Saturday, April 29, 2006

Konzertrezension: 5. Bonner Irish Folk Festival am 29.4.2006 in der Harmonie in Bonn-Endenich


5. Bonner Irish Folk Festival am 29.4.2006 in der Harmonie in Bonn-Endenich

Man glaubt es kaum, aber das BIFF fand in diesem Jahr schon zum fünften Mal statt, der halbe Weg zum zehnjährigen Jubiläum ist geschafft, wie Alexander May, also Näx, der in gewohnter Weise freundlich durchs Programm führte, es sagte. Dieses kleine Jubiläum brachte mir auch den Auftrag, für den Folker! 04.06 (erscheint im Juli) einen kleinen Ortstermin-Bericht zu schreiben, der mich aber nicht davon abhält, auch den Leserinnen und Lesern des folkigen Rundbriefes eine Rezension zu liefern, denn für selbigen berichtete ich von Anfang an von den BIFFs, und das soll auch so bleiben.

Wie seit dem 3. BIFF üblich, hatten zwei der drei auftretenden Gruppen direkt mit Bonn oder näherer Umgebung was zu tun, indem zumindest ein Mitglied hier wohnt, und eine kam von auswärts.

Den ersten Act bildeten Tom Kannmacher (Uilleann Pipes, Flute, Gesang) & Stefan Hennes (Gitarre, Gesang) als Duo. Beide waren nicht das erste, sondern das dritte Mal beim BIFF auf der Bühne, wenn auch das erste Mal als Duo. Zum einen boten sie bodenständige, traditionelle irische Tunes, zum zweiten Lieder auf Gälisch (gesungen von Tom) und Englisch (gesungen von Stefan), zum dritten einen Ragtime auf der Pipe mit Gitarrenbegleitung und viertens einen lustigen deutschen Text aus dem Musikschulalltag über eine Mutter, die geduldig ihr quengelndes Kind für den Musikunterricht anzieht zu dem Reel „Mother and Child“. Ich bewundere immer wieder Toms Experimentierfreudigkeit, die er bei aller Betonung der Traditionsverwurzelung an den Tag legt und vor allem auch den Witz, mit dem er das vorträgt. Stefan brillierte mit filigraner Gitarrentechnik, die aus seiner Begleitung eine feine Musik machte.

Als zweites trat Whisht!, aka Krobfbob, auf. Ekhart Topp (Gitarre, Gesang), Holger Ries (Percussion, Bhodrán, Gesang), Johannes Schiefner (Uilleann Pipes, Flute, Gesang), Sabrina Palm (Fiddle) und Gastmusiker Franjo Zenz (Keyboard) begannen ihr neues Repertoire mit einem langsamen Intro, das nicht einfach nur eine Hinführung auf den folgenden Rhythmus, sondern richtungsweisend dafür war, in welche Richtung sich die Band entwickelt. Leicht jazzig klang es, ein urbaner Traum von einer irischen Community in einer internationalen Großstadt, immer im Kontakt mit allerlei anderen Ethnien. Dann wurde es doch schnell und rhythmisch, Rythm & Reel eben, wie Richard Schubert den Stil nennt, und sehr druckvoll und groovig und mehrstimmig obendrein. Die Zeit war knapp, nur dank einer technischen Panne hatte Ekhart Gelegenheit, eine Geschichte zu erzählen, die zugleich ein Rätsel war. Er hatte nämlich die Ortskennzeichen der Nummernschilder der Autos der Bandmitglieder zu einem Wort zusammengesetzt, wobei Krobfbob herauskam und schlug vor, die Band umzubenennen, da es in England schon eine Band namens Whisht gebe. Das Rätsel bestand darin, die Orte zu nennen, in denen die Autos zugelassen sind, aber es wurde an dem Abend nicht gelöst, und ich löse es hier auch nicht. Nur ein Tipp: Sabrina wohnt in Bonn, kam aber zu Fuß, so dass man über ihr Nummernschild nicht nachdenken muss. Sie spielten dann bekanntere Stücke, auch wieder die bretonische Ridée, und diesmal riss ich meiner Petra nicht beinahe den kleinen Finger raus. Also entweder hatten die Musiker nun das richtige Tempo oder Petra und ich die richtige Handtechnik. Dabei zogen Ekhart und Holger schwarze Mützen auf, um bretonisch auszusehen (andere tun das, um irisch auszusehen), und zwar die Mützen mit dem Känguru drauf, wovon ich auch eine habe. Hergestellt sind die in China. Irish Folk goes global. Von den vier Malen, in denen ich Whisht! bisher hörte, hat mir dieser Gig am besten gefallen, außer, dass er viel zu kurz war. Es ist übrigens die CD fast fertig, und ich werde nach Möglichkeit davon berichten, sobald sie da ist.


