Thursday, December 21, 2006

CD-Rezension: Le Clou. live à l’harmonie

Le Clou. live à l’harmonie

Moustache Records 2006
14 Tracks, 52:21, mit englischen Infos, französischen Texten und erstklassigen Fotos

Live-CD der Bonner Cajun Swamp Groover vom 31.3.2006

Acht CDs sind auf der Homepage von Le Clou gelistet, nicht dabei die von Old Songs New Songs herausgegebene „Zwei Gesichter 1980-85“ und auch noch nicht dabei diese neue, die wie besagte acht bei Moustache Records erschien, und wie viel LPs es nicht als CD gibt, weiß ich nicht. Ihr dreißigjähriges Jubiläum brachte die Idee, statt der üblichen Studioaufnahmen eine Live-CD einzuspielen, und zwar in ihrem Stammlokal, der Bonner Harmonie- obwohl sie ja mehrere Bonner Stammlokale haben, so sind sie zum Beispiel nicht weg zu denken aus dem Sommerfestival im Biergarten des Parkrestaurants Rheinaue. Wer von den Fans also schon immer mal Live-Stimmung aus den heimischen Lautsprechern hören wollte, der kann das nun. Aber es ist nicht das Jubiläumskonzert vom 10.12., sondern dieses diente schon dem CD-Release, sondern das vom 31.3. desselben Jahres.

Ich kenne das Repertoire und die CDs von Le Clou nicht gut genug, um zu sehen, ob auf dieser CD Erstveröffentlichungen drauf sind. 14 Lieder und Instrumentals sind natürlich nicht das vollständige Konzert, und man mag sich fragen: Ja, warum veröffentlichen sie nicht ein ganzes Konzert mit allen Ansagen, eben den lustigen Geschichten, die Johannes Epremian immer zu besten gibt? Sicher gibt es Beispiele schlechter Live-CDs, bei denen man den Witz der Ansagen nicht versteht, da man nicht dabei war, aber Johannes’ Geschichten sind so köstlich, die sollte man nicht alleine den Erinnerungen der Konzertbesucher anvertrauen, sondern aufnehmen. Ferdi hat bei Rezension eben dieses Konzertes gerade diese Geschichten gewürdigt, aber ein Ersatz für eine Aufnahme ist das nicht.

Ansonsten kommt die Stimmung gut rüber. Vielleicht ist Ralfs Schlagzeug ein wenig zu laut ausgesteuert im Vergleich zu Michels Stimme, Yves Akkordeon und Johannes’ Geige, aber das kommt einem beim Konzert auf oft so vor, vor allem, wenn man neben, statt vor der Bühne steht. Das Publikum ist am Ende eines jeden Stückes dezent zu vernehmen. Was bleibt akustisch? Eine gut gelaunte Scheibe, deren Funken überspringt, das auf jeden Fall.

Und was bleibt optisch? Ah voila, c’est formidable! Walter Schnabel, dessen exzellente Musikerfotos den Saal der Harmonie schmücken, zeichnet für die Bebilderung des Büchleins verantwortlich, und wahrhaft: schaut man sich die Bilder an und hört dabei die Musik, dann ist man mittendrinn in der Harmonie. Einfach super!

Auch super: Die Texte sind abgedruckt, so dass man sich mit dem Dictionaire dem Sinn der von Michel so mtireißend vorgetragenen Lieder nachspüren kann. Allerdings brauche ich eine Lupe dazu.

Besetzung:
Michael David – Gesang,. Gitarren, Waschbrett
Yves Gueit – Akkordeon, diverse Flöten und Pfeifen, Saxophon, Klarinette
Johannes Epremian – Geige, Metallgitarre
Gero Geller – E-Bass
Ralf Schläger – Schlagzeug

Trackliste:
perpète
criminel
acadiana
chocolat
pierre à fusil
bon vent
de France en amérique
libération
einice two step
papa dit
swamp dancer
blues du paradis
alibi
rencontre


vgl. auch diese Texte von Ferdi und mir:
Le Clou am 3.2.2006 in Bungertshof in Königswinter-Oberdollendorf
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2006/02/konzertrezension-le-clou-am-322006-in.html
bzw. http://tinyurl.com/7zgux
Le Clou am 31.3.2006 in der Harmonie Bonn-Endenich (von Ferdi)
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2006/03/konzertrezension-le-clou-am-3132006-in.html bzw. http://tinyurl.com/prrwt
„Du bist da und denkst an nichts außer, Freude zu verbreiten.“ Le Clou. 30 Jahre Cajun Swamp Groove aus Bonn. In : Folker ! 02.2006, S. 36f.
Zum Teil online unter http://www.folker.de/200602/09clou.htm
MAS

CD-Rezension: Whisky Trail. Irlanda in festa decima edizione 16-19 marzo 2005 Saschall teatro di Firenze

Whisky Trail. Irlanda in festa decima edizione 16-19 marzo 2005 Saschall teatro di Firenze

(Celtica 2005, http://www.whiskytrail.it/)
8 Tracks, 35:40 mit Fotos und italienischen Infos)

Italienische Irish&Scotish Folk Music beim St. Patricks Day 2005 in Florenz.

Meine Rezension der Whisky Trail-CD „Chaosmos“ hat Guilia Daneo Lorimer und Stefano Corsi so gut gefallen, dass sie mir gleich noch eine CD zugeschickt haben. „Irlanda in festa decima edizione 16-19 marzo 2005 Saschall teatro di Firenze” ist eine Aufnahme von eben diesem Festival Irlanda in festa, welches 2005 zum zehnte Male in Florenz stattfand, eine Art St. Patrick’s Day Festival. Zugleich feierten Whisky Trail ihr 30-jähriges Jubiläum.

Diese CD ist nicht unbedingt vollkommen anders als, aber doch sehr verschieden von „Chaosmos“. Sie ist viel traditioneller und zugleich partygeeigneter, was für eine Live-Aufnahme von einem Festival ja auch nicht verwundert. Die Weise, in der die großenteils wohlbekannten Lieder und Tunes vorgetragen werden, erinnert an den Irish Folk der 1970er, etwa an Gruppen wie Planxty, aber auch an Blowzabella aus England, und zum anderen an heutige deutsche, niederländische oder schweizerische Bands wie Wet Your Whistle, Harmony Glen, Whisht!, Bow Trippletts, Gaelic Wind Project und andere. Lieder überwiegen 5 zu 3 gegenüber den Instrumentals, aber auch diese werden fein und abwechslungsreich begleitet und umspielt. Und bei den Instrumentals selber hört man die wahre Könnerschaft sei es auf Uilleann Pipes, Low Whistle oder Fiddle, so dass mir die Scheibe letztlich viel zu kurz ist. Ich denke, die haben auf dem Festival doch bestimmt mehr als acht Stücke gespielt und gesungen, da hätte man doch mehr auf die Scheibe bringen können, zumal kein Publikumsgeklatsche und keine Ansagen drauf sind.

Aber trotz der Meisterhaftigkeit auch dieser CD kommt mir „Chaosmos“ ihr gegenüber wie ein Quantensprung vor, und da ich die vorherigen Aufnahmen aus der dreißigjährigen Bandgeschichte nicht kenne, kann ich nicht sagen, ob die Band selber im letzten Jahr einen solchen Entwicklungsschritt gemacht hat oder ob dies einfach zwei verschiedene Darbietungsweisen sind, die sie beide schon lange beherrschen und je nach Situation einsetzen oder aber, ob ich das alles total falsch beurteile. Je nach Geschmack kann diese Festival-CD einem ja auch viel besser gefallen, etwa wenn man generell lieber Traditionelles als Experimentelles mag und wenn man es liebt, dass man die Herkunft der Band nicht heraus hört, sondern sie für Iren hält. Das könnte mit dieser CD fast gelingen, wenn nicht „The Drunken Sailor“ doch mit einem leicht italienischen Akzent gesungen wäre, was meines Erachtens aber auch ein Reiz für sich ist.

Als Fazit bleibt: Eine sehr gute CD einer super spannenden Band.

Ach ja, die Band besteht aus:
Guilia Daneo Lorimer (Stimme, Fiddle)
Vieri Bugli (Fiddle)
Stefano Corsi (Keltische Harfe, Ziehharmonika, Harmonium, 12-saitige Gitarre, Stimme)
Massimo Giutini (Uilleann Pipes, Tin und Low Whistles, Bouzouki, E-Bass)
Pietro Sabatini (Gitarren, Bouzouki, Pedal Bass Pipe, Bodhrán, E-Bass, Stimme)

Trackliste:
Where the Praties Grow
Morning Voices
John Barleycorn
Copperplate
The Drunken Sailor
Auld Lang Syne
Goosberry Bush
The Banshee

Weitere Infos:
http://www.trigallia.com/news/050316_whisky_trail.asp
http://www.trigallia.com/news/nl_060301.asp

Vgl. auch meine CD-Rezension:
Whisky Trail. Chaosmos
In: Folker! 06.06, S. 83.
online: http://www.folker.de/200606/rezi-eu.htm#14
und: http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2006/11/cd-rezensionen-fr-den-folker-0606.html
und länger unter
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2006/10/cd-rezension-whisky-trail-chaosmos.html

MAS

Sunday, December 10, 2006

Konzertrezension: Le Clou – 30-Jahre-Jubiläumskonzert am 10.12.2006 in der Harmonie in Bonn-Endenich

Le Clou – 30-Jahre-Jubiläumskonzert am 10.12.2006 in der Harmonie in Bonn-Endenich


30 Jahre Cajun Swamp Groove vom Rhein. Le Clou feierte sein Jubiläum mit befreundeten Gastmusikern in der Bonner Harmonie.

Das war nun wirklich der Clou der diesjährigen Le Clou-Konzerte und somit ein besonderer Anlass, der es rechtfertigt, nach den Konzerten am 3.2. im Bungerthof und am 31.3. in der Harmonie eine dritte Konzertrezension der fast dienstältesten Bonner Folkband zu schreiben. Über die Geschichte der Band habe ich schon im Folker! 02.06 berichtet, das brauche ich hier nicht zu wiederholen, und dass Le Clou nicht ganz die dienstälteste Bonner Folkband ist, erfuhr ich im Laufe des Abends, doch dazu später.

Zunächst standen auf der Bühne der recht, aber nicht proppevollen Harmonie vier andere Herren, nämlich Reiner Semmel Brothuhn, Elmar Schaffmeister, Martin Weißherbst [ bei dem Namen bin ich mir nicht sicher] und Steve Rot als Delegation der Bonner Hot Jazz Band Semmel’s Hot Shots, die mit einer Dixielandversion von „Rudolph the red nosed reindeer“ an die aktuelle Jahreszeit erinnerten und mit Trompete, Posaune, Saxophon, Kontrabass und anderem noch ein paar weitere flotte Jazzstücke folgen ließen. Cajun wird ja ähnlich wie Blues oft mit Jazz zusammen genannt, eigentlich öfter als mit Folk, so dass die Hot Jazz – und Dixieland-Ouverture dieses Konzertes niemanden verwunderte. Und seien wir mal ehrlich: Jazz ist in seinen Wurzeln reinste Volksmusik, und die Musik, die Semmel’s Hot Shots bieten, ist sehr nahe dran an den Wurzeln des Jazz im Süden der USA.

Nach diesem jazzigen Intro betrat Marion Radtke von der Springmaus die Bühne, nicht um zu musizieren, sondern um ab nun auf humorvolle Weise durchs Programm zu führen. Sie erinnerte das Publikum in einer kleinen Revue an all die netten Dinge, die vor 30 Jahren ganz normal waren, und die es heute kaum noch gibt, wie Telefone mit Schnur (also, wir haben auch noch eines), Tonbänder und Schallplatten (haben wir auch noch), Hut tragende Audifahrer mit Klorolle und Wackeldackel auf der Hutablage, und auch, dass die Biene Maja damals erstmals durch die deutschen Wohnzimmer flog, während Le Clou seine ersten Lorbeeren in den Fußgängerzonen verdiente. Sie erwähnte auch Yannik Monot, der an diesem Abend aber leider nicht da war, und vergaß im ersten Überschwang bei der Aufzählung der Le Clou-Musiker den Johannes Epremian, was sie aber später mit Schamesröte im Gesicht nachholte. Dass so ein Musikerleben zeitlich gesehen nur zu einem kleinen Teil auf der Bühne stattfindet, sondern etwas doppelt so viel Zeit in fremden Hotelbetten und viermal so viel im Auto verbacht wird, blieb auch nicht unerwähnt.

Und nun kamen die fünf Jubilare höchstselbst auf die Bretter, die ihre Welt bedeuten: die beiden Gründungsmitglieder Michel David und Yves Gueit, sowie Johannes Epremian, Gero Gellert und Ralph Schläger und legten kräftig los in bekannter, bewährter und beliebter Weise mit Gesang, Gitarren, Geige, Akkordeon, Okkarina, Tin Whistle, E-Bass und Schlagzeug. Bei den Two Steps und Liedern kochte der Mississippi in Endenich. Sie spielte und sangen auch hauptsächlich die schnellen Stücke, und Johannes erzählte nicht so viel zwischendurch wie sonst, denn es war ja auch nicht so viel Zeit wie sonst.

