Friday, March 17, 2006

Konzertrezension: Iontach am 17.3.2006 im Feuerschlösschen in Bad Honnef

Iontach am 17.3.2006 im Feuerschlösschen in Bad Honnef

Am diesjährigen St. Patrick’s Day hatten es Freundinnen und Freunde der Irish Folk Music wirklich schwer. Nicht weil es keine Konzerte gegeben hätte, nein, im Gegenteil, man musste sich von fünf Konzerten eines aussuchen, und sich somit gegen vier andere entscheiden. Last Night’s Fun spielten in der Mausefalle, Ben Bulben in der Gesamtschule in Beuel, die Lokal Heroes im Bungertshof, Irish Stew in Hennef, und im Feuerschlösschen trat Iontach auf. Ich entschied mich für letztere, zum einen, weil sie den weitesten Anreiseweg hatten (sie kommen aus Wremen, was zwischen Cuxhaven und Bremerhaven liegt), zum anderen weil das FiF ein gemeinnütziger Verein ist, vor allem aber, weil ich 2004 die CD von Iontach für den Folker! rezensiert habe und diese mir so gut gefiel, dass ich ganz zaghaft Mike Kamp sagte, dass ich sie für besonders gut halte, was er mir bestätigte, worauf hin „the half gate“ als erste in Deutschland produzierte Irish Folk-CD in der bis dato siebenjährigen Geschichte des Folker! als „Besondere“ gekürt wurde. (Im nächsten Heft wird es die zweite „Besondere“ aus dieser Kategorie geben, und der Folker! befindet sich nun im neunten Jahr. Welche CD das sein wird, werde ich hier rechtzeitig bekannt geben.) Also war ich sehr gespannt auf das Life-Erlebnis der Iren von der Waterkant.

Irgendwie scheinen auch bei diesem Konzert die Ankündigungen auf fruchtbaren Boden gefallen zu sein. Das Foyer im Feuerschlösschen war so voll, dass selbst alle noch aus dem Nebenräumen herbeigetragenen Stühle, einschließlich aller Kinderstühle, nicht ausreichten, um allen einen Sitzplatz zu gewähren. Da standen sie also, Auge in Auge mit ca. 100 Hörwilligen Rheinländern, die ihre Ohren spitzten: Angelika Berns (Bodhrán, Tin Whistle, Rassel, Keyborads und Gesang), Siobhán Kennedy (Geige, Tin Whistle, Querflöte und Gesang) und Jens Kommnick (Gitarre, Bouzouki, Mandoline, Uilleann Pipes, Tin Whistle, Cello, Keyboards und Gesang) (natürlich nicht alle Instrumente gleichzeitig spielend), und begannen wie auf der CD mit dem Reelset „the dream of home“. Im Laufe des Konzertes spielten sie noch mehr Jigs und Reels, Hornpipes, Airs und anderes, was sie wirklich gut können, aber die besondere Stärke dieses Trios liegt in der Mehrstimmigkeit, sowohl bei Instrumentals, aber besonders auch bei Liedern. Zum Beispiel war da die auch auf der CD vorhandene Muneira (die Tilde über dem n lasse ich hier mal weg), ein galizischer Tanz, dreistimmig auf drei Tin Whistles gepielt, oder das von Siobhán auf Gälisch, dann von Angelika und Englisch gesungene Lied “brighid’s kiss“, das die jweils zwei anderen mit zweiter und dritter Stimme zuerst summend, dann im Satzgesang begleiteten. Mich durchfuhren wahre Schauer der Wonne! Zwischen den Liedern gab es den einen oder anderen lustigen Schnack, darunter einen Witz über Heino, den ich hier aber nicht erzähle. (Ich habe auch gar nichts gegen Heino und kann nur empfehlen, mal in Bad Münstereifel ins Heino Café einzukehren und dort den Nusskuchen zu probieren.) Und all das taten sie totally unploughed, also ohne Mikrophone oder Verstärker, was trotz der aufgestellten Dämmplatten von einer Bad Honnefer und zugleich dänischen HiFi-Firma, die zur Klangverbesserung und Werbung für eben diese Firma aufgestellt waren, akustisch gut rüber kam.

Der gälische Name „Iontach“ wird übrigens „Intach“ ausgesprochen und bedeutet einerseits soviel wie „gut“, „super“, „spitze“ und andererseits soviel wie „seltsam“, „komisch“, „merkwürdig“, und Jens meinte, im Spannungsfeld dieser zwei Bedeutungrichtungen sähen sie sich auch gerne. Ich fragte Jens einmal, wie das eigentlich gemacht werde bei einer Studioaufnahme, wenn er anschließend auf zwei Instrumenten gleichzeitig zu hören sei, ob er dann zuerst eine Tonspur mit dem einen Instrument aufnehme und diese dann beim Aufnehmen der zweiten Tonspur über Kopfhörer höre oder nicht. Ja, erklärte er, er höre das bisher Aufgenommene, während er das nächste Instrument aufnehme. Für viele von Euch mag das selbstverständlich sein, für mich war e jedenfalls interessant, das zu erfahren.

Die beiden Deutschen und die eine Irin ließen dann Bad Honnef noch ein wenig verzauberter zurück, als es eh schon ist. Wer jetzt traurig ist, an dem Abend nicht dabei gewesen zu sein, der oder die sei getröstet, denn am 26.5.2006 treten Iontach beim 2. Celtic Attractions Festival im Zirkuszelt in Köln-Weiß auf, das Ralf Wackers organsiert, und als zweite Gruppe wird Dán dabei sein.

www.iontach.de
http://www.inter-times.de/Components/Vereine/Vereine_Bad_Honnef/Stapelseiten_Bad_Honnef_/stapelseiten_bad_honnef__33.html

Hier meine CD-Rezension, wobei da ein Fehler drin ist, denn es ist nicht Regina Elling, die im Büchlein abgebildet ist, sondern es sind Angelika und Siobhán:http://www.folker.de/200406/bescd.htm#03

MAS