Sunday, December 26, 2004

Konzertrezension: Weihnachtskonzert „mit Dudelsack und Drehleier“ am 26.12.2004 in der Nachfolge-Christi-Kirche in Bonn-Beuel

Weihnachtskonzert „mit Dudelsack und Drehleier“ am 26.12.2004 in der Nachfolge-Christi-Kirche in Bonn-Beuel





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Am 2. Weihnachtsfeiertag fand in der evangelischen Nachfolge-Christi-Kirche in Bonn-Beuel ein etwas ungewöhnliches Weihnachtskonzert statt. Noëls, Christmas Carols, Irish Tunes und Weihnachtsmusik von Delalande, Correte, Fauré, Corelli, Fux, J.S. Bach u.a. gespielt von Matthias Höhn (Dudelsäcke, Mandoline), Ton Kannmacher (Uilleann Pipe, Drehleier), Anke Kreuz (große und kleine Querflöten), Christiane Klövekorn (Violoncello) und Huber Arnold (kleine und große Orgel). Überdies durfte das Publikum auch mit singen.

Es war größtenteils ein Barockkonzert, auch wenn Tom ein paar typische irische Sessiontunes zum Besten gab. Mir scheint ja oft, dass diese eher höfische und klerikale Musik des 17. Jahrhunderts so mancher Folkmusik sehr verwandt ist. Ich bin nicht Fachmann genug, um das belegen zu könne, aber ich spüre da häufig eine Ähnlichkeit der Stimmung.

Die Zuhörer wussten oft nicht, ob sie klatschen sollten oder nicht, was nicht daran lag, dass ihnen die Musik nicht gefiel, sondern dass es in einer Kirche statt fand. Aber dann brauste der Applaus los wie ein Sturm, und Tom sah man die Erleichterung an. Ihn umringten nach dem Konzert auch etliche Leute, die tatsächlich nie zuvor eine Drehleier oder eine Uilleann Pipe gesehen hatten, und ließen sich die beiden Instrumente erklären. „Ja, werden die denn heute noch gebaut“, fragte jemand. Ich denke, das war eine gute Art und Weise, den musikalischen Horizont einiger Mitmenschen zu erweitern.

Die anderen Instrumente schienen den Leuten bekannter zu sein, auch um Matthias` Renaissance- u.a. Dudelsäcke kümmerte sich niemand großartig. Und es klang alles gut zusammen, ungewohnt, aber wirklich gut! Nun ja, in der Bretagne sind Orgel und Bombarde ja eine klassische Zusammenstellung, warum dann nicht Orgel und Dudelsack?


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Matthias Höhn war ja auch mal... (Fortseztung des Satzes in der Rezension: Lokal Heroes am 29.1.2005 in der Harmonie in Bonn-Endenich)

MAS

Monday, December 20, 2004

Ein paar unausgereifte Gedanken über bulgarische Einflüsse auf die irische Musik

Ein paar unausgereifte Gedanken über bulgarische Einflüsse auf die irische Musik
(rundgeschickt am Mo 20.12.2004 18:26)

Vielleicht ist das, was ich hier jetzt schreibe für Euch ja längst bekannt und alter Kaffee, aber mit kommt es wie ein Aha-Erlebnis. Für gegenteilige Stellungnahmen bin ich aber offen.

Es könnte sein, dass ich der Frage, was es denn sei, was die ganz moderne irische Musik von der ganz traditionellen und auch der aus den 1970ern unterscheidet, gefunden habe. Ich vermutete bisher, es seien vor allem Einflüsse aus den verschiedenen Musikrichtungen vor allem aus den USA, also vor allem Jazz, Funk, Rock, Raggae. Der Einfluss dieser und anderer Musikstile, auch von Country, Blues, Soul u.a. hat sicherlich einiges dazu beigetragen, dass sich schon die Musik des Folk-Revivals der 1970er von der davor unterschied. Aber, es wird mir nun deutlich hörbar, dass es noch was anderes ist, was übrigens schon in den 1970ern anfing, wobei es letztlich Richard Schuberths Lexikon „CrossRoots“ ist, das mich mit der Nase drauf stieß.

2002 hörte ich mal in Rudolstadt den Andy Irvine aus seinem Leben erzählen. Eine wichtige Passage in seinem Leben war eine Reise durch den Balkan, von der er Rhythmen und Melodien aus der bulgarischen und mazedonischen Volksmusik mit nach Irland zurück brachte. Das meinte ich auch schon mal aus dem einen oder anderen Stück von ihm heraus gehört zu haben. Nach Schuberth ist der Einfluss, der davon ausging, aber viel größer.

Ihm voran sei in Irland die Kreativität von Seán Ó Riada und in Bulgarien die von Philip Kutev gegangen, die der jeweiligen traditionellen Musik Neuerungen hinzugefügt habe, die heute als typisch irisch bzw. typisch bulgarisch gelten. Die so für Neues geöffnete und eigentlich nie hermetisch abgeschlossene irische Musik habe nun also die ungeraden, versetzten und sonst wie anderen Rhythmen in ihre Jigs und Reels integriert.

Das ist es! Die heutigen Avantgarde-Gruppen wie Flook oder Solas, Caipercaillie oder Lúnasa, also nicht nur in Irland, sondern auch in England, Schottland und USA, haben diese balkanischen Rhythmen noch viel intensiver eingebracht, als Irvine es tat, allerdings auch so, dass es sich nach wie vor irisch bzw. schottisch anhört. Die neuen Rhythmen erscheinen nicht als Fremdkörper, sondern sind assimiliert, wenn auch vielleicht nicht für die Ohren von Puristen. Ich habe mir letztens die Solas-CD „The Edge of Silence“ gekauft, und da sind ein paar Tunes drauf, die allerdings nach meinem ungeübten Gehör auch sehr gut als bulgarische oder mazedonische durchgehen könnten oder sagen wir mal: wenn mir jemand das unter der Rubrik „neue bulgarische Folkmusik“ vorgespielt hätte, ich hätte es ihm geglaubt.

Ich finde es auch für die deutsche Rezeption einerseits keltischer und andererseits balkanischer Musik sehr interessant. Gibt es denn Überschneidungen der Szenen? Und könnte man die beiden Einflüsse dermaßen rezipieren und assimilieren, dass da eine entsprechend groovende deutsche Folkmusik bei raus kommt, wie die Iren, Schotten, Bretonen u.a. es können? An guten Musikern mangelt es ja nicht, aber gibt die deutsche Musiktradition das her, da eine lückenlose Verbindung zu schaffen?

Jedenfalls habe jetzt Interesse daran, mehr irische, schottische und andere keltische und bulgarische, mazedonische und andere balkanische Musik zum Vergleich zu hören.

Vgl.
http://www.lyrikwelt.de/autoren/schuberth.htm
http://www.concerto.at/mitarbeiter/Folk&World.htm
http://www.yopi.de/Schuberth_Richard_CrossRoots_Musik_Lexika-zeige_details

MAS

Friday, December 17, 2004

Konzertrezension: Jochen Vogel u.a. am 17.12.2004 auf einer Weihnachtsfeier in Bonn

Jochen Vogel u.a. am 17.12.2004 auf einer Weihnachtsfeier in Bonn


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Endlich kam ich mal dazu, Jochen Vogel zu hören, von dem mein Kommilitone Christof Drobny mir so oft vorgeschwärmt hat, denn selbiger hatte ihn für die Weihnachtsfeier, die unsere religionswissenschaftliche Fachschaft zusammen mit der musikwissenschaftlichen feierte, engagiert.

Nun, Jochen spielt die keltische Harfe, ist aber keineswegs Traditionalist, wenngleich ein paar irische Traditionals bzw. Klassiker auch auf seinem Programm standen. Nein, er sang auch selbstgeschriebene Lieder in deutscher Sprache dazu und spielte auch selbstkomponierte Stücke, die außer irischem Einfluss auch arabischen, indischen und japanischen und wohl noch manch anderen enthielten. Außer den Saiten benutzte er auch den Rahmen und zwar zur Perkussion oder zum Erzeugen sonstiger Geräusche. Das alles fügte sich zu einer modernen, harmonischen und auch spannungsreichen, sehr hörenswerten Weltmusik zusammen.

Außer ihm boten natürlich auch die MuWis einiges an, z.B. Lieder aus fünf Jahrhunderten, teils im Chor, teils solo gesungen, ein ironisches Liebesehnsuchtslied zur Gitarre und ein erzgebirgisch-mundartliches Weihnachtslied zum Klavier. Ein schönes Programm, eine sehr musikalische Weihnachtsfeier oder vielmehr ein Konzertabend mit Glühwein.

http://www.jochen-vogel.de/
http://www.fs-muwi.uni-bonn.de/fachschaft.htm
http://www.fs-rewi.uni-bonn.de/fr.html

MAS

Sunday, December 05, 2004

Konzertrezension: Bal Folk mit Mensch Mayr und Jostal in Marienthal am 5.12.2004

Bal Folk mit Mensch Mayr und Jostal in Marienthal am 5.12.2004

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Ich bin ja schon kaum ein Musiker, aber erst recht kein Tänzer. Letzteres merkte ich mal wieder bei einem Bal Folk am Sonntag, dem 5.12.2004. Und zwar luden die Gruppen Mensch Mayr mit Johannes Mayr (Akkordeon) und Ingrid Mayr-Feilke (Drehleider und Blockflöten) und Jostal mit Johannes Mayr, Alexander Loch (Drehleier) und Stefan Emde (elektrische Geige) zu einem Tanznachmittag nach Marienthal ein, und zwar das Marienthal im Westerwald zwischen Altenkirchen und Wissen, ein kleines Dorf, das besonders durch seine katholische Wallfahrtskirche bekannt ist. Der Bal Folk fand auf dem Heinzelmännchen Hof etwas unterhalb der Ortschaft statt, einem Fachwerkhaus, in dessen Scheune neuerdings ein uriges Restaurant eingerichtet ist. In selbigem gab es erst einmal einen rustikalen Brunch, der in den 15,- Euro Eintritt enthalten war. Gegen 13 oder 14 Uhr – so genau schaute keiner auf die Uhr – wurden Tische und Stühle beiseite geräumt, und zuerst spielte Johannes und Elke auf, gefolgt nach einer Pause von Johannes, Alexander und Stefan.