Denn bald stand schon ein weiter Spezialgast vor dem Publikum, ein etwas älterer Herr, nicht gerade schlank, der mich an Brian O’Neill erinnerte, aber keine Geige sondern eine Gitarre dabei hatte, mit der er sodann einen Blues, ein paar englische und ein irisches Lied (Cerrigfergus) sang, und das auf eine Weise, die mich an Eric Bogle erinnerte. Nun, es war niemand geringeres als Ray Austin, nordenglischer Singer/Songwriter mit Wohnsitz in Freiburg im Breisgau, von wo er auch Michael Zumstein mitgebracht hatte, der ihn auf einer Slideguitar begeleitete. Bei dem Blues begleiteten ihn auch Johannes, Gero und Ralph, und Johannes ist auch das Bindeglied zwischen Ray und Le Clou, denn er und Ray waren 1982 zusammen unterwegs, als sie in Witten auf Michel, Yves und Yannick stießen, was dann für Johannes ... ach, das habe ich ja im Folker! schon geschrieben.

Ein siebter Special Guest ließt Le Clou kaum Zeit, selber mal wieder zu spielen, und zwar war es Kalle Pohl, seines Zeichens Kabarettist, der sich ein Sofa mit auf die Bühne genommen hatte. Auf diesem ruhte er sich nicht etwa aus, sondern führte nach einem schönen Stück auf einem Akkordeon dort eine Oper vor. Er legte sich als Aida auf selbiges, sang eine Arie, stand auf, um als Figaro ihr den Hof zu machen, legte sich wieder, spielte alsbald einen Nebenbuhler, und natürlich hatte er sich einen neuen Text zu allem ausgedacht der in der Frage Aidas gipfelte, ob er sie noch liebe, ob sie zu dick sei und ob ihr das Kleid gut stehe.

Und nun gab es noch einen Gast, eine hübsche Dame mit leicht französischem Akzent und mit einem weißen Akkordeon bewaffnet: Lydie Auvray, die uns auf genanntem Instrument in das Frankreich des Musette-Walzers entführte. Wunderschön! Einer der Walzer klang für meine Ohren mit seinem etwas schweren und leicht melancholischen Rhythmus aber auch etwas nach finnischer Volksmusik. Na ja, die Finnen spielen ja Tango wie die Weltmeistern, warum sollten sie nicht auch Musette spielen?

Ja natürlich, Le Clou waren auch noch da und spielten mit Lydie zusammen den Two Step „La robe de tante Dolly“, mein Lieblingsstück von Le Clou, worauf die fünf auch mal wieder alleine ein paar Tunes zum besten geben konnten, bis dann das Ende sich jäh näherte. Marion sang noch ein Lied aus eigener Feder, im Stil der Schlager der 60er, begleitet von allen Musikern des Abends, dann sollte es bis auf die Zugaben zu Ende sein, denn 22.30 Uhr und somit die neue Polizeistunde war nahe, aber es kam noch ein Gast, unangemeldet, ein Überraschungsgast, wohnhaft in Endenich, und hatte eine Geige dabei. Ja, er durfte auch spielen, und tat das dann, das auch Johannes seinen Hut gezogen hätte, wenn er ein Audifahrer aus den 70ern wäre. Er strich bei einem Two Step nicht nur den Bogen über die Saiten, sondern zupfte auch noch mit der linken Hand an diesen, ganz oben am Steg. Es war Alexander „Ali“ Andrejewski von der seit 1972 und damit länger als Le Clou bestehenden Stingband, die somit die älteste derzeit bestehende Folkband Bonns ist oder zumindest sein dürfte, denn wer weiß. Und ich habe von ihr noch nie etwas gehört. Ach ja, die Semmel’s Hot Shots sind auch ein Jahr älter als Le Clou, und wenn man jetzt Jazz zum Folk rechnet ...

Natürlich gab es noch Zugaben, und dann waren die zweieinhalb Stunden ohne Pause vorbei. Ich weiß es momentan nicht, ob das Ereignis irgendwie akustisch oder visuell für die öffentliche Nachwelt aufgezeichnet wurde. Fotografen waren im Publikum, selbstverständlich Werner Schnabel, und auch Ingo Nordhofen vom Folker!, wo man deren Bilder zu sehen bekommt, ist mir aber noch nicht ganz klar. Am CD-Stand gab es aber eine Live-CD vom Konzert am 31.3.2006, die ich zwecks Rezension mit bekam, davon also mehr an anderer Stelle. Im Publikum waren auch Günter Hochgürtel von Wibbelstetz, aber leider nicht auf der Bühne, und auch Jutta Mensing vom Feuerschlösschen, sowie Ferdi und ich und viele viele andere nette Leute.

Mehr Infos unter:

La Clou:
http://www.leclou.com/

Semmel’s Hot Shots:
http://www.bonner-illu.de/bonnnews/0400/bonnerthemen/bonnerthemen4.html
http://www.jazzinlippe.de/musiker/semmels-hs.html

Marion Radtke:
http://www.springmaus-improvisationstheater.de/schauspieler/schauspieler_mr.htm

Ray Austin & Michael Zumstein:
http://de.wikipedia.org/wiki/Ray_Austin_(Musiker)
http://www.wittencms.de/p/detail_presse.asp?artikel_id=9754
http://www.schaffarm.ch/html/bsot_c.html
http://folker.de/200101/doebner.htm

Kalle Pohl:
http://www.kalle-pohl.de/
http://de.wikipedia.org/wiki/Kalle_Pohl

Lydie Auvray:
http://www.scala-kuenstler.de/lydie/index1.htm
http://www.plaene-records.de/auvray.htm

The Stringband:
http://www.stringband.tk

Harmonie
http://www.harmonie-bonn.de/

vgl. auch zu Le Clou diese Texte von Ferdi und mir:
Le Clou am 3.2.2006 in Bungertshof in Königswinter-Oberdollendorf
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2006/02/konzertrezension-le-clou-am-322006-in.html
bzw. http://tinyurl.com/7zgux
Le Clou am 31.3.2006 in der Harmonie Bonn-Endenich (von Ferdi)
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2006/03/konzertrezension-le-clou-am-3132006-in.html bzw. http://tinyurl.com/prrwt
„Du bist da und denkst an nichts außer, Freude zu verbreiten.“ Le Clou. 30 Jahre Cajun Swamp Groove aus Bonn. In : Folker ! 02.2006, S. 36f.
Zum Teil online unter http://www.folker.de/200602/09clou.htm

MAS

Thursday, December 07, 2006

CD-Rezension: Brave Buben. Demo

Brave Buben. Demo

(Eigenverlag, http://www.bravebuben.at)
4 Tracks, 17:28 mit deutschen Infos)

Vorliegende CD der Braven Buben aus Graz ist eine Demo-CD, die nicht im Handel erhältlich ist, sondern allenfalls nach ihren Konzerten, wo auch ich sie her habe, oder vielleicht kann man sie sich von ihnen auch zuschicken lassen.

Die Braven Buben sind Vesna Petkovic (Gesang; ja, richtig, dieser brave Bube ist ein Mädel), Michael Bergbaur (Tube, Posaune), Kurt Bauer (Violine), Jörg Mikula (Schlagwerk), Richard Winkler (Saxophone), Lothar Lässer (Akkordeon), Sasenko Prolic (E-Bass) und Stefan Bauer (Tontechnik). Mehr über ihr Leben und Werk kann man auf der oben angegebenen Homepage erfahren, zum Beispiel, dass mehrere von ihnen beim berühmten Sandy Lopicic Orkestar sind (vgl. auch http://www.lopicic.com/).

Vier Stücke, das klingt nach nicht viel, aber nach dem Eindruck eines Livekonzerts kann ich behaupten, dass sie eine schöne und repräsentative Auswahl darstellen. Das erste Lied ist eines der von südamerikanischer Musik beeinflussten, die Sprache klingt portugiesisch, das Lied treibt in einem ruhigen Vierviertelrhythmus dahin, Vesna singt von Akkordeon und Saxophonen umspielt und von Percussion sanft unterlegt ein verträumtes Liebeslied, das auch mal von der Geige abgelöst wird. Gegen Ende wird die Instrumentalik komplexer und bereitet einen schon auf Track 2 vor. Dieses Instrumental beginnt mit einem derben Rhythmus, der aber alsbald schräg und vielstimmig umspielt wird, es klingt nach Klezmer und nach Schwarzmeermusik aus Bulgarien, man kann sich schon in den 16/8-Rhtythmus hinein wiegen, hebt aber immer wieder den Kopf mit den hohen Tönen von Saxophon und Geige. Mit einem funkig gespielten Bass beginnt Track 3, den dann eine ungarisch klingende Geige übernimmt, obgleich es dem Titel nach rumänisch ist. Jedenfalls ist es ein sehr fröhliches Stück, woran nach der Geige auch ein sehr quäkiges Saxophon und das in der zweiten Hälfte immer deftiger und wilder werdende Schlagwerk seinen Anteil hat, welches den Rhythmus nicht starr durchhält, sondern ihn immer wieder langsamer werden läst, um ihn bald wieder wie verrückt anzutreiben. Track 4 schließlich beginnt mit einer brummigen Tuba, die vom Akkordeon so umspielt wird, als streiche eine Katze um einen Bären herum. Posaune und Schlagwerk lassen bald das Ganze voller klingen, aber es bleibt eine gewisse Schwerfälligkeit, die klingt, als taumele ein Mensch nach durchzechter Nacht durch den Saal, in dem immer noch die Kapelle spielt, und das in einem Walzertakt.

Die Musik dieser Österreichisch-bosnisch-serbischen Band aus der Steiermark klingt zugleich bodenständig-deftig und irgendwie albern bis total verrückt verspielt, und übermittelt so eine ungemeine Lebensfreude, der der Ernst des Lebens aber nicht fremd ist, sondern die erst durch ihn ihre Tiefe erfährt.

Trackliste:
1. Tito
2. Belfs Khusidl
3. Rumanian Sirba
4. Guten Morgen

Vgl. auch meine Konzertrezension:
Brave Buben am 14.11.2006 beim Folk im Feuerschlösschen in Bad Honnef
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2006/11/konzertrezension-brave-buben-am.html

PS: Nach dem Hören der Radiosendung am 5.12.2006 auf WDR 3 habe ich zudem den Eindruck, dass anderes als in mancher anderen Musik das Schlagwerk hier die Musik nicht vorantreibt, sondern durch seinen Rhythmus die Musik daran hindert, aus den Fugen zu geraten.
MAS

Sunday, December 03, 2006

Konzertrezension: Bach meets Irish Folk am 3.12.2006 in der Nachfolge-Christi-Kirche in Bonn-Beuel

Bach meets Irish Folk am 3.12.2006 in der Nachfolge-Christi-Kirche in Bonn-Beuel

Himmel-und-Ääd-Konzert in der Kirche. Musik aus dem deutschen und irischen Barock sowie aus der irischen Tradition, gespielt von rheinischen Musikern. Eindruck eines Experimentes.

Am Nachmittag des 1. Advent gab es in der Nachfolge Christi Kirche in Bonn-Beuel ein ganz ungewöhnliches Konzert. Es war ein Experiment, ein Versuch, Barockmusik vor allem von Johann Sebastian Bach einerseits und Irish Folk Music andererseits zusammen erklingen zu lassen. Ja, zusammen, nicht nacheinander! Man mag fragen, wer auf so eine Idee kommt. Nun, da ist zum einen der Kantor der Gemeinde, Hubert Arnold, ein wie mir scheint exzellenter Musiker, der sich keineswegs nur in Kirchenmusik auskennt, und da ist zum anderen Tom Kannmacher, der „verrückte“ Musiklehrer von der Musikschule Bonn, der wohl zwei gleichstark schlagende Herzen in seiner Brust hat, wovon das eine für traditionelle, unverfälschte irische Musik und das andere dafür schlägt, aus dem traditionellen Boden immer wieder neue Kreationen hervorsprießen zu lassen, wie deutsche Texte zu irischen Tunes, Ragtime auf den Uilleann Pipes oder eben Bach auf selbigem Instrument.

Die Kirche war gut besucht, vorher hatte ein Basar stattgefunden, hinterher gab es Stout vom Fass, so dass der eine oder andere sich wohl dachte: Och, da bleibe ich doch einfach und hör mir das mal an. Petra und ich hingegen kamen extra wegen der Musik und bekamen weder vom Basar noch vom Stout was mit.

