Monday, March 26, 2007

Konzertrezension: Irish Spring – Festival of Irish Folk Music 2007 – Spring is in the Air am 26.3.2007 in der Kunst- und Ausstellunghalle in Bonn

Irish Spring – Festival of Irish Folk Music 2007 – Spring is in the Air am 26.3.2007 in der Kunst- und Ausstellunghalle in Bonn

Noch den Klang Till Nine im Herzen besuchten wir einen Abend später das ISF in der KAH. Für dieses war es auch eine Abschiedsveranstaltung, aber nur der normale Abschluss der diesjährigen Tour, also nichts so tragisches. Zwei Bands, eine Sängerin und eine Tänzerin waren angekündigt: Clan Ranald aus dem County Donegal, Tina McSherry in Vertretung für Brid Ní Mhaoileoin, Marie McTague und At First Light aus Belfast.

Clan Ranald ist eine Trio aus drei jungen Burschen, die so um die zwanzig Jahre alt, aber trotz des „Clan“ im Namen nicht miteinander verwandt sind: Luke Ward (Bouzouki), Máirtín Tourish (Akkordeon), Stiofan O’Broin (Bhodrán, Spoons) (so von links nach rechts aus Publikumsperspektive). Nach einen ruhigen Stück als Intro legten die drei sofort kräftig los und bedienten ihre Instrumente mit atemberaubender Geschwindigkeit und zugleich mit einem abwechslungsreichen Variantenreichtum, dass alles andere als ein Herunterspielen traditioneller Standards war. Máirtín glänzte zudem als bei seinen Ansprachen routinierter Entertainer, bisweilen unterstützt von Stiofan, während Luke der Werner Rösner der Band war (absolutly no vocals). Máirtín zeigte sich auch tief beeindruckt davon, in der Geburtsstadt Beethovens spielen zu dürfen und zeigte auch sonst keine Berührungsängste zu anderen Musikrichtungen. So erzählte er von dem heute multiethnischen Irland in dem Musikstile aus aller Welt ineinander fließen und auch die traditionelle irische Musik mit Elementen des Klezmer, der Musik aus dem Balkan oder aus Indien bereichern, wobei er meinte, manchmal höre er ein solches importiertes Stück und halte es für ein irisches. Volksmusik sei sich in ihren Grundlagen weltweit doch sehr ähnlich. Und damit bei der Volksmusik das Volk auch mitmachte, spannte er uns alle, also die ganze rappelvolle KAH, ein, zu einem indisch beeinflussten Stück einen Bordun zu summen, der dann tatsächlich ähnlich wie ein indisches Harmonium klang. Marie Mc Tague tanzte auch auf einige der Tunes auf der Bühne, und trat so immer wieder während des Abends auf und zwar immer wieder in einem anderen Kleid, so dass wir eine kleine Modeschau geboten bekamen.

Tina McSherry sang sodann in Begleitung von Alan Burke ein paar Lieder, sowohl langsame, melancholische (so auch „Skibbereen“ so wunderbar traurig, wie ich es selten hörte), also auch schnelle, druckvolle. Ihre Stimme erinnerte mich an Marilyn Monroe, denn Tina sang auch so leicht angehaucht, und noch mehr an eine irische Sängerin, deren Name mir nicht einfiel, die ich aber auf zwei CDs habe. Die Ähnlichkeit zu letzterer wurde noch deutlicher, als für das letzte Lied („The Lowlands of Holland“) die gesamte Band des zweiten Teiles, At First Light, sie begleitete. Und vor allem auch der Klang Uilleann Pipe dazu machte aus der Ähnlichkeit eine Gleichheit und ja, Till Storz, der wieder Fotos machte, klärte mich auf: es war die Band Tamalin, die ich schon lange so gerne mal hören wollte, der Tina und ihr Bruder John, der hier die Pipes bediente, angehörten. So ist unerwartet an diesem Abend ein lang gehegter Wunsch in Erfüllung gegangen, wenn es auch nicht die ganze Band Tamalin war, die hier auftrat. Aber solche Überraschungen sind nur möglich, wenn man zwar Bandnamen kennt, sich aber nicht die Namen der einzelnen Musiker(innen) merkt.

In der Pause gab es im Foyer eine Stepptanzvorführung der Bon(n) Roses, von der ich aber wenig sah, da zu viele Leute um sie herum standen.

Nach der Pause tanzte Mary McTague einen Broomstick Dance, also einen Besenstiltanz, der, wie Tourmanager Valentin erklärte, daher rührte, dass früher mal jemand, der keinen Tanzpartner abbekam, sich statt dessen einen Besenstil nahm. Die Jungs von Clan Ranald begleiteten sie dazu und spielten dann noch den „Clumpsy Lover“, den ich auch sehr mag. Máirtín sagte übrigens, er habe in der Pause gehört, dass es in Bonn 70 bis 80 (irisch-) traditionelle Musiker gebe. So viele sind es? Das hätte ich auch nicht gedacht. Wer hat ihm das nur erzählt?

Dann waren At First Light dran, bestehend aus (von links nach rechts): Rúben Bada (aus Asturien; Bouzouki), Francis McIlduff (Bhodrán, Uilleann Pipes, Low Whistle), Dónal O’Connor (Fiddle, Keyboards), John McSherry (Uilleann Pipes, Low Whistle) und Alan Burke (Gitarre, Gesang und witzige Ansagen), die, wie Valentin ansagte, die zur Zeit beste Band Irlands sein soll, zumindest ihrer Generation. Um das zu bestätigen, müsste ich alle kennen, aber ich kann bestätigen, dass mir die Musik durch und durch ging und ihre Energie mir Tränen heraus presste, wie es zuletzt von zwei Jahren auch auf dem ISF die Musik von Gráda schaffte. Rainer Zellner, der Veranstalter, hat schon ein besonderes Händchen, was die Auswahl der Musiker angeht! Alan und Francis pflügten mit tiefen, im Bauch spürbaren Gitarren- und Bhodrántönen einen tiefen Graben, über die dann John, Dónal und Rúben mit hohen Tönen der Pipes, Fiddle und Bouzouki hin und zurück hüpften und wirbelten. Welche Kontrastharmonie! Aber auch jedes Instrument für sich und auch Alans Gesang waren unheimlich ausdrucksstark und mitreißend. Slow Airs, Marches, Jigs, Reels und was weiß ich noch, teilweise neu geschrieben, teils traditionell oder aus der Zeit des Folk Revivals etwa von Finbar Furey, ließen den Saal vibrieren. Näx, der auch im Publikum saß, war anschließend so platt, das er gar nicht aufstehen wollte. So findet unser Bonner Meisterpiper auch noch seine Meister. Auch die Begleitung der Songs, die Alans Stimme ummalte, vorwärts schob, zwischen den Strophen oder nach den Textzeilen andere Melodien einfließen ließ oder jazzige Improvisationen (oder war es minutiös arrangiert?) einstreute, dabei aber immer den Kontakt zum Lied behielt, faszinierte zutiefst. Ich verwende ja gerne den Satz „Viel zu schnell verging die Zeit“, aber hier war es so, dass mir letztlich die drei Stunden wie drei Minuten vorkamen allerdings mit der Energie von drei Tagen.