Anfangs gab es noch kurze Anleitungen für Leute wie mich, die noch nicht so viele Bal Folk oder Ceilidhs mitgemacht haben und zudem lange brauchen, bis die Koordination von Beinen und Armen richtig stimmt und es schneller wieder vergessen, als sie es gelernt haben. Walzer, An Dros, Schottische, Fröhlicher Kreis und andere, also Paar- und Gruppentänze gemischt nacheinander, forderten meine ganze Aufmerksamkeit. Trotzdem lief es ruhig und harmonisch ab, nicht so autoscootermäßig, wie ich es mal in Glasgow erlebt habe. Die ca. 30 Teilnehmer(innen) waren vom Säuglings- bis ins Rentenalter, ein gemischtes Volk eben, wenn auch die meisten zwischen 30 und 50 waren.

Jostal spielte sodann aber wild drauf los, sehr zur Freude der Fortgeschrittenen. Bourrées und Mazurkas waren mir zum Mittanzen dann wirklich zu schwierig, und auch eine Polka war mir ungewohnt, aber das Zugucken und Zuhören machte auch riesigen Spaß! Sonst höre ich die Musik ja auch von CD z.B. beim Autofahren, ohne dabei zu tanzen, nicht aber ohne zumindest innerlich mitzuwippen. Das ging dann so bis 18 Uhr, aber wir verabschiedeten uns schon etwas früher, denn vor einer Woche in der Fremde und voller Arbeit, sind Petra und mir die Sonntagabende gemütlich zu Hause lieber als anderswo.

Die Tänze waren zumeinst französische und bretonische, aber auch deutsche, schwedische, englische, schottische. Mir scheint, so um 1900 herum waren das noch allgemein europäische oder zumindest westeuropäische Standardtänze, und ich erhaschte ein paar Gesprächsfetzen zweier Männer, wonach diese Art zu tanzen in Belgien und den Niederlanden oder auch in Schweden noch sehr verbreitet sein soll, auch bei jungen Leuten unter 30. Von Schottland kenne ich das ja, dort ist es gesellschaftlicher Standard, gemäß der Tradition. Hier in Deutschland aber muss man lange warten oder weit reisen, um solche Tänze mitzukriegen. Ein Teilnehmer kam gar aus Düsseldorf, und ein Autokennzeichen war aus Friedberg, ganz zu schweigen davon, dass Alexander derzeit in Ost Timor wohnt, und dabei machte es den Eindruck, als tanzte da die Dorfbevölkerung in der Scheune.

Im Sommer soll es wieder einen Bal Folk dort geben, und ich hoffe, dann auch Zeit zu haben, damit nicht nur meine Ohren, sondern auch meine Beine die Musik einmal ihr Eigen nennen.

Infos:
http://www.johannes-mayr.de/menschmayr.htm
http://www.mpmai.de/jostal/index.html
http://www.folker.de/200406/rezi-d.htm#06

MAS

Sunday, November 21, 2004

Konzertrezension: Flook am 21.11.2004 in der Brotfabrik in Bonn-Beuel

Flook am 21.11.2004 in der Brotfabrik in Bonn-Beuel


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In der Ankündigung dieses Konzerts schrieb ich: Eine Warnung an alle Whistle- und Flötenspieler: Seid nicht frustriert, wenn Ihr Euer Spiel mit dem von Flook vergleicht. Die üben wahrscheinlich nur mehr;-) Flook ist einfach die genialste Band die ich in Bezug auf diese beiden Instrumente bisher kennen lernen durfte.

Ja, ich dachte nach dem Konzert auch, dass deren Spielkunst nicht nur die meine, sondern auch meine Kunst Musik zu beschreiben übersteigt. Aber Näx, also Alexander May (Tj:unichtgut) meinte, er freue sich auf eine Rezension von mir, so dass ich wohl nicht umhin kann, eine zu versuchen.

Ich war ja noch unter dem Eindruck des Musicals „Anatevka“ und der DITIB-Demonstration, als ich in der Brotfabrik am Sonntagabend dieser englisch-irischen Band lauschen durfte, die ich 2001 auf dem Irish Folk Festival schon gehört habe. Christian Rath schrieb dazu im Folker! Nr. 1/2002 auf S. 27: „Obwohl sie viele groovende Stücke im Programm haben, machen sie keine Mitklatsch-Musik. Beim Irish Folk Festival konnten sie sich deshalb keine Triumphe, sondern nur Achtungserfolge erspielen.“ Na, ich denke, das lag eher am Publikum als an Flook. Ich erachte die Wertung als Mitklatsch-Musik nicht unbedingt als ein Gütekriterium. Oder machen etwa die Berliner Symphoniker Mitklatschmusik? Eher trifft das doch auf De Randfichten zu, und Flook, obwohl eine Folkband, steht ersteren näher als letzteren. Eine Folkband? Brian Finnegan sagt, sie seien keine irische Band. Klar, sie sind drei Engländer und ein Ire. Aber sind sie ein Folkband?

Schauen wir mal auf die Musik:
Brian Finnegan spielt diverse Tinwhistles und andere Flöten, Sarah Alen ebenso, aber auch ein Akkordeon, Ed Boyd spielt Gitarre und John Joe Kelly Bodhran. Das ist schon eigentlich eine nicht unübliche Irish Folk – Instrumentierung. Und ganz klar wurzelt ihre Musik in der irischen Tradition als Stand- und diversen anderen ethnischen Traditionen als Spielbein. Wie viele Folkbands zeigen sie ihr Können auch, indem sie ein Set langsam anfangen und dann immer schneller werden. Dass sie dabei ihre Instrumente virtuos oder gar akrobatisch beherrschen, hebt sie auch nicht so sehr hervor, denn das tun viele Musiker der Irish Folk und Traditional – Musik, ein Grund, warum ich diese Musik so sehr liebe. Nein, es ist der eigenwillige Stil ihrer Akrobatik, der das tut. Gut, Sarah geht mit ihrem Akkordeon zumeinst sehr behutsam um, benutzt es mehr als Begleit-, denn als Melodieinstrument, vor allem bei den schnellen Stücken, aber wenn sie ihre Querflöte bläst, befindet sie sich auf einer anderen Ebene, die auch sie selbst nur einbeinig erträgt. Mal spielt sie rasant, mal benutzt sie das Blas- als Percussionsinstrument, indem sie kurze, kräftige Atemstöße über das Mundstück jagt, ähnlich wie Ian Anderson (Jethro Tull). Ed wechselt zwischen Filigranem Fingerpicking und rasanten (ja, ich weiß, das Wort hatte ich schon) Akkorden. John Joe schlägt die Bodhran zwar nicht so schnell, dass man sein Handgelenk nicht mehr sieht, aber er nutzt wohl nicht nur die ganze Fläche des Trommelfells, sondern auch noch den Rahmen aus, um mal in kräftigen Paukenschlägen mal in harten Trillern in verschiedenen Tonhöhen geradezu Melodien zu spielen. Und Brian, der muss wohl „Stein und Flöte“, den faszinierenden Märchenroman von Hans Bemmann gelesen, ach was, eingeatmet haben. In einer für mich nicht nachvollziehbaren Geschwindigkeit wechselt er zwischen dem für irische Whistlespieler typischen Tanz der Finger auf den Löchern bei konstantem Ausatmen, akupunkturhaftem Zungenspiel und mal ganz sachtem, mal stürmischem Ausatmen mit plötzlichen Atemstößen, die auch wieder die Percussion ersetzen könnten, und dabei steht auch er bisweilen lieber auf einem Bein als auf zweien. Als Michael McGoldrick noch als dritter Flöter statt John Joes dabei war, mussten sie ja auch ohne Trommel auskommen. Jou, da endet meine Beschreibungskunst.

Ist das nun eine Folkband? Oder ist es Jazz oder sonstige experimentelle Musik, die sie da spielen? Das Mitklatschen war tatsächlich nicht durchweg möglich, denn zu oft wechselten sie das Tempo oder den Rhythmus, ein zuviel an Lärm seitens des Publikums hätte aber auch das Lauschen auf die vielen Feinheiten gestört. Nein, es juckt einem zwar in den Tanzbeinen, aber andererseits will man nur da sitzen und zuhören, einfach nur zuhören.

Zwischendurch rief Brian per Handy einen Freund in Irland an, und wir alle sangen „Happy Birthday“ zu dessen 60. Erdenjubiläum. Das erinnerte mich an die Mahones, die mal während der Aufnahme im Studio einen Freund in Irland anriefen und ihn baten ein Lied zu singen, welches nun auf der CD „Get stuffed“ zu hören ist.
Matthias Klose (Till Nine), Ralf Wolfgarten (Lokal Heroes) und ich berieten, ob wir es nach diesem Konzert noch wagen dürften, die Tinwhistle auszupacken. Näx meinte, nach dreimillionenmalem Durchhören der Flook-CDs käme man ihnen vielleicht auf die Schliche. Aber ja, es wird gewagt, ob auf den Inseln oder auf dem Festland, überall lassen sich Session- und Bandmusiker von Flook nicht nur verzaubern, sondern auch inspirieren. Sie setzen neue Maßstäbe, und auch wenn man die Meister nicht erreicht, so haben sie doch Einfluss auf die Folkmusik und so sind sie auch eine Folkband, oder wie man manchmal liest, eine innovative Folkband.

