Saturday, February 23, 2008

Konzertrezension: Günter Hochgürtel am 23.2.2008 im Anno Tubac in Bonn

Günter Hochgürtel am 23.2.2008 im Anno Tubac in Bonn

Im Anno Tubac war ich lange nicht, seit dem unser Bonner Folktreff eingegangen ist, erst einmal, als das PS-Gitarrenduo daselbst spielte. Und nun ein einzelner Mann mit Stimme und Gitarre, sowie Mundharmonika, bzw. zwei Gitarren und zwei oder drei Mundharmonikas. Lieder zur Gitarre also, wie so oft gehabt beim Folktreff, oft ganz nett, aber Günter hätten wir damals leider nicht engagiert, ja kannten ihn damals noch gar nicht. Inzwischen habe ich ihn schon ein paar mal gehört, aber nicht alleine, sondern mit seiner Band Wibbelsetz, über deren 20-jähriges Bestehen ich 2005 auch im Folker! berichtet habe. Zeuge seiner Soloauftritte wurde ich bislang nur über seine beiden Solo-CDs, und nun endlich mal life im proppevollen Theatersäälchen vom Anno. Günter hat sich schon ein Fan-Publikum ersungen, auch wenn er neidisch auf Reinhard Mey ist, der größer Sääle voll kriegt und dessen Lieder alle mitsingen können. Dafür ist Günter Zeitungsjournalist in Euskirchen. Niemand kann alles.

Aber singen kann er auch, und sein Repertoire ist zu sagen wir 80 % selbst geschrieben, teils auf Ripuarisch in nordeifeler Variante, teils auf Hochdeutsch, wobei die erst genannte Sprache die der Lieder von Wibbelstetz ist und letztere die, die er nur solo als Troubadour vorträgt. Desweiteren singt er Lieder seiner amerikanischen und französischen Idole Bob Dylon, George Moustaki und George Brassens in jeweiliger Originalsprache und von dem australischen Songwriter Eric Bogle in deutsche Übersetzung von Hannes Wader, dem er näher zu stehen vorgibt, als Reinhard May, mit dem ihn aber viele vergleichen, obgleich ihm das gar nicht gefällt, und trotzdem sang er an diesem Abend auch ein Lied des großen Meisters. Na wer hat behauptet, Günter sei ohne Widersprüche? Ich nicht! Ich vergleiche ihn lieber mit John Denver und mit Angelo Branduardi. Und natürlich kann man ihn mit den Musikern der kölschen Bands vergleichen, mit den Höhnern und den Bläck Fööss, mit denen er gut befreundet ist. So wie sie ist er auch sehr volksnah, ohne volkstümlich zu sein, ach was heißt „volksNAH“?, er ist ein Mann aus dem Volk, ein Junge vom Lande, eben aus der Eifel, streng katholisch erzogen, worunter er noch heute zu leiden scheint, de Kopp voll Dröhm, ständig unterwegs auf dem roten Jibbelchen, die Gitarre auf dem Rücken, das mit Himbeermarmelaad beschmierte Baguette auf dem Gepäckträger, Revolution im Kopf, aber die Tochter, die das Haus in Richtung Kapstatt verließ, im Herzen, und sich wundernd, wie schnell doch die Zeit vergeht und die Kinder erwachsen werden, und die Welt doch immer die selbe bleibt, so dass sich all zu deutlich erhobene Zeigefinger nicht lohnen, sondern man die weltverbessernden Botschaften lieber so nebenbei am Tresen bei ein, zwei Bierchen rüberbringt oder eben im Saal des Anno Tubac.

Ach ja, wer wie ich lange nicht in Anno war, sollte beim Stuhlgang aufpassen. Die geschlechtsspezifischen stillen Örtchen sind nämlich nach einer Renovierung vertauscht: für Weiblein links, für Männlein rechts.