Hubert Arnold (Cembalo, Akkordeon, Orgel), Julian Goertz (Bodhrán), Stephan Hennes (Gitarre), Alexander „Näx“ May (Uilleann Pipes, Flute, Tin Whistle), Heike Kosmider (Fiddle), Tom Kannmacher (Uilleann Pipes), Matthias Höhn ( Madoline, Bouzouki, französischer Grand Centre Cornemuse) und Charlotte Schmidt (Keltische Harfe) boten einen ungewohnten Anblick, denn sie hatten Notenständer vor sich stehen. So zeigten sie uns Zuhörern, dass die beiden Musikrichtungen einerseits miteinander verwandt sind, sich aber doch unterschiedlich entwickelt haben. Zum einen spielten sie Stücke von Bach und Martin Petzold, dessen Stück teilweise Bach zugeschrieben werden, so auch Gavotten, Guiges (Jigs) und andere Tanzmelodien, zum andern Stücke von O’Carolan oder aus der irischen Tradition. O’Carolan kann dabei als Bindeglied gelten, da er selber Barockkomponist und traditioneller Musiker war. Und während unseren in der Bonner Irish Szene bekannten Musikerinnen und Musikern (Rolling Wave, Ryan’s Airs, Tj:unichtgut, die Erkelteten, Morris Open, Lokal Heroes ...) die irischen Tunes nur so flutschten, hörte sich das eine oder andere (also bei weitem nicht jedes!) deutsche Barockstück auf Pipes, Whistles und keltischer Harfe doch etwas schräg an. Tom Daun hatte ja am Vorabend im Feuerschlösschen erklärt, wie schwierig es ist, mit der keltischen Harfe die gewohnten irischen Stimmungen zu verlassen, und gleiches scheint für Pipes und Whistles auch zu gelten, während Gitarre, Mandoline, Fiddle und auch Bodhrán da weniger Schwierigkeiten zu haben schienen. Anders herum hörten sich irische Tunes auf dem Cembalo auch ungewohnt an, aber es passte. Sehr gut passten aber auch die Orgel mit den Uilleann Pipes und in einem anderen Stück der Grand Centre Cornemuse, dem großen französischen Dudelsack zusammen. Die Bretonen bringen ja auch Orgel und Bombarde zusammen, also warum nicht so was? Hubert Arnold meinte, Bachs Musik sei himmlisch, der Irish Folk erdig, so dass es sozusagen ein Himmel-und-Ääd-Konzert war. Meines Erachtens ist aber eher Wasser das Element der Jigs’n’Reels, aber egal.

Tom gestand mir hinterher, dass sie nur zweimal vorher geübt hätten. Ah ja, dafür war es super! Sie wollen noch mehr daraus machen und ihren Vorbildern auf der CD O’Stravaganza nacheifern, die Vivaldi und Irish Folks zusammen gebracht haben. Da bin ich sehr gespannt und freue mich drauf!

Infos über die Musiker:
http://www.ev-kirche-beuel.de/allgemein/beuel_sued.htm
http://www.kannmachmusik.de/
http://www.morris-open.de/musiker.html
http://www.ryansairs.de/
http://www.tjunichtgut.de

Vgl. auch meine Rezensionen:
Weihnachtskonzert „mit Dudelsack und Drehleier“ am 26.12.2004 in der Nachfolge-Christi-Kirche in Bonn-Beuel
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2004/12/konzertrezension-weihnachtskonzert-mit.html bzw. http://tinyurl.com/clmks
Lokal Heroes am 28.1.2006 in der Harmonie in Bonn-Endenich
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2006_01_01_folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen_archive.html
Die Erkelteten und Keen on Tunes am 28.3.2006 in der Musikschule Kirschallee in Bonn
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2006/03/konzertrezension-die-erkelteten-und.html bzw. http://tinyurl.com/jnsoe
5. Bonner Irish Folk Festival am 29.4.2006 in der Harmonie in Bonn-Endenich
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2006/04/konzertrezension-5-bonner-irish-folk.html bzw. http://tinyurl.com/ftoh5

Die O’Stravaganza-CD:
http://www.amazon.de/OStravaganza-Various/dp/B00005O83K


MAS

Saturday, December 02, 2006

Konzertrezension: Tom Daun am 2.12.2006 beim Folk im Feuerschlösschen in Bad Honnef

Tom Daun am 2.12.2006 beim Folk im Feuerschlösschen in Bad Honnef

Kann ein einzelner Musiker mit einem Instrument und reiner Instrumentalmusik ein anspruchsvolles Publikum zwei Stunden lang unterhalten, ohne dass es langweilig wird? Tom Daun kann, und das nicht nur, weil er vier verschiedene Harfen dabei hatte, sondern weil er diese sehr vielseitig spielte und zwischendurch einiges zu diesen und zu dem, was er auf ihnen spielte, erklärte.

Es war nun also das letzte FiF-Konzert im Jahre 2006, einen Abend vor dem ersten Advent, da schien ein besinnliches Harfenkonzert doch zu passen und tat es auch. Tom begann mit winterlichen Weisen auf einer großen keltischen Harfe. Seine Finge glitten und hüpften über die Saiten, die entlockten Töne wandten sich einmal um die angezündeten Kerzen auf einem Tisch und schwangen sich zur Decke empor, um von dort reflektiert das Foyer des Feuerschlösschens zu beschallen. Die Akustik des Raumes ist einfach Ideal für solche Musik, ohne jede elektronische Verstärkung. Mit einer kleineren, mittelalterlichen Harfe fuhr er fort, spielte ein paar alte Stücke, man konnte Walter von der Vogelweide vor dem geistigen Auge sehen. Die kleine Harfe klang härter als die große keltische. Und wiederum viel weicher klang eine noch größere Harpa doppia (oder so ähnlich geheißen), also eine mit zwei Saitenreihen, deren eine den weißen, deren andere den schwarzen Tasten eines Klaviers entsprechen, damit man auch Halbtöne spielen kann, ohne ihretwegen die Saiten durch Fingerberührung oder spezielle Klappen höher stimmen zu müssen, was sehr umständlich sei und eigentlich vieles unmöglich mache. So eine Doppelharfe sei natürlich ein moderner Luxus, aber leicht zu spielen sei das Ding trotzdem nicht, und habe sich auch nicht durchgesetzt. Weicher klang dieses Instrument aber wegen seiner Darmsaiten, während die ihrer keltischen Schwester aus Nylon waren. Schließlich erklang auch noch eine böhmische Harfe in mittlerer Größe. Auf diesen vier Instrumenten erklang es nun keltisch, mittelalterlich, barock, klezmerhaft und ... Ja, doch, richtig gelesen, er spielte ein Klezmerstück aus Ungarn darauf, das er von den Braven Buben hatte. Das hörte sich sehr ungewöhnlich an, denn die Harfe ist für Klezmer sehr unüblich, und Petra und ich hätten es ansonsten ins Spanien der Renaissance eingeordnet, woher auch, wie Tom mir später erklärte, eine Folge eines sephardischen, also spanisch-jüdischen Einflusses bzw. gemeinsamer orientalischer Wurzeln sein könne. Und zu letzt kündigte er an, ein Stück aus der Regierungszeit Königin Elisabeth ... II., zu spielen, welches das Publikum nach einer halben Minute oder so erheitert als „Yesterday“ von den Beatles erkannte. Habe ich O’Carolan erwähnt? Nein, brauche ich auch nicht, denn dass Stücke von ihm dabei waren, ist selbstverständlich.

Mehr Infos unter:
http://www.tomdaun.de/
http://www.folkimfeuerschloesschen.de.vu/


Es war somit ein zugleich sehr genuss- und lehrreicher Ausklang eines durch und durch wunderschönen Folk-im-Feuerschlösschen-Jahres, für dass ich das FiF-Team, allen voran Jutta Mensing mein Lob als Musikfreund aussprechen möchte!

Hier ist für den Jahresrückblick mal eine Liste meiner FiF-Konzert-Rezensionen 2006:
Iontach am 17.3.2006 im Feuerschlösschen in Bad Honnef
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2006/03/konzertrezension-iontach-am-1732006-im.html bzw. http://tinyurl.com/jtzxq
Di Chuzpenics am 31.3.2006 habe ich leider nicht gehört
The McCalmans am 22.4.2006 habe ich leider nicht gehört
Eitre am 11.5.2006 beim Folk im Feuerschlösschen in Bad Honnef
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2006/05/konzertrezension-eitre-am-1152006-beim.html
Deitsch am 6.9.2006 beim Folk im Feuerschlösschen in Bad Honnef
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2006/09/konzertrezension-deitsch-am-692006.html
Paul Millns & Butch Coulter am 30.9.2006 beim Folk im Feuerschlösschen in Bad Honnef
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2006/09/konzertrezension-paul-millns-butch.html
Chris While & Julie Matthews am 20.10.2006 beim Folk im Feuerschlösschen in Bad Honnef
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2006/10/konzertrezension-chris-while-julie.html
Brave Buben am 14.11.2006 beim Folk im Feuerschlösschen in Bad Honnef
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2006/11/konzertrezension-brave-buben-am.html




MAS

Tuesday, November 21, 2006

Konzertrezension: Klangwelten-Festival am 21.11.2006 in der Kunst- und Ausstellungshalle in Bonn

Klangwelten-Festival am 21.11.2006 in der Kunst- und Ausstellungshalle in Bonn

20 Jahre tourt nun schon Rüdiger Oppermann mit seinem Klangwelten-Festival durch Deutschland, ich aber besuchte es nun erst zum zweiten Mal, was ich sehr bedauere (nicht, dass ich es besuchte, sondern dass ich 18 dieser Konzerte verpasst habe!)

Die Bühne der KAH ließ wieder Exotisches erwarten. Da stand ein Gebilde in Form einer Palme oder eines Krans, an dem eine Laterne hing, da standen und lagen auf einem Podest aus Publikumsperspektive rechts riesige und winzige Trommeln und links auf einem anderen Tablas, da zwischen stand eine kleine und eine große Harfe, ein Baum mit Saiten dran, vorne am Bühnenrand standen drei Metallophone, ganz hinten auf der Bühne hingen Gong-Becken. Doch statt dass sich auf der Bühne was tat, ertönte plötzlich von hinten ein Klang, ähnlich der einer Schalmei, und ein Musiker kam spielend langsam die Treppe zwischen den Zuschauerreihen herunter. Es war Arto Avestian aus Armenien, und er spielte eine Duduk, eine Art Oboe, und zwar eine langsame, getragene, etwas melancholische Melodie. Die Aufmerksamkeit des Publikums lag auf ihm, so dass Rüdiger Oppermann sich fast unbemerkt auf die Bühne schleichen und an die große Harfe setzen konnte, auf der er die armenische Melodie begleitete. Wie ein Wesen aus einer anderen Welt betrat Lisa Kanchukh, auch aus Armenien die Bühne, die mit ihrer Geige aus dem Duo ein Trio machte. So schwebte ein paar Minuten die Stimmung wie ein Klageruf zwischen den Bergen des Kaukasus. In der irischen Musik würden man so ein Stück wohl eine Air nennen. Aus dem Trio ein Quartett machend setzte sich der in Wien lebende Inder Jatinder Thakur an seine Tablas, und natürlich musste nun etwas Rhythmus in die Musik kommen und tat es auch. Erst dann erfolge Rüdigers Begrüßung und Ansage.

Rhythmisch blieb es dann eigentlich fast das ganze Konzert lang. Die Ekoula Group aus Uganda, bestehend aus Joel Ekuka, Jimmi (da fehlt mir der Familienname), Joel Ocen und Bartolomew Owello bestritt die zweite Nummer. Die vier stammen aus dem der Grenze zum Sudan und damit dem Bürgerkrieg gefährlich nahen Gebiet Ugandas und hatten für diese Tournee erstmals in ihrem Leben ihre Heimatregion verlassen. Sie trugen alle Lendenschürze und Scherpen aus Gazellenfell und Strohhüte mit Federn daran. Sie spielten auf Okemben, einem oft als Finger- oder Daumenklavier bezeichneten Instrument aus einem hölzernen Klangkörper und metallenen Zungen, die mit dem Daumen geschnipst werden, sowei ein Trömmelchen namens Bul. Dazu sang Joel Ekuka auf Lango, deren Text wohl kaum jemand verstand. Rüdiger Oppermann erklärte, dass die Musik eigentlich die Texte transportiere, auf die es ankomme, aber hier, wo sich die Musiker auf ein Publikum einstellten, das ihre Texte nicht verstehe, legten diese nach und nach immer mehr Feinheiten in die musikalische Darbietung. So verändert sich traditionelle Musik. Rüdiger sagte, die Texte enthielten oft Botschaften im Dienste von Auftraggebern wie dem Roten Kreuz oder politischen Parteien. So handelte eines der Lieder im Laufe des Abends von Badhygiene. Also, ich habe das der Musik nicht angemerkt. Die war so fröhlich, so ausgelassen, so melodisch und rhythmisch, dass mir wirklich kein Gedanke an dieses Thema kam.