Wir klatschten zwar nicht so viel während sie spielten, aber um so heftiger, um noch eine Zugabe mehr zu bekommen. Und da zeigte Ed, dass er auch singen kann, in etwa mit einer so sanften Stimme wie unser Bonner Shay McVeigh, vielleicht nicht ganz so schön, aber niemand kann alles.

Flook – und nichts ist mehr so, wie es mal war. Nee, der Satz ist abgedroschen, das passt nicht zu ihrer Musik. Ich bin jetzt einfach still und lausche – das passt! ...


http://www.flook.co.uk/
http://www.folker.de/200201/flook.htm
http://www.folker.de/200401/rezi-eu.htm#03

MAS

Demonstrationsrezension: Gedanken zur DITIB-Antiterrorismus-Demonstration in Köln am 21.11.2004

Gedanken zur DITIB-Antiterrorismus-Demonstration in Köln am 21.11.2004


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(Das ist jetzt zwar keine Musikrezension, aber vielleicht interessiert es ja doch einige Leser(innen)).

Die Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion DITIB, wobei diese Anstalt eine Abteilung des türkischen Innenministerium ist, rief zu einer Demonstration gegen den Missbrauch des Islam durch die Terroristen auf. Schon lange fordern sowohl die nichtmuslimische Öffentlichkeit als auch muslimische Intellektuelle solche Demonstrationen, die sowohl den Terroristen und deren Sympathisanten als auch den Nichtmuslimen zeigen sollen, dass Terroristen nicht das Recht zugesprochen bekommen, ihren Terror im Namen des Islam auszuüben. Viel zu viele Nichtmuslime verdächtigen die Muslime generell, den Terrorismus gut zu heißen und zu unterstützen. Und von muslimischer Seite werden diese Anschuldigungen meistens zwar vehement zurück gewiesen, aber es fehlte bisher an Kundgebungen, die den Anti-Bush Demos an Größe gleich kam, sondern es blieb bei Pressemitteilungen und anderen schriftlichen und mündlichen Stellungnahmen, die einfach nicht genug Leute erreichten.

Diese Demonstration nun sollte das ändern. Ca. 25 000 Teilnehmer, zumeist Türken, aber auch Deutsche (z.B. meine Frau und ich) füllten den Rudolfplatz in Köln und lauschten den Reden der Damen und Herren auf der Tribüne, darunter der Kölner OB, die Innenminister von NRW und Bayern, Claudia Roth und Guido Westerwelle. Der Tenor der Reden war immer wieder: Religion und Gewalt schlössen einander aus, ein Terrorist sei kein gläubiger Muslim und ein gläubiger Muslim sei kein Terrorist (was auch auf einigen Bandarolen zu lesen war), ein Moscheen beschädigender Randalierer sei kein anständiger Deutscher (oder Niederländer), Religionen hätten die Aufgabe, miteinander im Frieden zu leben und dem Frieden auf der Welt zu dienen, Deutschland sei ein multikulturelles Land auf demokratischer und rechtsstaatlicher Grundlage, die Vielfalt der Kulturen und Religionen stelle einen Reichtum dar, jeder Mensch habe das Recht, seine kulturelle und religiöse Identität selbst zu bestimmen und zu leben, aber um sich miteinander verständigen zu können und in der deutschen Gesellschaft die gleichen politischen und beruflichen Chancen zu haben, müssten auch alle Deutsch beherrschen, und die Predigten in den Moscheen dürften in welcher Sprache auch immer gehalten werden, nur dürften ihre Inhalte nicht dem Gesetz und der Menschenwürde widersprechen, da seien auch die muslimischen Moscheebesucher gefordert, drauf zu achten und Hasspredigten nicht zu dulden. Ein Dichter meinte, die Unterschiede seien gar nicht so wichtig, sondern „wichtiger ist, dass wir Freunde sind“.

Das waren alles schöne und abhängig von der jeweiligen Wortdefinition richtige Reden, die die Politiker da sehr laut über dem Rudolfplatz ertönen ließen, dass mir ihre Stimmbänder leid taten. Die Teilnehmer brachen immer wieder in Beifall aus, außer dass sie Herrn Beckstein zunächst ausbuhten, wonach sie seinen Sätzen aber doch wieder zustimmten. Ich bemerkte aber auch, dass der Beifall da lauter war, wo die türkische Kultur und der Islam gelobt wurde oder wo von der deutschen Mehrheitsgesellschaft Integrationsleistungen verlangt wurden, als dort, wo von den Türken diesbezüglich mehr Engagement verlangt wurde. Die Redner verstanden es auch gut, bei den türkischen Teilnehmern unbeliebtere Forderungen in der ersten Hälfte eines Satzes zu platzieren und die beliebteren in der zweiten, so dass ihnen der Beifall am Ende des Satzes sicher war. Nur einmal war es umgekehrt: Ich weiß nicht, ob es in Frau Roths Rede war, jedenfalls betonte eine Rednerin das Recht der Musliminnen, ein Kopftuch zu tragen, was viel Beifall mit sich brachte, worauf sie das einbettete in das generelle Selbstbestimmungsrecht der Frauen, was weniger Beifall erntete, worauf sie dann noch was bei den anwesenden Männern beliebteres nach schob. Nun, man darf von Tevje (vgl. die Gedanken zu „Anatevka“) nicht zu viel auf einmal erwarten.

Was mein oben angedeutetes Hinterfragen der Wortdefinitionen angeht, möchte ich nur sagen, dass religionswissenschaftlich gesehen zwischen „Religion“ und „Verbrechen“ kein Widerspruch besteht, sondern die beiden Worte ganz verschiedene Bereiche betreffen, denn sehr wohl gibt es religiöse Verbrecher, denn Religion schützt nicht per se vor Illegalität. Auch kann man den Terroristen nicht einfach so ihren Glauben absprechen, nur muss man sehen, dass ihr Glaube und der der meisten Muslime sich sehr weit voneinander unterscheiden, sie konstruieren Islam einfach sehr unterschiedlich. Nur in der Annahme, dass beide den gleichen Islam meinen, kann man von einem richtigen und einem falschen Verständnis reden. Für uns wichtig ist aber, dass sich hier Muslime, deren Islamverständnis einen Islam konstruiert, der unserem Grundgesetz nicht widerspricht, sondern es vielleicht sogar stützt, sich von solchen Muslimen distanzieren, deren Islamverständnis einen fanatischen und gewaltsamen Islam konstruiert. Beide Seiten beanspruchen für sich die Definitionshoheit. Die Grenzen von gut und böse im Sinne einer Ethik, die Gewaltlosigkeit als hohen Wert anerkennt, gehen hier also wie so oft mitten durch eine Gemeinschaft hindurch, und insofern bei beiden Seiten dieser Gemeinschaftssinn als hoher Wert gesehen wird, kann die Distanzierung der friedlichen Mehrheit von der gewalttätigen Minderheit diese durch einen normativen Entzug dieser Gemeinschaft vielleicht zum Umdenken zwingen. Und ob eine multikulturelle Vielfalt eine Bereicherung, eine Bedrohung oder noch was anderes ist, hängt viel mehr von dem Menschen ab, auf den diese Vielfalt einwirkt, als von der Vielfalt selber. Es gibt Menschen, die suchen das Neue oder Fremde, und es gibt Menschen, die meiden es. Es gibt Menschen, die empfinden die Fladenbrot backenden, sehr verhüllend gekleideten türkischen Nachbarn im Garten als einen schönen Anblick, und es gibt welche, die fühlen sich dadurch in ihrer Freiheit, sich wie gewohnt in der Badehose bzw. Bikini in den Garten zu legen, eingeengt, weil sie meinen, in den Augen der neuen Nachbarn als unmoralisch zu gelten. Wichtig ist es für das friedliche Miteinander nicht nur, dass wir Deutschen die Migranten, sondern auch dass die Migranten uns Deutsche als Bereicherung empfinden. Es ist auf beiden Seiten noch viel an gegenseitigem Aufeinanderzugehen zu leisten, und den Grad an selbstkritischer Reflexion gilt es auf beiden Seiten zu steigern.

Ein Meer von türkischen, deutschen und europäischen Flaggen wehte auf dem Platz, und ihre Farben leuchteten fröhlich in der Kölner Herbstsonne. Die Medien berichteten vielfach und wohlwollend über diese Demonstration. Der Bemühung der Türkei, in die EU aufgenommen zu werden, dürfte sie sicher sehr genützt haben. Ich hoffe, sie hat vor allem dem friedlichen Miteinander von Muslimen und Nichtmuslimen in unserer Gesellschaft genützt und noch dringlicher, dass sie Sympathisanten des Terrorismus beim Umdenken hilft, ähnlich wie die Demonstrationen gegen den ETA-Terror in Spanien und im Baskenland.