Zur Festivalsession kamen sie dann noch mal alle auf die Bühne, auch wie immer beim ISF Epi, also Enkh Jargal, der in Mannheim lebende mongolische Tourbegleiter mit seiner Pferdekniegeige und seinem Ober- und Untertongesang. Diesmal spielte er aber nicht „Jimmy Mó Mhíle Stór“, wie sonst immer, sondern „Wild Mountain Thyme“ und dann gab es noch Reels, zu denen einige der Bon(n) Roses und Leute aus dem Publikum auf und vor der Bühne tanzten.

An dieser Stelle möchte ich doch sehr gerne mal sagen, dass wir es solchen Leuten wie Rainer Zellner, Petr Pandula, Florian Fürst, Karsten Jahnke und natürlich Vorreiter Carsten Linde zu verdanken haben, dass wir solche Festival-Touren in Deutschland haben und die Creme der Creme der Irish & Scottish Folk & Traditional Music hier bei uns life zu hören bekommen. Sie mögen sich gegenseitig mal mehr als Konkurrenten, mal mehr als Kollegen betrachten, für uns Musikfreunde ist es ein Segen, dass es sie gibt! Und ohne diese Veranstalter und die von ihnen hergebrachten Musiker fehlte es auch unserer hiesigen Folkszene, von der einige Vertreter im Publikum waren (Näx, Nicole, Sabrina, Manuel, Till, Ralf, Ellen, und ich bin mir jetzt nicht sicher wer es sonst noch namentlich war) an greifbaren Vorbildern, und so gäbe es wohl kein Bonner Irish Folk Festival, kein Celtic Attractions Festival usw.


Mehr Infos unter:
http://www.musiccontact.de/
http://www.irishspring.de/
http://www.bundeskunsthalle.de/
zu Clan Ranald:
http://www.thesession.org/recordings/display/1800
zu Tamalin:
http://en.wikipedia.org/wiki/Tamalin_(band)
At First Light:
http://www.atfirstlight.net/
Bon(n) Roses:
http://www.tanzcenterrose.de/

Frühere ISF-Rezis von mir:
Irish Spring - The Festival of Irish Folk Music"The Sky's the Limit!" am 19.3.2005 in der Kunst- und Ausstellungshalle in Bonn
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2005/03/konzertrezension-irish-spring-festival.html bzw. http://tinyurl.com/buqlf
Irish Spring – Festival of Irish Folk Music am 15.3.2006 in der Kunst- und Ausstellungshalle in Bonn
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2006/03/konzertrezension-irish-spring-festival.html

MAS

Sunday, March 25, 2007

Konzertrezension: Till Nine am 25.3.2007 im Bungertshof in Königswinter-Oberdollendorf

Till Nine am 25.3.2007 im Bungertshof in Königswinter-Oberdollendorf

Leider ist es schon nach neun – Abschiedskonzert der beliebten Königswinterer/Bonner Irish Folk Gruppe Till Nine


Ja, leider, leider war nun der Termin gekommen, an dem sich Christa Klose, Matthias Klose, Werner Rösner und Bernd Büsch als Quartett von ihrem Publikum verabschiedeten. Das Konzert hätte ja schon am 23.2. stattfinden sollen, aber da Christa am Hals erkrankt war, gab es damals nur eine Session. Aber nun war es so weit. Der Bungertshof war proppevoll, wenn es auch nicht zu 100% die selben Leute waren, die zum ersten Termin erschienen waren. Von den Musikern waren Karsten, Mario, Nicole und Näx da, und letzterer, also Alexander May, hielt vor Beginn des Konzertes eine Laudatio auf die Scheidenden. Er wies darauf hin, dass Till Nine eine aus drei Familien bestehende Band sei, da, wenn auch nicht auf der Bühne, so doch oft am Mischpult oder bei der Organisation auch Sabine und Birgit, die Frauen von Bernd und Werner dazu gehörten (man könnte also auch sagen, Till Nine sei eine Clanband), und er würdigte die Spielweise der Till Niner, vor allem, dass sie nicht einfach nur irische Idole wie Planxty, die Bothy Band, die Dubliners, die Pogues, Flook oder wen auch immer nachahmten, sondern, dass sie, vor allem was den Gesang und das Saitenspiel angeht, einen ganz eigenen Stil entwickelt hätten, der jedes Konzert in den letzten elf Jahren zu einer spannenden Angelegenheit gemacht habe. Näx nannte Till Nine deshalb eine große Band und gab seiner Hoffnung Ausdruck, dass sie, wenn sie schon wie andere große Bands wüssten, wann es Zeit sei, aufzuhören, auch wie andere große Bands wüssten, wann es Zeit sei, wieder auf die Bühne zurück zu kehren. Gut gesprochen, Näx, dem Wunsch schließe ich mich an und damit sind wir beide nicht alleine, wie man dem brausendem Beifall auf Deine Worte entnehmen konnte!

Bevor ich was zum Konzert erzähle, fasse ich kurz ein paar Stationen aus der Geschichte der Band zusammen. 1996 waren Christa und Mattes in Irland. Dort gibt es einen Stein, dessen Name mir gerade nicht einfällt. Jedenfalls heißt es, man könne auf diesen großen Stein ein kleines Steinchen werfen, und wenn das liegen bleibe, bekomme man einen Wunsch erfüllt. Christa warf geschickt genug und wünschte sich, zu Hause in Deutschland die Möglichkeit zu bekommen, irische Musik zu machen. Wieder daheim las sie in der „Annonce“ eine Suchmeldung, in der ein gewisser Günter Koch, sich selbst als Nichtmusiker bezeichnend, Musiker suchte, die mit ihm Irish Folk machen wollten. So bildete sich bald zunächst eine Probecombo bestehend aus Christa, Mattes, Günter, Werner und Carola Mittler. Und da sie so sessionmäßig zusammen saßen nannten sie sich „Sessúin“. Ganz knapp vor dem ersten oder einem der ersten Konzerte wurde ihnen aber mitgeteilt, dass es im Aachener Raum schon eine
Band dieses Namens gebe und sie sich umbenennen müssten. Da sie es sich zur Gewohnheit gemacht hatten, ihre wöchentliche Probe wegen der Kinder immer um 21 Uhr zu beenden, kamen sie auf den Namen „Till Nine“. Ich weiß jetzt nicht, ob es der allererste Auftritt war, aber zumindest traten sie in der Anfangszeit auch beim Bonner Folktreff im Anno Tubac auf, wo auch ich sie erstmals hörte. (Anfangs war ich auch gar nicht sooo begeistert von ihnen, wenn ich das hier mal so schreiben darf.) Günter allerdings ging 1997 für ein paar Jahre in die USA, doch wurde die dadurch entstandene Bandkrise beendet, indem Bernd in die Gruppe aufgenommen wurde. Günter, Carola und einige andere gründeten nach Günters Rückkehr die Band Irish Stew. Irgendwann bekam Till Nine noch mehr Zuwachs in Form von Sylvia Stephan. Sie war bis zuletzt auch noch hin und wieder Spezialgast. Das Quartett Christa, Mattes, Werner und Bernd bildete aber in den letzten Jahren den eigentlichen Kern der Gruppe, auch wenn Näx und Nicole ebenfalls immer wieder mal gerne als Gastmusiker mitspielten. 2002 brachten sie ihre CD „No Parking“ heraus. Ebenfalls 2002 und noch mal 2004 traten sie beim 1. und 3. Bonner Irish Folkfestival auf. Auch 2002 hatten sie einen weitnachmitternächtlichen Auftritt in der Balver Höhle. 2004 spielten sie eine Woche nach dem BIFF auf Petras und meiner Hochzeitsfeier im Kloster Heisterbach. Auch 2004 erlebte ich sie auch mal auf dem Dach der Kunst- und Ausstellungshalle. Dort spielten sie so heftig, dass ein noch heftiger Sturm heraufzog und in der Geschwindigkeit eines Stellungswechsels bei der Bundeswehr abgebaut werden musste. So vergingen die 11 Jahre wie im Fluge, ich habe sie mindestens sieben mal gehört, aber bislang nur zwei mal rezensiert, das heißt ab jetzt drei mal. Die Zukunftspläne der Vier sind mir auch unbekannt. Werner will sich musikstilistisch anders orientieren, die andern drei denken schon mal daran, vielleicht ja doch ... zumindest häufiger die Sessions zu besuchen, da ja jetzt die wöchentliche Probe weg fällt.

