Thursday, December 07, 2006

CD-Rezension: Brave Buben. Demo

Brave Buben. Demo

(Eigenverlag, http://www.bravebuben.at)
4 Tracks, 17:28 mit deutschen Infos)

Vorliegende CD der Braven Buben aus Graz ist eine Demo-CD, die nicht im Handel erhältlich ist, sondern allenfalls nach ihren Konzerten, wo auch ich sie her habe, oder vielleicht kann man sie sich von ihnen auch zuschicken lassen.

Die Braven Buben sind Vesna Petkovic (Gesang; ja, richtig, dieser brave Bube ist ein Mädel), Michael Bergbaur (Tube, Posaune), Kurt Bauer (Violine), Jörg Mikula (Schlagwerk), Richard Winkler (Saxophone), Lothar Lässer (Akkordeon), Sasenko Prolic (E-Bass) und Stefan Bauer (Tontechnik). Mehr über ihr Leben und Werk kann man auf der oben angegebenen Homepage erfahren, zum Beispiel, dass mehrere von ihnen beim berühmten Sandy Lopicic Orkestar sind (vgl. auch http://www.lopicic.com/).

Vier Stücke, das klingt nach nicht viel, aber nach dem Eindruck eines Livekonzerts kann ich behaupten, dass sie eine schöne und repräsentative Auswahl darstellen. Das erste Lied ist eines der von südamerikanischer Musik beeinflussten, die Sprache klingt portugiesisch, das Lied treibt in einem ruhigen Vierviertelrhythmus dahin, Vesna singt von Akkordeon und Saxophonen umspielt und von Percussion sanft unterlegt ein verträumtes Liebeslied, das auch mal von der Geige abgelöst wird. Gegen Ende wird die Instrumentalik komplexer und bereitet einen schon auf Track 2 vor. Dieses Instrumental beginnt mit einem derben Rhythmus, der aber alsbald schräg und vielstimmig umspielt wird, es klingt nach Klezmer und nach Schwarzmeermusik aus Bulgarien, man kann sich schon in den 16/8-Rhtythmus hinein wiegen, hebt aber immer wieder den Kopf mit den hohen Tönen von Saxophon und Geige. Mit einem funkig gespielten Bass beginnt Track 3, den dann eine ungarisch klingende Geige übernimmt, obgleich es dem Titel nach rumänisch ist. Jedenfalls ist es ein sehr fröhliches Stück, woran nach der Geige auch ein sehr quäkiges Saxophon und das in der zweiten Hälfte immer deftiger und wilder werdende Schlagwerk seinen Anteil hat, welches den Rhythmus nicht starr durchhält, sondern ihn immer wieder langsamer werden läst, um ihn bald wieder wie verrückt anzutreiben. Track 4 schließlich beginnt mit einer brummigen Tuba, die vom Akkordeon so umspielt wird, als streiche eine Katze um einen Bären herum. Posaune und Schlagwerk lassen bald das Ganze voller klingen, aber es bleibt eine gewisse Schwerfälligkeit, die klingt, als taumele ein Mensch nach durchzechter Nacht durch den Saal, in dem immer noch die Kapelle spielt, und das in einem Walzertakt.

Die Musik dieser Österreichisch-bosnisch-serbischen Band aus der Steiermark klingt zugleich bodenständig-deftig und irgendwie albern bis total verrückt verspielt, und übermittelt so eine ungemeine Lebensfreude, der der Ernst des Lebens aber nicht fremd ist, sondern die erst durch ihn ihre Tiefe erfährt.

Trackliste:
1. Tito
2. Belfs Khusidl
3. Rumanian Sirba
4. Guten Morgen

Vgl. auch meine Konzertrezension:
Brave Buben am 14.11.2006 beim Folk im Feuerschlösschen in Bad Honnef
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2006/11/konzertrezension-brave-buben-am.html

PS: Nach dem Hören der Radiosendung am 5.12.2006 auf WDR 3 habe ich zudem den Eindruck, dass anderes als in mancher anderen Musik das Schlagwerk hier die Musik nicht vorantreibt, sondern durch seinen Rhythmus die Musik daran hindert, aus den Fugen zu geraten.
MAS