Viele Muslime sagen, sie empfänden es als Demütigung, sich ständig für den Terror den sie weder begehen noch gut heißen, rechtfertigen zu müssen, nur weil die Terroristen auch Muslime seien. Ich denke aber, es geht nicht um eine Rechtfertigung, sondern um eine Distanzierung. Herr Westerwelle verglich es damit, dass er sich als Christ auch von dem in Nordirland von Christen begangenen Terror distanziere und ich vergleiche es gerne damit, dass ich mich als Deutscher vom Rechtsradikalismus distanziere. So mancher Erdenbürger nennt Deutschland und Hitler ja noch in einem Atemzug, und ich muss ihm erklären, dass ich damit nichts zu tun habe und mich dafür schäme, was da von Deutschen getan wurde und zum Teil noch getan wird. Das ist dann weder eine Rechtfertigung noch eine Entschuldigung, sondern nur eine Distanzierung. Sicher nervt mich das, wenn ich das zu oft betonen muss, aber es ist notwendig den Menschen gegenüber, die nicht differenziert genug denken, sondern alle Mitglieder eines Volker oder einer Religion über einen Kamm scheren oder in einen Sack stecken und dann drauf hauen. Dieses undifferenzierte Denken zu bekämpfen ist eine viel schwierigere Angelegenheit, und so bleiben immer wieder geforderte Distanzierungen notwendig, auch wenn sie nerven. Ich denke, diese Leitung kann man von unseren muslimischen Mitmenschen genau so erwarten, wie von uns Deutschen. Und wer ein deutscher Muslim ist, muss sich evtl. sowohl vom islamistischen Terrorismus als auch vom deutschen Rechtsradikalismus distanzieren, je nach dem, wer ihn gerade wessen anschuldigt.
Vgl. auch: http://www.faz.net/s/RubFC06D389EE76479E9E76425072B196C3/Doc~EB04911846EB546AFB4A48B5B62E7BE14~ATpl~Ecommon~Scontent.html

MAS

Saturday, November 20, 2004

Konzertrezension: Ein paar Gedanken zum Musical „Anatevka“ anlässlich eines Besuches einer Aufführung in der Bonner Oper am 20.11.2004

Ein paar Gedanken zum Musical „Anatevka“ anlässlich eines Besuches einer Aufführung in der Bonner Oper am 20.11.2004


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http://www.musicals-unlimited.de/anatevka/anatevka_004.jpg

Meine Frau schleppte mich mal wieder in die Oper, was nicht so sehr häufig vorkommt, und immer ein wenig wie ein Staatsakt anmutet, denn ich soll mich dann immer irgendwie festlicher kleiden, obwohl ich doch nur Zuschauer bin und kein Repräsentant oder Darsteller auf der Bühne. Egal, diesmal war „Anatevka“ angesagt, ein Musical, das ich schon als Kind im Fernsehen gesehen habe, wobei ich mich auch noch an Szenen erinnerte, vor allem an das Lied „Wenn ich einmal reich wär“, aber der Inhalt des Musicals war mir nicht mehr geläufig. Und siehe da, es ist eine überaus spannende Geschichte um ethnische und religiöse Identität, Tradition und Moderne, Fremdenhass und Migration. Tevje, ein kleiner Bauer und Händler, lebt mit Frau und fünf Töchtern in dem russischen Dorf Anatevka irgendwann in der Endphase des Zarenreiches. Die jüdische Gemeinde lebt streng nach den Vorschriften und Gewohnheiten der Tradition, deren Ursprünge sich dem historischen Bewusstsein entziehen. Ohne diese Tradition wäre die kollektive ethnisch-religiöse Identität als jüdische Minderheit nicht zu bewahren gewesen, man würde die Sicherheit verlieren und gefährdet sein, wie ein Geiger auf dem Dach, der jederzeit herunter fallen kann. Nun aber brechen drei der Töchter mit der Tradition und bestehen darauf, sich ihren Ehemann selbst auszuwählen. Die erste wählt einen armen jüdischen Schneider, die zweite einen jüdischen sozialrevolutionären Gelehrten. Beide Male ringt Tevje mit zwei Kräften, seiner Traditionstreue und seiner Liebe zu seinen Töchtern, wägt im Gebet zu Gott das Einer- und das Andererseits ab und entscheidet in beiden Fällen, die Liebesheirat zu erlauben und seinen Segen zu geben. Als die dritte Tochter aber einen nichtjüdischen Intellektuellen heiraten möchte, zerbricht er innerlich daran und kann es nicht erlauben. Während der Hochzeit der ältesten Tochter mit dem Schneider greift ein Schlägertrupp an und verprügelt die Hochzeitsgesellschaft, ein Ereignis, das ein Vorbote der Vertreibung der Juden aus dem Dorf ist. Während sie ihre Habseligkeiten zusammen packen, um nach Amerika oder sonst wohin auszuwandern, überwindet sich Tevje doch noch, und wünscht der Tochter und ihrem nichtjüdischen Mann Gottes Schutz.
Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass so mancher türkisch-muslimischer Vater ähnliche Probleme wälzt, wenn seine Tochter einen ethnisch und religiös anders sozialisierten Freund hat. Und all die Geschichten von Vertreibung aus der Heimat, egal wen es trifft, ob Iren oder Juden, Deutsche oder Polen, Vietnamesen oder Somalier kamen mir in den Sinn. Die Iren und die Juden haben die Thematik in ihre Musik sehr intensiv aufgearbeitet, so dass aus der Tragik Ästhetik wurde. Auch in dem Musical kam jiddische Volksmusik neben der typischen Operettenmusik vor, was es für mich noch mal interessanter machte. Jedenfalls war das ein sehr ergiebiger Opernbesuch.

Vgl. auch http://home.t-online.de/home/realschule.linz.rhein/schulleb/musical.htm
http://www.musicals-unlimited.de/anatevka/premiere.html

MAS

Saturday, October 30, 2004

Konzertrezension: PS Gitarrenduo am 30.10.2004 im AnnoTubac in Bonn

PS Gitarrenduo am 30.10.2004 im AnnoTubac in Bonn


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So voll hätten wir uns beim Bonner Folktreff den Saal im AnnoTubac auch oft gewünscht! Nun, manchmal war er es ja auch, und er war es an diesem Samstagabend, als meine Petra und ich Evas Rundmail folgend dieses mir vertraute Gefilde betraten. Das Duo besteht aus Bastian Palmersheim und Christof Schmitz, letzter ist Evas Bruder. Rock und Funk war angekündigt, was vor allem Petras Metier ist.

Bevor sie begannen als Duo zu spielen, traten sie in Begleitung zweier Gastmusiker als ihre eigene Vorgruppe auf unter dem Namen „Funky Fred and the free freakin’ Frickel Brothers“, gewandet im Hippie-Look der 1970er mit bunten Tüchern und Locken- oder Langhaar-Perücken, und sie spielten auf E-Gitarren, E-Baß und E-Schlagzeug eine dermaßen funkige Musik, die auch mich vollends begeisterte, und zwar fast 40 Minuten lang. Hinter mir meinte ein Mitglied der Metal-Band „Nothammer“, der Christof mal angehört hatte, die Musik gefalle ihm nicht, aber man müsse ja offen sein, und es sei sehr witzig. Es schien, die Musiker hätten das Ganze auch mehr als Scherz gemeint und seien sehr überrascht gewesen, dass das so gut ankam.

Ganz anders saßen die beiden dann in dezenten 00er Klamotten, der eine mit Glatze, der andere mit echten langen Haaren als PS-Gitarrenduo da und spielten auf elektroakustischen Gitarren weitere zwei Stunden lang, wozu sie selbstgemachte deutsche Lieder sangen, nicht unähnlich einigen Duos, die schon beim Folktreff auf dieser Bühne gesungen haben, etwa KönenBecker oder Joint Venture oder auch Eric’n Krainy, nur eben auf Deutsch. Und ähnlich wie bei diesen, wurde mir der Gesang auf Dauer etwas eintönig, aber die Gitarren rissen mich immer wieder ins musikalische Hier und Jetzt wenn ich mit vor Rauch der Fans und der Musiker brennenden Augen und kratziger Kehle kurz gedanklich abgedriftet war. (Ach wie angenehm war das Rauchverbot beim Bonner Folktreff!) Von den Texten ist mir gar nicht mehr so viel in Erinnerung, aber das expressive, harte und teils auch wieder funkige Gitarrenspiel könnte mich eventuell auch den Rauch übersehen und noch einmal ein Konzert von ihnen besuchen lassen, etwa im Dezember in der Klangstation. Mal sehen.

Auf jeden Fall bleibt mir ja ihre neue CD „na immerhin...“ mit Titel, die zwar nur 5 Stücke enthält, deren Erwerb aber auch in den 5 Euro Eintrittspreis enthalten waren. Alle Achtung! Und die kann ich ja auch bei sauberer Atemluft genießen.

http://www.ps-gitarrenduo.de/

MAS

Monday, October 25, 2004

Konzertrezension: The Irish Folk Festival 04 – Celtic Legends am 25.10.2004 in der Philharmonie in Köln

The Irish Folk Festival 04 – Celtic Legends am 25.10.2004 in der Philharmonie in Köln


http://www.irishfolkfestival.de/iff-logo1-eng.gif


Petr Pandula schreibt im diesjährigen IFF-Programmheft, dass das IFF-Publikum heute relaxter und offener sei als in den 1970ern, denn damals habe einmal etwa ein Drittel des Publikums unter Protest den Saal verlassen, als David Spillanes Band Schlagzeug, E-Gitarre und E-Baß einsetzte und auf der Uilleann Pipes bluesige Riffs gespielt wurden. Ja wirklich, das heutige Publikum, 30 Jahre nach dem 1. IFF, ist sehr offen, was in diesem Jahr zum Beispiel Carlos Núñez positiv zu spüren bekam.

Den Opener aber bildete das Duo Ian Smith & Stephen Campbell aus Donegal mit Gitarre, Fiddle und Gesang. Es wäre keineswegs langweilig geworden, den beiden noch ein Stündchen länger zuzuhören, so expressiv waren alle drei Instrumente. Ian Stimme erinnerte mich an Dick Gaughans, und das vorgetragene Schlaflied wirkte alles andere als zum Einschlafen geeignet. Stephens Geige erinnerte mich an norwegische Hardanger-Fidels, aber sie war von den Shetlands. Ein geniales Duo!

