das 6. Irish Spring Festival gastierte wieder in der KAH und war trotz des Termins mitten in der Woche fast restlos ausverkauft. Da hat sich wohl die Plakatierung gelohnt, oder erfuhren die etwa alle durch den folkigen Rundbrief davon? Wohl kaum, so viele Leute habe ich gar nicht im Verteiler, und unsere Internetseite hat keinen Zähler. Es war betimmt Ralf mit seinem Irischen Rundbrief, ja so muss es sein! Oder die Terminseite im Folker!

Der Opener war Tony McManus, ein jetzt in Südontario lebender Schotte, der hauptsächlich Instrumtentals auf der Gitarre spielte. Einige Stücke waren ruhig und verträumt, meiner Frau kam spontan die Assoziation „NDR-Pausenmusik“, andere aber waren regelrechte Reels, bei denen er die Gitarre ohne Fingerpicking als Melodieinstrument einsetzte, wobei er zwischendurch auch mal zu Akkorden überwechselte, als würde er ein Melodieinstrument begleiten. Sowas habe ich bislang noch nicht gehört! Und dann sang er auch ein Lied, und seine Stimme erinnerte micht an Sean Keane, nur nicht ganz zu quakig, sondern etwas tiefer. Dass er zwischendurch deutsches Bier lobte, machte ihn noch sympatischer, doch schwand dieser Bonus gleich wieder, als er sein Lob auf Bitburger zuspitzte. Ich schrieb es schon mal: 5 Mio. Hektoliter müssen nicht noch per Schleichwerbung angepriesen werden, während kleine Brauereien dicht machen. Es bleibt also die einfach erstklassige Musik als Bonus übrig, aber das reicht ja auch für ein Konzert.

Den Solisten löste sodann ein Quartett ab, auch aus Nordamerika, und zwar aus Michigan. Millish, bestehend aus Brad Phillips (Geige, Mandoline), Jesse Lee Mason (Gitarre), Tyler Duncan (Uilleann Pipes, Saxophon, Low Whistles) und Mike Shimmin (Schlagzeug, Darabuka) bot eine Musik, die sie selbst als „Progressive Irish Folk“ oder „Avantgarde Irish Folk“ bezeichnen, die für meine Ohren aber ein gutes Beispiel für moderne Weltmusik mit irischen Wurzeln war. Die Einflüsse, die ich heraus hörte, und die mir Jesse Lee Mason dann im Gespräch bestätigte, kamen aus Ungarn, dem Balkan, Mexiko, Arabien und jede Menge Jazz war auch dabei. Sie spielten zwar auch Jigs und Reels, und das so quirlig, dass es mich an Kíla erinnerte, was Jesse als Kompliment auffasste, als ich es ihm sagte, aber die Arrangement waren zumeinst nicht zum Tanzen gedacht, sondern zum Zuhören, denn die Tempi wurden immer wieder durch langsamere Passagen unterbrochen. Leider war das Mikrophon bei der Uilleann Pipe etwas leise eingestellt, aber davon abgesehen war es einfach prima was die Jungs da in den letzten zwei Jahren, in denen sie sich mit irischer Musik beschäftigen, entwickelt haben! Die Pause kam viel zu schnell!

Nach der Pause wurde es ruhiger und traditioneller. Mary McPartlan aus Irland sang irische Lieder, teils a capella, teils begleitet von Tony McManus und zum Schluss auch von Mike Shimmin. Ihre Stimme war tief, aber ansonsten erinnerte mich ihr Stil an Geraldine MacGowan. Sie sang echten Folk im engeren Sinne, Volkslieder eben aus verschiedenen Jahunderten, so dass sie „A Rainy Night in Soho“ von Shane MacGowan aus den 1980ern als „contemporary music“ ankündigte. Aber auch eine Version eines Liedes von Elvis Presley („Love me Tender“) war dabei, nur mit einem anderen Text, so wie sie es mal in der Muppet Show gehört hatte.

Den Abschluss bildeten die Schwestern Breda und Cora Smyth auf Fiddles, Tin und Low Whistles in Begleitung eines Sean Leahy (Gitarre) und Paul O' Driscoll (Kontrabass) Sie sind durch die Lord of the Dance-Show berühmt geworden und heizten auch ohne Tanzbrigade dem Publikum ordentlich ein. Mir gefiel ihr an Mary Bergin erinnerndes, helles, fließendes und dabei doch leicht stakatohaftes Whistlespiel noch besser als ihr Fiddlespiel. Die meisten Tunes waren mir bekannt, wenn auch nicht dem Namen nach, und es erwies sich im Nachhinein als richtig, sie an den Schluss zu setzen, denn das Publikum klatsche mit, bis die Hände schmerzten. Da zieht Tradition mehr als Avantgarde. Mitklatschfähigkeit ist zwar in meinen Augen kein besonderes Gütekriterium für Musik, aber die Musik war gut, daran lässt sich nichts rütteln.

