Sunday, December 10, 2006

Konzertrezension: Le Clou – 30-Jahre-Jubiläumskonzert am 10.12.2006 in der Harmonie in Bonn-Endenich

Le Clou – 30-Jahre-Jubiläumskonzert am 10.12.2006 in der Harmonie in Bonn-Endenich


30 Jahre Cajun Swamp Groove vom Rhein. Le Clou feierte sein Jubiläum mit befreundeten Gastmusikern in der Bonner Harmonie.

Das war nun wirklich der Clou der diesjährigen Le Clou-Konzerte und somit ein besonderer Anlass, der es rechtfertigt, nach den Konzerten am 3.2. im Bungerthof und am 31.3. in der Harmonie eine dritte Konzertrezension der fast dienstältesten Bonner Folkband zu schreiben. Über die Geschichte der Band habe ich schon im Folker! 02.06 berichtet, das brauche ich hier nicht zu wiederholen, und dass Le Clou nicht ganz die dienstälteste Bonner Folkband ist, erfuhr ich im Laufe des Abends, doch dazu später.

Zunächst standen auf der Bühne der recht, aber nicht proppevollen Harmonie vier andere Herren, nämlich Reiner Semmel Brothuhn, Elmar Schaffmeister, Martin Weißherbst [ bei dem Namen bin ich mir nicht sicher] und Steve Rot als Delegation der Bonner Hot Jazz Band Semmel’s Hot Shots, die mit einer Dixielandversion von „Rudolph the red nosed reindeer“ an die aktuelle Jahreszeit erinnerten und mit Trompete, Posaune, Saxophon, Kontrabass und anderem noch ein paar weitere flotte Jazzstücke folgen ließen. Cajun wird ja ähnlich wie Blues oft mit Jazz zusammen genannt, eigentlich öfter als mit Folk, so dass die Hot Jazz – und Dixieland-Ouverture dieses Konzertes niemanden verwunderte. Und seien wir mal ehrlich: Jazz ist in seinen Wurzeln reinste Volksmusik, und die Musik, die Semmel’s Hot Shots bieten, ist sehr nahe dran an den Wurzeln des Jazz im Süden der USA.

Nach diesem jazzigen Intro betrat Marion Radtke von der Springmaus die Bühne, nicht um zu musizieren, sondern um ab nun auf humorvolle Weise durchs Programm zu führen. Sie erinnerte das Publikum in einer kleinen Revue an all die netten Dinge, die vor 30 Jahren ganz normal waren, und die es heute kaum noch gibt, wie Telefone mit Schnur (also, wir haben auch noch eines), Tonbänder und Schallplatten (haben wir auch noch), Hut tragende Audifahrer mit Klorolle und Wackeldackel auf der Hutablage, und auch, dass die Biene Maja damals erstmals durch die deutschen Wohnzimmer flog, während Le Clou seine ersten Lorbeeren in den Fußgängerzonen verdiente. Sie erwähnte auch Yannik Monot, der an diesem Abend aber leider nicht da war, und vergaß im ersten Überschwang bei der Aufzählung der Le Clou-Musiker den Johannes Epremian, was sie aber später mit Schamesröte im Gesicht nachholte. Dass so ein Musikerleben zeitlich gesehen nur zu einem kleinen Teil auf der Bühne stattfindet, sondern etwas doppelt so viel Zeit in fremden Hotelbetten und viermal so viel im Auto verbacht wird, blieb auch nicht unerwähnt.

Und nun kamen die fünf Jubilare höchstselbst auf die Bretter, die ihre Welt bedeuten: die beiden Gründungsmitglieder Michel David und Yves Gueit, sowie Johannes Epremian, Gero Gellert und Ralph Schläger und legten kräftig los in bekannter, bewährter und beliebter Weise mit Gesang, Gitarren, Geige, Akkordeon, Okkarina, Tin Whistle, E-Bass und Schlagzeug. Bei den Two Steps und Liedern kochte der Mississippi in Endenich. Sie spielte und sangen auch hauptsächlich die schnellen Stücke, und Johannes erzählte nicht so viel zwischendurch wie sonst, denn es war ja auch nicht so viel Zeit wie sonst.

Denn bald stand schon ein weiter Spezialgast vor dem Publikum, ein etwas älterer Herr, nicht gerade schlank, der mich an Brian O’Neill erinnerte, aber keine Geige sondern eine Gitarre dabei hatte, mit der er sodann einen Blues, ein paar englische und ein irisches Lied (Cerrigfergus) sang, und das auf eine Weise, die mich an Eric Bogle erinnerte. Nun, es war niemand geringeres als Ray Austin, nordenglischer Singer/Songwriter mit Wohnsitz in Freiburg im Breisgau, von wo er auch Michael Zumstein mitgebracht hatte, der ihn auf einer Slideguitar begeleitete. Bei dem Blues begleiteten ihn auch Johannes, Gero und Ralph, und Johannes ist auch das Bindeglied zwischen Ray und Le Clou, denn er und Ray waren 1982 zusammen unterwegs, als sie in Witten auf Michel, Yves und Yannick stießen, was dann für Johannes ... ach, das habe ich ja im Folker! schon geschrieben.

