off-topic: Brief von Gerhard Winter zum Thema Klimawandel
Zum Thema Klimawandel habe ich heute im Wartezimmer einer Arztpraxis einen
Artikel in der Zeitschrift 'Kapital' gelesen.
Da war nicht nur von dem Schmelzen der Polkappen und Gletscher die Rede. Eine Folgewirkung ist u.a. das bei fehlenden Eisfeldern nicht mehr wie bisher Sonnenenergie zurückreflektiert wird und sich somit die Erde zusätzlich erwärmt. Weitere Folgewirkung: die Salzdichte der Ozeane verändert sich, was als Folge eine Störung des Golfstroms hervorruft, was wiederum unser Klima unstabiler macht.
Des weiteren wird bei einer Erwärmung Sibiriens das bisher gebundene Methan in Riesenmengen freigesetzt und verändert unsere Atmosphäre. Noch mal des weiteren reicht eine Erhöhung der Erdtemperatur um 2-3° Celsius aus, um den südamerikanischen Regenwald dem Untergang zu weihen. Das dieser für die Stabilität des Weltklimas wichtig ist, ist hinlänglich bekannt. Da gab es an die Autoindustrie die Anfrage, ob man nicht besser in die Entwicklung von umweltschonender Autotechnik investieren sollte, statt in immer schnellere Autos.
Wir Menschen sind halt ziemlich engstirnig. (Und die an den Machtschalthebeln der Welt haben bisher nicht genug Interesse an diesem Thema oder sie haben ihre eigenen uns unbekannten Lösungen) Wie man an den Beispielen sieht, hat eine Ursache eine Wirkung und diese viele Folgewirkungen. (auch uns noch nicht bekannte Folgewirkungen). Es kann
Potenzierungen geben, die einmal ausgelöst, nicht mehr in den Griff zu bekommen sind.
Phänomene dieser Art werden auch mit der mathematischen Chaostheorie beschrieben. Diese Theorie ist auf beliebige komplexe Systeme anwendbar, z.B. auf körperliche und seelische Belastungen eines Menschen und daraus resultierende Instabilitäten( die wir beim Menschen Krankheit nennen würden), auf Gesellschaftssysteme und u.a. auch auf das Klima.
Wesentlich beschreibt diese Theorie, das kleine Ursachen große Wirkungen haben können. Physiker können an Beispielen zeigen, daß ein eigentlich exakt beschreibbares physikalisches Phänomen aufgrund seiner sehr hohen Empfindlichkeit bei allerkleinsten Störungen derart vom theoretischen Wert abweicht, das eine unvorhersagbare Entwicklung stattfindet.
Kein Versuch dieser empfindlichen Systeme ist reproduzierbar, da er nicht 100%ig von allerkleinsten Störungen abgeschottet werden kann. Bei der Veränderung eines Parameters des Systems, z.B. der CO2-Ausstoß, sieht man lange Zeit gar keine Veränderung des Gesamtsystems, also des Klimas. Dann kommt man an eine Grenze, an der eine weitere kleine
Veränderung das gesamte System zum Kippen bringt. (das Chaos oder die Katastrophe). Ein Zurückdrehen des Parameters um ein kleines Stückchen nützt dann gar nichts mehr, um wieder alles in Ordnung zu bringen. Erst ein erhebliches Zurückdrehen, das eine Erholung zuläßt, kann das system wieder stabil machen.
Ich habe den Eindruck, das unser Klima, das in einem gewissen Rahmen über lange Zeit stabil war, nun in Gefahr läuft, immer sensitiver auf allerkleinste Störungen zu reagieren. Wir Menschen haben keinen Grund zu einem Übermut, alles sei machbar und in den Griff zu bekommen. Und gerade die Physiker, die ja versuchen, alle physikalische Abläufe zu beschreiben, wissen am ehesten, das dies nicht möglich ist.
Unsere Gesellschaft misst alles an den Kosten. Eigentlich sollte es überzeugen, das ein jetziger schonungsvoller Umgang mit Klima und Natur, der es aber von jedem abverlangt, jetzt (ab diesem Augenblick) zu beginnen mit dem Zurückdrehen von allen uns bekannten
Klimabelastungen, das dies also erheblich kostengünstiger ist, als auch nur einen Augenblick
später zu beginnen. Die Kosten werden auch hier exponentiell ins Uferlose wachsen.
Gerade die Mächtigen unserer Wirtschaft sollten also eine Interesse an Stabilität haben.
Oder haben sie schon Ihr eigenes neues System auf dem Mond?
Es zeigt sich, das ein respektvoller und demütiger Umgang mit der Natur die Wahrscheinlichkeit vergrößert, daß unserer System Erde-Mensch überleben kann.
Gerhard Winter