Auch die dritte Gruppe schaute auf die Uhr, denn die Nachbarn der Harmonie scheinen gnadenlos zu sein und nach 23 Uhr keinen Spaß mehr zu verstehen. Spaß hingegen verstand Ede, eigentlich Dennis Werner aus Stedesand in Nordfriesland, der nicht nur sang und Gitarre spielte, sondern in nordischem Hochdeutsch (nein, es war weder plattdütsch noch friesisch) und mit viel Humor durch den Auftritt der Gastgruppe Ballynacally führte. Die anderen Bandmitglieder waren – und da hier kein Rätsel zu lösen ist, nenne ich die Herkunfts- und Wohnorte gleich mit - : Ole Carstensen (ursprünglich von der Insel Föhr in Nordfriesland, jetzt Kiel; Box = Button-Accordion), Jan Faltings (ursprünglich von der Insel Föhr, jetzt Bremen; Mandoline, Bouzoukie, Banjo, Gesang), Keike Faltings (Insel Föhr; Gesang), Jochen Malchau (Hamburg; Fiddle) und Hauke Matthies (Hamburg; Bodhrán, Flute). Ja, sie schauten ständig auf die Uhr und spielten, was die Finger hergaben, als hätten sie Angst, wieder in einen Stau zu geraten, wie auf ihrer Herfahrt in Wuppertal geschehen. Ihre Musik war rein traditionell, ohne jetzt darlegen zu wollen, was das genau ist, jedenfalls legten sie all ihr können in die Darbietung der Musik, (fast) ohne mit ihr zu experimentieren. Sie spielten großenteils unisono, wie eine Ceilidhband, wodurch man neben der Fiddle das Akkordeon leider kaum hörte, denn erstere hatte einen eingebauten Tonabnehmer, letzteres nur zwei Mikrophone außen, so dass auch die Mischpultbesatzung (Andree und Axel) das nicht ausgleichen konnte. Doch wenn Jochen mal Pause machte, hörte man, wie wunderschön sich Oles Knopfakkordeon unter der Arbeit seiner Finger anhörte, womit ich gar nichts gegen Jochens wirklich meisterhaftes Fiddlespiel sagen möchte, es war nur eben sehr laut. Sehr sehr schön und trotz des Zeitdrucks gänzlich ungehetzt hörte sich auch Keikes Stimme an, die traurige Balladen von unter Liebeskummer leidenden irischen Mädchen transportierte. Das Publikum hielt die Luft an und entbrannte in einen stürmischen Applaus, so dass die nachfolgenden Tunesets fast darin untergingen, bis der Applaus in deftiges Mitklatschen überging. Und zum Anschluss ihres Auftritts sangen sie „Step it out Mary“, unterlegt mit einem Reel, also doch eher modern als traditionell arangiert. Der Name „Ballynacally“ heißt auf Gälisch „Dorf der alten Frauen“, was die Friesen nicht wussten, als sie sich ihn aussuchten. Aber sie nehmen es mit Humor.

Den offiziellen Abschluss bildete die Festivalsession aller Musiker(innen) auf der Bühne, den inoffiziellen die anschließende Session im Fiddlers Irish Pub, zu der Petra und ich auch gingen, aber erst nach einem leckeren Nachtmahl in der Harmonie, wodurch wir in den Raum, der von Musiker(inne)n überfüllt war, gar nicht mehr rein passten. Mir viel das Lied „10 000 Geiger“ von Truck Stop ein, wenn man hier auch drei Nullen streichen konnte. Und trotzdem schafften es Till und Näx, ihren Tin Whistles Gehör zu verschaffen. Das ging so bis..., ich weiß nicht, aber wir gingen so gegen halb zwei.