Günter Hochgürtel:
http://www.guenter.hochgürtel.de/
Wibbelstetz:
http://www.wibbelstetz.de/

Anno Tubac:
http://www.anno-tubac.de/

Frühere Texte von mir zu Günter Hochgürtel:
Wibbelstetz am 20.8.2005 in Nettersheim
Ortsterminartikel:
Nordeifeler Mundartszene. 20 Jahre Wibbelstetz – Jubiläumskonzert, Nettersheim, 20.8.2005.
In: Folker! 06.2005, S. 72.
CD: Günter Hochgürtel. Troubadour. Günter Hochgürtel singt eigene und andere Lieder.
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2005/10/cd-rezension-gnter-hochgrtel.html bzw. http://tinyurl.com/dsbzy
CD: Wibbelstetz. De Kopp voll Dröhm
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2005/09/cd-rezension-wibbelstetz-de-kopp-voll.html bzw. http://tinyurl.com/75mpc
CD: Günter Hochgürtel. Tanz auf dem Vulkan
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2007/10/cd-reznsion-gnter-hochgrtel-tanz-auf.html
bzw. http://tinyurl.com/2n6x6z

MAS

Wednesday, February 20, 2008

Konzertrezension: Carlos Núñez & Band am 20.2.2008 in der Harmonie in Bonn-Endenich

Carlos Núñez & Band am 20.2.2008 in der Harmonie in Bonn-Endenich

„Wir sspielen keltisse Musik mit Leidenssaft“ hatte Carlos beim IFF 2004 in der Kölner Philharmonie die Musik seiner Combo angekündigt. Und wir, also z.B. Näx, Nicole und ich, waren damals gar nicht so begeistert gewesen, zu kirmeshaft kam uns einiges vor, besonders das laute Trommeln seine Bruders Xurxo, aber auch die Art, wie er seine Gaita spielte. Ich habe ihn auch auf einer DVD vom Festival Interceltique in Lorient / BzH, wo er und seine Band in dem riesigen Stadion so winzig wie Zwerge wirkten, und sie es schwer hatten, nach dem gemeinsamen Auftritt mehrerer Pipebands und Bagads aus der Bretagne, Schott- und Irland die Stimmung zu halten. 1994 hatte ich ihn schon mal gehört, als Gastmusiker bei den Chiefains im Bonner Brückenforum, und war damals ganz begeistert gewesen, so dass ich ihm gerne noch mal eine Chance gab, mich zu überzeugen.

Er fing sachte an, mit einer Flöte, ein langes, langsames, getragenes Stück. Nach und nach betraten seine Mitmusiker die Bühne: Der Flamencogitarrist Victor Romero, der Bouzoukispieler Pancho Álvarez, die irische Fiddlerin und Concertinaspielerin Niamh Ní Charra und Carlos’ Bruder, der auf diversen Trommeln, Bhodhrán, Cajon und einem Packwagen wieder für die Percussion sorgte, und Carlos wechselte zwischen diversen sechs- und achtlöchrigen Holzflöten und seiner Gaita hin und her. Und diese Formation hatte den Dreh raus, wie man die Harmonie zum Kochen brachte! Es war kein rein galizischer Abend, sondern eher so was wie ein keltisch dominiertes Weltmusikkonzert, das viele Brücken spannte, vom Flamenco über die Muñeira zum Reel und zum An Dro, von Andalusien und Galizien über Irland und Schottland zurück in die Bretagne und dann mal schnell über den Atlantik nach Kuba, so dass der Tourname „Celtic Flamenco Tour“ eher sogar zu kurz gegriffen ist. Und dann spielten sie mal ein Stück eines angeblich (?) spanischen Klassikers auf keltischem Instrumentarium, das wir (Ellen Jeikner, Christa Klose und ich, die wir uns kurz darüber verständigten) als uns aus den irischen Sessions bekannt identifizierten, wenn uns auch der Name nicht einfiel.

Kurzum, das Konzert war nichts für Puristen, weder spanischer, galizischer, irischer noch sonst einer ethnisch definierten Musik. Das mag man kritisieren, wenn man mag, und doch war es Folk, und zwar vom Feinsten. Das ging in die Ohren und in die Beine, und als wir dann einen An Dro tanzten, den Mattes Klose noch gar nicht kannte, waren wir auch froh, dass die Harmonie nur mit ca. 200 Leuten gefüllt waren, denn noch enger hätte es nicht sein sollen, auch wenn Kolli, der Veranstalter etwas lamentierte. Aber wie schrieb mir Ralf Wackers anschließend: „Wer diese Show nicht gesehen hat, ist selber Schuld!“

Seine Begeisterung rührte aber auch daher, dass, nachdem ich ihm mit dem Harfenspieler Jochen Vogel, bekannt gemacht hatte, der wiederum den Carlos kannte, die ganze anwesende Bonner Folk-Kumpane mit selbigem auf ein Glaserl Wein in der Garderobe verschwand, nur ich nicht, da ich als unbeweibt unterwegs und trotzdem treusorgender Ehemann schon wieder auf dem Heimweg war. Wie meint Petra: Konzerte mitten in der Woche sind was für Freiberufler und Studenten. Schade!

