Carlos Núñez & Band am 20.2.2008 in der Harmonie in Bonn-Endenich
„Wir sspielen keltisse Musik mit Leidenssaft“ hatte Carlos beim IFF 2004 in der Kölner Philharmonie die Musik seiner Combo angekündigt. Und wir, also z.B. Näx, Nicole und ich, waren damals gar nicht so begeistert gewesen, zu kirmeshaft kam uns einiges vor, besonders das laute Trommeln seine Bruders Xurxo, aber auch die Art, wie er seine Gaita spielte. Ich habe ihn auch auf einer DVD vom Festival Interceltique in Lorient / BzH, wo er und seine Band in dem riesigen Stadion so winzig wie Zwerge wirkten, und sie es schwer hatten, nach dem gemeinsamen Auftritt mehrerer Pipebands und Bagads aus der Bretagne, Schott- und Irland die Stimmung zu halten. 1994 hatte ich ihn schon mal gehört, als Gastmusiker bei den Chiefains im Bonner Brückenforum, und war damals ganz begeistert gewesen, so dass ich ihm gerne noch mal eine Chance gab, mich zu überzeugen.
Er fing sachte an, mit einer Flöte, ein langes, langsames, getragenes Stück. Nach und nach betraten seine Mitmusiker die Bühne: Der Flamencogitarrist Victor Romero, der Bouzoukispieler Pancho Álvarez, die irische Fiddlerin und Concertinaspielerin Niamh Ní Charra und Carlos’ Bruder, der auf diversen Trommeln, Bhodhrán, Cajon und einem Packwagen wieder für die Percussion sorgte, und Carlos wechselte zwischen diversen sechs- und achtlöchrigen Holzflöten und seiner Gaita hin und her. Und diese Formation hatte den Dreh raus, wie man die Harmonie zum Kochen brachte! Es war kein rein galizischer Abend, sondern eher so was wie ein keltisch dominiertes Weltmusikkonzert, das viele Brücken spannte, vom Flamenco über die Muñeira zum Reel und zum An Dro, von Andalusien und Galizien über Irland und Schottland zurück in die Bretagne und dann mal schnell über den Atlantik nach Kuba, so dass der Tourname „Celtic Flamenco Tour“ eher sogar zu kurz gegriffen ist. Und dann spielten sie mal ein Stück eines angeblich (?) spanischen Klassikers auf keltischem Instrumentarium, das wir (Ellen Jeikner, Christa Klose und ich, die wir uns kurz darüber verständigten) als uns aus den irischen Sessions bekannt identifizierten, wenn uns auch der Name nicht einfiel.
Kurzum, das Konzert war nichts für Puristen, weder spanischer, galizischer, irischer noch sonst einer ethnisch definierten Musik. Das mag man kritisieren, wenn man mag, und doch war es Folk, und zwar vom Feinsten. Das ging in die Ohren und in die Beine, und als wir dann einen An Dro tanzten, den Mattes Klose noch gar nicht kannte, waren wir auch froh, dass die Harmonie nur mit ca. 200 Leuten gefüllt waren, denn noch enger hätte es nicht sein sollen, auch wenn Kolli, der Veranstalter etwas lamentierte. Aber wie schrieb mir Ralf Wackers anschließend: „Wer diese Show nicht gesehen hat, ist selber Schuld!“
Seine Begeisterung rührte aber auch daher, dass, nachdem ich ihm mit dem Harfenspieler Jochen Vogel, bekannt gemacht hatte, der wiederum den Carlos kannte, die ganze anwesende Bonner Folk-Kumpane mit selbigem auf ein Glaserl Wein in der Garderobe verschwand, nur ich nicht, da ich als unbeweibt unterwegs und trotzdem treusorgender Ehemann schon wieder auf dem Heimweg war. Wie meint Petra: Konzerte mitten in der Woche sind was für Freiberufler und Studenten. Schade!
Carlos Núñez:
http://www.carlosnunez.com
http://www.magnetic-music.de/artists/pdf/carlos-nunez.pdf
Niamh Ní Charra:
http://www.niamhnicharra.com/
Harmonie:
http://www.harmonie-bonn.de/
Walter Schnabel hat während des Konzerts fotografiert:
http://www.harmonie-bonn.de/historic_events.asp?modus=details&id_veranstaltung=1475&monat=2&jahr=2008
bzw. http://tinyurl.com/2ry6or
(auf dem 31. Foto sind wir beim An Dro zu sehen)
Eine frühere Rezi von mir zu Carlos Núñez:
The Irish Folk Festival 04 – Celtic Legends am 25.10.2004 in der Philharmonie in Köln
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2004/10/konzertrezension-irish-folk-festival.html bzw. http://tinyurl.com/dzpjs
Und eine zu Jochen Vogel, falls den wer nicht kennt:
Jochen Vogel u.a. am 17.12.2004 auf einer Weihnachtsfeier in Bonn
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2004/12/konzertrezension-jochen-vogel-ua-am.html bzw. http://tinyurl.com/7ts52
Auf Rezis zu Mattes, Christa, Ralf, Ellen, sowie Keth und Andrea, die auch da waren,m brauche ich jetzt nicht zu verlinken, und auch nicht auf Rezis zu Sabrina und Ralf Wolfgarten, die lieber zur Session gegangen waren. (Selbst schuld!)
MAS