Sabrina Palm hat da nicht nur als Fiddlerin, sondern vor allem als Hauptorganisatorin wieder ein feines Festival auf die Beine gestellt. Und die Deutsch-Irische Gesellschaft Bonn hat es finanziell unterstützt. Das kann gerne so weiter gehen, auf dass die 10 BIFFs voll werden, mindestens!

http://www.biff.de.vu/
http://www.kannmachmusik.de/
http://www.kannmacher-hennes.de.vu/
http://www.whisht.de/
http://www.ballynacally.de/
http://www.harmonie-bonn.de/
http://www.deirge-bonn.de/


Und ich weise noch auf meine bisherigen BIFF-Rezensionen hin:
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2002/04/konzertrezension-1-bonner-irish-folk.html bzw. http://tinyurl.com/8oltl
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2003/04/konzertrezension-2-bonner-irish-folk.html bzw. http://tinyurl.com/7dtj3
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2004/04/konzertrezension-3-bonner-irish-folk.html bzw. http://tinyurl.com/7a877
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2005/04/konzertrezension-4-bonner-irish-folk.html bzw. http://tinyurl.com/auwdz

Rezis von mir zu Whisht!:
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2004/10/konzertrezension-whisht-am-9102004-im.html bzw.http://tinyurl.com/aqjjt
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2005/12/konzertrezension-whisht-im-bungersthof.html bzw. http://tinyurl.com/bnyt7

Zu Tom Kannmacher und/oder Stefan Hennes:
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2004/12/konzertrezension-weihnachtskonzert-mit.html bzw. http://tinyurl.com/clmks http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2005/04/konzertrezension-die-erkelteten-und.html bzw. http://tinyurl.com/8oy6w
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2006/03/konzertrezension-die-erkelteten-und.html bzw. http://tinyurl.com/jnsoe

MAS

Tuesday, April 25, 2006

Konzertrezension: Harald „Paddy“ Schmidt am 25.4.2006 in der Harmonie in Bonn-Endenich

Harald „Paddy“ Schmidt am 25.4.2006 in der Harmonie in Bonn-Endenich

"Paddy" Schmidt in der Bonner Harmonie

Dienstag, 25.04.2006


Wer schon einmal "Paddy goes to Holyhead" gehört hat, der kennt auch "Paddy" Schmidt. Denn er ist [nach einer kreativen Pause, in der er durch Mark Patrick vertreten wurde; Anm. d. Red.] der Frontman dieser bekannten und beliebten Band. Aber nicht nur das, Paddy ist auch ein ausgezeichneter Entertainer, der sein Publikum ganz alleine bestens unterhalten kann. Das hat er am vergangenen Dienstag wieder mal unter Beweis gestellt. Vor einem mit rund 60 Zuhörern leider nicht besonders gut besetzten Saal stellte er seine neue CD "In Good Company" der Öffentlichkeit vor. Mit Gitarre und Mundharmonika sich selbst begleitend gab er etliche der auf
dieser Scheibe aufgenommenen Songs zu Gehör. Dabei konnte ich wieder einmal seine starke, faszinierend klare und geübte Stimme, die ohne großen technischen Aufwand auch größere Säle füllt, bewundern. Aber nicht nur durch den gekonnten Vortrag etlicher Lieder, Balladen und Tunes aus dem reichhaltigen Repertoire keltischen Musikgutes begeistert Paddy seine Zuhörer, er ist auch ein Meister der witzig-humorvollen Conference, die mir schon immer bei seinen Auftritten im Rahmen seiner Tournee "Whiskey and Women" imponiert hat. Denn weite Teile des Abends wurden nicht nur mit Gesang bestritten, sondern waren humorvoll vorgetragene Geschichten aus dem irisch-schottischen Raum, die eine Attacke auf die Lachmuskeln der Zuhörer sind. Diesen Teil der Unterhaltung hat Paddy im Laufe der Jahre zur Perfektion entwickelt. Man kann das als Rezensent schlecht mit Worten beschreiben, man muss das mal live miterlebt haben. Beispielsweise wie er das bekannte Lied "Dirty Old Town" so gekonnt uminterpretiert, dass es in die Stilrichtungen aller möglicher Pop- Rock- und Schlagersänger passte, immer garniert mit haarsträubend komischen Geschichten. Selbst Ballermann-Barde Wolfgang Petry musste dran glauben. Dabei ist das Besondere daran, dass es Paddy gelingt, sowohl stimmlich, gesanglich als auch textmäßig genau den betreffenden Stil und Rhythmus zu treffen und damit das ganze zu einer gelungenen, perfekten Persiflage des betreffenden Sängers zu machen.