Solas aus USA und Irland hatte ich sehr gespannt erwartet, und war, nun, nicht gerade enttäuscht, aber vielleicht hatte ich einfach zu viele Vorerwartungen von dem einen Stück her, das ich auf einer Klingenden Post CD von Old Songs New Songs von ihnen habe. Das Quintett spielte und sang äußerst spannungsgeladen, nur schien sich die Spannung vieler Tunes immer weiter zu steigern, dann eine Zeit lang auf dem Niveau zu bleiben, um dann wieder abzuebben, ohne sich richtig zu entlanden. Ihre Musik ist recht jazzig, und auch vom Blue Grass beeinflusst, modern und urban, dabei aber unverkennbar irisch oder iro-amerikanisch.

Jim Hayes ist Bauer, wie dereinst der Micho Russel, und ähnlich wie dieser ein echter Volksmusiker. Er stand da, eine Hand in der Tasche, in leicht gebückter Haltung, sang alte Lieder, und drehte nach fast jedem Lied dem Publikum den Rücken zu, um sich die Kehle mit Wasser zu befeuchten. 71 Jahre ist er alt und war nun erstmals außerhalb Irlands unterwegs. Seine Lieder sind ganz anders, als das was man sonst so von den Iren hört und erinnerten mich zum Teil an deutsche Volkslieder vor der „Stadl“-Zeit.

Und dann Carlos Núñez, der galizische Ehren-Chieftain, und seine Band. Dieser forderte mit weit ausladender Geste um Applaus, ehe er den ersten Ton gespielt hatte. Welche eine andere Erscheindung im Vergleich zu Jim Hayes! „Wir sspielen keltisse Musik mit Leidenssaft“ sagte Carlos auf Deutsch, und ich verstand „mit kleinen Sserzen“, und die brachte er auch zwischendurch: „Was hat der Ssotte und dem Kilt? Die Ssukunft Ssottlands!“ Ha ha, und er meinte tatsächlich, den Witz hätte keiner verstanden, als niemand lachte. Sein Bruder Xurxu trommelte wild und kirmesreif den Rhythmus, durch den Carlos Gaïta es schwer hatte, sich Gehör zu verschaffen. Und dabei spielte er meisterhaft auf der galizischen Sackpfeife sowie zahlreichen Flöten Tunes aus Galizien, der Bretagne, Schottland und Irland. Wirklich zauberhaft aber sang meines Erachtens Bagoña Rioboo ein Lied über den Tankerunfall vor der galizischen Küste 2002 mit einer Melodie, die sehr arabisch klang. Ja, in Galizien nimmt die keltische Musik Kontakt zur spanischen und maurischen auf, und dort, wohin die Galizier auswanderten, zum Beispiel nach Kuba, beeinflusste sie die dortige Musik. So mancher Zuhörer mag sich über diese Mischung keltisch-arabisch-romanisch-lateinamerikanscher Musik als Höhepunkt eines irischen Konzertabends gewundert haben, aber die meisten hatten ihren Spaß dabei und klatschen heftig mit, eben voller Leidenssaft.

Vor dem Konzert gab es Dias irischer Landschaften von Thomas Frühwacht zusehen, vor jeder Gruppe Dias aus deren jeweiliger Heimat und zu Beginn der irisch-amerikanisch-galizischen Schlusssession Dias von den bisherigen Irish Folks Festivals, begleitet mit „The Parting Glass“, gesungen von Deidre Scanlan von Solas. So ging ein schöner, sehr kontrastreicher Abend zu Ende, gefolgt von diesen verarbeitenden Gesprächen im Foyer und im Zug zurück nach Bonn mit ein paar unserer regionalen Musiker, wovon diese meine Rezension nicht unbeeinflusst ist.

Ach ja, und so teuer wie erwartet war es gar nicht, sondern hielt sich vollkommen im Rahmen der Eintrittspreise die auch bei den Pure Irish Drops oder bei Whisht verlangt wurden, solange man nicht die vorderen Plätze verlangte, zumal die Philharmonie einen Studentenrabatt gewährt. Und die Akustik dort ist wirklich erstklassig. Petr Pandula erklärt im Programmheft, die moderaten Eintrittspreise (noch vor 2 Jahren waren sie doppelt so teuer) könne man der Konkurrenz verdanken.

http://www.irishfolkfestival.de/
http://www.folker.de/200405/01iff.htm
http://www.folker.de/200406/rezi-eu.htm#01

MAS

Saturday, October 09, 2004

Konzertrezension: Whisht! am 9.10.2004 im Feuerschlösschen in Bad Honnef

Whisht! am 9.10.2004 im Feuerschlösschen in Bad Honnef


http://www.whisht.de/images/whisht_05.jpg



Warum nicht mal zwei irische Konzerte an zwei aufeinander folgenden Abenden, zumal beide zusammen preiswerter waren als ein IFF-Besuch? Klar, die Whishtler sind keine Iren, und brauchen keine Ausländersteuer zu zahlen, die Drops dagegen schon, aber irgendwie schaffte es Florian Fürst, den Eintrittspreis niedrig zu halten.

In meiner Rezension vom 3. Bonner Irish Folkfestival im April 2004 habe ich schon was über Whisht (ich lasse das Ausrufezeichen weg, weil ich solche Satzzeichen mitten im Satz nicht mag) geschrieben und habe auch kaum etwas hinzuzufügen, außer dass in der konsternierten – nee, das ist das falsche Wort, ähm, ach ja – in der konzertanten Atmosphäre des Feuerschlösschens die Details viel besser zu hören waren, und diese Details waren einfach schön, inklusive des – in der Weise wie Tom Busse von Slide Kick es gerne macht – auf der auf dem Schoß liegenden Gitarre von Eckhart Topp gespielten Intros zu Alan Stivells „Broceliande“, das er (Eckhart, nicht Alan) als Ausbeute eines ansonsten eher trägen Wochenendes mitbrachte und natürlich inklusive Eckharts ausführlicher verbaler Intros zu den einzelnen Stücken. Eckhart auf Gitarre, Johannes Schiefner auf Uilleann Pipes, Tinwhislte und Keyboard, Sabrina Palm auf ihrer Geige, Holger Ries auf Bhódran und anderen Percussions und alle auch mit ihren eigenen Stimmen boten dem Publikum in dem Gewölbeflur des Feuerschlösschens einen modern-tradtionellen Abend irischer und teilweise bretonischer Musik, weniger rustikal als die Drops, eher urban und etwas jazzig, weniger ethnisch-authentisch primär, eher gut sekundär sozialisiert, aber mit keinem Quäntchen weniger Spielfreude als die alten Meister und keineswegs einfach nur nachgespielt, sondern originell arrangiert. Und Profis im Sinne von Die-Brötchen-damit-Verdiener sind es auch nicht, sondern auch in diesem Sinne echte Volksmusiker, die trotzdem professionelle Musik anbieten.

http://www.whisht.de/

Es war mit eine Freude, diese beiden Kurzrezensionen zu schreiben.

MAS

Friday, October 08, 2004

Konzertrezension: Pure Irish Drops am 8.10.2004 in der Brotfabrik in Bonn-Beuel

Pure Irish Drops am 8.10.2004 in der Brotfabrik in Bonn-Beuel


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Seit 1989 touren die Pure Irish Drops durch Deutschland, keine Gruppe, sondern ein Tourneekonzept, wonach drei irische Musiker vor relativ kleinem Publikum – verglichen mit dem seit 1974 (wenn auch nicht ununterbrochen) jährlich durch Deutschland tourenden Irish Folk Festival, in dessen Rahmen die Idee für die Pure Irish Drops erstmals aufkam – traditionelle Musik spielen. Von den 16 Tourneen gastierten acht auch in der Brotfabrik, nun am 8. Oktober 2004 mit Christy Barry (whistles, flutes, spoons), Gerry Ó Connor (fiddle) und Tony MacMahon (button accordeon), die allesamt Weggefährten des 1994 bei einem Autounfall in seinem Heimatort Doolin ums Leben gekommenen Micho Russel waren, für den die diesjährige Tournee unter dem Titel „Ten Years dead but not forgotten – Im Memory of Micho Russel“ eine Hommage bildete.

Wer Micho Russel noch nie gehört hat, nehme sich mal die Aufnahmen der ersten beiden Irish Folk Festivals vor, die ja auch noch käuflich zu erwerben sind. Seine etwas quäkige Stimme in dem südwestirischen Dialekt und sein ungekünsteltes, aber kunstvolles Whistlespiel mit relativ wenigen Verzierungen und eher etwas stakatohaft, machten auf mich einen sehr positiven Eindruck von echter bäuerischer Volksmusik. Er war ja auch Bauer, und Wolfgang Koll, der Wirt der Harmonie, erzählte mit letztens, dass er ihn mal auf einem Konzert in Doolin erlebt habe, zu welchem Micho Russel von der Arbeit auf dem Feld gekommen und wohin er auch anschließend zurück gekehrt sei.

