Wednesday, February 28, 2007

Konzertrezension: Morris Open am 25.2.2007 in der Nachfolge-Christi-Kirche in Bonn-Beuel

Morris Open am 25.2.2007 in der Nachfolge-Christi-Kirche in Bonn-Beuel

Es ist über sechs Jahre her, dass Matthias Höhn beim 1. Irish Folk Fest im Brückenforum, übrigens dem ersten Konzert, über das ich eine Rezension schrieb, sagte, dass er außer bei den Lokal Heroes auch noch bei Morris Open spiele. Und erst jetzt kam ich endlich einmal dazu, ein Morris Open Konzert zu besuchen. Und das tat ich auch noch recht unvoreingenommen, denn ich hatte bislang auch noch keine CD von ihnen gehört und kenne an traditioneller englischer Musik, und um solche handelt es sich hier, auch recht wenig.

Morris Open, das sind Ulrike von Weiß mit Stimme, Synthesizer und Glocken, Claud von Weiß mit Stimme, Gitarre, Zister, Whistles, Pipe & Tabor (=Einhandflöte & Trommel), English Concertina und Mundharmonika und eben Matthias Höhn mit Sackpfeifen, Anglo Concerina, Mandoline, Rackett, Krummhorn, Querflöte und Stimme. Und sie spielen Morris Tänze und singen englische Volkslieder. Morris Tänze sind, wenn ich da richtig zugehört habe, Tänze im Viervierteltakt bestehend aus zwei Teilen mit je vier Takten, wobei jeder Teil einmal wiederholt wird. Wie es aussieht, wenn sie getanzt werden, kann ich nicht sagen, aber sie hören sich teilweise an, wie Tänze aus Deutschland oder Frankreich, die man in der hiesigen Bal Folk-Szene hören kann, teilweise auch wie Tänze aus der Rennaissance oder dem frühbarock, etwa von Michael Praetorius, auch wenn Claus selber der Komponist des einen oder anderen Stücks ist. Vor allem wenn sie Claus auf Pipe & Tabor und Matthias auf einer Sackpfeife spielt, hören sie sich wirklich vierhundert Jahre alt an, oder gar, wenn Matthias das Rackett ertönen lässt, einen zylindrischen Klangkörper, in welchem sich ein vielfach gebogenes Röhrchen befindet, dass über ein Fagott-Mundstück mit Luft versogt wird, die durch mit den Fingern zu öffnenden und zu schließenden Löchern wieder entweicht, und dem man sogar noch einen trompetenähnlichen Trichter aufsetzen kann. Das klingt dann wie ein Brummbass, echt urig. Morris Tänze sind laut Info von Claus hauptsächlich in Kent und Oxfordshire beheimatet, in einer Unterart auch in den Borderlands, wo sie in schottische Tänze übergehen, und es gibt in Deutschland und den Niederlanden so drei-vier Bands, die sich ihnen verschrieben haben, so dass dieses Konzert eine wahre Rarität auf dem Kontinent darstellt, während sie auf der Insel natürlich ein wenig häufiger noch gespielt werden, wenn auch nicht mehr so wie früher mal.

Aber sie sagen auch Lieder, die teils Ähnlichkeit von englischer höfischer Musik etwa von Dowland aufwies, besonderst wenn Ulrike sie mit ihrer Mezzo-Sopran-Stimme sang oder gar alle drei sie dreistimmig vortrugen, teils aber auch mit irischen und vor allem schottischen Balladen, die ihrerseits ja von England beeinflusst sind. Ich fühlte mich stark an Chris Simmance erinnert, auch wenn er seine hohe Stimme mit einem Akkordeon begleitet. Ja, hohe Töne waren massig vorhanden, doch so hoch kam Claus mit seiner doch eigentlichen Bass-Stimme nicht hinaus. Es waren Liebeslieder, Seemannslieder und so weiter, typisch englisches Liedgut eben.

Die Kirche bot nicht nur ein Stilvolles Ambiente, sondern vor allem einen wohl klingenden Klangkörper, denn Ferdi und ich von der Empore aus genossen. An bekannten Folkies waren einige der Lokal Heroes im Publikum, so Ralf, Christoph, Kristaps und Wendel, und auch Gerd und Martina Schinkel aus Köln waren da, denn in Köln sei folkig herzlich wenig los im Gegensatz zu Bonn. Nun ja, Claus und Ulrike wohnen ja auch in Düsseldorf ...

Morris Open:
http://www.morris-open.de/
Nachfolge-Christi-Kirche:
http://www.ev-kirche-beuel.de/allgemein/beuel_sued.htm

Die Rezi des erwähnten 1. Irish Folk Fest im Brückenforum am 12.12.2000 im Brückenforum in Bonn-Beuel findet sich unter:
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2000_12_01_folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen_archive.html bzw. http://tinyurl.com/bkaka
Zu weiteren Rezis von Ferdi und mir zu den Lokal Heroes siehe unter
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2007/01/konzertrezension-lokal-heroes-am.html und die dort aufgelisteten Links.

Eine weiter Rezi von mir zu Matthias Höhn:
Weihnachtskonzert „mit Dudelsack und Drehleier“ am 26.12.2004 in der Nachfolge-Christi-Kirche in Bonn-Beuel
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2004/12/konzertrezension-weihnachtskonzert-mit.html bzw. http://tinyurl.com/clmks


Zum erwähnten Chris Simmance vgl. meine CD-Rezis:
Chris Simmance. People and Places
In: Folker! 01.05., S. 77.
online: http://www.folker.de/200501/rezi-d.htm#07
Chris Simmance. Nomad.
In: Folker! 04.05., S. 81.
online: http://www.folker.de/200504/rezi-d.htm
MAS