Nun aber zum Konzert des Abends selber: Das war wirklich schön, wie immer, und doch auch wieder anders als sonst. Von links nach rechts aus Publikumsperspektive saßen oder standen Werner (Gitarre, Bouzouki, Mandoline, Klangschale), Bernd (Gitarre, Mandoline, Djembe, Gesang), Christa (Gesang, Bhodrán, Mandoline) und Mattes (Tin und Low Whistles, Gesang, Gitarre, Djembe). Der gewohnte volle, eher weiche, harmonische Klang von Mattes’ Whistles, Christas Stimme und Bernds und Werners Saitenspiel erfüllte den Bungertshof und die Gemüter der Gäste mit Wohlbefinden. Und da möchte ich doch in einem Punkt dem Näx widersprechen: Es gibt doch ein Idol der Till Niner, das man auch heraushört: Clannad. Sowohl war Repertoire, als auch was die Spielweise angeht, sind sie auf ähnliche Weise in deren Fahrwasser wie auch Norland Wind es ist. „Newgrange“, „Struggles“, „Sally gardens“ und andere Lieder machen das deutlich. Klar, sie kopieren sie nicht, sondern bearbeiten die Stücke und arrangieren sie im Detail neu, und sie hatten natürlich auch andere Lieder dabei. Und vor allem klingt es immer wieder so wunderbar, dass man sie, zumindest wenn man ihnen den Amateurbonus zugesteht, denn die Proben finden ja immer am Feierabend nach vielstündiger Arbeit in ganz anderen Berufen statt, mit den Profis von Norland Wind in einem Atemzug nennen kann. Dann aber hat Näx wieder vollkommen Recht: Selbst mit Klassikern wie „Tell me Ma“ oder „Sister, oh sister“ überraschten sie zumindest mich an diesem Abend: Schon wieder neu arrangiert. Und dann Christas Gesang auf Walisisch (also Kymrisch) und auf Gälisch nebst dem Herumrätseln, welches Lied denn nun auf welcher keltischen Sprache ist. Dann der A-Capella-Gesang, an dem Werner sich stets weigert, mit zu singen (absolutly no vocals, weshalb er auch keine Ansagen machte). Dann die lustigen Ansprachen von Bernd, Christa und Mattes. Dann Mattes’ Whistlespiel: Er hat sich eine ganz eigene Blastechnik angewöhnt, die es bei geschlossenen Augen bisweilen nach Panflöte klingen ließ, so leicht übergehaucht. Dann die so fröhlichen Verbindungen von Songs und Reels in einem Stück. Die aber ließen das eine oder andere vom Text her traurige Lied, wie zum Beispiel „Skibbereen“ etwas zu fröhlich klingen (im Übrigen war es nicht der Kartoffelkäfer, sondern die Kartoffelfäule, die in den 1840ern in Irland die Hungersnot verursachte, eine Pilzerkrankung, und insofern stimmt Bernds Vergleich mit dem Pilz, der Ende des 19. Jh. Europas Weinberge verwüstete doch), während die „Weila Weile“ von Dur nach Moll umschrieben, damit es etwas schauriger klang. Und eines meiner Lieblingsstücke, die Kombination des Liedes „I will wear a ring“ (oder so) mit dem Reel, der Näx nach dem 2. BIFF unter der Dusche einfiel, und den er nun „Till Nine’s Reel“ nannte, war auch dabei, wobei Näx und Mattes im Duett flöteten. In der Zugabe gab es dann noch ein Leckerli: „The Star of the County Down“ in wunderbar soulig-jazziger Version, völlig neu arrangiert und variiert, und sehr originell war dann auch die Übersetzung des ursprünglich Kölschen „Joode Naach“ von den Bläck Fööss ins Irisch-Englische „Save farewell“, also mal der umgekehrte Weg, wie sonst üblich. Das alles zeigt, wie viel Potential in dieser Gruppe steckt. Das darf doch nicht einfach so ad acta gesteckt werden!!!

Viel zu schnell vergingen drei volle Konzertstunde (na gut, mit Pause). Es gab anschließend wieder eine Session, zu der wir aber nicht blieben, denn einem Sonntagabend folgt ein Montagmorgen.

Ob sie alle 30 noch vorhandenen CDs verkauften, weiß ich nicht. Notfalls fragt mal nach. Es lohnt sich! Eine zweite CD wurde auch schon mal aufgenommen, doch wurden die Aufnahmen gestohlen. Ich kann nur hoffen, dass sie vielleicht doch noch mal... Ja, das letzte Parting Glass ist noch nicht getrunken, das wage ich zu prophezeien!

http://www.till-nine.de
http://www.bungertshof.de/


Frühere Till Nine-Rezis von mir:
1. Bonner Irish Folk Festival am 20.4.2002 in der Harmonie in Bonn-Endenich
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2002/04/konzertrezension-1-bonner-irish-folk.html bzw. http://tinyurl.com/8oltl
3. Bonner Irish Folk Festival am 24.4.2004 in der Harmonie in Bonn-Endenich
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2004/04/konzertrezension-3-bonner-irish-folk.html bzw. http://tinyurl.com/7a877

Die Große Hungersnot in Irland:
http://de.wikipedia.org/wiki/Gro%C3%9Fe_Hungersnot_in_Irland