Ein siebter Special Guest ließt Le Clou kaum Zeit, selber mal wieder zu spielen, und zwar war es Kalle Pohl, seines Zeichens Kabarettist, der sich ein Sofa mit auf die Bühne genommen hatte. Auf diesem ruhte er sich nicht etwa aus, sondern führte nach einem schönen Stück auf einem Akkordeon dort eine Oper vor. Er legte sich als Aida auf selbiges, sang eine Arie, stand auf, um als Figaro ihr den Hof zu machen, legte sich wieder, spielte alsbald einen Nebenbuhler, und natürlich hatte er sich einen neuen Text zu allem ausgedacht der in der Frage Aidas gipfelte, ob er sie noch liebe, ob sie zu dick sei und ob ihr das Kleid gut stehe.

Und nun gab es noch einen Gast, eine hübsche Dame mit leicht französischem Akzent und mit einem weißen Akkordeon bewaffnet: Lydie Auvray, die uns auf genanntem Instrument in das Frankreich des Musette-Walzers entführte. Wunderschön! Einer der Walzer klang für meine Ohren mit seinem etwas schweren und leicht melancholischen Rhythmus aber auch etwas nach finnischer Volksmusik. Na ja, die Finnen spielen ja Tango wie die Weltmeistern, warum sollten sie nicht auch Musette spielen?

Ja natürlich, Le Clou waren auch noch da und spielten mit Lydie zusammen den Two Step „La robe de tante Dolly“, mein Lieblingsstück von Le Clou, worauf die fünf auch mal wieder alleine ein paar Tunes zum besten geben konnten, bis dann das Ende sich jäh näherte. Marion sang noch ein Lied aus eigener Feder, im Stil der Schlager der 60er, begleitet von allen Musikern des Abends, dann sollte es bis auf die Zugaben zu Ende sein, denn 22.30 Uhr und somit die neue Polizeistunde war nahe, aber es kam noch ein Gast, unangemeldet, ein Überraschungsgast, wohnhaft in Endenich, und hatte eine Geige dabei. Ja, er durfte auch spielen, und tat das dann, das auch Johannes seinen Hut gezogen hätte, wenn er ein Audifahrer aus den 70ern wäre. Er strich bei einem Two Step nicht nur den Bogen über die Saiten, sondern zupfte auch noch mit der linken Hand an diesen, ganz oben am Steg. Es war Alexander „Ali“ Andrejewski von der seit 1972 und damit länger als Le Clou bestehenden Stingband, die somit die älteste derzeit bestehende Folkband Bonns ist oder zumindest sein dürfte, denn wer weiß. Und ich habe von ihr noch nie etwas gehört. Ach ja, die Semmel’s Hot Shots sind auch ein Jahr älter als Le Clou, und wenn man jetzt Jazz zum Folk rechnet ...

Natürlich gab es noch Zugaben, und dann waren die zweieinhalb Stunden ohne Pause vorbei. Ich weiß es momentan nicht, ob das Ereignis irgendwie akustisch oder visuell für die öffentliche Nachwelt aufgezeichnet wurde. Fotografen waren im Publikum, selbstverständlich Werner Schnabel, und auch Ingo Nordhofen vom Folker!, wo man deren Bilder zu sehen bekommt, ist mir aber noch nicht ganz klar. Am CD-Stand gab es aber eine Live-CD vom Konzert am 31.3.2006, die ich zwecks Rezension mit bekam, davon also mehr an anderer Stelle. Im Publikum waren auch Günter Hochgürtel von Wibbelstetz, aber leider nicht auf der Bühne, und auch Jutta Mensing vom Feuerschlösschen, sowie Ferdi und ich und viele viele andere nette Leute.

Mehr Infos unter:

La Clou:
http://www.leclou.com/

Semmel’s Hot Shots:
http://www.bonner-illu.de/bonnnews/0400/bonnerthemen/bonnerthemen4.html
http://www.jazzinlippe.de/musiker/semmels-hs.html

Marion Radtke:
http://www.springmaus-improvisationstheater.de/schauspieler/schauspieler_mr.htm

Ray Austin & Michael Zumstein:
http://de.wikipedia.org/wiki/Ray_Austin_(Musiker)
http://www.wittencms.de/p/detail_presse.asp?artikel_id=9754
http://www.schaffarm.ch/html/bsot_c.html
http://folker.de/200101/doebner.htm

Kalle Pohl:
http://www.kalle-pohl.de/
http://de.wikipedia.org/wiki/Kalle_Pohl

Lydie Auvray:
http://www.scala-kuenstler.de/lydie/index1.htm
http://www.plaene-records.de/auvray.htm

The Stringband:
http://www.stringband.tk

Harmonie
http://www.harmonie-bonn.de/

vgl. auch zu Le Clou diese Texte von Ferdi und mir:
Le Clou am 3.2.2006 in Bungertshof in Königswinter-Oberdollendorf
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2006/02/konzertrezension-le-clou-am-322006-in.html
bzw. http://tinyurl.com/7zgux
Le Clou am 31.3.2006 in der Harmonie Bonn-Endenich (von Ferdi)
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2006/03/konzertrezension-le-clou-am-3132006-in.html bzw. http://tinyurl.com/prrwt
„Du bist da und denkst an nichts außer, Freude zu verbreiten.“ Le Clou. 30 Jahre Cajun Swamp Groove aus Bonn. In : Folker ! 02.2006, S. 36f.
Zum Teil online unter http://www.folker.de/200602/09clou.htm

MAS