Natürlich gab es eine Festivalsession aller Musiker ganz am Schluss. Enkh Jargal, also Epi, leitete es wie gewohnt auf seiner mongolischen Pferdekopfkniegeige ein, auf der er wie auch bei den letzen Malen und vielleicht schon seit Beginn des ISF überhaupt „Jimmy Mó Mhíle Stór“ spielte. Valentin, der Tourmanager kündigte es als Experiment an. Nun, es war sein erstes ISF. Ober- und Untertongesang des „Irish County of Mongolia“, wie Tony McManus, der ihn begleitete, es nannte und dann im Unterton-Brummton die Aufforderung „CD kaufen!“ zeigten, dass man das alles nicht so ernst nehmen muss, und so sei es Mary McPartlan auch nachgesehen, dass sie beim letzten Lied „The Spanish Lady“ die Melodie nicht so sang, wie ich sie kannte. Außerdem sang sie „the handsome lady“. Aber meine bescheidenen Kenntnisse der irischen Musik sind ja auch nicht das Maß aller Dinge.

Nach diesem aufweckenden Konzert muss nun aber der Frühling kommen!

http://www.irishspring.de
http://www.tonymcmanus.com/
http://www.millish.com
http://www.marymcpartlan.com/
http://www.epi.beep.de
http://www.kah-bonn.de/

meine ISF-Rezi 2005:
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2005/03/konzertrezension-irish-spring-festival.html
http://tinyurl.com/buqlf

MAS

Saturday, March 11, 2006

CD-Rezension: Carol Knauber’s String Attack. the journey

Carol Knauber’s String Attack. the journey

Swinging Banana Records 2000 mit englischen Informationen und ein paar Fotos
11 Tracks, 49,42 Minuten

Carol Knauber’s Sting Attack dürfte noch Besuchern des Bonner Folktreffs im Anno Tubac bekannt sein. Zwei- oder dreimal hörte ich dort dieses kleine aber feine Bonner Ensemble, meiner Erinnerung nach immer ein Trio, auf dieser mittlerweile schon sechs Jahre alten CD aber ein dreifaches Trio, also ein Novett, wenn man das so sagt, bestehend aus Hans Greuel (Bass; wie Carol auch bei Sahara dabei), Ingmar Meissner (Violine), Michael Pölchau (Violine), Phillip Richter (Violine), Mario Argandona (Percussion), Alfonso Garrido (Percussion), Roland Peil (Percussion), Tom Busse (Dobro; er ist Folktreffbesuchern auch als Slidin’ Tom B. oder auch als die eine Hälfte von Slide Kick bekannt) und Carol T. Knauber (Steel String Guitars, Nylon String Guitars, 12 String Guitars, Octave Guitar, Quart Guitar, Sitar Guitar, Mandolin, Octave Manoldine und Percussion).

Meiner Empfindung nach handelt es sich dabei um Kammermusik im Sinne einer feinen, minutiös gespielten, nicht sehr aufregenden, sondern mehr für den stillen und aufmerksamen Hörgenuss gedachten Instrumentalmusik. Aber es ist keine Klassik, sondern alle elf Stücke sind Carols Eigenkompositionen. Beim oberflächlichen Hören mag man denken: na ja, ganz nett, klingt etwas nach der Gitarrenmusik, die früher mal der NDR bei Fernsehpausen ausgestrahlt hat, wobei ein Zeichentrickbalon über die Landschaft flog. Beim genaueren Zuhören merkt man aber, wie zahlreich die musikalischen Einflüsse sind, die da verarbeitet wurden: Bluegrass, Raϊ, Irish Traditional, Barock, deutsche Volksmusik, verschiedene Arten von Jazz z.B. Ragtime, und noch mehr, und das, ohne dass es ein wirres Gemisch wäre, sondern bei aller Komplexität der Instrumentbenutzung und der Arrangements merkt man: diese Musik kommt direkt aus dem Herzen. Die Musik ist durchweg sehr rhythmisch, in den Feinheiten auch innerhalb der einzelnen Stücke sehr abwechlsungsreich, und die vielfältigen Einflüsse zeigen sich in den einzelnen Stücken sehr unterschiedlich, „Montain View“ klingt nach der Filmmusik eines Jugendabenteuerfilms, wie Christian Bruhn sie schrieb, „It’s About Time“ klingt etwas skandinavisch, „Bue Men“ am meisten nach Ragtime, „Take 5 Ad 6“ nach Raϊ, nur eben ohne Gesang und „Wrong Time“ barock. Carol selber nennt als Musiker, die ihn in Bezug auf diese CD am meisten inspirierten Tony Rices, Al DiMeola, John McLaughlin, Michael Flatley, Sam Bush, David Grismann, Mike Marshall, Butch Baldassari, Simon Mayer und Khaled. Ob alle diese Namen einem was sagen oder nicht, man möge der CD einfach unvoreingenommen begegnen und ihre Stärken entdecken.

Sting Attack gibt es derzeit leider nicht life zu hören, sondern müsste wieder belebt werden, aber Carol - übrigens einer der besten Gitarristen, die ich kenne - kann man mit seiner Formation Soul United am 18.3.2006 im Session in der Bonner Innenstadt (21 Uhr) und am 19.3. in der Klangstation in Bad Godesberg (20 Uhr) hören und mit Sahara am 29.4. im Kubana in Siegburg (19 Uhr).

http://www.carolknauber.de