Rezis zu Irish Stew gibt es unter:
Bonner Folktreff mit Irish Stew am 14.12.2003 im Anno Tubac in Bonn (von Ferdi)
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2003/12/konzertrezension-bonner-folktreff-mit.html bzw. http://tinyurl.com/aqr44
Irish Stew am 1.4.2006 in der Harmonie in Bonn-Endenich
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2006/04/konzertrezension-irish-stew-am-142006.html bzw. http://tinyurl.com/msc95

MAS

Sunday, March 18, 2007

Konzertrezensionen: Dikanda am 18.3.2007 in der Brotfabrik in Bonn-Beuel

Dikanda am 18.3.2007 in der Brotfabrik in Bonn-Beuel

Die Musik unserer östlichen Nachbarländer ist zumindest mir weitaus weniger bekannt, als die unserer Westlichen und besteht aus einer Menge böhmischer Dörfer, oder polnischer, wie in diesem Fall. Ich glaube sogar, dass dies erst das dritte Konzert einer polnischen Band ist, das ich je besucht habe. 2001 hörte ich mal was in Rudolstadt, das mir nicht so gefiel, aber 2003 hörte ich auf der Waldeck das Orkiestra św. Mikołaja, und da ich von diesem sehr begeistert war und über Dikanda so Renomierliches im Folker! las, lenkte ich meine Schritte voller positiver Voreingenommenheit gen Brotfabrik, und sollte auch nicht enttäuscht werden.

Nun wird die Musik von Dikanda nicht als polnische Volks- oder Folkmusik, sondern als Weltmusik aus Polen angekündigt. Aber das alles kann man auch woanders nachlesen. An diesem Abend jedenfalls erfreute meine Augen zunächst der Anblick zweier Musikerinnen und dreier Musiker unter dem Banner ihrer neuen CD mit einer Art Sonne darauf. Aus Zuschauerperspektive links saß vorne Ania Witczak in einem weiten, mit Sternen geschmückten Rock und einem riesigen Akkordeon in den Armen auf einem Hocker, und rechts vorne stand Kasia Dziubak mit einer Geige. Dahinter dann von rechts nach links saßen oder standen Piotr Rejdag mit einer Gitarre, Daniel Kaczmarczyk hinter einigen Trommeln und Grzegorz Kolbrecki an einem Kontrabass. Sie fingen langsam an, mit einem getragenen Lied auf welcher Sprache auch immer, polnisch, makedonisch oder etwa auf dikandisch, der Phantasiesprache, auf die ich so neugierig war. Manche Musiker machen so etwas ja, sie erfinden einfach eine Sprache ohne Sinninhalt, die sich aber gut anhört. Ja, das tat sie auch, vor allem weil die beiden Damen wunderbare Stimmen haben. Es ging bald sehr rhythmisch weiter, Daniel bediente die Trommeln und anderes Schlagwerk, sowie eine Langhalslaute, Piotr spielte die Gitarre oft flamencostilisch, der Kontrabass gab dem zusätzlichen Groove, und vorne waren die beiden Frauenstimmen, vor allem Anias, aber auch mal beide, was sich so ähnlich wie die mystischen Stimmen aus Bulgarien anhörte, und dann das Akkordeon und die Geige. Whow, was waren das für Töne und Rythmen!

Ania machte immer schöne Ansagen auf Deutsch mit niedlichem polnischem Akzent und lustigen Versprechern (sie sang zum Beispiel mal von einem Mann, der leider nicht zurück kehrte und meinte in der Ansage, er komme hoffentlich nicht wieder). Ah, gibt es da doch einen Sinn in den Texen? Klar doch, denn es waren auch polnische Texte dabei und makadonische und was weiß ich noch. Dieser Sprachen unkundig könnte aber auch alles Dikandisch gewesen sein, und der vermeintliche Textinhalt nur in den Ansagen vorhanden. Doch da war auch ein Lied auf Jiddisch über einen tanzenden Rebbe, das verstand ich.

Und dann wieder die Musik. Was da polnische Wurzeln hatte, was ukrainische, was makedonische, was bulgarische, fragt mich nicht. Aber vieles hörte sich auch maurisch-spanisch an, manches indisch, ein Tanz schwarzafrikanisch, den die Damen auch mit weit ausladender Gestik vorführten. Mich rührte diese Mischung traditioneller Melodien oder zumindest Melodieteile und (post)moderner Arrangements einfach an und riss mich mit. Meine Sitznachbarin zur Rechten störte sich anfangs daran, dass ich nicht still saß, aber bald sah sie wohl ein, dass sie nicht den ganzen Saal zur Ruhe zwingen konnte, einschließlich ihres Begleiters, der auch wippte und mit den Händen trommelte, wie es Anias Aufforderung zur Revolution im Saal ja auch gemeint hat. Elektronik wurde auch verwendet, aber die Loops, die Echos und der Hall verstärkten nur die akustischen Instrumente und überlagerten sie nicht.
Zwischendurch wurden auch wir Zuhörer zum Mitsingen aufgefordert, wobei sich das Polnische als schwieriger erwies als das Dikandische. Ganz am Schluss war es besonders schön: Ania forderte uns auf, immer wieder „anijassa ma didi“ zu singen und während wir das taten, verließ sie sie langsam die Bühne, nicht ohne uns sich selbst umdrehend immer wieder aufzufordern, nicht aufzuhören.



mehr Infos:
http://www.dikanda.com/
http://www.dikanda.prv.pl/
http://www.kultur-i-d-landschaft.de/worldmusic/DIKANDA/dikanda.html
http://www.folkmusic.ch/publish/dikanda_pl.asp
http://www.brotfabrik-bonn.de/


Artikel von Luigi Lauer:
http://www.folker.de/200701/03dikanda.htm
CD-Rezi von Jürgen Brehme:
http://www.folker.de/200501/bescd.htm#03

MAS

Saturday, March 17, 2007

Konzerrezension: Huusmeister am 17.3.2007 beim Folk im Feuerschlösschen in Bad Honnef

Huusmeister am 17.3.2007 beim Folk im Feuerschlösschen in Bad Honnef

Kölsche Lieder am St. Patrick’s Day

Auch am St. Patrick’s Day muss man nicht unbedingt irische Musik hören, sondern darf auch fremd gehen, wobei das Fremde, auf das ich mich bei diesem Konzert einließ ja eigentlich viel weniger fremd war, sondern es war Musik von direkt hier, ja, nicht gerade aus Bad Honnef, aber aus Köln. Dabei ist es schon reichlich verwunderlich, dass die auf Kölsch oder überhaupt in ripuarischer, also rheinischer Mundart singenden Musiker, mit denen unsere Region doch so reichlich gesegnet ist, so selten Erwähnung finden in unserer folkigen Presse, zum Beispiel auch in meinem folkigen Rundbrief. Weder über de Bläck Fööss, noch über de Höhner, auch nicht über de Paveier oder de Junge habe ich bislang etwas geschrieben, obwohl doch reichlich Links auf unserer Internetportal-Startseite auf sie verweisen. Einzig Wibbelstetz aus der Nordeifel kam schon zu Ehren bzw. hatte ich die Ehre, rezensieren zu dürfen. Das liegt wohl daran, dass unsere Mundartmusik viel zu weit verbreitet ist im Volke, als recht massentauglich ist, und eher auf der Rock-, Pop- und Schlagerwelle mitschwimmt oder gar auf der sessionsgebundenen Karnevalswelle, als auf der Folk- und Weltmusikwelle, obgleich sie doch wegen dieser Beliebtheit im Volke viel eher Volksmusik ist also so manche doch eher kleine Gruppen von Liebhabern und Spezialisten begeisternde Folk- und Weltmusik. Ja, das ist ein Paradox, und das kann ich hier auch nicht auflösen.