Ein weiterer Höhepunkt war die Demonstration, wie man einen schottischen Dudelsack auch anders spielen kann: Man nehme das Instrument, beginne darauf zu spielen und zwischendurch lösche man den aufkommenden Durst - natürlich mit gutem schottischen Whisky - aber ohne mit dem Spiel aufzuhören. Das habe ich bisher nur bei Paddy gesehen. Oder das "Tin-Whistle-Orchester": Paddy bedauerte, dass er für eine zweite Tin-Whistle keinen Mitspieler gefunden hat und spielt einfach auf zwei Tin-Whistle gleichzeitig gekonnt zweistimmig! Einfach nur beeindruckend.

Paddy genießt die Kommunikation mit dem Publikum, er fordert es immer wieder auf, mitzuklatschen und mitzusingen. Und wenn der Refrain dem Publikum zu schwer ist und er nur einige zaghafte Versuche aus dem Zuschauerraum vernehmen kann, dann schreibt er auch mal schnell einen Text um und bietet dem Publikum ganz komplizierte Refraintexte an wie "la-la-la-la-la“. Woraufhin begeistert mitgesungen und mitgeklatscht wird.

Mit seinem vielseitigen Können gibt Paddy dem Irish Folk eine ganz individuelle und einmalige Note, die man nur bei ihm so genießen kann. Nach diesem Abend hoffe ich nun, dass ich bald mal Gelegenheit haben werde, Paddy mit seiner kompletten Band "Paddy goes to Holyhead" hören zu können.

http://www.paddy.de/
http://www.harmonie-bonn.de/

FLR

Friday, April 07, 2006

Konzertrezension: Mirta & The Goalgetters am 7.4.2006 im Bungertshof in Königswinter-Oberdollendorf

Mirta & The Goalgetters am 7.4.2006 im Bungertshof in Königswinter-Oberdollendorf

Und wieder folgte ich mal dem Geschmack meiner Frau Petra zu einem Konzert (umgekehrt kommt es viel häufiger vor) und zwar diesmal in den Bungertshof, wo Mirta & The Goalgetters Latin, Funk und Soul spielen sollten, was sie auch taten. Mirta ist Kubanerin und lebt in Köln, die Goalgetters sind eigentlich eine eigene Band, die sich für diese Tour und die Einspielung des Albums „with influence“ mit Mirta zusammen getan hat und aus Guido Craveiro aus Portugal am Keyboard, Andreas „Schimmel“ Schimmelpfennig aus Deutschland am E-Bass, Mirko „Micky“ Kamo aus Mazedonien am Schlagzeug, Tibor Szücs aus Ungarn an der akustischen Gitarre, Jörg Hartig aus Deutschland an der E-Gitarre und Silvia Palma aus Portugal und Yma America aus Venezuela, die Mirta mit ihrem Hintergrundgesang unterstützten, besteht. So hätten wir sieben Mitmusiker(innen) Mirtas, obwohl im Bungertshofprogrammheft und auf Mirtas Homepage von neuen Leuten die Rede ist. Nummer Acht ist bestimmt Uli „Das Ohr“ Auer am Mischpult, aber Nummer Neun konnte ich nicht ausmachen. Ah, die Liste auf Mirtas Homepage nennt noch Renis Medoza an der Percussion, aber der war an dem Abend wohl nicht da.