Vor Jahren schenkte mir ein Freund aus Java mal eine Cassette mit Gamelanmusik, und als ich nun auf Plakaten las, dass Gamelanmusik beim Klangwelten-Festival anscheinend im Mittelpunkt stehen sollte, schwante mir eine halbe Stunde oder so langweiliges Bimmelbimmelbombom, aber weit gefehlt! Agus Supriawan und Wahyu Rochewandy sahen mit ihren Stirnbändern aus wie Piraten oder wie Freiheitskämpfer aus der Mannschaft Sandokans. Sie setzen sich an zwei der drei Metallophone, die Saron heißen, während sich Rüdiger höchstselbst an das dritte setzte, und zuerst begann es tatsächlich wie befürchtet, aber nach ein paar Sekunden schon wurde daraus ein dermaßen hohes Tempo, begleitet mit lustigen Ausrufen und Grimassen der beiden Javanesen, die mir Affen nachzumachen schienen, dass nicht nur ich höchst belustigt und fasziniert dem Schauspiel folgte. Rüdiger indes hatte etwas Schwierigkeiten beim Mitspielen den beiden zu folgen, aber er machte es ganz gut. Es ist überhaupt bewundernswert, wie er sich in diese vielen verschiedenen Musikstile und -traditionen hineinfühlen, -denken und -arbeiten kann. Weniger achtete ich auf eine Besonderheit dieser Musik, von der ich anschließen las: Die zwei Spieler spielten eine Melodie dahingehend gemeinsam, dass jeder von beiden einen Ton ausließ, den aber der andere spielte, so dass wirklich erst beide zusammen die Melodie spielten, und jeder von beiden nur die halbe. Dann wechselten die beiden Indonesier an ihre Trommeln, die man Gendang nennt, worauf sie ihr Schauspiel fortsetzten. Ja, Schauspiel, denn erst der eine, dann der andere in jeweiliger Trommelbegleitung des anderen bot einen Tanz dar, und der könnte aus einem Kung Fu-Trainings-Film stammen. Also, meine Meinung über Gamelan ist vollständig revidiert. Dank an Jatinder Thakur, dem es zu verdanken ist, dass diese beiden zum zweiten Mal bei den Klangwelten auftraten und ich sie erleben durfte!

Dass auch Europa noch was beizutragen hat bewies Servais Haanen aus den Niederlanden. Er hatte den Ugandanern schon mit einer Tuba etwas Unterstützung geboten, und nun spielte er auf seinem eigentlichen Instrument, dem diatonischen Akkordeon. Lustig war, dass Rüdiger erklärte, Servais mache es damit ähnlich wie er mit seiner Harfe, denn beide seinen traditionelle Instrumente, aber sie spielten beide damit keine traditionelle, sondern recht experimentelle Musik, und dann das erste Stück, was sie miteinander spielten zu sagen wir mal 70% irisch beeinflusst war, bzw. mir zu sein schien. Laut Programmheft war der Takt aber 2-2-3-2-2-4, was ich während des Konzert leider nicht heraus hörte. Ich hätte es vorher lesen sollen, um darauf zu achten. Ein anderes Akkordeonstück, das Servais alleine spielte, erinnerte mich an Johannes Mayrs CD „blue bellow“. Das war schon nach der Pause, nachdem der erste Teil mit einer Melodie aufhörte, die ich vom Rudolstadt her kannte, nämlich dem afghanischen Teil des Projekts Karawane.

Im zweiten Teil des Konzertes muss man das Trommelduell zwischen Jatinder Thakur einer- und Agus Supriawan und Wahyu Rochewandy andererseits besonders erwähnen. Es erinnerte mich etwas an das Tanzduell zwischen der irischstämmigen und der afrikanischstämmigen Gang in Riverdance. Sie trommelten sich gegenseitig was vor, machten dabei Grimassen, sangen den Trommelrythmus in der jeweils traditionellen Trommelsprache, und sie kamen zusammen. Schade nur, dass Jatinders Tablas, die von links her hätten ertönen müssen, durch die Lautsprecher auch von rechts her kamen. Das minimierte den Duellcharakter etwas.

Alle Einzelheiten kann ich nicht erwähnen, aber ich muss generell wieder sagen: Das war Weltmusik vom Allerfeinsten! Jeder Musikstil erfuhr in seiner eigenen traditionellen Einbindung, so gut das auf einer deutschen Bühne irgend geht, die ihm gebührende Würdigung. Sicher musste mal gekürzt, mal verlängert werden, um es für unsere Ohren genießbar zu machen, aber das wurde dann auch gesagt. Es wurde kein World Music-Einheitsbrei erzeugt, aber es kam zu Fusionen, die die bei allen Unterschieden doch vorhandene Ähnlichkeit und Kompatibilität der Musikstile zeigte und die vor allem zeigte, dass wir alle Menschen sind, bei allen Unterschieden in Hautfarbe, Körperbau, Sprache und Musik. Lisa übrigens wirkte auf eine Weise am exotischsten von allen: Sie war die einzige Frau auf der Bühne, auch wenn alle im Festival-Ensemble zusammen spielten. Und während alle Männer, so sie nicht ein Instrument spielten, bei einem abschließenden Tanz wie tapsige Teddybären herumhüpften, tanzte sie in einer graziösen Körperhaltung, die ein Augenweide war. Ich hätte sie auch gerne noch ein wenig mehr auf ihrer Geige gehört!

Abschließend ist noch zu sagen, dass es anlässlich des Jubiläums ein Paket aus sechs CDs mit Musik aus den 20 Jahren gibt, dabei ein 120 Seiten starkes Büchlein, das alles für 69.- Euro. Da ich es nicht wagte, nach einem Rezensionsexemplar zu fragen und zur Zeit ohne Einkommen bin, kann ich keine Rezi liefern, und kann nur dazu ermuntern, sich das Ding auf gut Glück anzuschaffen, wer mag. Und ach ja, eine CD der Karawane wird es voraussichtlich nicht geben. Schade!


Mehr Infos unter:
http://www.musiccontact.com/display_artist.php?artist=KLA6
http://www.klangwelten.com/
http://www.klangwelten.com/records/details/KW20029/KW20029_d.html
http://www.folker.de/200406/07opper.htm
http://www.kultur-i-d-landschaft.de/World_Music___Jazz/KaroVan_-_Lisa_Kanchukh___frie/karovan_-_lisa_kanchukh___frie.html
http://www.klangwelten.com/festival/2005/2005_jatinder.html
http://www.kah.bonn.de
http://folktreff-bonn-rhein-sieg.blogspot.com/2006_11_01_folktreff-bonn-rhein-sieg_archive.html

Frühere Rezis von mir zu Rüdiger Oppermann und/oder Klangwelten:
Klangwelten-Festival am 8.11.2005 in der Kunst- und Ausstellungshalle in Bonn
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2005/11/konzertrezension-klangwelten-festival.html bzw. http://tinyurl.com/c6xf6
16. Tanz & Folk Fest Rudolstadt vom 7. bis 9.7.2006 – Eindrücke
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2006/07/festivalbericht-16-tanz-folk-fest.html bzw. http://tinyurl.com/lyqj8

und zu der erwähnten CD „blue bellow“
Johannes Mayr. blue bellow
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2004/05/cd-rezension-johannes-mayr-blue-bellow.html bzw. http://tinyurl.com/apuy5
und
http://www.folkig.de/reviews/johannesmayr.php3
und
In: Folker! 06.04, S. 80.
online: http://www.folker.de/200406/rezi-d.htm#06

MAS

Friday, November 17, 2006

Artikel: Lasst es brummen! - Hummelkurse feiern Jubiläum - 50. Werkstatt vom 17. bis 19. November in Naurod

Artikel: Lasst es brummen! - Hummelkurse feiern Jubiläum - 50. Werkstatt vom 17. bis 19. November in Naurod

Folgenden Artikel schrieb ich für die Rubrik „Heimspiel“ im Folker!, aber der Endredaktion war der Text zu sachlich, trocken und zu sehr voller Details, so dass er abgelehnt wurde. Ein Ausschnitt davon ist im Folker! 06.06 auf S. 8 in der Rubrik „Szene“ zu lesen, und den Gesamttext könnt ihr mit freundlicher Genehmigung der Folker!-Redaktion nun hier lesen.

Und um Missverständnissen vorzubeugen: Es handelt sich bei diesem Text um keine Rezension, also um keine Bewertung, sondern um einen historischen Abriss und ein Überblick über das Angebot der Hummelkurse.


Lasst es brummen!
Hummelkurse feiern Jubiläum
50. Werkstatt vom 17. bis 19. November in Naurod

Nein, die Hummelkurse sind keine Fortbildung für Insektenfreunde oder Hobbyimker, aber ein wenig hat es schon damit zu tun, genauer, mit dem hummelähnlichen Brummen, das Borduninstrumente wie Drehleiern und Sackpfeifen, zum Beispiel – nomen est omen – die Hümmelchen, von sich geben, wenn mehrere von ihnen gleichzeitig gespielt werden. „Drehleiern und Sackpfeifen“, das klingt für den heutigen Durchschnittszeitgenossen nach Mittelaltermusik, für einige, die der Szene näher stehen, nach französischer Balfolkmusik, und es geht ja auch um beides, aber nicht nur.

Von Michael A. Schmiedel

Wie die gesamte Folkmusik, so erlebte auch die Bordunmusik in den 1970er Jahren ein Revival. Zwar waren handgekurbelte und mundgeblasene Borduninstrumente in Frankreich, anders als in Deutschland, nie ganz aus der Volksmusik verschwunden, aber sie hatten sich in trachtengruppenähnliche Formationen Zentralfrankreiches, vor allem Berrys, und der Bretagne zurück gezogen. Das neue Interesse an der alten Tanzmusik wuchs in beiden Ländern in gegenseitiger Befruchtung, wobei auf deutscher Seite vor allem Kurt Reichmann zu erwähnen ist. Zwar von den Franzosen inspiriert, war er in einer Sache dennoch schneller, denn 1974 startete er in Lißberg mit den bis heute erfolgreich laufenden Festivals, noch bevor 1975 das erste Festival in Saint Chartier stattfand. 1978 erhielt er für seine Wiederentdeckung der Drehleier das Bundesverdienstkreuz. Um 1980 hatte die Drehleier in Deutschland sich wieder weit genug verbreitet, um eine Nachfrage nach Spielkursen zu generieren, die groß genug war, regelmäßig solche anzubieten. Die Idee war von Anfang an, das Niveau der Drehleierspieler zu erhöhen, und zwar in Bezug auf Tanzmusik mit verschiedenen Rhythmen und Schnarrtechniken und nicht nur auf Begleitung von Liedern, wie Tom Kannmacher und Jürgen Schöntges es schon taten. Lehrer waren auf deutscher Seite auch schon vorhanden, aber zu Beginn musste man doch immer wieder auf französische und andere ausländische Musiker zurück greifen.

Vier Standorte in 26 Jahren, das Drehleierschisma und der Bordun e.V.

Nach einem Wochenendseminar in Reichelsheim begannen die Hummelkurse in Königstein im Taunus, zogen aus Platzmangel im dortigen Haus aber bald in den Hufeisenhof in Linsengericht um, wo sie über 15 Jahre lang stattfanden. Nach dem Verkauf und Umbau des Gebäudes in ein Hotel, zog man für kurze Zeit nach Bad Orb um. Und seit 2002 ist Naurod bei Wiesbaden die neue Heimstätte der Drehleierwerkstätten.

2000 kam es zum so genannten Drehleierschisma. Damals einigte sich das Organisatorenteam darauf, den Kursteilnehmern, die keine eigenen Drehleiern besaßen, und denen bislang immer Leihinstrumente aus der Werkstatt Kurt Reichmanns zur Verfügung gestellt wurden, wahlweise auch Drehleiern anderer Hersteller anzubieten, die es zu Anfang in Deutschland ja gar nicht gegeben hatte. Das passte Kurt Reichmann nun gar nicht und er ließ daraufhin einige Musiker nicht mehr bei seinem Festival in Lißberg auftreten. Im Zuge der Suche nach Alternativen entstand vor sechs Jahren als neuer Verein der Bordun e.V., dem sich bald wegen ohnehin vorhandener Personalüberschneidung die Hummelkurse anschlossen, die nun als ein regelmäßiges Angebot des Bordun e.V.s fungieren, neben den Kursen auf Schloss Fürsteneck, der Sommer- und der Winterbordunale und den Kursen in Blankenheim. Das Verhältnis zu Kurt Reichmann hat sich inzwischen entspannt und man arbeitet ab und zu auch wieder zusammen.