Bauern sind die drei Musiker der diesjährigen Tournee zwar nicht, aber Christy Berry sagte, er habe noch nie vor einem so großen Publikum gespielt. Nach jeweiliger Solovorstellung ihrer Spielweise gaben die drei nach der Pause ihr Können als Duo und Trio zum Besten. Reine, traditionelle, aber variationsreiche Volksmusik im besten Sinne des Wortes. Sie spielten, als säßen sie zu Hause im Wohnzimmer oder in ihrem Stammpub bei einer Session. Von Sessions kannte ich das eine oder andere Stück, einige natürlich auch von anderen Interpeten. Einige Musiker unserer Bonner Sessionelite saßen in der ersten Reihe und schauten ihnen ehrfürchtig auf die Finger. Anschließend konnten sie dann mit ihnen fachsimpeln. Musiker ohne Starallüren, ohne Showbiz-Wichtigtuerei, einfach sympathische Menschen, die echt gute Musik machen!

http://www.ffmusik.de/Pure_Irish_Drop_2003_d.html

MAS

Sunday, September 26, 2004

Konzertrezension: Ronnie Drew und Mike Hanrahan am 26.9.2004 in der Harmonie

Ronnie Drew und Mike Hanrahan am 26.9.2004 in der Harmonie – ein Konzert-Eindruck


http://www.derclubheiligenhaus.de/bilder/office/konzerte/drew.jpg



Ronnie Drew trat am 26. September im Rahmen seine Abschlusstournee durch Deutschland in der Harmonie in Bonn Endenich auf, was ich zum Anlass nehmen möchte, ihm ein paar Worte zu widmen.

1980, ich war 15 Jahre alt, war ich mit meinen Eltern und meinem Bruder im Urlaub in Bayern, und mein Bruder hatte im Auto eine Cassette mit seltsam uriger Musik aufgelegt. Es klang nach Räuberliedern, nach Abenteuer, nach Mittelalter, nach Country, nach urtümlicher Volksmusik. Ich fragte: „Was is’n das für ’ne Gruppe?“ Mein Bruder: „Die Dubliners.“ „Wo sind’n die her?“ „Aus Irland natürlich.“ „Aus Irland. Ah ja.“ Während meine Eltern und mein Bruder ins Restaurant gingen, blieb ich vorerst im Auto und hörte die Cassette zu Ende. Das war mein erstes Irish Folk – Erlebnis.

Erst später – ich interessierte mich anfangs kaum für die Namen von Musikern – identifizierte ich die markanteste der Dubliners-Stimmen mit dem Namen „Ronnie Drew“. Dreimal hörte ich bisher die Dubliners, mal mit, mal ohne Ronnie, und zweimal hörte ich ihn nun zusammen mit Mike Hanrahan. Und nun war es die letzte Möglichkeit, denn er geht ... in den Ruhestand? Keine Ahnung, jedenfalls war es laut Plakat seine Anschiedstournee.

Da stand er, dröhnte in seinem tiefen, rauen Bass ins Mikro, und bei all dem wirkte seine Musik ruhig und harmonisch, keineswegs krakehlig oder versoffen, vielleicht etwas zu routiniert. Er sang hauptsächlich alt bekannte Lieder, weniger Pubsongs als Balladen, oft mit traurigen Texten. Das von dem Schwan, der aus Trauer um seinen erschossenen Partner starb, kannte ich noch gar nicht. Mike Hanrahan begleitete ihn facettenreich auf der Gitarre und sang auch ein paar schöne Songs, doch wirkte seine Stimme schwach neben der des Altdubliners. Mike hat einen meiner Lieblingssongs geschrieben, den sie nun auch sangen:

„We had it all
we had the best of times
we had a life
that dreams are made of”

Schön, wer das ehrlichen Herzens von sich sagen kann!

Als zweite und letzte Zugabe sang er „The parting glass“. Das wird natürlich oft zum Abschluss eines Konzerts gesungen, aber diesmal schien es mir bedeutungsschwer. So stand ich auf, mein Glas in der Hand und erwiderte seinen Abschiedsgruß ins Publikum. Warum stand nur sonst keiner auf? Und wo waren überhaupt all die vielen Folkies aus Bonn, die sonst die Harmonie füllen wenn zum BIFF geladen wird oder die Lokal Heroes auftreten? Kolli, der Wirt vermisste all die Scharen. Ach ja, es spielte Rolling Wave zur gleichen Zeit. Aber immerhin war der bestuhlte Saal ca. drei Viertel voll.

Ich bin jedenfalls froh, den alten Ronnie noch mal gehört zu haben, und wer eine noch ausführlichere Konzertrezension aus USA (nicht von mir!) lesen will, kann das hier tun:
http://www.greenmanreview.com/live/live_drew_0304.html
Vgl. auch: http://www.mikehanrahan.com/ronnie.htm

MAS

Monday, September 20, 2004

Konzertrezension: Eindruck vom Schelmish-Konzert am 17.9.2004 in Ebernburg

Eindruck vom Schelmish-Konzert am 17.9.2004 in Ebernburg



http://www.schelmish.de/images/schelmishlogo.gif
http://www.schelmish.de/tourberichte/2004/ebernburg/04.jpg



Kennt Ihr Schemlish (http://www.schelmish.de/)?

Ich habe sie schon öfter mal gehört, so auch letzten Freitag auf dem mittelalterlichen Markt in Ebernburg an der Nahe. Sie brachten mit Gastmusikern bis zu 10 Leute auf die Bühne und boten eine wilde, deftige Musik mit Sackpfeifen, Schalmeien, Trommeln, Flöten, Lauten und Gesang, und zwischendurch teils anzüglichen Ansagen, Striptease und Rauchschwaden. Oft wogten sie berserkermäßig im Rhythmus ihrer Musik. Mich wunderte, dass selbst die kleinste Schalmei, die in etwas Piccoloflötengröße hatte, lauter war als die riesigen Sackpfeifen mit übermeterlangen Bordunpfeifen und Öffnungen, die an die Pfefferbüchse von Räuber Hotzenplotz erinnerte. Es herrschte eine großartige Stimmung im Publikum volle zwei Stunden lang, während runderherum Fackeln, Kerzen und Öllampen brannten. Mir scheint aber, sie sollten bei ihrem Versuch, In Extremo oder Corvus Corax zu covern ihr eigenes Profil nicht vernachlässigen.

Vgl. auch http://www.schelmish.de/tourberichte/2004/ebernburg/main.htm

MAS

Monday, July 26, 2004

CD-Rezension: Unkenschnabel. le Percheron

auch rundgeschickt am 26.7.2004 12:04 Uhr
Unkenschnabel. le Percheron
7 Tracks; 22,31; Fotos; Eigenverlag; http://www.unkenschnabel.de (dahinter kommt aber nichts)



Ich eilte durch das Rudolstädter Festivalgewühl meiner Bande nach, die einem Café entgegen strebte, da schickten am Straßenrand drei Straßenmusiker sich zum Spielen an. Ich ließ meine Bande ziehen und blieb wie festgenagelt stehen, als die drei auf Drehleier, Akkordeon und E-Gitarre einen französischen Tanz spielten. Nach dem letzen Ton, griff ich schnell nach einer CD, zahlte (weswegen ich hier gegen die Regel, nur kostenlose Rezensionsexemplare zu besprechen, verstoße, und hoffe, dass die Musiker, die mir bislang solche geschickt haben, mir deshalb jetzt nicht böse sind), und eilte den Meinen nach und fand sie auch bei Tee und Kuchen.

Die CD ist äußerlich einfachst gestaltet: Ein gebrannter Rohling ohne Beschriftung in einer dünnen Hülle mit schwarzweiß kopiertem Heftlein, dass immerhin zweimal einen Schimmel zeigt. Das Trio ist aus dem Münsterland, fand ich mittlerweile heraus (sie stehen ja auch im Festivalprogramm), und wenn so mancher Drehleierspieler darüber stöhnen mag, schon wieder erklären zu müssen, dass er keine mittelalterliche, sondern zeitgenössische Musik spielt, so spielen diese beides, und das mit einem Drive, mit verschiedenrhythmischem Schnarren, mit mal Flöten, mal Schalmei dabei, mal auch mit lateinischem Gesang, es reißt mich einfach mit. Wenn die weiter üben und die Themen noch etwas vielfältiger variieren, dann hat Blowzabella bald Nachfolger gefunden!

Trackliste:
1. Orientalisches
2. Branle des Chevaux
3. Flötenstück
4. Boulevard Garibaldi
5. An Dro
6. Tetus Floxo
7. D-Stück
8. le Percheron

MAS

CD-Rezension: Woltähr. Trierer Venus + Trier by night

rundgeschickt am 26.7.2004 12:04 Uhr:

Woltähr. Trierer Venus
(1996)
15 Tracks; 62,16; Texte, Infos, Fotos; Op der Lay, CD 60200, L-9650 Esch/Sauer

Woltähr. Trier by night
(2003)
20 Tracks; 72,33; Texte, Infos, Fotos; Op der Lay, CD 60800, L-9650 Esch/Sauer


Meine Frau und ich besichtigten während des Waldeckfestivals unterhalb des Festivalgeländes die Ruine der alten Burg Waldeck, da vernahmen wir aus den Mauern heraus einen harten Saitenklang und einen Gesang. „Meine Heimat ist das Land der Sommersterne“ sang es, „die funkeln mich voll an, damit ich lerne, was manchem Christ verborgen ist“. Ein Sänger stand da im alten Gemäuer, schlug die Leier und formte romantische Verse. Erst etwas später kam ich mit ihm ins Gespräch, und er stellte sich vor: Walter Liederschmitt von der Gruppe Woltähr aus Trier. Bei einer späteren elektronischen Kontaktaufnahme nach einem Blick auf die Homepage der Gruppe frug ich an nach einer Rezensions-CD und Walter bot mir an, mir zwei CDs zum Preis von einer zu schicken, und ich solle was schreiben, wenn ich wolle. Nun das will ich, wenn ich jetzt auch nicht weiß, welche der beiden CDs die bezahlte und welche das Rezensionsexemplar ist. Na egal, ich schreibe über beide was:


http://www.woltaehr.de/abb_cd_trierervenus.jpg
http://www.woltaehr.de/cover_bynight_gr.jpg


http://www.woltaehr.de/

Beide CDs überraschten mich zutiefst: Die Gruppe Wöltähr kreiert eine Musik, die schwieriger als fast alles, was ich sonst so aus dem Folk-Bereich höre, in eine Schublade zu stecken ist. Wie wäre es mit der Schublade: moselfränkische und hochdeutsche, keltenromantische, heimatverliebte, obrigkeits- und kirchenkritische, frankophile, folk-jazz-rockige Chansons? Das trifft es zum Teil, aber lasst uns einen Blick auf ein paar Details werfen.

