Saturday, October 22, 2005

Konzertrezension: The Midden beim Folk im Feuerschlösschen in Bad Honnef am 22.10.2005

The Midden beim Folk im Feuerschlösschen in Bad Honnef am 22.10.2005

Am Samstag dem 22.10.2005 konnte oder musste – je nach Betrachtungsweise – man sich als Bonner Folkie ja entscheiden, ob man sich den Allan Taylor im Kloster Steinfeld, Currach in der Museumsnacht der Kelten im Rheinischen Landesmuseum oder The Midden im Feuerschlösschen anhören wollte. Ich entschied mich für letzteres und – nicht wissend wie die andern beiden Konzerte waren, so dass ich Rezensionen darüber gerne lesen würde – bereue meine Entscheidung nicht. Drei junge Damen aus Glasgow, Kate Reid mit Gesang und Gitarre, Meggan Reid mit Geige und Gesang und Hazel Reid mit Whistles, E-Bass und Gesang und als einzigem Mann der Truppe Jay (Nachname?) aus Ayreshire mit einer arabischen Trommel, deren Name mir nicht einfällt (Moustafa Osh spielt eine solche bei Sahara; ah es ist eine Darabuka) boten ein abwechslungsreiches Konzert aus traditioneller und moderner schottischer und etwas irischer Folkmusik. Die drei Schwestern bilden eigentlich die Band, während Jay anscheinend für diese Deutschlandtournee dazu stieß, aber so genau wurde das nicht erklärt. Sie spielten – abgesehen vom E-Bass – rein akustisch, gänzlich ohne Mikrophon, was sie, so Kate, die ihre Ansagen gemischt auf Deutsch und Englisch hielt, ansonsten nur zu Hause zu Weihnachten tun, so dass die gute Akustik des Feuerschlösschen-Foyers voll zum Zuge kam. Vor allem Kates Gesang und Meggans Fiddlespiel bildeten den Hauptpart der Musik, aber Bass und Whistles gaben hier und da eine besondere Note hinzu, wobei die Whistles gegen die Geige meistens ein bisschen zu leise blieben, außer in dem Stück, in dem Hazel eine Susato einsetzte. Ja, Näx hat recht, die sind wirklich lauter. Besonders bei den Jigs, Reels und anderen schnelleren Tunes gab die arabische Trommel als Alternative zur Bodhrán dem Ganzen einen besondern Touch, der gut passte und zeigte, wie weltoffen traditionelle Musik sein kann. Die Tunes waren großenteils typische Sessionmusik, dabei auch das Eine oder Andere von Michael MacGoldrick. Die Lieder hatten eine große Spannbreite von alten Traditionals, auch welchen von Robert Burns, bis zu modernen poppigeren, jazzigeren, teils auch souligeren Songs, deren Stil denen vertraut sein dürfte, die z.B. Gruppen wie Tarras oder Tamalin kennen. Was davon nun Eigenkompositionen und was von anderen Band übernommen war, erkannte ich nicht immer. Nur mit Bier kennt Kate sich nicht aus: Überlegend, ob „The Lark in the Morning“ ein irisches oder ein englisches Lied sei, meinte sie, es sei irisch, da darin ein Porter erwähnt sei, und Porter sei ein alter Name von Guinness. Das stimmt aber nicht, denn Porter ist eine alte englische Biersorte, dunkel, recht stark und obergärig, während Guinness ein irischer Firmenname ist, dessen berühmtestes Produkt ein Stout ist, eine ebenfalls dunkle und obergärige Biersorte, die ursprünglich stärker (stouter) war als ein Porter, heute aber meistens etwas alkoholärmer ist. Ungeachtet dieser Überlegung ist „The Lark in the Morning“ wirklich ein irisches Lied, da hat sie Recht, trotz des fehlerhaften Lösungsweges. Fazit: Bevor die drei Schwestern und ihr Trommler nun back to Caledonia reisten, bezauberten sie hier am Rhein die Besucher des total ausverkauften Feuerschlösschens und dürfen gerne wieder kommen!

http://www.the-midden.com/
http://www.folker.de/200305/rezi-eu.htm#11
http://www.folker.de/200406/rezi-eu.htm#07
http://www.the-midden.com/press_pack/Folker!%20live%20review%20german.pdf
http://www.regenbogenklang.de/img/Darabuka01.jpg

MAS

Monday, October 10, 2005

CD-Rezension: Günter Hochgürtel. Troubadour. Günter Hochgürtel singt eigene und andere gute Lieder.