Intensive individuelle Ausbildung der Kursteilnehmer und ein vielfältiges Angebot

Das Besondere an den Hummelkursen ist, dass anders als etwa in Frankreich oder auf Burg Fürsteneck, nicht alle 15 bis 20 Teilnehmer, vom Anfänger bis zum Fortgeschrittenen, gleichzeitig in einem Raum unterrichtet werden, sondern es je nach Niveau unterschiedliche Klassen mit jeweils oft weniger als fünf Teilnehmern gibt. Das ermöglicht eine individuelle und intensive Betreuung jedes Einzelnen und hat zur Folge, dass viele Teilnehmer über mehrere Jahre hinweg kommen und sich über die verschiedenen Schlagtechniken Stufe für Stufe empor arbeiten. Bei einem kommerziellen Betrieb würde man von Kundenbindung reden, aber die Lehrer werden mehr durch ihren Idealismus als durch die Verdienstmöglichkeiten angetrieben. Ein Großteil der 200 € Kursgebühr wird für die Unterkunft und Verpflegung verwandt. Einer der Lehrer und zugleich Hauptinformant für diesen Artikel ist Tilman Teuscher. Trotz Chemieingenieurstudiums hauptberuflich im öffentlichen Dienst tätig, ist er hobbymäßig Drehleier-, Sackpfeifen- und Tanzlehrer und tritt als Musiker unter anderem mit den Haynern auf.

Seit 1990 werben auch andere Drehleierkurse in Deutschland um Kundschaft. Um das 130-Betten-Haus in Naurod vollständig zu belegen und nicht mit anderen Seminaren, wie einmal mit einem Meditationskurs geschehen, in die Quere zu kommen, werden neben dem reinen Drehleierschwerpunkt (Ange Hauck, Fredi Pitzschel, Gabi Schneider-Jung, Rüdiger Wesp, Marianne Glier und andere) auch noch andere Kurse angeboten: Darunter Tanzmusik für Drehleier (Ulrich Hammann), ein Renaissance-Ensemble-Kurs (Paul Beckhiuzen), Kurse mit diatonischem Akkordeon (Hans Lang, Andreas Bothe, Torsten Dreher, Walter Simons, Oliver Stoffregen, Jens-Uwe Piesold und andere), Hümmelchen (Thomas Blau), französischen Sackpfeifen (seit 2005; Tilman Teuscher), großem Dudelsack und Schäferpfeifen (erstmals in diesem Jahr). Für 2007 ist zudem ein Nyckelharpakurs geplant. Neben dem eigentlichen Hummelkurs halten seit vergangenem Jahr auch die Northumbrian Smallpipers (Ulrich Meißner) eines ihrer beiden jährlichen Treffen und neuerdings auch die Deutschen Konzertinaspieler (Klaus Wenger; nicht die German Concertinaspieler) ihr Jahrestreffen zeitgleich im selben Hause ab.

Das Kernangebot des Hummelkurses besteht aber nach wie vor aus dem Drehleierunterricht, der über sieben Niveaus an Schnarrtechniken und zusätzlich noch in Spezialthemen wie Jazz (Roland Bach), Drehleier goes Pop (Michael von der Weth), Mittelalter- (Knud Seckel) und Barockmusik (Fredi Pitzschel) angeboten wird, je nach Repertoire der Lehrer. So kommen zweimal im Jahr 30 bis 40 Drehleiern in sieben bis neun und 25 bis 30 Akkordeons in vier bis fünf parallel laufenden Kursen zusammen. Viele Teilnehmer bringen auch ihre Ehepartner und Kinder mit, die nicht unbedingt einen Kurs belegen müssen, obgleich auch speziell für die Kinder etwas angeboten wird (Hélène Moelo). Gabi-Schneider Jung und Rüdiger Wesp, seit den Anfangstagen der Hummelkurse dabei, sind für die Organisation bzw. den Internetauftritt verantwortlich.

Und abends Balfolk

Der typische Ablauf eines Hummelkurses beginnt nach der Ankunft am Freitag mit dem gegenseitigen Kennenlernen in den einzelnen Klassen und dem Beginn des Unterrichtes. Freitagsabends gibt es freie Sessions und Tänze. Der Samstag ist am Vormittag, Nachmittag und frühen Abend dem Unterricht gewidmet, und am Abend gibt es einen Balfolk, zu dem häufig auch ehemalige Kursteilnehmer dazu kommen. Der Sonntag beginnt wieder mit Unterricht und endet mit Gruppenvorspielen, wonach die Teilnehmer abreisen und die Lehrer und Organisatoren sich zur Nach- und neuen Vorbereitung zusammen setzen.

Mehr Infos unter:
http://www.hummelkurse.de/
http://www.bordun.de/
http://www.das-drehleier.net/

www.bordun.de/projekte/hummel/index.aspx
www.diatonie.de/kurse.html
www.sackpfeifenclub.org/php/show.php?menuid=4&docid=1042

Tuesday, November 14, 2006

Konzertrezension: Brave Buben am 14.11.2006 beim Folk im Feuerschlösschen in Bad Honnef

Brave Buben am 14.11.2006 beim Folk im Feuerschlösschen in Bad Honnef

Dieses FiF-Konzert fand im Widerspruch zum Namen des Vereins nicht im Feuerschlösschen statt, sondern im Weinhaus Steinbach, etwa 500 Meter vom Siebengebirgsgymnasium entfernt. Warum, erkläre ich weiter unten.

Aufmerksamen Leserinnen und Lesern meiner Musikrezensionen wird es aufgefallen sein, dass ich südosteuropäischen Einflüssen auf nordwesteuropäische Musik, vor allem Balkaneinflüssen auf Irish Folk, sehr positiv gegenüber stehe. Obwohl das so ist, habe ich von der Musik beziehungsweise den Musiken Ost- und Südosteuropas herzlich wenig Ahnung. Das heißt, ich ahne schon was, aber weiß wenig. Nun ergab sich an diesem Abend die Gelegenheit, diese Wissenslücke ein wenig zu schließen, indes nicht theoretisch, sondern akustisch.

Die Braven Buben sind sieben Buben und ein Mädel aus Graz in der Steiermark, jener Stadt, die 2003 Kulturhauptstadt Europas war, aus welcher Manfred Hutter stammt, unser amtierender Religionswissenschaftsprofessor hier in Bonn, durch welche das Flüsschen Mur südwärts fließt, geradewegs, oder nein, eher in vielen Kurven, nach Slovenien hinein. Dort, also in Graz, gibt es eine unter Kennern berühmte Musikhochschule, welche Musikstudenten aus aller Welt anlockt, und es gibt eine lebendige Clubszene, in welcher der nahe Balkan nicht zu überhören ist.

Das Weinhaus Steinbach ist zwar ein im Inneren enges Fachwerkhaus, hat aber eine Halle, die sehr wie eine Dorf- und Weinfest-Mehrzweckhalle wirkt, mit langen Tischen und einfachen Stühlen, aber auch ein paar Weinmotiven an den Wänden. Es gibt eine Bühne, die für die acht Grazer gerade so ausreichte. Diese saßen ums Eck rum, ganz links Lotha Lässer (Akkordeon), dann Sasanko Prolic (E-Bass), in der Ecke Jörg Mikula (Schlagzeug), dann Kurt Bauer (Geige), Richard Winkler (verschiedene Saxophone und Schalmei) und ganz rechts Michael Bergbaur (Posaune). Vor den Instrumentalisten stand bei den Liedern Vesna Petkovic, die Sängerin. Und so wird auch schon klar, warum das Konzert nicht im Feuerschlösschen statt fand, denn bei dem Instrumentarium hätten in dem Gewölbe auch die dicksten Dämmplatten der dänischen Firma, die mit solchen den Klang der Musik in hallenden Räumen verbessern will, nicht ausgereicht, die Lautstärke auf ein angenehmes Maß zu reduzieren.

Ja, laut war die Musik, es hätte von daher gar nicht der Mikrophone und Lautsprecher bedurft. Und mitreißend war sie, mit Rythmen, die ich gar nicht zu benennen wage. Ich zählte mal EINS, zwei, drei, (Pause), EINS, zwei, drei, (Pause), ... oder ähnliches bis vier. Es waren nicht nur 7/8-Rythmen, sondern es war fast in jedem Stück anders. Die Kombination von Pausaune und Geige war sehr ungewöhnlich, und wenn dann noch das Saxophon dazwischen quäkte (nicht negativ gemeint!), dass kam mir bisweilen das Wort „Kakophonie“ in den Sinn, was auch nicht negativ gemeint ist, denn es verursachte eine ungemeine Spannung und eine Fröhlichkeit, ja eine wohltuende (!) Albernheit. Aber ich rede doch lieber von Polyphonie, das klingt besser und trifft es auch besser. Und ich muss bei der Gelegenheit besonders Stefan Bauer erwähnen, den Tontechniker, der es schaffte, diese ungleich lauten Instrumente alle auf ein gemeinsames Lautstärkemaß zu bringen, so dass man auch die Geige und das Akkordeon hörte. So gesehen, waren die Mikrophone doch notwendig. Und Vesnas Stimme, die in ich weiß nicht wie vielen Sprachen sang, serbisch (ihrer Muttersprache), mazedonisch, sephardisch, bulgarisch, griechisch, ... Da wären wir auch beim Thema der musikalischen Provenienzen: Ein Stück kam von der Krim, eines aus der Türkei, mehrere aus Griechenland, einige waren aus Bulgarien, aus Mazedonien, aus Bosnien oder aus den geographisch nicht exakt zu bestimmenden Traditionen des jiddischen Klezmer und der Romamusik. Auch südamerikanische Einflüsse waren heraus zu hören, Rumba, Ska, ..., des weiteren Jazz. Der Jazz kam manchmal sehr deutlich hervor, so dass ich mir eigentlich kaum noch vorstellen kann, südosteuropäische Einwanderer hätten in USA an der Entstehung des Jazz einen geringeren Anteil als die aus Afrika, denn all die genannten Stile inklusive der orientalischen Einflüsse, die diese traditionellen Musikern eh schon in sich tragen, wirkten wie aus einem Guss, als müsste es so sein und könnte gar nicht anders. Der Aussage Lothars, das einzige gemeinsame Kriterium, das ihr Repertoire zusammen halte sei, dass es alles mehr oder weniger tanzbar sei, kann ich also nicht bestätigen. Ich bestreite nicht die Tanzbarkeit, sofern man die dazu gehörenden Tänze kennt, aber ich bestreite, dass es das einzige Gemeinsame ist. Vielmehr liegt diese meines Erachtens doch in der gemeinsamen geographisch-kulturellen Herkunft aus dem Bereich des ehemaligen osmanischen Reiches, die auch die Art bestimmt, wie spätere Einflüsse verarbeitet werden. Tanzmusik kann sich auch ganz anders anhören, dass weiß wohl jeder.

Im Publikum tanzte auch kaum jemand, und die es taten, kannten die Tänze nicht. Vielleicht sollten die man nach Boppard zum Balkantanzworkshop gehen. Ich saß auch lieber zuhörend da, schlürfte dabei genüsslich einen halbtrockenen Oberdollendorfer Sülzenberg Riesling, der gut zur Musik passte, denn wo die Musik und die Musiker herkommen, da wächst auch Wein.

Wer sich noch selber einen akustischen Eindruck von den Braven Buben inklusive Mädel machen möchte, kann das im Radio: WDR3, 5.12.2006, 23.05 Uhr. Die Aufnahme stammt vom 13.11., dem Tag vor dem hier rezensierten Konzert.

Mehr Infos unter:
http://www.bravebuben.at
http://www.folker.de/200606/13herzeuropas.htm
http://www.wdr.de/radio/wdr3/
http://www.kug.ac.at/
http://www.graz.at/
http://www.folkimfeuerschloesschen.de.vu
http://www.weinhaus-steinbach.de/

Vgl. auch meinen Text:
Ein paar unausgereifte Gedanken über bulgarische Einflüsse auf die irische Musik
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2004/12/ein-paar-unausgereifte-gedanken-ber.html bzw. http://tinyurl.com/b78ve

MAS

Thursday, November 09, 2006

CD-Rezension: Talking Water. power of the moon.

Talking Water. power of the moon.

(Westpark 2006, http://www.westparkmusic.com/)
10 Tracks, 48:15, mit wenigen englischen Infos und zwei Fotos

Man sollte ja wie ein seriöser Weinverkoster eine Blindverkostung machen, sich also eine CD anhören, ohne zu wissen, von wem sie ist und vor allem, ohne vorher eine andere Rezension gelesen zu haben. So aber mit dem Wissen, dass da Kerstin Blodig und Ian Melrose mit dabei sind, die ich eh schon in ihren Formationen Norland Wind und Kelpie unheimlich gerne höre, und dann auch noch mit Chris Elstrods Worten im Hinterkopf: „Wer sich nur eine CD im Jahr kauft, sollte 2006 Talking Water erwerben“ (Folker! 06.06, S. 82 bzw. online unter http://www.folker.de/200605/rezi-de.htm ) kann ich gar nicht anders, als sehr positiv voreingenommen die CD in den Spieler zu legen und sehr sehr gespannt auf sie zu sein.