An diesem 17. März jedenfalls waren die Huusmeister us Kölle im Feuerschlösschen zu Gast und kündigten an, etwas andere Kölsche Musik zu präsentieren, mit Liedermacherqualität. Und deswegen seien sie in Köln auch gar nicht so berühmt wie die Bläck Föss und so weiter, sondern begeisterten eher kleine Fangruppen, zu denen sie ihre Musik oft auch noch hin bringen müssten, wenn das Publikum schon nicht zu ihnen käme. Ist das nun das Charakteristikum, weswegen sie im Feuerschlösschen, der festen Burg echter Folkmusik auftreten durften? Mitnichten, es lag schon an der Musik.

Hanjo Butscheid, der Frontsänger, sang seine selbst geschriebenen Lieder bisweilen auf eine Art, die mich an den Cajungesang von Michel David erinnerte, benutzte ansonsten aber Melodienformen, wie man sie auch bei anderen kölschen Sängern findet. Dabei begleitete er sich mit der Gitarre, letzteres tat auch Frank Denhard, der aber die Gitarre auch mal gegen eine Mandoline auswechselte, während Pete Haser ein Akkordeon bediente, dem er Töne entlockte, die einen, würde man nicht hingucken, wähnen ließe, da spiele eine Blues Harp, also Mundharmonika, oder auch eine Orgel, je nach dem. Horst Zaunegger schließlich steuerte einen E-Bass bei. Und alle zusammen klangen zum Teil auf der Grundlage von Rheinländern, Schottischen und ähnlichen alten Tanzmelodien recht jazzig, rockig, rock’n’rollig, bluesig, ragtime- und cajunartig, also sehr abwechslungsreich. Die Texte handelten nicht selten von Selbsterkenntnis, Erforschung des eigenen inneren Neulandes, Sein statt Haben, falschen Wertmaßstäben, die zu Magersucht und dergleichen führen und ähnlichen nachdenklichen Themen. Kölner Zuhörer pflegt Hanjo mit einem Lied, in dem er sich ein Mädsche vun Düsseldorf wünscht, zu schocken, was Bad Honnefer schon gelassener nahmen und ihm gegen seinen Durst beinahe ein Alt gebracht hätten, doch glich er das auch wieder mit einer Liebeserklärung an Colonia aus, und eine an Vatter Rhing eint ja wohl alle Rheinländer von Graubünden bis Zeeland. Sooo anders als andere Kölschgruppen, wenn man mal von den reinen Karnevalsbands absieht, klingen die Huusmeister nun eigentlich nicht, und auch zum Beispiel die Bläck Fööss haben nachdenkliche Texte im Liedrepertoire. Die Huusmeister stellen sich eigentlich recht gut in die Tradition kölscher Musikalität, auch darin, dass Hanjo sing Mudderspoch erst nach einigen englischen und hochdeutschen Jahren wieder für sich entdeckte. Kölschtümelei ist das aber deshalb noch nicht oder zumindest kaum, in sehr angenehmer Dosis.

Ihre neue CD heißt „Usser Konkurrenz“, womit sie auf den Schriftsteller Robert Walser (also nicht den Martin!) verweisen, der sich gegen Ende seines Lebens in eine Heilanstalt einweisen ließ, um sich, wie Hanjo erklärte, dem Konkurrenzdruck zu entziehen.

Hier habt Ihr mal eine Kostprobe von deren Homepage:

Vatter Rhing
(Halt, nein, da gibt es einen Copyrightvermerk auf deren Homepage. Also klickt dort hinein, und lest den Text dort.)

Das müsst ihr Euch nun aber gesungen und gespielt vorstellen, mit dieser wunderbaren Akkordeonbegleitung, die echt was Besonderes ist.


mehr Infos:
http://www.huusmeister.com/
http://ksh.wikipedia.org/wiki/Huusmeister_(Bänd)
http://www.toca-records.de/cms/main.php/home/product/219/huusmeister_usser_konkurrenz
http://www.folkimfeuerschloesschen.de.vu/

CD-Rezi von Ulrich Joosten:
http://www.folker.de/200702/rezi-d.htm#08

zu Robert Walser:
http://de.wikipedia.org/wiki/Robert_Walser

MAS

Thursday, March 15, 2007

CD-Rezension: Paperboys. The Road to Ellenside

Paperboys. The Road to Ellenside

AVIVA Records / Stompy Disc 2007 ; http://www.paperboys.com/
13 Tracks, 61:22, mit englischen Infos, englischen und spanischen Texten, sowie Zeichnungen

Latino Celtic Emotion aus British Columbia

Für eine Irish Folk CD kommt mir diese reichlich spanisch vor. Nein, es handelt sich nicht um eine Band aus Galizien, und mit Salsa Celtica hat das auch nichts zu tun, vielmehr sind diese Zeitungsjungen in Kanada zu Hause, in Vancouver an der schönen Pazifikküste British Columbias. Vor ein paar Jahren konnte ich sie mal live erleben im Rahmen eines St. Patrick’s day Celebration Festivals im Alten Wartesaal in Köln, doch darüber hatte ich nichts geschrieben. Nun kam also diese sechste CD dieser Band mit der Post, da die Paperboys mal wieder auf Deutschlandtour sind und z.B. am 4. Mai im Bungertshof in Oberdollendorf gastieren.

Aber warum kommt mir die CD spanisch vor? Ganz einfach: Sehr vieles an der Musik ist spanisch, seien es die Flamenco-Gitarren-und-Percussion-Rhythmen, seinen es die Melodien, die an spanische Popsongs erinnern, oder sei es gar die spanische Sprache, die neben der englischen die Botschaften der Songs transportiert. Aber daneben oder viel mehr damit verwoben wird es dann doch auch typisch irisch mit Whistles, Akkordeon, Banjo, mit letzterem und auch anderswie auch mal amerikanisch-countrylike oder spiritual. Und dieser Stilmix präsentiert sich als wunderbar passende Einheit, als eine Fusion von Musikstilen europäischer Einwanderer nach Kanada, USA und Mexiko, und das alles recht poppig und teils rockig dargebracht, sehr modern, aber eben doch verwurzelt in den genannten Traditionen. Die Grundstimmung ist fröhlich, wie wenn ein Zeitungsjunge fröhlich pfeifend und singend auf seinem Fahrrad durch eine nordamerikanische Vorstadt fährt und die Zeitungen in die Vorgärten wirft.