Die meisten Lieder sind in moselfränkischem Dialekt gesungen, jener westmitteldeutschen Mundart, die in verschiedenen Variationen ungefähr vom Siegerland bis Luxemburg und von Sieg und Ahr bis Lahn und Nahe reicht. Als Lahnsteiner bin ich ja selber gerade noch so in diesem Dialektbereich aufgewachsen (allerdings han mir do schon e bissje ne hessische Inschlach, aach wenn mir noch nit babbele sondern schwätze), und doch ist mir die moselfränkische Mundartszene weit weniger vertraut als die ripuarische, also rheinische im Sinne von kölsche, nordeifeler usw.. So klingt es mir teils heimatlich-vertraut, teils aber auch fremd, z.B.:

„Hei stiehn die, die ömmer hei stiehn
on nochgaor nöt esu flott haam giehn,
wu deWeinstand obbm Maort scho lang zu hat’t
ös hihr Aort, dat se nor maol wie obb grußerFaohrt
aweil dorch de Naocht hei giehn …“
(aus „Trier by night“)

Beiden CD sind sämtliche Texte beigelegt, bei „Trierer Venus“ auch mit hochdeutscher Übersetzung. In mir erwuchs jedenfalls das Interesse, mich ein wenig mit den Mundarten zu beschäftigen, und wer sich auch dafür interessiert, kann ja mal diesen Links folgen:
http://members.tripod.com/~radde/Mundarten.html
http://de.wikipedia.org/wiki/Fränkische_Sprache
http://de.wikipedia.org/wiki/Lautverschiebung
http://de.wikipedia.org/wiki/Mittelfränkisch
http://de.wikipedia.org/wiki/Moselfränkisch
http://www.suertenich.com/html/moselfr.html
http://de.wikipedia.org/wiki/Ripuarisch


Einige Lieder sind auf hochdeutsch, ein paar wenige auf englisch, französisch oder gar griechisch vorgetragen. In den Texten wird immer wieder Kritik an der Obrigkeit, sei sie kommunal, staatlich oder kirchlich, laut, Querdenker aus der Trierer Geschichte werden gewürdigt, Sympathie mit unterdrückten Völkern und Bevölkerungsgruppen, seien es die Kelten, die Hexen oder die Indianer, kommt zum Vorschein. Viele Texte wirken aber auch traumhaft surrealisitsch und/oder enthalten Biografisches, das in seinen Zusammenhängen dem Uneingeweihten nicht so recht verständlich ist.


Die Kirchenkritik, zum Beispiel an dem Wallfahrtskult um den Heiligen Rock, kann aber bisweilen auch Töne annehmen, die eventuell nicht nur scheinheiligen Schabernack anprangern, sondern, wie eine Freundin aus unserer interreligiösen Dialoggruppe, der ich von dem Lied erzählte, es einschätzte, auch religiöse Gefühle verletzen kann, wenn es zum Beispiel heißt:

„De Jesus waor die Woch öm Duhm
o' wollt nao'm Heilije Rock siehn
Dao sieht n dn O.B.
voll öm Ornat vir dr Kabell stiehn ‚
Wat ös dat hei fier e Bahai?
Seid dihr dann allegaor' doll?
Mensch, schröer kann't gaor nömmi gänn,
dihr krit namma all dn Aorsch voll!‘“
(aus „Trierer Venus“)

Die Trierer Venus ist übrigens ein Torso jener römischen Göttin, der von christlichen Pilgern bis zur Unkenntlichkeit gesteinigt wurde.

Immer wieder wird auf die alten Treverer Bezug genommen, jenem keltischen Stamm der zu römischen Zeiten rund um Trier siedelte und nach denen die Stadt benannt ist. Walter Liederschmitt ist auch Heimatforscher und Stadtführer, und weiß teils historisch-sachlich, teils romantisch-verklärt von deren Kultur und Religion zu erzählen und zu singen und auch die ethnischen Verwandten in der Bretagne und auf den britischen Inseln miteinzubeziehen.

Die Autoren der Texte sind neben Walter Liederschmitt Rudolf Löwenstein, Karl Marx, Heinrich Heine und andere.

Was die Musik selber anbelangt, so ist sie nicht minder vielseitig: die Melodien klingen mal wie französische Chansons (Walter liebt Georges Brassens), mal sind es traditionelle deutsche Volksliedmelodien, vieles klingt jazzig, nicht weniges rockig, und oft klingt es schräg, ähnlich wie die Songs von Bob Dylan, eines anderen Idols von Walter, und dass sie einen Reel spielen können, wird auch gezeigt.

Ja, sie spielen, was mich daran erinnert, die Bandmitglieder zu nennen: Außer Walter Liederschmitt wirken auf „Trierer Venus“ noch Andreas Sittmann (Gesang, Gitarre), Thomas Kramer (Violine, Chor), Ulrike Jochum (Kontrabaß), Volker Dellwo (Flöten), sowie 12 weitere Gast-Musiker(innen) auf diversen Instrumenten mit, auf „Trier by night“ sind es Uwe Heil (Gitarre, Gesang und Hintergrundgesang), Carsten Söns (Bass, Hintergrundgesang), Carola Heiner (Altsaxophon) und Uli Hilsamer (Trommeln). Es herrscht also eine hohe Fluktuation in der Gruppe, da der Frontmann aber der selbe bleibt, ist Kontinuität gewahrt.

Was mit indes noch negativ aufstößt ist die Bitburger-Werbung auf der Rückseite von „Trier by night“. Ist es wirklich notwendig, für diese Brauerei mit ihren über 4 Millionen Hektoliter Jahresausstoß und ihr „meistgezapftes Bier Deutschlands“ auf dieser ansonsten so querdenkerischen CD Werbung zu machen? Was ich von Bitburger halte, kann man hier
http://www.biertest-online.de/cgi-bin/show/ebs.pl?Bier=Bitburger+Premium+Pils
unter MAS nachlesen. Und ich könnte noch einiges mehr erzählen.

Welche der beiden CDs ich eher empfehlen würde, ist schwer zu sagen, eventuell doch „Trierer Venus“, denn auf der befindet sich das Heimatlied:

„Meine Heimat ist das Land der Sommersterne
Die munkeln untereinander, wer wohl gerne
mit wem noch mehr verbunden wär‘.“

MAS

PS: Walter Liederschmitt versicherte mir per E-Mail, dass er nicht von Bitburger gesponsert werde, dass er deren Bier aber nunmal gerne trinke und deshalb die Fotomontage mit der Bitburger-Werbung über der Tür seiner Stammkneipe, die aber Karlsberg ausschenke, gemacht habe.

Sunday, May 23, 2004

CD-Rezension: Johannes Mayr. blue bellow

Johannes Mayr. blue bellow
(rundgeschickt am So 23.05.2004 19:36)

Ojo Music, Breitscheid, 12 Tracks mit zusammen 54,33 Minuten. http://www.johannes-mayr.de


http://www.johannes-mayr.de/bilder/bluebellowcd_big.jpg

„Die schönsten Lieder haben immer die traurigsten Texte“, sagte Johannes Mayr mal bei einem Auftritt im Bonner Folktreff, als er das Lied „Annan Waters“ ankündigte. Auch wenn auf dieser CD nur zwei Lieder und ansonsten Instrumentalstücke vertreten sind, drückt dieser Satz meines Erachtens doch die Stimmung der CD sehr gut aus. Wer Johannes nur als Mitglied von Lynch the Box kennt, erwartet eher eine andere Musik, auch wer ihn von Hölderlin Express kennt, wird leicht auf die falsche Fährte geführt, eher hat schon der den richtigen Vorgeschmack, wer ihn mit Rolling Drones gehört hat, ganz bestimmt aber, wer seine zwei Konzerte beim Bonner Folktreff besucht hat.

Johannes hat schon eine lange musikalische Laufbahn hinter sich. Gebürtiger Bayer, genauer Augsburger, lange regelmäßiger Mitspieler bei der Boulanger Session in Tübingen, jetzt lebend im Westerwald, hat er nun seine erste Solo-CD veröffentlicht, in welcher er sich trotz seiner vielfältigen Instrumentbeherrschung auf das Akkordeon beschränkt, abgesehen von zwei Liedern, in welchen er auch seine Stimme benutzt. So ganz solo ist er aber nicht, denn zum Einen begleitet ihn seine Frau Ingrid Mayr-Feilke (Drehleier (übrigens in Stück 6 „Endless 5“, nicht in Stück 9 „Danse pour les leons“, wie im Begleitheft genannt), Low Whistle und Blockflöte), zum Anderen Olaf Sickmann (akustische und elektrische Gitarren) und Gudrun Walther (Geige).