Nun war ich doch sehr überrascht und merke sehr deutlich, was es heißt, dass Musiker an unterschiedlichen Projekten arbeiten. Mein erster Eindruck: Irish Soul. Ja, interessant, hört sich gut an, eine gute Fusion. Die anderen Stücke gehen dann in eine andere Richtung, oder viel mehr, in viele andere Richtungen. Da ist Elektonik im Spiel, Synthesizer klänge, dann Trommeln, dann eine Flöte die von Ian ähnlich gespielt wird, wie Davy Spillane seine Pipes spielt, jazzig-poppig-folkig, und Kerstin singt, wie bei einer Filmmusik etwa von „James Bond“ oder „Patrick Pacard“ (erinnert sich noch jemand?), dann wird es ruhiger, Gesang mit Pianobegleitung, mich erinnert es Iona, später Harfenspiel mit einer Melodie, die zu Sally Oldfield passen würde, dann wird es wieder volltönender, Schlagzeug, Keyboard, Gitarre, eine männliche Stimme, die von Urs Fuchs, sehr weich, die nächsten zwei Lieder übernimmt wieder Kerstin gesangsmäßig, dann folgt ein im Kern traditioneller, aber jazz-poppig gespielter Slow Reel, und es folgt wieder, und Kerstin beschließt die CD mit zwei weiteren Liedern, deren letztes im Gegensatz zu den anderen, die englisch gesungen sind, auf Norwegisch. Wenn ich Vergleiche für die Grundstimmung der CD suche, fallen mit die späteren Clannad ein, sowie Iona und Enya. Sie selber nennen den Stil „Groovy Celtic Ethnopop“. Für Trad-Puristen ist die CD nichts, Chris Elsrodt ist wohl keiner, ich bin ja auch keiner, mir gefällt sie gut. Und wenn man den Stil mag, wird man auch diese Darbietung mögen, denn sie ist vielseitig, voll klingend, fein in den Arrangements, hat schöne, manchmal überraschende Details, man merkt, da sind Profis am Werk, die erstens ihre Kunst lieben und zweitens ihr Handwerk beherrschen.

Leider erfährt man nicht viel von dem Pappschuber, in dem die Scheibe steckt. Talking Water sind: Kerstin Blodig (vocals, acoustic guitar, mandolin), Urs Fuchs (vocals, bass, programming, percussion, piano, wolf’s howl (ah, der Wolf ist nicht echt?)), Ian Melrose (vocals, acoustic & electric guitar, whistles, dobro), Wolfgang Cramer von Clausbruch (vocals, harp, keyboards, accordeon, persussion, programming) und Ingolf Kurkowsi (drums). Als Rezensent bekommt man noch eine PDF-Datei mit Bandinfos, auf der auch einige meiner Assoziationen bestätigt werden (ich hatte sie aber, bevor ich da hinein schaute), die kann ich auf Nachfrage gerne nachliefern, und ich werde auf die Westparkmusic-Homepage verwiesen, von der man das Büchlein runter laden kann. Warum ist es nicht direkt bei der CD? Ich denke, da spart man am falschen Ende, denn wer will schon beim Hören schöner Musik ins Internet gehen, anstatt einfach ins vorliegende Büchlein zu schauen, wenn es denn vorläge?

Aber die Trackliste, die habe ich auch offline vorliegen:
1. power of the moon
2. nightglider
3. the ferryman
4. the golden fly
5. the woman of whom i dream
6. wonderland
7. deep blue tonder
8. jenny nettles
9. green meadows
10. bånsull

http://www.kerstinblodig.de/projects/talkingwater.html
Das Booklet findet man unter:
http://web18.lohmar.com/specials.html, es enthält auf sechs Seiten alle Texte und schöne Fotos. Schade, dass es nicht direkt bei der CD dabei ist!

Frühere Rezensionen von mir zu Kerstin Blodig und Ian Melrose:
Norland Wind am 21.3.2001 in der Harmonie in Bonn-Endenich
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2001/03/konzertrezension-norland-wind-am.html bzw. http://tinyurl.com/8fhwv
Norland Wind am 24.11.2005 im Bungertshof in Oberdollendorf
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2005/11/konzertrezension-norland-wind-im.html bzw. http://tinyurl.com/dux2q

MAS

Nachtrag: Erst nachträglich erfuhr ich von Kerstin Blodig, dass ich nur ein Promo-Exemplar der CD erhalten hatte, das ohne Büchlein war, bei den Verkaufsexemplaren aber sehr wohl eines dabei ist.

Friday, November 03, 2006

Konzertrezension: Norland Wind am 03.11.2006 im Bungertshof in Oberdollendorf

Norland Wind am 03.11.2006 im Bungertshof in Oberdollendorf

Nach weniger als einem Jahr, zog es eine der meinem Kenntnisstand und Geschmack nach drei oder vier besten in Deutschland ansässigen Irish Folk-Gruppen wieder in unsere Gegend, wobei sie vor einem Jahr anscheinend einen so positiven Eindruck hinerlassen haben, dass sie gleich für zwei Abende im Bungertshof gebucht wurden. Gemeint ist Norland Wind mit Sitz in Berlin, aber auch in Dublin, mit Musikern aus Deutschland und Irland, Schottland und abstammungsmäßig aus Norwegen. Eigentlich dachte ich ja, dass ein Einjahrsabstand recht eng sei, aber der Saal war am Freitagabend proppevoll, am Donnerstag soll er etwas weniger vol gewesen sein, und ich war wieder, das schicke ich vorweg, vom ersten bis zum letzten Ton begeistert.

Noal Duggan, der seinen Clannad-Zwillingsbruder Padraigh krankheitsbedingt zu Hause hatte lassen müssen, stand aus Publikumsperspektive wieder links, und spielte Mandoline und Gitarre und sang. Schräg hinter ihm saß am Keyboard und an der Gitarre Matthias Kießling, weiter rechts sang und spielte Gitarre, Bouzouki und Bhodrán Frontfrau Kerstin Blodig, noch eins weiter rechts saß Thomas Koeffke an seiner Harfe. Weiter rechts etwas hinten saß Ian Matthews, der Gitarre und Low Whistle spielte, und ganz rechts stand Máire Breathnach mit Fiddle und Gesang. Also war die Besetzung schon mal nicht ganz identisch mit der von 2005.

Es ist interessant an mir selbst zu beobachten, wie sehr mich die Musik wieder ergriff. Vor allem wenn Noel und Kerstin gemeinsam sagen, kamen mir (fast) die Tränen, nicht vor Schmerz, sondern vor Ergriffenheit. Und wenn vier Gitarren und die Harfe einen dichten, wabernden, rhythmischen, groovigen Klangteppich bildeten, oder Keyboard, Low Whistle und/oder Geige einen solchen Teppich melodiös durchzogen, wie Weberschiffchen die Fäden eines Webstuhls, dann ging mir das durch und durch und nahm mich mit, wohin auch immer.

Gesungen wurde auf Gälisch, Norwegisch und Deutsch. Letzteres war mir für diese Gruppe eine neue Erfahrung. Matthias, der ja früher auch mal Deutschfolk bei Wachholder gemacht hat, war es, der eine deutsche Version von „Fiddler’s Green“ zum Besten brachte. Lieder vergaß ich, ihn darauf hin zu weisen, dass Keen On Tunes aus Bonn eine Bönnsche Version haben, aber das kann man ja noch nachholen. Im „Walking Song“ tagträumt eine Frau von ihrem Traummann im Minikilt. Ob sie Ferdi kennt?

Zwischendurch gab es auch Soli, wovon mir besonders das an Gershwin erinnernde Gitarrensolo von Ian in Erinnerung ist. Es sollte aber an Mendelssohn-Bartholdy erinnern, und Ian dachte beim Komponieren an dessen Aufenthalt auf den Hebriden.

Die Musik kann im Großen und Ganzen als sphärisch bezeichnet werden. Aber es gab auch zwei schnelle Reels von Máire auf der Fiddle gespielt, darunter „Brenohm“, das ich schon sehr oft hörte, von Solas bis Whisht!, von dem ich aber nicht wusste, dass es von Máire geschrieben ist. Das Publikum war beim ersten Reel angenehm zurück haltend, was das Mitklatschen anbelangt, sondern unterstütze den Rhythmus mit den Füßen, aber ein kleiner Wink von Kerstin beim zweiten Reel, ließ dann doch ein Geklapper losbrechen, bei dem Petra und ich dann auch mitmachten.

Viel zu schnell waren die knapp drei Stunden vorüber, es war auch noch Zeit für das eine oder andere fachliche Schwätzchen in der Pause oder anschließend, die Bewirtung funktionierte auch, wenn die Kellner auch rotierten, man sollte nur nicht unbedingt einen Schirm draußen in den Schirmständer stellen, denn Petras schirm war anschließend von hinnen. Ihm am Platz zu lassen, ging auch nicht, dazu war es zu eng, ihre Tasche, die sie natürlich nicht draußen ließ, wurde wie auch immer, beschädigt. Also mein Tipp: Kommt mit möglichst wenig Gepäck zum Bungertshof, wenn solche Publikumsmagneten auftreten, und das kommt dort ja immer wieder vor.

http://www.thomasloefke.de/
http://www.concertidee.de/norlandwind/
http://www.kerstinblodig.de/
http://www.clannad.ie/
http://www.mairebreatnach.com/
http://www.bungertshof.de

Frühere Norland Wind-Rezensionen von mir:
Norland Wind am 21.3.2001 in der Harmonie in Bonn-Endenich
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2001/03/konzertrezension-norland-wind-am.html bzw. http://tinyurl.com/8fhwv
Norland Wind am 24.11.2005 im Bungertshof in Oberdollendorf
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2005/11/konzertrezension-norland-wind-im.html bzw. http://tinyurl.com/dux2q

MAS

Wednesday, November 01, 2006

CD-Rezensionen für den Folker! 06.06

CD-Rezensionen für den Folker! 06.06

von Michael A. Schmiedel

hier veröffentlicht mit Genehmigung der Folker!-Redaktion


Whisky Trail. Chaosmos

In: Folker! 06.06, S. 83.
online: http://www.folker.de/200606/rezi-eu.htm#14

WHISKY TRAIL
Chaosmos
(Amiata records 2006, http://www.amiatarecords.com, http://www.whiskytrail.it/)
8 Tracks, 43:47, mit englischen und italienischen Infos und Fotos


Irish Folk made in Italy macht den Rezensenten neugierig. Anders als der Bandname vermuten lässt, kommt da aus den Boxen alles andere als Pubsongs, eher lässt der griechische CD-Titel einen in die richtige Richtung vermuten. Diese seit 1975 neunte CD des florentinischen Quintetts überrascht mich zutiefst: Acht Minisymphonien, fast durchweg zweistimmig, teilweise auch zwei Melodien nebeneinander oder ineinander verwoben, jeder Track mit Rhythmus- oder auch Tonartwechseln, mit ruhigen und schnellen Partien, teilweise mit Gesang, vor allem aber sehr komplexer Instrumentik, allesamt Kompositionen von Vieri Bugli (Fiddle), Stefano Corsi (Celtic Harp, Harmonica,, Harmonium, Vocals), Guilia Daneo Lorimer (Voice, Fiddle), Massimo Giutini (Uilleann Pipes, Tin und Low Whistles), Pietro Sabatini (Guitars, Bouzouki, Pedal Bass Pipe, Voice), denen als Gastmusiker Piero Bubbico mit Scottish Snare Drums zur Seite steht. Ähnlichkeiten zu den Chieftains und auch zu Flairck höre ich heraus, des weiteren zu Rekonstruktionen antiker griechischer Musik durch das Atrium Musicae de Madrid und zur ägyptisch-schweizerischen Ethojazzband Sharkiat, also durchaus nicht nur zur keltischen Musik. Im Büchlein kann man nachlesen, dass jedes der Stücke einem der acht Elemente der keltischen Mythologie zugeordnet ist: Luft, Stein, Feuer, Sterne, Farben, Gerüche, Wasser und Seele. Mehr davon bitte!


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Currach. Farewell to Old Ireland

In: Folker! 06.06, S. 79.
online: http://www.folker.de/200606/rezi-d.htm#05


CURRACH.
Farewell to Old Ireland
(Eigenverlag 2006, http://www.currach.de )
10 Tracks, 48:40, mit fast allen Texten, englischen Infos und Fotos

Aus der Bonner Irish-Session-Szene gingen schon einige Bands hervor, eine davon ist Currach, die im Kern aus Ellen D. Jeikner (Hauptsängerin, keltische Harfe, Gitarre, Mandoline, Tin Whistle), Ralf P. Wackers (Gitarre, Banjo, Irish Bouzouki, Mundharmonika, Bodhrán, Hintergrundgesang, der auch das Celtic Attractions Festival im Zirkuszelt in Köln organisiert, auf dessen erstem 2005 auch Teile der CD aufgenommen wurden) und Katja Martens (Fiddle), sowie der mittlerweile in Wien lebenden Antonia Werding (Uilleann Pipes, Tin Whistle) besteht. Auf dieser ihren zweiten CD seit 2004 spielen außerdem noch Olaf Sickmann (Tin Whistle), LeAnn Guyton (Querflöte) und Michael Heuser (Five-string Banjo) mit. Anders als bei ihren Lifegigs überwiegen auf dieser CD mit 8:2 die Lieder, die auch eindeutig die Stärke der Band bilden. Ellen Jeikner trägt sie mit ihrer unverwechselbaren ausdrucksstarken Stimme vor, begleitet sich dabei mal mit der Gitarre, mal mit der Harfe, Ralf Wackers singt oft in zweiter Stimme im Hintergrund mit, die anderen Instrumente umspielen sie und füllen die Lücken zwischen den Strophen mit der Liedmelodie oder aber einer anderen. „Never Tire of the Road“ von Andy Irvine klingt sehr nach Country, damit sollten sie sich mal beim European Song Contest bewerben. Die beiden Instrumentals sind ein verträumtes Harfen-Flöten-Bodhrán-Set und ein flotteres mit den Pipes im Zentrum.