Frontsänger Tom Landa ist denn auch teilweise mexikanischer Abstammung uns spielt akustische, E- und Tenor-Gitarre, Madoline, Jarana, Requinto Jarocho, Piano, Bass und Percussion. Geoffrey Kelly spielt Querflöte, Whistles, Percussion und singt, Kendel Carson spielt Fiddle und singt, Matt Brain ist für Schlagzeug und Percussion verantwortlich und singt auch, Brad Gillard spielt Banjo und Upright Bass, Cam Saly spielt Bass und Banjo, und Steve Mitchell spielt Bass und E-Gitarre. Und dann gibt es noch spezielle Gäste: Rieck Hopkins (Orgel), Vince Mai (Trompete) Bill Runge (Saxophon), Amy Stephen (Akkordeon), Raphael Geronimo (Congas und Percussion), Mark Tucker (Loops), Bill Buckingham (Keboards), Amy Dobson & Susan Hopley (Handgeklapper). Diese sechzehn haben eine sehr schöne, voll klingende, abwechslungsreiche, multiethnisch-latino-ketlische Welt- und Folkmusik-Scheibe hingekriegt. Dass sie dem einen zu spanisch oder zu irisch, und dem anderen nicht spanisch genug oder nicht irisch genug vorkommt, ist nicht ausgeschlossen. Aber warum sollten die Paperboys die ersten sein, die es allen recht machen. Das verlangt ja kein vernünftig denkender Mensch. Oder?

Trackliste:
1. String of Horses
2. La Primavera
3. California
4. Fall Down With You
5. Fragile
6. Going Places
7. Comfort and Kind
8. El Baile del Puma
9. Waiting
10. Sheep’s Ass
11. Water Dreams
12. Seasons
13. La Vibora

Die Texte stehen alle im Booklet, z.B.

Ya sale y brilla el sol
Y La nieve derritió
Ya sale y brilla el sol
La primavera ya llegó

Oder:

St. Patrick’s day and you’ve gone away, all the way to Brighting Sea
There’s a promise of spring as your number rings, a few hours bevor I sing
Through the Irish cheer your voice I bareley hear
I say across the wire, I know a place we coul retire.

Also genießt den Frühling, den Sonnenschein, die Liebe und die Musik der Paperboys!
MAS

CD-Rezension: Wence Rupert. In the meantime

Wence Rupert. In the meantime

Eigenverlag 2006, rupertwence@web.de
10 Tracks, 42:54, mit englischen Infos und Texten, sowie Fotos und Zeichnungen

Akustisch-rockiges Singer/Songwriteralbum mit amerikanischen Wurzeln

Als Wence Rupert mir diese CD zur Rezension schickte, frug er vorsichtig an, ob sie überhaupt in mein folkiges Programm passe. Nach dem Hören meine ich, dass es schon einiges an solcher Musik beim Bonner Folk-Treff zu hören gab, und wenn sich schon der Folker! für „Folk, Weltmusik und Lied“ zuständig erklärt, und ich es ja auch so halte, dann passt da sehr viel hinein, auch diese CD, vor allem, wenn sie dermaßen das Werk eines Nichtprofimusikers, sondern meines Wissens eines Psychologen ist, also eines normalen Mannes aus dem Volke, der es nicht nur versteht, seine akustische Gitarre rockig-mitreißend zu bedienen und mit rauer Mannesstimme zu singen, sondern auch noch alles selbst zu komponieren und zu texten:

Z.B.
I dream a thousand dreams
Where ‘re they from
I fear a thousand fears and God knows,
what’s going on

This is Arabia
Arabia

Sometimes I love to laugh,
I need to love
I face the sun, until it blindÄs me
And sometimes I don’t kno
where the hell I belong

Und zeichnen kann er auch, wenn auch in Kooperation mit Netta Hernsdorf und Stef Martin, deren Zeichnung aus bunter Kreide das Cover ziert.

Wence wird aber auch begleitet von einigen Musikern, deren teilweise gelb auf blau winzig klein geschriebene Namen ich jetzt mit Problemen entziffern kann: Peter Wohfart (Background Vocals, Keyboard, Piano), Heiko Alles (Bass Guitar), Peter Dreusch (Drums), Christian Spohn (Cello), Johannes Krayer (Electric Guitar), Samual Koeliwijn (Percussion), Candy Jane (Background Vocals), Lex Mens (Electric Guitar). (Oh Mann, ist das klein gedruckt. Morgen hole ich meine erste Lesebrille beim Optiker ab, so dass es künftig wohl leichter sein wird, CD-Booklets zu lesen.)

Trackliste:
1. The healing fountain
2. I believe
3. This is Arabia
4. All I wanna say
5. In the meantime
6. Small boy
7. Extraordinary night
8. Shadows are blue
9. Right in the bone
10. Enlighten me

Mehr über Wence Rupert, der übrigens Niederländer ist, aber in der Nähe von Darmstadt wohnt, findet man unter:
http://www.bdp.org/babenhausen/Von/Preview/nol_2005.htm
http://www.lexmens.nl/Audio%20Producties.html

MAS

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Und zwischednzeitig hat Wence auch eine eigene Seite ins Netz gestellt:
www.wencerupert-band.com.
Was er nun aber mit Raja-Yoga zu tun hat, weiß ich nicht.
MAS

CD-Rezension: Morris Open. Tomorrows Tradition

Morris Open. Tomorrows Tradition

Eigenverlag 2006
16 Tracks, 51:32, mit englischen Infos und Texten, sowie Fotos und Zeichnungen

Englische Volksmusik mit kirchlicher Akustik

Wer das Morris Open – Konzert am 25.2.2007 in der Nachfolge-Christi-Kirche in Bonn-Beuel besucht oder meine Rezension darüber gelesen hat und sich nun eine Aufnahme wünscht, die diese Stimmung wiedergibt, der ist mit vorliegender CD bestens beraten, denn, wenn sie auch nicht besagtes Konzert enthält, so wurde sie doch auch life in einer Kirche aufgenommen und zwar am 2.7.2006 in der Heilig-Geist-Kirche in Düsseldorf-Urdenbach. Vergleiche zur früheren Morris Open-CDs kann ich nicht anstellen, da ich diese nicht kenne. Diese Aufnahme aber besticht durch einen sehr vollen Klang, den man der für eine Kirche typischen guten Akustik verdankt. Dem einen oder andern mag das etwas zu viel Hall sein, mir gefällt es. Ansagen beinhaltet diese Lifeaufnahme keine, aber der Applaus des Publikums brandet laut und lang durchs Kirchengewölbe.