Günter Hochgürtel. Troubadour. Günter Hochgürtel singt eigene und andere gute Lieder.
(Eigenverlag) 2005.
17 Tracks, mit Coverfoto

Wer vom Wibbelstetz-Frontsänger Günter Hochgürtel Lieder in Nordeifeler Mundart oder unter dem Titel „Troubadour“ mittelalterliche Minnelieder erwartet, wird von dieser CD zunächst enttäuscht sein, wer Günter aber mal als Solosänger mit Gitarre und Mundharmonika erleben will und sich in der deutschen Liedermacher- und der französischen Chanson-Szene wohl fühlt, für den ist sie genau richtig. Zwölf hochdeutsche, drei französische, ein englisches und dann doch noch ein ripuarisches Lied, allesamt angenehm anzuhören, sind hier versammelt. Leider gibt es keinerlei Infos darüber, welche Lieder nun von ihm selbst und von dem die anderen sind. Gut, „Heute hier, morgen dort“ ist von Hannes Wader, „Ma Liberté“ von George Moustaki, „Time in a Bottle“ von Jim Croce, anderes z.B. von Jacques Brel und von Berthold Brecht, aber ich denke, man kann nicht voraussetzen, dass das jeder weiß. Trotzdem ist es eine schöne Platte, die zum Nachdenken und Träumen einlädt, und Günter teilte mir mit, dass er auf seinen Livegigs auch lustige Kommentare zwischendurch bringe, die auf der CD nicht drauf seien.

MAS

Saturday, October 08, 2005

Konzertrezension: Pure Irish Drops in der Brotfabrik in Bonn-Beuel am 8.8.2005

Pure Irish Drops in der Brotfabrik in Bonn-Beuel am 8.8.2005


War das 16. Pure Irish Drops – Konzert im letzten Jahr Micho Russel gewidmet, so stand in diesem Jahr beim 17. Turlough O’Carolan (1670- 1738) im Mittelpunkt, jener Ire, der als junger Mann erblindete und, um mit seiner Behinderung überleben zu können, das Harfespiel erlernte und im Nachhinein der berühmteste Komponist Irlands wurde. Sein Name fällt oft in Irish Folk – Konzerten, aber zumeist wird er eben als traditioneller Musiker vorgestellt und nur selten als das, was er eigentlich war, nämlich ein Barock-Komponist, der manchmal auch als „der Vivaldi Irlands“ bezeichnet wird. Kathleen Loughnane, die auch 2003 bei den Pure Irish Drops dabei war, auf der Harfe, ihr Sohn Cormac Cannon auf Uilleann Pipes und Whistles und ihr Neffe Martin Hughes auf der Querflöte brachten dem Publikum, das den Konzertsaal der Bonner Brotfabrik an diesem Abend füllte, diese Seite O’Carolans zu Bewusstsein. Gleich das erste Stück klang zugleich so barock und so irisch, dass ich ins Träumen geriet und mir eine Kutsche vorstellte, die durch eine Allee auf ein barockes Schloss in einer grünen Hügellandschaft zufährt, und aus der dann Männer mit Dreispitzen auf den Köpfen und in langen Gehröcken und Kniebundhosen aussteigen. Im Laufe des Abend gab es dann auch Stücke italienischer Barock-Komponisten, wie z.B. Arcangelo Corelli (1653-1713), der auch eine Zeit lang in Irland lebte, aber O’Carolan nicht kennen lernte, dann aber auch „normale“ Traditionals, die Besuchern der Fiddler’s Session nicht unbekannt sind. Dass Martin eine metallene, statt einer, wie beim Irish Folk üblich, hölzernen Flute spielte und Cormac keine metallenen, sondern Kunststoff-Whistles von Susato, die einen etwas blockflötenartigeren Klang haben, passte auch in den Ohren der im Publikum anwesenden Sessionmusiker sehr gut in diese Arrangements hinein. Es kam dann die Frage auf, ob das nun Crossover-Musik sei, wenn man barocke und traditionelle Musik so miteinander vermische. Florian Fürst, der Tourmanager, meinte dazu, diese Musik sei so zu Zeiten O’Carolans gespielt worden, und nur uns heute sei das etwas ungewohnt. Crossover ist es demnach eigentlich nicht, es sei denn, man spielte damals Crossover, dann schon. Wenn ich eine traditionelle irische Band nennen müsste, deren Musik der an diesem Abend gebotenen am ähnlichsten ist, dann fällt mir keine geringere als die berühmten Chieftains ein, die musikalischen Kulturbotschafter Irlands, nicht nur was das Harfespiel des leider mittlerweile verstorbenen Derek Bell anbelangt, sondern auch die Spielweise der Blasinstrumente. Das Wort „Chieftains“ fiel an diesem Abend auch des öfteren, aber nicht als Name der Band, sondern als Bezeichnung der Adeligen Irlands, an deren Höfen sich die Musiker, und so auch O’Carolan verdingten und ihren Lebensunterhalt verdienten. So passt der Vergleich auch von da her, aber nichts desto trotz muss ich sagen, dass ich eine genau so gespielte Musik noch nie gehört habe, so dass diesem Konzert beigewohnt zu haben, eine echte und wertvolle Bereicherung meiner musikalischen Erfahrung ist.


http://www.ffmusik.de/
http://www.brotfabrik-bonn.de/
http://www.breizh.de/aktuell/aktuell_188.htm

MAS