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Ballycotton. Eyla

In: Folker! 06.06, S. 90.

BALLYCOTTON
Eyla
(Eigenverlag 2006, http://www.ballycotton.at)
14 Tracks, 53:24, mit wenigen englischen Infos, einem Refrain in Phantasiesprache und Fotos

Das Quintett aus St. Pölten bietet auf seiner dritten CD eine „Fantasy-Folk“ genannte Programmmusik, die mit keltischen, alpenländischen, orientalischen und anderen Einflüssen instrumental und in „Feensprache“ eine Geschichte erzählt, die man ohne die Erzählung auf der Homepage aber nicht versteht.




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Banshee. live

In: Folker! 06.06, S. 90.

BANSHEE
live
(Eigenverlag 2006, http://www.banshee-music.de)
16 Tracks, 58:38, mit englischen Infos und Fotos

Das Quintett aus dem oberbayerischen Wildsteig erfreut mit einer Mischung aus zugleich deftigen und im Detail feinen irischen Sessiontunes und Songs, einer idealen CD für Liebhaber des Typischen, aber auch 7/8-taktmäßig am Puls der Mode, und das alles trotz Liveaufnahme in sehr guter Klangqualität.




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Gaelic Wind Project. along the enchanted way

In: Folker! 06.06, S. 91

GAELIC WIND PROJECT
along the enchanted way
(Eigenverlag 2005, http://www.gaelicwindproject.de)
16 Tracks, 57:07, mit deutschen Infos und Fotos

Eine feine Musik bietet dieses Sextett aus Essen, flotte irische Tunes, zum Teil auch unter Einfluss McGoldricks mit Balkantouch, getragene Songs mit weiblicher Stimme, fröhliche gemischtgeschlechtliche, und bei „Raglan Road“ lässt van Morrison grüßen. Ein bemerkenswertes Erstlingswerk!



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Karrik’s & The Sugarloafs

In: Folker! 06.06, S. 92

KARRIK’S & THE SUGARLOAFS
(Eigenverlag 2006, http://www.karriks.se)
3 Tracks, 10:24 Minuten, mit englischen Infos und Fotos

Das Duo Karrik’s und das Quartett The Sugarloafs aus Schweden begnügen sich auf dieser Scheibe im Pappschuber mit der Wiedergabe von drei Liedern von Marc Seymour, Andy M. Steward und aus der irischen Tradition, die sie folk-pop-countrymäßig vortragen.



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Tantallon. live Irish & Scottish Folk Music

verschoben auf Folker! 01.07

TANTALLON
live Irish & Scottish Folk Music
(Seven Rays 2006, http://www.tantallonband.com)
17 Tracks, 57:18, mit deutschen und englischen Infos und Fotos

Das schottisch-deutsche Trio aus Bremen hat zusammen mit einem Gastmusiker für diese CD ein Konzert mit allen Ansagen, Scherzen und Publikumsgeklatsche aufgenommen. Sie singen und spielen deftigen Irish & Scottish Folk in Dubliners-Manier, aber weiblicher Frontstimme.


MAS

Thursday, October 26, 2006

CD-Rezension: The Irish Folk Festival. Tribute to the Galway Hooker Boats.

The Irish Folk Festival. Tribute to the Galway Hooker Boats.

(Manetic Music 2006, http://www.magnetic-music.com, http://www.irishfolkfestival.de)
17 Tracks, 65:38, mit englischen Infos und Fotos

Da ich das diesjährige Irish Folk Festival leider nicht besuchen kann, werde ich auch nicht darüber berichten können. Vielleicht geht ja Johannes Schiefner hin, denn es findet ja quasi vor seiner Haustüre statt. Aber mir liegt hier die Festival-CD vor, und darüber schreibe ich gerne was.

Das IFF ist in diesem Jahr einem Segelboottyp gewidmet, dem Galway Hooker, dessen letzte Stunde im sozusagen fahrplanmäßigen Verkehr vor der irischen Westküste geschlagen zu haben scheint. Die sechsköpfige Band Arcanadh mit Martin Gallen (Gesang, Gitarre, Bodhrán), Margret Frances Gallen (Gesang, Piano), Fiona Walsh (Gesang, Fiddle), Maria Bernadette Corbet (Gesang, Harfe), Sinead Gibson (Gesang, Low Whistle) und Colm Breathnach (Gesang, Banjo, Bousouki) besingt diese Boote auch gleich im ersten Lied auf der Scheibe. Es folgt ein Lied mit maritimem Inhalt, eines auf Gälisch aus der Waterford-Gegend, also Déise, und zuletzt das berühmte Lied über den Grenzfluss zwischen Schottland und England, teilweise mehrstimmig, etwas an Clannad erinnernd, gesungen.

Das Duo Cormac Breathnach (Whistles) & Martin Dunlea (akustische Gitarre, E-Bass) bringt sodann vier Instrumentals, im ersten Set auch ein paar Reels, im zweiten wieder ruhigere Double Jigs, und sodann einen reinen, verträumt ruhigen Gitarrentune und zum Abschluss „Sí beag si mór“ vom O’Carolan, das ich besonders liebe und das auch in dieser Version mit Gitarre und Whistle vorgetragen.

Das dritte Viertel der CD gehört der Sängerin Pauline Scanlon. Sie verabschiedet sich gleich zu Beginn mit „The parting glass“, geht dann aber doch nicht, sondern lässt drei weitere Lieder folgen, darunter das Gälisch-Englische „Síl a rún“, und allesamt sehr sehr ruhige Songs. Die Arrangements stammen laut Bandinfo von Donogh Hennessy von Lúnasa, aber ob er es ist, der sie auch auf der Gitarre begleitet oder ob sie das selber tut, kann ich nicht herausfinden. Wer also die Pauline Scanlon Band ist, bleibt unklar.

Zoë Conway (Fiddle, Gesang), John MacIntyre (Gitarre; nein, nicht der Unterwasserfilmer, den man im Internet findet) bestreiten die letzten fünf Tracks, die sie zwar mit Reels beginnen, von denen sie dann aber doch wieder in langsamere Rhythmen, wenn auch Jigs, zurück fallen. Auf Track 16 singt Zoë noch schöner als Pauline vorher, richtig süß, und auf Track 16 entführt sie einen mit einer Air auf ihrer Fiddle in eine sehr melancholische Stimmung, aus der sie einen dann aber mit zwei Reels wieder heraus holt Auf Track 17 werden sie von Robin Harris auf dem Bodhrán begleitet.

Die Grundstimmung der CD ist moll(ig), passend zum Herbst und zum Lamento über das Ende einer Küstenseefahrtsära. Wer aufregenden Rythm’n’Reel sucht, greife besser nicht zu, aber wer den passenden Soundtrack für gemütliche Stunden am Kamin oder gute bodenständige Traditionals sucht, ist mit dieser Scheibe bestens beraten.

Trackliste:

1. Arcanadh: The Galway Hooker
2. Arcanadh: Willie and Mary
3. Arcanadh: An Crútscin Ián
4. Arcanadh: Both sides of the Tweed
5. Cormac Breathnach & Martin Dunlea: Beech tree / glass of beer / Sweeney’s dream
6. Cormac Breathnach & Martin Dunlea: Tailor’s / James Morrison’s / Butterfly
7. Cormac Breathnach & Martin Dunlea: The Mermaid
8. Cormac Breathnach & Martin Dunlea: Sí beag si mór
9. Pauline Scanlon Band: The parting glass
9. Pauline Scanlon Band: I am a maid that sleeps in love
10. Pauline Scanlon Band: Siúl a rún
11. Pauline Scanlon Band: The bonnie blue-eyed lassie
12. Zoë Conway & John MacIntyre: Riscommon reel / Kilavell fancy
13. Zoë Conway & John MacIntyre: Lonesome jig / McCallums
14. Zoë Conway & John MacIntyre: Crazy man Michael
15. Zoë Conway & John MacIntyre: An beinsin luachra / ril gan ainn / the oak tree
16. Zoë Conway & John MacIntyre: Decorate the mahogany / ringing the bell



http://www.arcanadh.com/
http://www.folkmusic.net/cormacbreatnach/index.htm
http://www.paulinescanlon.com/
http://www.zoeconway.com/
http://www.galwayhookerassociation.ie

Frühere IFF-Rezis von mir:
The Irish Folk Festival 04 – Celtic Legends am 25.10.2004 in der Philharmonie in Köln
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2004/10/konzertrezension-irish-folk-festival.html bzw. http://tinyurl.com/dzpjs
The Irish Folk Festival – Tunes for Tara Tour am 15.11.2005 in der Philharmonie in Köln
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2005/11/konzertrezension-irish-folk-festival.html bzw. http://tinyurl.com/bvnoe
The Irish Folk Festival 05. Tunes for Tara. (CD)
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2005/09/cd-rezension-irish-folk-festival-05.html
bzw. http://tinyurl.com/cnypa


MAS

CD-Rezension: Tantallon. live. Irish & Scottish Folk Music

Tantallon. live. Irish & Scottish Folk Music

(Seven Rays 2006, http://www.tantallonband.com)
17 Tracks, 57:18, mit deutschen und englischen Infos und Fotos


Auch zweimal erhielt ich die CD des Bremer Irish & Scottish Folk Trios Tantallon, und da ich im Folker! dafür nur 300 Zeichen Platz hatte und diese so genannten Kurzschlüsse nicht ins Netz gestellt werden, ist diese zweite Veröffentlichung hier vielleicht wirklich vorteilhaft für die Band. Das Trio besteht aus der Schottin Joanna Scott Douglas (Gesang, Bodhrán, Percussion), ihrem deutschen Mann Arndt Scott Douglas (Gesang, Gitarre) und David Niedermayer (Gesang, Mandoline, Gitarre und Mundharmonika), und als spezieller Gast ist auf der CD auch Imke Albert (Viola, Gesang, Percussion) mit dabei. Laut beigelegter Info ist auch Pascal Gentner (Gesang, Bass, Akkordeon) ein neues Bandmitglied, aber auf der CD nicht dabei. Die Scheibe enthält einen Mitschnitt eines Konzertes vom Februar 2006 mit allen Ansagen, Scherzen und dem Beifall und Mitklatschen des Publikums. Die deftigen Songs, in Dubliners- und Tannanhill Weavers-Manier nur eben mit Joannas weiblicher Stimme vorgetragen, machten beim Konzert bestimmt viel Spaß, und ich wäre gerne dabei gewesen. Allein, auf der CD kommt die Stimmung nicht ganz so rüber bzw. das Publikumsgeklatsche stört eher den Musikgenuss, und die scherzhaften Ansagen sind wohl eher aus der Situation geboren, die man als Nur-CD-Hörer eben nicht kennt und nicht vor Augen hat. Auch klingt Joannas Stimme im Laufe der Spielzeit merklich angestrengter, was aber auch wieder als authentische Konzertstimmung gewertet werden kann, denn wenn die Zuhörer eventuell rauchen, ist das unumgehbar. Zwei Stücke, nämlich „Monsters“ und „Hexenbesen“ sind Eigenkompositionen, letzteres und die „Irish Suite“ sind die einzige Instrumentals auf der CD, und bei beiden ist die Mandoline das Hauptinstrument. Die Band ist zwei Jahre alt, und wenn ich mich erinnere, wie so manche heute zehn und mehr Jahre alte Band vor acht und mehr Jahren klang, dann kann aus Tantallon noch einiges werden, so dass ich ihnen nur wünschen kann, nicht nachzulassen, sondern weiter zu singen, zu spielen, zu experimentieren und zu üben.

Trackliste:

1. Botany Bay
2. Hills of Connemara
3. Step it out Mary
4. Boys of Killibegs
5. Mount and Go
6. Irish Suite
7. I‘m a Rover
8. Barnyards of Delgaty
9. Raglan Road
10. I Know My Love
11. Bonnie Ship the Diamonts
12. Bonnie Lassie of Fife
13. Monsters
14. Horro Harra Barra
15. Hexenbesen
16. I’ll Tell Me Ma
17. Maids When Your [sic!] Young [Heißt es nicht “You’re”?]