Zur Musik, die Claus von Weiß (Vocals, Guitar, Cittern, Whistle, Pipe & Tabor, English Concertina, Mouth Organ), Ulrike von Weiß (Vocals, Synthesizer, Bells) und Matthias Höhn (Bagpipes, Angelo Concertina, Mandolin, Rackett, Krumhorn, Flute, Vocals) erklingen lassen, brauche ich eigentlich nichts zu schreiben, was ich nicht schon bei der Konzertrezension geschrieben hätte. Es sind englische Volkslieder und -tänze und auch Eigenkompositionen von Claus, bei einem in Zusammenarbeit mit William Shakespeare (wie hat er das nur geschafft?). Die Lieder werden vor allem von Claus und/oder Ulrike mit Kopfstimme vorgetragen, ähnlich wie zum Beispiel Chris Simmance es tut, oft auch zwei- oder mit Matthias’ Unterstützung gar dreistimmig, die Instrumentalbegleitungen und auch die rein instrumentellen Tanztunes werden Freunde von kontinentaler Balfolk- und inselkeltischer Ceilidh- und von alter Musik gleichermaßen begeistern, einiges klingt wegen des Keyboards, das Ulrike aber nie aufdringlich benutzt, modern, anderes mit Einhandflöte, Trommel und Sackpfeife Jahrhunderte alt, bei wieder anderen wähnt man sich bei einem Straßenmusikerauftritt in einer Fußgängerzone, vor allem wegen der an Ulrikes Bein befestigten Schellen. Eigentlich sollten die drei mal für eine Filmmusik engagiert werden, etwa zu einem Abenteuerfilm, der in merry aulde England spielt oder im British Empire, etwa wenn es heißt:

I am a sailor trisk and bold, long time I’ve crossed the ocean,
I fought for king and country too for honour and promotion,
And now you all my shipmates I bid you all adieu,
No more to talk and to be with you,
But I’ll travel the country through and through and I’ll be a ramblin sailor.

Ah, welche Seefahrts- und Landstreicherromantik kommt da durch! Ja, die Texte kann man alle im Büchlein lesen, vorbildlich für andere, die CDs auf den Markt bringen.

Hier die Trackliste:
1. The Frenchman’s Fancy / Sun in September
2. Rambling Sailor
3. Some Rival Has Stolen / The Undisputed Jig / Snakes & Ladders
4. Band of Shearers
5. The Willow Tree / Bobby & Joan
6. John Baleycorn
7. The Gentle Giant’s Morris / The Treasurer’s Morris
8. Hey Jolly Broom Man
9. Blow, Blow, Thou Winter Wind
10. Gower Wassail / Cuckoo’s Nest
11. The Carnal And The Crane
12. The Three King’s Suite
13. Lullay My Liking
14. The Salutation Carrol
15. All I Have To Say

Morris Open:
http://www.morris-open.de/


Vgl. auch die Konzertrezi: Morris Open am 25.2.2007 in der Nachfolge Christi – Kirche in Bonn-Beuel
online: http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2007/02/konzertrezension.html

Weitere Rezis von mir zu Matthias Höhn:
Lokal Heroes-Rezis:
Lokal Heroes am 27.1.2007 in der Harmonie in Bonn-Endenich, online: http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2007/01/konzertrezension-lokal-heroes-am.html und die dort aufgelisteten Links zu früheren Lokal Heroes-Rezis.
Weihnachtskonzert „mit Dudelsack und Drehleier“ am 26.12.2004 in der Nachfolge-Christi-Kirche in Bonn-Beuel, online: http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2004/12/konzertrezension-weihnachtskonzert-mit.html bzw. http://tinyurl.com/clmks


Zum erwähnten Chris Simmance vgl. meine CD-Rezis:
Chris Simmance. People and Places
In: Folker! 01.05., S. 77.
online: http://www.folker.de/200501/rezi-d.htm#07
Chris Simmance. Nomad.
In: Folker! 04.05., S. 81.
online: http://www.folker.de/200504/rezi-d.htm

MAS

Thursday, March 01, 2007

CD-Rezension: Emily Smith. a different life

Emily Smith. a different life

White Fall Records 2004
12 Tracks, 52:57, mit englischen Infos und Fotos

Zweites Album der neuen Stimme aus Schottland

Nach dem wunderschönen Konzert von Emily Smith, Steve Byrne und Jamie McClannan im Feuerschlösschen darf ich nun auch ihre neue, wenn auch schon laut Booklet 2004, laut Homepage 2005 erschienene CD rezensieren. Um es kurz zu machen: Es ist ein sehr sehr schönes Album!

Na gut, etwas mehr schreibe ich doch noch. Emily zeigt exzellent, dass sie sowohl getragene Balladen, als auch druckvollere Songs glaubhaft rüber bringen kann, und zwischendurch gibt es auch das eine oder andere Instrumental, bei dem sie das Akkordeon bedient. Ihre Stimme klingt zugleich zart und markant, nicht so hoch wie die vom Cara Dillon, mit der ich sie sonst gerne vergleichen möchte. Songtexte sind im Booklet leider nicht vorhanden, aber die findet man auf ihrer Homepage. Das mich schon im Konzert sehr berührt habende Lied über ihre Großmutter ist jedenfalls auch dabei.

Die Namen der Mitmusiker findet man hinten im Büchlein, denn die CD ist auf Emily als Solistin zentriert, so dass auch kein Wort von „Emily Smith Band“ zu finden ist. Bei der Instrumentbegleitung fällt hier und da eine besonders gespielte Flöte auf, aber nein, das ist nicht Jamie, denn der muss ja Geigen, und die gleichzeitige Flöte verdanken wir keinem Overdub (ja ich habe ein neues Wort gelernt;-)), sondern keinem Geringeren als Brian Finnegan. Wer ist nun aber alles mit dabei? Emily Smtih (Stimme, Piano, Akkordeon), Jamie McClennan (Fiddle, Stimme), Steve Byrne (Gitarre, Zister, Bouzouki), Brian Finnegan (Querflöte, Whistle), Duncan Lyall (Doppelbass), Martin O’Neill (Bodhrán, Shaker), Sarah Murray (Cello), Jonna Inge (Viloa), Andy Saunders (Französisches Horn), Hamish Hapier (Hintergrundgesang) und Paul Jennings (Perkussion), also ein kleines Symphonieorchester, na ja, fast. Alle zusammen machen aber auch wirklich eine so dichte, vielschichtige, aber doch noch übersichtliche Musik, ohne zu viel an Schnörkeln, aber auch nicht ohne. Und über allem (außer den Instrumentals) schwebt Emilys Stimme, in der Klarheit eines blauen Himmels über den schottischen Inseln in der Nordsee.

Hier die Trackliste:
1. The Bonny Labouring Boy
2. Always a Smile (das ist das Lied über die Oma)
3. Edward of Morton
4. The Tressle Bridge
5. Strong Winds of Autumn
6. Go to Town
7. It Fell About the Martinmas
8. Bonny baby Kate
9. The Lochmaben Harper
10. The Lowlands of Holland (mit einer neuen Melodie)
11. The Salt Necklace
12. Far O’er the Forth


Emily Smith:
http://www.emilysmith.org/
White Fall Records:
http://www.whitefallrecords.com/

Frühere Rezi von mir zu Emily Smith:
Emily Smith Band am 6.2.2007 beim Folk im Feuerschlösschen in Bad Honnef
online: http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2007/02/konzertrezension-emily-smith-band-am.html
und zu Brian Finnegan:
Flook am 21.11.2004 in der Brotfabrik in Bonn-Beuel
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2004/11/konzertrezension-flook-am-21112004-in.html bzw. http://tinyurl.com/8e5sg


MAS

CD-Rezension: Kelpie. Var det du – Var det deg?

