Le Clou am 31.3.2006 in der Harmonie Bonn-Endenich
Cajun Swamp Groove vom Feinsten!
Die nicht nur in unserer Region Bonn/Rhein-Sieg wohlbekannte Band "Le
Clou" erfreute uns an diesem noch kühlen Märzabend wieder mit ihrer
wundervollen Musik aus dem tiefen heißen Süden der USA. Die Einmaligkeit
und Vielseitigkeit dieser Gruppierung zeigt sich schon durch ihre
Instrumentierung: Michel David bediente die Gitarre, zeigte aber auch,
dass man ein altmodisches rubbeliges Waschbrett aus Uromas Zeiten als
Rhythmus-Instrument effektvoll einsetzen kann - übrigens ein Wahrzeichen
von Le Clou. Michel, der aus Paris kommt, sang auch die meistens
selbstkomponierten Lieder. Es ist nämlich guter Brauch bei Le Clou, dass
möglichst viele der dargebotenen Stücke selbst komponiert werden, denn
man will nicht nur einfach irgendetwas nachspielen, sondern man stellt
etwas ganz Neues auf die Ohren der Zuhörer. Yves Gueit trug zu der
Vielseitigkeit der Darbietungen mit Akkordeon, Saxophon, Klarinette und
Flöten bei. Johannes Epremian unterstützte den singenden Michel mit
seiner Stimme, ausserdem machte er mit seiner Geige und diversen Gitarren eine ausgesprochen rhythmische Musik, die die Zuschauer schnell zum Mitklatschen und auch
zum Mittanzen in dem grossen, stuhlfreien Raum animierte, der übrigens
so gut besucht war, dass zum temperamentvolleren Tanzen kaum Platz
blieb. Gero Gellert (E-Bass) und Ralf Schläger (Schlagzeug)
komplettierten die instrumentelle Ausstattung.
Cajun ist die Musik von französischen Einwanderern, die zunächst in
Kanada lebten, die von den Engländern im 18. Jahrhundert von dort
vertrieben wurden und in Louisiana, in den "Swamplands" (Schwemmland)
des Mississippideltas eine neue Heimat fanden. Ihre Musik übernahm und
integrierte unter anderem Elemente der Country and Western-Musik der
anglo-amerikanischen Einwohner, woraus sich die Cajun-Musik entwickelte.
Die Texte sind alle in französicher Sprache. Da bei uns wohl die
wenigsten in der Lage sind, diese Texte zu verstehen, brachte uns Johannes
in einer sehr unterhaltsamen Conference zwischen den einzelnen Stücken
die Inhalte der Lieder rüber. Vieles davon, oder besser gesagt, das
meiste davon sind erfundene lustige Geschichten, wie zum Beispiel die
von den in einem See ausgesetzten japanischen Zierfischen, die mit ihrer
Gefräßigkeit die ganze andere Fauna zu vernichten drohten. Kein Mittel
half, die Tiere wieder aus dem See zu entfernen. Bis die Behörden ein
Gesetz erließen, das die Tiere unter Schutz stellte. Da die Cajuns alles
andere als obrigkeitshörig sind, machten sie sich sofort über die Fische
her und nach wenigen Tagen war kein einziger mehr in dem See zu finden.
Solche und andere lustige Stories, die sich auch oft um den während der
Prohibition schwarz gebrannten Whisky drehten, der wegen des nächtlichen
Geheimbrennens "Mondschein-Whisky" genannt wurde, waren die Textinhalte
der sehr temperamentvoll klingenden Lieder.
Ich selbst bevorzuge temperamentvolle, rhythmische Musik und weniger die
sehr melancholischen, balladenhaften Varianten, aber bei Le Clou werden
auch solche mehr nachdenkliche Stücke so vorgetragen, dass sie den
Zuhörer immer rhythmisch mitnehmen, wozu auch Johannes Epremians
Geigenspiel beitrug, das für ein eher melodisch klingendes Instrument
sehr stark rhythmusbetont gespielt wurde. Unterstützt wurde das durch
das Schlagzeug von Ralf Schläger (Nomen est omen?). Ich habe Le Clou zum
ersten Mal vor 4 Jahren im Sommerfestival im Biergarten des
Parkrestaurants Rheinaue gehört. Bis dahin habe ich nicht gewusst, dass
es solche Musik gibt, aber seitdem gehört Le Clou zu den "must hear"
einer jeden musikalischen Folk-Saison.
http://www.leclou.com
http://www.bungertshof.de
Michaels Artikel und frühere Rezi über Le Clou:
http://www.folker.de/200602/09clou.htm
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2006/02/konzertrezension-le-clou-am-322006-in.html bzw. http://tinyurl.com/7zgux
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