Mirta begann Ihren Auftritt mit einem kubanischen Arbeitsgesang, für den sie das Publikum zu einem langsamen rhythmischen Klatschen aufforderte, und der mich an einen Walking Song erinnerte, wie Kerstin Blodig ihn gerne singt. Das war dann aber auch das einzige rein traditionelle Lied des Abends, denn schon das zweite war sehr poppig, aber im Temperament recht zurück haltend. Das blieb nicht lange so, um im Rückblick erwies sich dieses zweite Lied als das langweiligste, da waren sich Petra und ich einig. Uli am Mischpult brauchte auch noch ein paar Lieder, bis er die günstigste Einstellung für alle Musiker gefunden hatte, denn anfangs klang alles ein wenig dröhnend und wenig differenziert, aber nach und nach kamen die einzelnen Instrumente und Stimmen gut heraus. Daran zeigt sich, wie wichtig dieser Job bei nicht rein akustischen Konzerten ist, gerade wenn der Raum selber keine so gute Akustik hat, und ich muss im Nachhinein (und evlt. auch im Voraus) dafür um Entschuldigung bitten, dass ich bei meinen bisherigen Rezensionen die Inhaber der Mischpultfunktion nie erwähnt habe (in Zukunft bemühe ich mich darum). Die teils englisch, teils spanisch gesungenen Lieder entwickelten immer mehr Groove, was auch bedeutet, dass sich ihr Temperament nicht rein durch Tempo zeigte, sondern eher durch einen ruhigen, walzenden Rhythmus, der durch Mirtas Stimme teils deftig, teils filigran umspielt wurde und natürlich auch durch das eine oder andere Solo der E- und A-Gitarre, des E-Basses oder des auf Piano gestimmten Keyboards, die teilweise sehr jazzig klangen. Die akustische Gitarre hatte einen sehr flachen Klangkörper, so dass sie fast wie eine E-Gitarre aussah. An Musikstilen hörte ich neben Soul auch Reggae heraus, einiges erinnerte mich gar an Rap, z.B. an Orishas aus Kuba oder auch an Coolio, besonders gut gefiel mir aber ein Calypsolied namens „Baby sing that song“, das eine richtig fröhliche Stimmung verbreitete, dann meine ich Merengue (Merenge, Meruenge, Marenge, Marengue, Maruenge; Welche Schreibweise stimmt denn da? Ich nehme mal die von Wikipedia.), Samba und Ska heraus gehört zu haben, und auch den einen oder anderen afrikanischen Einfluss, alles in allem aber eine Mischung mit sehr amerikanischem Flair, von Karibik und Florida bis Südkalifornien, also auch sehr sonnig und lebensfroh, und dabei auch etwas ernst im Hintergrund, eine multiethnische Mischung mit Schmelztiegelcharakter. Einige der Lieder schrieb Mirta selbst, nur leider verstand ich die Texte nicht. In einer Ansage sagte sie, ein Lied sei gegen Gewalt und für offene Grenzen. Je ein Lied wurde auch von Yma und Silvia gesungen, die das auch sehr gut konnten. Es kam sehr viel Wärme in der Musik rüber, nicht nur wegen der südlich-sonnigen Assoziationen, sondern auch menschliche, und ich bin sehr froh, dass Petra sich dieses Konzert raus gesucht hat. Sie spielten übrigens zirka eineinhalb Stunden ohne Pause und legten dann noch zwei Zugaben obenauf.

Petra kaufte sich Mirtas CD „with influence“ mit acht Stücken für acht Euro. Die Aufnahmen sind klarer und feiner als die Liveakustik, und es sind auch ein paar Bläser dabei, die mit schönen souligen Partien aufwarten.