Kelpie. Var det du – Var det deg?

Westpark Music 2007
Promo-CD, 14 Tracks, 54:22, mit deutschen Infos und Fotos

Neue Studio-CD des norwegisch-schottischen Duos aus Berlin und Ayre

Kerstin Blodig und Ian Melrose sind in der europäischen Folkmusik schon durch eine ganze Reihe von Projekten bekannt oder gar berühmt geworden, zum Beispiel durch Norland Wind und Talking Water. Wer sie kennt, erwartet keine streng traditionelle Musik, sondern eine experimentierfreudige, fusionsangstfreie moderne Folkmusik, die dabei aber ihre Verwurzelung in unterschiedlichen Musiktraditionen betont und kultiviert. Diese Erwartung enttäuschen sie auch nicht im Projekt Kelpie, benannt nach einem Wesen aus der schottischen Mythologie, halb Pferd, halb Seeungeheuer, mit dem sie nach „Kelpie“ von 2002 nun ihre zweite CD vorlegen. Hauptsächlich ist es trotz des schottischen Projektnamens die norwegische Musiktradition, jedoch gewürzt mit einem gehörigen Schuss schottischer. Ich muss gestehen, dass ich die CD „Kelpie“ nicht kenne, aber ich habe das Duo Kelpie einmal life in der Bonner Brotfabrik gehört, allerdings zu einer Zeit, da ich noch kaum Rezensionen schrieb.

Kerstin singt auf Norwegisch, dessen ich nicht mächtig bin, so dass ich zu den Liedinhalten nichts sagen kann. (Siehe dazu aber die Erklärung von Claudia Müller unten). Oft singt sie aber auch ohne Text, einfach „Jadndadei“ oder „Lalala“ oder mit diesen extrem hohen skandinavischen Hirtinnenrufen. Dabei spielt sie Gitarre, Bouzouki und Bodhrán, Ian Melrose spielt Gitarre, Whistles, Seljefløyte, Synthesizer, E-Gitarre, Bouzouki, Perkussion, singt und sorgt für das Programming. Unterstützt werden sie dabei von den Gastmusikern Urs Fuchs, mit dem sie auch bei Talking Water zusammen spielen, auf Kontrabass und Perkussion, Peter Jakk mit Frettless Bass und E-Bass und Leiv Solberg auf der Hardingfele, also der Hardangergeige. Dabei heraus kommt eine moderne, recht jazzige, teilweise temporeiche, vielfach auch ruhig dahin plätschernde, teils akustische, teils elektronische Musik auf der Basis traditioneller norwegischer und schottischer Musik. Kerstin hat eine wunderschöne Stimme hat und alle Beteiligten sind exzellente Musiker. Dank Overdub hört man Kerstin auch mal zwei Stimmen gleichzeitig singen, der Synthesizer sorgt für eine elektromystische Stimmung, der die Hardingfele dann wieder einen Toch nordischer Urigkeit verleiht, und vor allem Ians Whisltes entführen einen immer wieder westwärts über die Nordsee in seine schottische Heimat. Ein Lied hat es mir ganz besonders angetan: „Saligjeten er oss nær“. Es klingt sehr mittelalterlich, geheimnisvoll, etwas spanisch und nordisch zugleich und baut trotz seiner ruhigen Weise eine sehr große Spannung auf, die wieder zu entspannen mir im Geiste eine zweite, schneller gespielte Stimme erschien, die ich gerne mit einer Drehleier darüber legen würde.

Zum bestimmt schönen Booklet kann ich nichts sagen, da ich nur eine Promo-CD erhielt. Vielleicht enthält es die Liedtexte und Übersetzungen. Wünschenswert ist es. Was ich sagen kann, dass das Cover den verschwommen sichtbaren Kopf eines gerade abgetauchten Nøkken, eines Wassertrolls, in einem Waldsee zeigt, ein Gemälde von Theodor Kittelsen.

Trackliste:

No livnar det i lundar
Herr Ole
Vat det du eller var det deg?
Halling etter Thorvald Tronsgård
Náttina eftír fríggjamátt
Saligheten er oss nær
Rørospols
Fanteguten
Dyster
Haugtussedans
Á kjære mi Sigrid
Vesle kari rud
Jostedalsbreen
Preikestolen

Ich frug mal meine des Norwegischen mächtige Kollegin Claudia Müller: Der Titel heißt ja auf Deutsch: "Warst Du es oder warst Du es?", aber ich verstehe den Witz des Wortspiels nicht. Was ist denn der Unterschied zwischen "du" und "deg"?

Sie antwortete sogar noch etwas ausführlicher:
Zu deiner Frage: das entspricht ziemlich genau dem Englischen: Was it I or was it me? Richtig ist m.E. Var det deg. Das andere klingt eher nach Kindersprache, könnte aber auch normaler Gebrauch sein. Die Norweger sind da viel undogmatischer als wir. Evtl. könnte das "deg" betonter sein als das "du".
Wenn ich die Titel lese, kommt mir einiges nach ziemlich starkem Dialekt vor, evtl. auch sowas wie ein "mittelalterliches" Norwegisch. Ich verstehe nicht viel, kann aber soviel sagen: In Titel 7, 13 und 14 ist auf Landschaften angespielt: die Insel Røros, ein Gletscher (Jostedaslbreen) und eine extrem markante Gebirgsformation, die wie ein Predigtstuhl (Preikestolen) aussieht. Der Titel, den du besonders magst heißt wohl "Glückseligkeit ist uns nahe" – [...] Haugtussa ist eine alte Sage bzw. ein altes Hirtengedicht oder so was, ich hab aber vergessen worum es da geht.

Vielen Dank an Claudia, die wie ich an ihrer Diss. arbeitet und eigentlich ja gar keine Zeit für so was hat. Die Auslassung in der eckigen Klammer enthielt einen Satz, der durch einen Tippfehler von mir verursacht war, den ich aber korrigiert habe.


Kelpie:
http://www.duo-kelpie.com/
Westpark Music:
http://web18.lohmar.com/start.html


Frühere Rezis von mir zu Kerstin Blodig und Ian Melrose:

Norland Wind am 21.3.2001 in der Harmonie in Bonn-Endenich
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2001/03/konzertrezension-norland-wind-am.html bzw. http://tinyurl.com/8fhwv
Norland Wind am 24.11.2005 im Bungertshof in Oberdollendorf
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2005/11/konzertrezension-norland-wind-im.html bzw. http://tinyurl.com/dux2q
Norland Wind am 03.11.2006 im Bungertshof in Oberdollendorf
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2006/11/konzertrezension-norland-wind-am.html
CD: Talking Water. power of the moon.
online: http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2006/11/cd-rezension-talking-water-power-of.html

MAS, CM