Carol Knauber’s String Attack. the journey
Swinging Banana Records 2000 mit englischen Informationen und ein paar Fotos
11 Tracks, 49,42 Minuten
Carol Knauber’s Sting Attack dürfte noch Besuchern des Bonner Folktreffs im Anno Tubac bekannt sein. Zwei- oder dreimal hörte ich dort dieses kleine aber feine Bonner Ensemble, meiner Erinnerung nach immer ein Trio, auf dieser mittlerweile schon sechs Jahre alten CD aber ein dreifaches Trio, also ein Novett, wenn man das so sagt, bestehend aus Hans Greuel (Bass; wie Carol auch bei Sahara dabei), Ingmar Meissner (Violine), Michael Pölchau (Violine), Phillip Richter (Violine), Mario Argandona (Percussion), Alfonso Garrido (Percussion), Roland Peil (Percussion), Tom Busse (Dobro; er ist Folktreffbesuchern auch als Slidin’ Tom B. oder auch als die eine Hälfte von Slide Kick bekannt) und Carol T. Knauber (Steel String Guitars, Nylon String Guitars, 12 String Guitars, Octave Guitar, Quart Guitar, Sitar Guitar, Mandolin, Octave Manoldine und Percussion).
Meiner Empfindung nach handelt es sich dabei um Kammermusik im Sinne einer feinen, minutiös gespielten, nicht sehr aufregenden, sondern mehr für den stillen und aufmerksamen Hörgenuss gedachten Instrumentalmusik. Aber es ist keine Klassik, sondern alle elf Stücke sind Carols Eigenkompositionen. Beim oberflächlichen Hören mag man denken: na ja, ganz nett, klingt etwas nach der Gitarrenmusik, die früher mal der NDR bei Fernsehpausen ausgestrahlt hat, wobei ein Zeichentrickbalon über die Landschaft flog. Beim genaueren Zuhören merkt man aber, wie zahlreich die musikalischen Einflüsse sind, die da verarbeitet wurden: Bluegrass, Raϊ, Irish Traditional, Barock, deutsche Volksmusik, verschiedene Arten von Jazz z.B. Ragtime, und noch mehr, und das, ohne dass es ein wirres Gemisch wäre, sondern bei aller Komplexität der Instrumentbenutzung und der Arrangements merkt man: diese Musik kommt direkt aus dem Herzen. Die Musik ist durchweg sehr rhythmisch, in den Feinheiten auch innerhalb der einzelnen Stücke sehr abwechlsungsreich, und die vielfältigen Einflüsse zeigen sich in den einzelnen Stücken sehr unterschiedlich, „Montain View“ klingt nach der Filmmusik eines Jugendabenteuerfilms, wie Christian Bruhn sie schrieb, „It’s About Time“ klingt etwas skandinavisch, „Bue Men“ am meisten nach Ragtime, „Take 5 Ad 6“ nach Raϊ, nur eben ohne Gesang und „Wrong Time“ barock. Carol selber nennt als Musiker, die ihn in Bezug auf diese CD am meisten inspirierten Tony Rices, Al DiMeola, John McLaughlin, Michael Flatley, Sam Bush, David Grismann, Mike Marshall, Butch Baldassari, Simon Mayer und Khaled. Ob alle diese Namen einem was sagen oder nicht, man möge der CD einfach unvoreingenommen begegnen und ihre Stärken entdecken.
Sting Attack gibt es derzeit leider nicht life zu hören, sondern müsste wieder belebt werden, aber Carol - übrigens einer der besten Gitarristen, die ich kenne - kann man mit seiner Formation Soul United am 18.3.2006 im Session in der Bonner Innenstadt (21 Uhr) und am 19.3. in der Klangstation in Bad Godesberg (20 Uhr) hören und mit Sahara am 29.4. im Kubana in Siegburg (19 Uhr).
http://www.carolknauber.de