Acht der zwölf Stücke sind Eigenkompositionen von Johannes, zwei von Olaf. Von den beiden Liedern ist „Wassermann Wenzel“ von Cesar Bresgen aus dessen Schuloper „Die Stadthüpfer“ von 1985 und „Annan Waters“ traditionell englisch. Beide Lieder handeln von unglücklichen Liebesbeziehungen, das erste erinnert zudem an romantische Wassermannballaden, und auch die Instrumentalstücke strahlen nicht unbedingt eine traurige, aber eine ernste Stimmung aus, und doch scheinen die meisten tanzbar zu sein (ich bin kaum Tänzer, deswegen das „scheint“). Ich hatte anfangs etwas Schwierigkeiten, hineinzukommen, aber je öfter ich die CD höre, desto besser gefällt sie mir. Ich bin eher ein visueller, als ein auditiver Typ, und mir kommen beim Hören von Musik oft Landschaftsbilder vor das innere Auge, wobei es bei den meisten Melodien dieser CD norddeutsche oder allgemeiner Landschaften des Raumes südlich von Nord- und Ostsee sind, irgendwo zwischen Bretagne und Estland, geprägt von einer endlosen, grünen Weite, durchzogen von Flüssen und Kanälen, Alleen und kleinen Waldungen in riesigen Feldern und Wiesen. Gleichwohl hörte ich die CD auch letztens sehr gerne bei einer Fahrt durch das weit weniger flache Rheinhessen. Der bayerisch-französisch anmutende „Zwiebacker“ ist übrigens schon auf der 1998er Deutscher Folk-Förderpreis-CD drauf, dort allerdings eine Minute kürzer.

Ich möchte „blue bellow“ all denen ans Herz legen, die sich die Zeit nehmen können, sie sich mehrmals anzuhören, um Ihr auf die Spur zu kommen, und die sich gerne auf etwas melancholischere und dabei doch spannungsreiche Töne einlassen wollen. Sie ist irgendwie so, wie Andreas Rogge mir mal den Menschentyp seiner mecklenburgischen Heimat beschrieb: Er hält sich Fremden gegenüber eher zurück, aber wenn er mal Freundschaft geschlossen hat, dann ist das ernst gemeint. Und dann kann man eben auch einer zwanzigjährigen Löwin ein Geburtstagsständchen komponieren und beim Laubrechen im Herbst einen Walzer tanzen.

MAS

Saturday, April 24, 2004

Konzertrezension: 3. Bonner Irish Folk Festival am 24.4.2004 in der Harmonie in Bonn-Endenich


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3. Bonner Irish Folk Festival am 24.4.2004 in der Harmonie in Bonn-Endenich

Am Samstagabend, dem 24. April 2004 war es wieder so weit: Die Bonner Irish Session Musiker unter der Führung von Sabrina Palm luden zum Bonner Irish Folk Festival ein, und zwar zur Nr. 3 dieser Reihe. Drei Gruppen erklommen nacheinander und zum Schluss auch noch gemeinsam die Bühne und brachten das Publikum zum Toben.

Gruppe Nr. 1 war Laundry List, nicht aus Bonn oder der näheren Umgebung, sondern als offizielle Gastgruppe aus Deutschlands Norden, genauer aus Hamburg und Bremen angereist. Olaf und Heike spielten auf Mundharmonika bzw. Fiddle flotte irische und anfangs auch französiche Tunes, begleitet von Jørgen (für des ø nicht mächtige Programme: Jörgen) auf der Gitarre. Letzterer sang zwischendurch auch ein paar schottische und irische Songs, zu denen ich mir auch gerne noch eine Tinwhistle-Begleitung gewünscht hätte, wohl auch in Erinnerung an die Boulanger Session in Tübingen, wo ich diesen Begleitungspart zu „Sleep ye Mary“ und „Paddy’s Lamentation“ gerne übernommen habe. Das Trio hatte große Mühe, dem Publikum eine gewünschte Zugabe zu versagen, aber Zugaben gab es eh nicht, dazu war das Programm zu gedrängt.
Im Web ist die Wäschereiliste zu finden unter http://www.worldmusic.de/laundry_list/

Dann kamen die Einheimischen zum Zuge, und zwar zunächst Till Nine. Dazu brauche ich ja eigentlich nicht viel zu schreiben, denn sie waren schon beim 1. BIFF vor zwei Jahren dabei, aber auch in dieser Zwischenzeit haben sie sich wieder weiter entwickelt. Christa sang, Matthias flötete und Bernd und Werner erzeugten ihren typischen, clannadähnlichen Klangteppich auf Gitarre und Bouzouki. Sehr schön fand ich dann die gelungenen Sets, die aus einem Lied und eingespielten Tunes bestanden, die sich immer wieder abwechselten. Als könnten die vier nicht alleine ihren Part bestreiten, baten sie noch Näx und Nicole hinzu, die auf Whistle, Uilleann Pipe und Fiddle der Torte das Sahnehäubchen aufsetzten. Da kann man echt froh sein, dass sie nicht nur unter der Dusche vor sich her trällern, der Welt würde was Wunderbares vorenthalten!
Till Nine ist im Web unter http://www.till-nine.de/ zu finden, Näx und Nicole bei Tjunichtgut unter http://www.tjunichtgut.de und bei Ryans Airs http://www.ryansairs.de/.

Band Nr. 3 hat sich eigentlich den falschen Namen zugelegt. Denn wenn sie loslegt, kann man gar nicht anders als zuzuhören, und es ist nicht notwendig, mit einem „Whisht!“ um Ruhe und Aufmerksamkeit zu bitten. Johannes, Sabrina, Holger und Eckhard heizten ordentlich ein mit Whistles, Pipes, Fiddle, Percussion und Gitarre, und zwar irisch, schottisch und bretonisch. So sang Johannes auch Alan Stivells Lied über den Zauberwald Broceliande, begleitete sich selbst aber nicht auf der Harfe, sondern auf dem Keyboard. Sabrina zeigte dabei, dass man einer Geige nicht nur schöne Töne entlocken kann und bei den schnelleren Tunes dass es durchaus möglich ist, wie ein Massai zu hüpfen und gleichzeitig zu fiddeln. Rhythm&Reel ist bei weitem der Schwerpunkt von Whisht!, und das in einer Qualität, die der der guten irischen Gruppen nicht nachsteht. Nur mit dem Vortragen einer tanzbaren Ridée bzw. Laridée hapert es ein wenig: ich hätte bei dem Tempo meiner Holden beinahe den kleinen Finger ausgerenkt. Aber vielleicht lag das auch an meiner mangelhaften Tanztechnik.
Whisht! findet man im Netz unter http://www.whisht.de.

Bei der Festivalsession aller drei Gruppen dann wurde ganz treffend gesungen: „You couldn’t have come to a better time.“ Oh ja, es waren wundervolle, mitreißende, verzaubernde dreieinhalb Stunden! Wozu noch nach Irland reisen?

Nein, den letzten Satz nehme ich zurück, denn die Deutsch-Irische Gesellschaft, die das Fest gesponsert hat, möchte ja nicht, dass dadurch der Irland-Tourismus geschädigt wird. Es soll ja auch noch andere Gründe geben, die grüne Insel zu besuchen. Ich jedenfalls hoffe, in einem Jahr wieder die Harmonie besuchen zu dürfen, wenn Sabrina und Co. einladen zu 4. Bonner Irish Folk Festival!

MAS

Tuesday, February 17, 2004

CD-Rezension: Lokal Heroes. Hurrah...

Lokal Heroes. Hurrah...
Eigenverlag 2003 mit wenigen Infos und Foto14 Tracks, 42,17 Minuten

Hi Folks,

mir wurde eine CD zwecks Rezension im folkigen Rundbrief zugesandt.


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„Hurrah...“ ist nach „live!“ (1996) und „Sailing Damages Health“ (2001) die dritte CD der Bonner Irish Folk Rock Gruppe Lokal Heroes. Was man beim Besuch der Livegigs erfahren kann, das merkt man auch bei den CD: Entwicklung!

Die Lokal Heroes waren einst eigentlich typische Vertreter der Kategorie, die Petr Pandula einst polemisch „die Pogues von überall“ nannte. Sie waren in erster Linie eine Pogues-Coverband, die mit rauhen und schnellen Pub- und Rebellsongs für eine urige, den Guinnessdurst anheizende Stimmung sorgte.

Im Grunde ist das jetzt nicht so sehr viel anders und soll es auch gar nicht sein. Noch immer ist die Musik von der nach Whisky klingenden Stimme Christoph Spixs und einem alle Songs begleitenden Schlagzeug geprägt. Dahinter und rundherum aber klingt es sehr differenziert, mal schräg, mal sehr harmonisch, vielstimmig, vielstilig auf Whistles, Violine, Manduline und anderem. Man hört außer irischen Melodien auch Skandinavisches, Slavisches, Jazziges, Raeggae. Gastmusiker Matthias Höhn, Mitglied von Morris Open, und Liene Séjáne sorgen auf Sackpfeife bzw. Flöte für noch mehr Abwechslung. Und alles ist stimmig, fügt sich passend ineinander, bildet einen angenehmen, runden Klangteppich.

Beim vergleichenden Blick auf die Inhaltsverzeichnisse der drei CDs mag es einen überraschen, dass „Parting Glass“ schon auf CD 1 und „The Rover“ (= „I’m A Rover And Seldom Sober“) schon auf CD 2 vorhanden sind, aber beim vergleichenden Hören stellt sich heraus: Das sind keine Wiederholungen aufgrund mangelnden Liedrepertoires, sondern es sind neue Variationen, je nach Geschmack bessere.

Ich kann also durchaus empfehlen, die 13,- Euro anzulegen. Die CD eignet sich sehr gut zum Autofahren, macht gute Laune und hebt die Stimmung. Schade ist nur, dass es kein Büchlein gibt, in dem man etwas über die Songs nachlesen könnte.

Apropos Büchlein: Im Booklet der 1. CD sind zwei Damen abgebildet, Marion Lex und Bärbel Langenberg, die nicht mehr bei der Gruppe sind. Auf der CD sind ihre Stimmen leider auch nicht zu hören, und dabei erinnere ich mich bei einem Liveauftritt eine der beiden zusammen mit Christoph Stix „The Fairytale of New York“ singen gehört zu haben. Das sollte man mal bei der nächsten CD aufnehmen!

http://www.lokalheroes.de/