Carlos Núñez:
http://www.carlosnunez.com
http://www.magnetic-music.de/artists/pdf/carlos-nunez.pdf

Niamh Ní Charra:
http://www.niamhnicharra.com/

Harmonie:
http://www.harmonie-bonn.de/

Walter Schnabel hat während des Konzerts fotografiert:
http://www.harmonie-bonn.de/historic_events.asp?modus=details&id_veranstaltung=1475&monat=2&jahr=2008
bzw. http://tinyurl.com/2ry6or
(auf dem 31. Foto sind wir beim An Dro zu sehen)


Eine frühere Rezi von mir zu Carlos Núñez:
The Irish Folk Festival 04 – Celtic Legends am 25.10.2004 in der Philharmonie in Köln
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2004/10/konzertrezension-irish-folk-festival.html bzw. http://tinyurl.com/dzpjs

Und eine zu Jochen Vogel, falls den wer nicht kennt:
Jochen Vogel u.a. am 17.12.2004 auf einer Weihnachtsfeier in Bonn
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2004/12/konzertrezension-jochen-vogel-ua-am.html bzw. http://tinyurl.com/7ts52
Auf Rezis zu Mattes, Christa, Ralf, Ellen, sowie Keth und Andrea, die auch da waren,m brauche ich jetzt nicht zu verlinken, und auch nicht auf Rezis zu Sabrina und Ralf Wolfgarten, die lieber zur Session gegangen waren. (Selbst schuld!)

MAS

Friday, February 15, 2008

Konzertrezension: Pete Morton am 15.2.2008 beim Folk im Feuerschlösschen in Bad Honnef

Pete Morton am 15.2.2008 beim Folk im Feuerschlösschen in Bad Honnef

Dieses Mal war es nicht so voll im Feuerschlösschen wie bei Jelem Romale, weder im Publikumsraum, noch auf der Bühne. Auf letzterer bestritt nur ein einziger Musiker das Programm des Abends, und dieser eine war außer mit seiner Stimme nur mit einem Instrument bewaffnet. Man ahnt es schon? Ja, mit einer Gitarre, und das, obwohl zumindest mit dieser Musiker auch als Bandleader bekannt ist, nämlich von Urban Folk, einer Formation, mit der ich ihn so um 1990 mal in Sohren bei den Hunsrück Highland Games hörte, woran er selbst sich, als ich ihn darauf ansprach, zuerst gar nicht erinnerte: „Highland Games like in Scotland? Oh, that wasn’t me.” Oh doch, in der Reihenfolge zwischen Muldahaaf und den Tannahill Weavers in einer großen Halle mit schlechter Akustik, nachdem am Nachmittag berockte Hunsrücker Dorfmanschaften gegeneinander angetreten waren, musikalisch begleitet von den Hunsbuckel Backpipers. „Oh yes, I remember!“

Doch an diesem Abend war er alleine, und seine Mundharmonika hatte er auch nicht dabei. Nichtsdestotrotz war das alles andere als ein langweiliger Folkabend mit 08/15-Liedern zur Gitarre, sondern da konnte man einen erstklassigen Singer/Songwirter aus mery old England, genauer aus Nottinghamshire erleben. Unter den vielen Liedern aus seiner Feder ging mir aufgrund eines ähnlichen Erlebnisses besonders eines nahe, in dem er über einen Gorilla im Zoo erzählte, der sich so gut mit Menschen verständigen konnte, dann aber hochbetagt starb, und eine große Trauergemeinde hinterließ, darunter Pete höchstselbst. Mich erinnerte das an ein Erlebnis mit einem Orang Utan im Münchner Zoo, mit dem ich durch die Glasscheibe kommunizierte, indem wir beide unsere Hände aneinander legten, und nur die blöde Scheibe uns trennte.
Pete versuchte sich dann auch in zwei deutschen Liedern: „Datt du min Leevchen bis“ auf blattdütsch, das, wie er meinte, dem Englischen recht nahe sei, und einem Lied von Reinhard Mey, das ich noch gar nicht kannte. Zum Mitsingen forderte er uns auch noch auf, nicht auf Deutsch, sondern auf Englisch: „But the best is, when we sing together“ oder so ähnlich. Yes Sir!

Pete Morton:
http://www.petemorton.com/

FiF – Folk im euerschlösschen:
http://www.folkimfeuerschloesschen.de.vu/

MAS