Meine Folker!-Rezi dieser CD ist (noch) nicht online lesbar, aber im Folker!-Heft 06.06 bei den Kurzschlüssen.

MAS

CD-Rezension: Whisky Trail. Chaosmos

Whisky Trail. Chaosmos

(Amiata records 2006, http://www.amiatarecords.com, http://www.whiskytrail.it/)
8 Tracks, 43:47, mit englischen und italienischen Infos und Fotos


Beim Lesen des Bandnamens erwartete ich whiskyseelige Pubsongs. Dem Whisky- und Whiskeykenner wird gleich auffallen, dass es sich wegen des fehlenden e vor dem y eher um schottische, als um irisches Lebenswasser handeln muss, und wer sich noch besser auskennt, weiß, dass es in Schottland einen Whisky Trail bzw. Malt Whisky Trail in der Speyside-Gegend gibt. Was nun aber die Band konkret damit zu tun hat, erschloss sich mir bisher nicht, meine Aufmerksamkeit wurde auch bald in eine andere Richtung gelenkt. Die Band kommt nämlich aus Italien, genauer aus der Toskana, noch genauer aus der Gegend von Florenz, und da war ich mal sehr gespannt, wie sich denn Irish oder Scottish Folk made in Italy anhören mag. Und was ich dann hörte war alles andere als Pubmusic. Gleich das Intro des ersten Stückes elektrisierte mich: Gitarren- und Glockenspiel führen zuerst ganz behutsam in eine geheimnisvolle akustische Welt hinein, Flöte und Geige ergänzen dieses dann mit einzelnen Tönen, aus denen sich dann eine Flötenmelodie im 4/4-Takt entwickelt, die Geige übernimmt später, wird schneller und schneller, schafft Spannung, die dann eine Uilleann Pipe erlöst und entspannt mit einer fröhlichen Melodie, die dann aber wieder reelig davon gallopiert. Super! Auch die anderen sieben Stücke sind auf ähnliche Weise kleine Symphonien, alle von den Musikern und der Musikerin selber komponiert, die da heißen: Vieri Bugli (Fiddle), Stefano Corsi (Keltische Harfe, Ziehharmonika, Harmonium, Gesang), Guilia Daneo Lorimer (Stimme, Fiddle), Massimo Giutini (Uilleann Pipes, Tin und Low Whistles), Pietro Sabatini (Gitarren, Bouzouki, Pedal Bass Pipe, Stimme). Außerdem bedient Piero Bubbico als Gastmusiker die Scottish Snare Drums. Solche Arrangements habe ich kaum jemals gehört: Zwei- und Mehrstimmigkeiten, Rhythmus- und Tonartenwechsel, mehrere Melodien gleichzeitig ineinander verwoben, sich abwechselnde ruhig und schnelle Partien, sehr komplexe Instrumenteinsätze, keine Volks-, sondern Kunstmusik, wenn man diese Dichotomie bemühen will. Auf der Suche nach Ähnlichkeiten fallen mir die Chieftains ein oder das Atrium Musicae de Madrid mit seinem Versuch, antike griechische Musik zu rekonstruieren oder Sharkiat, eine schweizerisch-ägyptische Ethojazzband oder auch Blowazabella, wenn auch ohne Drehleier, aber all diese Ähnlichkeiten sind entfernt, Whisky Trail erschuf eine ganz eigene Musik mit unverkennbaren irisch-schottischen Bezügen, aber eben auch ganz anderen Einflüssen. Ich bin so begeistert von dieser Musik, dass ich sie hier in meinem eigenen Medium, wenn auch Mike Kamp vom Folker! anderer Meinung ist, als eine Besondere bezeichne. Die Band brachte seit 1975 schon acht CD vorher heraus, so dass es nun aber Zeit wird, dass man auch hierzulande von ihr erfährt. Sehr schön ist auch das Büchlein, das auf Italienisch und Englisch erklärt, dass jedes der acht Stücke einem Element aus der keltischen Mythologie zugeordnet ist, nämlich Luft, Stein, Feuer, Sterne, Farben, Gerüche, Wasser und Seele. Ob das nun autochton oder eher postmoderne Keltenschwärmerei ist, sei dahin gestellt, man könnte den Religionswissenschaftler Bernhard Maier fragen, dessen Steckenpferd es ist, moderne sich auf keltische und germanische Religionen berufende Ideen zu entzaubern, der könnte da wohl aufklären, und genau so könnten vielleicht auch Musikwissenschaftler die Musik entzaubern, aber das wäre doch schade. Ich lasse mich lieber verzaubern von Whisky Trail aus der Toskana!

Trackliste:

1. Air
2. Stones
3. Fire
4. Stars
5. Colours
6. Flavours
7. Water
8. Soul

http://www.artenomade.com/festival/attuali/montelago/montelago_2006.htm
http://www.maltwhiskytrail.com/

Meine Folker!-Rezi dieser CD:
http://www.folker.de/200606/rezi-eu.htm#14


MAS

CD-Rezension: Currach. Farewell to Old Ireland

Currach. Farewell to Old Ireland

(Eigenverlag 2006, http://www.currach.de )
10 Tracks, 48:40, mit fast allen Texten, englischen Infos und Fotos

Ralf Wackers hat es im irischen Rundbrief schon angekündigt: Currach hat eine neue, die zweite CD draußen. Mich versorgte er gleich zweimal damit, für je eine Rezi für den Folker! und eine für den folkigen Rundbrief. Wer Currach schon live gehört hat, sei es beim 1. Celtic Attractions Festival im Zirkuszelt 2005 in Köln, sei es bei einem anderen Konzert, zum Beispiel bei Frau Holle in Bonn, freut sich vielleicht auf Ellen D. Jeikners (Hauptsängerin, keltische Harfe, Gitarre, Mandoline, Tin Whistle) unverwechselbare, sich bisweilen countryähnlich leicht überschlagende Stimme mit englischen und gälischen Texten und auf Ralf P. Wackers (Gitarre, Banjo, Irish Bouzouki, Mundharmonika, Bodhrán, Hintergrundgesang) Gitarren- und Mundharmonikaspiel, und wird auch nicht enttäuscht werden. Wer sich aber vor allem an die schnellen Instrumentals erinnert, der insofern schon, als davon nur ein Jigset auf der Scheibe ist, in welcher Antonia Werding (Uilleann Pipes, Tin Whistle) mit ihren Pipes im Mittelpunkt sitzt. Das Set wurde beim 1. CAF aufgenommen, wobei Ellens Ansage „es kann wieder getanzt werden“ auf der CD nur dann sinnvoll wäre, wenn sie das „wieder“ weg gelassen hätte. Antonia, die früher auch bei Rolling Wave mitspielte, wohnt mittlerweile in Wien und betreibt dort ein Tonstudio. Außer diesem Jigset ist nur noch ein einziges anderes Instrumental auf der CD, nämlich ein ruhiger Harfen-Flöten-Bodhrán-Set. Auch mit von der Partie sind Katja Martens (Fiddle), Olaf Sickmann (Gesang, Gitarre, Tin Whistle), LeAnn Guyton (Querflöte) und Michael Heuser (der auch bei Foggy Stew mitspielt; Five-string Banjo), erstere auch zum Kernteam gehörend, die anderen drei hier „nur“ Gastmusiker. Die CD ist durchweg sehr schön anzuhören, die Arrangements sind abwechslungsreich, die Liedstrophen werden von oft zweistimmig, es fehlt nur eben ein wenig das von den Livegigs gewohnte Tempo. Ich muss sagen, dass mir besonders gut „Never Tire of the Road“ gefällt. Das Lied stammt zwar von Andy Irvine, ist aber meines Erachtens ein typischer Country Song, und ich meine, mit diesem Lied hätten sie beim European Song Contest keine geringeren Chancen gehabt, als die in den Massenmedien vielfach gefeierten Texas Lighting. Allerdings hätten sie die Jury dann davon überzeugen müssen, dass das restliche Repertoire irisch und sonst wie keltisch ist und sich trotzdem gut anhört. Ob man soviel guten Geschmack von einer Schlagerjury erwarten darf? Ach, bleibt im Lande und nährt Euch folkig, davon versteht Ihr was, und da findet Ihr Euer Publikum, dem ich diese CD hiermit an Herz lege. Sehr begrüße ich auch, dass man fast alle Liedtexte im Büchlein nachlesen kann, alle bis auf Olaf Sickmanns in Ellens Küche aufgenommene „Smiling Eyes“, das mich an Chris Simmances zusammen mit Kirsten Hense gesungenen Lieder erinnert.

Trackliste:

1. The Emigrant’s Farewell
2. The Gypsy
3. Tri Martolod – Brian Boru’s March
4. Never Tire of the Road
5. Caide Sin – Far Away
6. Antonia’s Set
7. The Verdants Braes of Skreen
8. Farewell of Nova Scotia
9. Smiling Eyes
10. Shannon Dolphins – For the Sake o’ Somebody

meine Folker!-Rezi dieser CD:
http://www.folker.de/200606/rezi-d.htm#05

frühere Currach-Rezis von mir:
1. Celtic Attractions Festival
Celtic Attractions – 1. Irish/Scottish Folkfestival im Zirkuszelt am 8.4.2005 in Köln-Weiß
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2005/04/konzertrezension-celtic-attractions-1.html bzw. http://tinyurl.com/85qdj


MAS

Friday, October 20, 2006

Konzertrezension: Chris While & Julie Matthews am 20.10.2006 beim Folk im Feuerschlösschen in Bad Honnef

Chris While & Julie Matthews am 20.10.2006 beim Folk im Feuerschlösschen in Bad Honnef

Am 20. Oktober waren mal wieder Musiker, bzw. Musikerinnen aus merry old England im Feuerschlösschen zu Gast, und zwar Julie Matthews aus Nordostengland, genauer Yorkshire, noch genauer Sheffield, und Chris While aus Nordwestengland, genauer aus der Nähe des Lake Districts. Wer jetzt denkt, von so weit im Norden, kurz vor der schottischen Grenze kommend, müsste ihre Musik auch schon ein wenig schottisch klingen, der irrt sich. Viel mehr klangen die ersten akustischen Eindrücke eher amerikanisch, und zwar nach Spirituals, zumindest musikalisch, wenn auch nicht textlich, die waren, sofern ich sie verstand oder aus den Ankündigungen erschloss, eher handfest und bodenständig: Es ging um das Problem, einem lieben Menschen viel zu selten die wirklich wichtigen Dinge zu sagen, bis man sich eines Tages auseinander lebt, es ging selbstredend um Liebeskummer, aber auch um den Kummer von Chris’ Vater, der mit 58 Jahren als Stahlarbeiter zwangsweise in den Vorruhestand geschickt wurde, weil die Stahlindustrie in Sheffield nur noch auf Sparflamme lief, und der dann mit 65 zurück geholt wurde, weil doch plötzlich seine berufliche Erfahrung gefragt und kein Nachwuchs da war, es ging aber auch um die Freude, einer ehemaligen Mitschülerin, die Julie, die nie gut in Sport war, immer in ihr Team nehmen musste, da sie immer als letzte noch übrig blieb, und die ihr deshalb immer böse war, weil die Mannschaft Julies wegen immer wieder verlor, ein freches „Nana nana naana“ hinterher zu rufen. Diese doch sehr verschiedenen Themen wurden indes nicht alle mit spiritual-ähnlichen Melodien vorgetragen, sondern vieles klang sehr country-ähnlich, einiges nach John Denver, ja bei einem Lied, ich weiß nicht mehr, worum es dabei ging, sah ich mich plötzlich in meinem 85er Buick Skylark-Mietwagen durch die Prairie von Alberta fahren. Und ein Lied erinnerte mich an Rawlin’s Cross, also wenn schon nicht schottisch, so doch neu-schottisch. An Instrumenten bedienten die beiden Sängerinnen Gitarren, Piano, Bouzouki, Mandoline und Ziehharmonika (Julie) und Gitarre, Bodhrán, Banjo, Dulcimer und Percussion (Chris). Ja, ein Lied mit Bouzouki und Banjo klang besonderes intensiv nach Country, eines mit Gitarre und Ziehharmonika klang noch am englischsten, wenn ich Chris Simmance als Maßstab nehme, wobei ich nicht weiß, ob man das tun kann.

Das Konzert fing eher langsam und zum Zuhören mit geschlossenen Augen einlandend an, nahm aber bald an Druck und Groove zu, um nach der Pause, in der man sich dieses Jahr wohl letztmalig mit Juttas leckerem Kümmel-Zwiebelkuchen versorgen konnte, ging es richtig ab. Der WDR war auch da, sogar Werner Führmann persönlich, und sie wollen den Mitschnitt Anfang 2007 senden. Wenn ich rechtzeitig davon erfahre, gebe ich den Termin an Euch weiter.

http://www.whileandmatthews.co.uk/
http://www.folkimfeuerschloesschen.de.vu

MAS