Der Bungertshof war übrigens angenehm gefüllt, man konnte bei der Musik Speisen und Getränke genießen (ich wieder ein alkoholfreies Hefeweißbier, diesmal von Erdinger, Petra einen Oberdollendorfer Spätburgunder, und wir beide zusammen eine Käseplatte mit vier leckeren Käsesorten und reichlich Schwarz- und Weißbrot), die Kellner waren in gewohnter Weise schnell zur Hand aber keineswegs aufdringlich, und Hans der Wirt tanzte ausgiebig auf der kleinen Tanzfläche. Da kann man sich schon wohl fühlen!

http://www.mirta.de
http://www.the-goalgetters.de
http://www.bungertshof.de/MAS

Saturday, April 01, 2006

Konzertrezension: Irish Stew am 1.4.2006 in der Harmonie in Bonn-Endenich

Irish Stew am 1.4.2006 in der Harmonie in Bonn-Endenich

Irish Stew aus Herchen an der Sieg dürfte auch Besuchern des Bonner Folktreffs im Anno Tuback noch bekannt sein, denn dort spielten sie nicht nur einmal, und eine der wenigen Rezensionen aus dieser Zeit dokumentiert einen Auftritt von Irish Stew, im Übrigen die vorletzte Folktreff-Veranstaltungen überhaupt im Dezempber 2003. Seit dem habe ich sie auch nicht mehr gehört, obwohl sie schon vor einem Jahr in der Harmonie spielten, aber ich kann ja nicht überall dabei sein. Nun ergab sich aber wieder die Gelegenheit als ich Günter Koch beim Konzert der Lokal Heroes im Januar in der Harmonie traf und er uns zum Irish Stew -Konzert einlud. So schreibe ich jetzt eine Rezension, das hat er nun davon. Er meinte ja ganz bescheiden, sie würden im Vergleich zu anderen doch eher schlecht abschneiden. Ob das so stimmt? Schaut selbst:

Mittlerweile hat sich die Besetzung der Band ein wenig geändert, und ein für mich neues Mitglied, Nelah Moorlampen, begann das Konzert, nachdem Günter das Publikum fragte, ob es nun soweit sei, mit einem ruhigen, mir jetzt namentlich nicht, aber ansonsten doch bekannten irischen Lied, bei dem ich schon den Eindruck gewann, dass der Stil dieser Band sich doch verändert habe. Dieses ging sodann aber über in eine gewohnte rockige Darbringungsweise von „Johnny Cope“, wobei Günter das Publikum aufforderte, kräftig mit zu klatschen. Da er selber sich gerade in dieser Woche eine Erkältung zugezogen hatte, bat er sodann, man möge ihn beim Singen kräftig unterstützen, obwohl, das muss ich sagen, seine angekratzte Stimme gerade den kräftigeren Songs eine nicht unpassende Herbheit verlieh. Es ging weiter mit Songs wie „Rocky Road to Dublin“ und anderen bekannten Hits des Irish Folk, wie zum Beispiel auch „The Star of the County Down“, und auch das Eine oder Anderes aus dem Repertoire von Paddy goes to Holyhead wie „Johnnyboy went to the war“ und „Gipsie’s Wedding Day“, wobei er sich selbst auf Gitarren und Mandola begleitete, Petra Herdtle die E-Geige temporeich strich, so wie ich es in Erinnerung hatte, eine zweite Gitarre aber wieder von einem Neuling, nämlich Klaus Gresista bedient wurde, und auch das Schlagzeug das Ganze noch ein Spur deftiger machte, obwohl von einer Frau bedient, nein, nicht mehr von Karola Mittler, sondern von Marion König, und des weiteren war da noch Mathias Hudelmayer mit seinem Cello, das er mal sitzend strich und mal stehend zupfte. Nun musste Günter aber weder alles alleine singen, noch sich nur auf das Publikum verlassen, sondern einerseits ließ Nelah noch des öfteren ihre wunderbare Stimme ertönen, zum anderen wurde auch Ex-Mitglied Hans Rüdiger Lemke zweimal auf die Bühne gebeten, der zwar seine singende Säge nicht dabei hatte, aber „Ride on“ und anderes zum besten gab. „Ride on“ gehörte nun zu den ruhigeren Liedern des Abends, und dabei zeigte Marion, dass sie nicht nur trommeln, sondern auch Blockflöte spielen kann, und das tat sie in einer zweiten Stimme, so dass ich gerade von diesem Arangement total begeistert war. Auch das von Nelah gesungene „Greensleeves“ begleitete sie mit Blockflöte und Matthias mit dem Cello. Überhaupt dieses Cello, was ja im Folk Rock-Bereich kein häufig anzutreffendes Instument ist, gibt der gesamten Musik von Irish Stew eine ganz besondere Note, auch bei den rockigeren Liedern. Nelah, die übrigens zwischendurch auch Gitarre, Tin Whistle und Bodhrán spielte, liegen meines Erachtens die ruhigeren Lieder auch mehr, denn für Kriegslieder wie „The Haughs O’Cromdale“ scheint mir ihre Stimme zu zart, und viel besser geeignet, „Amazing Grace“ wie ein Gosplelied, klingen zu lassen, was es ja auch urprünglich ist, auch wenn mancher meint, es sei die schottische Nationalhymne. „The Haughs O’Cromdale“ wurde extra als Abstecher nach Schottland angekündigt, obwohl das schon vorher dargebrachte „Johnny Cope“ doch auch schottisch ist, so viel ich weiß, und das „Ye Yacobites“ allemal. Ja, es waren fast alles Lieder, aber das eine oder andere Instrumental kam auch vor, zu, Beispiel ein Set aus „Dingle Regatta“ und den Titelmelodien aus „Pipi Langstrumpf“ und „Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer“, und sogar an „Toss the Feathers“ wagten sie sich heran, doch fand ich dabei die Blockflöte in der zweiten Stimme im Verhältnis zur Geige in der ersten zu laut, aber erstere ging dann in die erste Stimme von „Amazing Grace“ über, was sehr gekonnt war. Überhaupt ist es meiner Hörerfahrung nach ungewöhlich und deshalb originell, diesem Reel eine zweite Stimme hinzu zu gesellen. Matthias sang auch eine Strophe seines selbst komponierten – das einzige des Abends – Liedes, dessen Name mir nicht einfällt, obwohl es schon 2003 im Repertoire war, und dieses Lied klingt so, dass ich an Brian Ferry dachte, was mir aber weder meine Frau die Brian Ferry gerne hört, noch Matthias selbst, der nur verwirrt guckte, als ich es ihm sagte, bestätigte.

Man sieht, dass das Sichweiterentwickeln anscheinend eine ansteckende Sache unter Musikern ist. Da hört man mal drei Jahre lang eine Band nicht, und dann erlebt man solche Überraschungen. Es mag auch daran liegen, dass gerade die neuen Mitglieder nicht nur Amateure sind, wie mir Marios Mann Hermann erzählte, wobei Günter mir am Schluss aber augenzinkernd sagte, sie seien doch alle Amateure. Lassen wir diese Spekulation, ich muss mich da noch mal kundig machen, aber jedenfall darf man gespannt sein, was aus dem irischen Eintopf von der Sieg noch wird. Das Publikum, so ca. 200 Leute oder mehr, so dass die Harmonie locker gefüllt war, war jedenfalls begeistert, es hätte der Aufforderung zum Mitklatschen gar nicht bedurft, die Leute taten das ganz von selbst und das sogar wechselrhytmisch und die Musik antreibend und nicht abbremsend, wie es ja auch hier und da vorkommt. Und die ruhigen Lieder kamen auch gut an, da wurde es muksmäuschen still, und man hörte nur noch ergriffenes Atmen.

Wir saßen übrigens erstmals auf der neuen Empore, von wo aus man einen guten Überblick hat. Anschließend aßen wir noch was Leckeres im Restaurant (ich Spaghetti Aglio e Olio für unter 5 Euro), und ein alkoholfreies Hefeweizen von Schneiders (zwischen Fasnacht und Ostern bin ich abstinent) mundete mir auch, während Petra und Ferdi sich guten Bordeaux-Rotwein munden ließen. Diese Qualitäten der Restauration muss man ja auch mal erwähnen, denn was täten die Musiker und wir Musikfreunde ohne die Veranstaltungsorte?

http://www.irishstew.de
http://www.harmonie-bonn.de/

Ferdis Rezi von 2003:
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2003/12/konzertrezension-bonner-folktreff-mit.html bzw. http://tinyurl.com/aqr44

MAS