Saturday, June 30, 2007

Konzertrezension: Capercaillie am 30.6.2007 auf dem Marktplatz in Bonn

Capercaillie am 30.6.2007 auf dem Marktplatz in Bonn

Innovativer schottischer Folk beim Bonner Sommer

Der Bonner Sommer, die Freiluftkonzertreihe, die uns die Bundesstadt Bonn jeden Sommer umsonst und draußen präsentiert, steht in diesem Jahr unter keltischen Vorzeichen. Am letzten Freitag schon spielte die bretonische Folk Rock-Band Red Cardell, die ich aber nicht hören konnte, weil ich zeitgleich bei den Tannahill Weavers im Bungertshof war. Meine Kommilitonin Yolande indes war ganz begeistert von der Mischung aus traditionellen bretonischen und modernen rockigen Elementen von deren Musik und lamentiert nur etwas, dass das Bonner Publikum so gar nicht dazu zu bewegen gewesen sei, auf bretonische Weise zu tanzen, abgesehen von ganz am Schluss des Konzertes. Nun ja, aber das ist doch normal.

Nun zu Capercaillie musste ich aber hin. Doch bevor ich von diesem Konzert berichte, mache ich einen kleinen subjektiven Rückblick in das Jahr 1992. Da hörte ich nämlich Capercailllie zum ersten Mal, und zwar auf dem Irish Folk Festival in der Schwabenlandhalle in Fellbach. Und schon damals gefielen sie mir ausgezeichnet. Noch ein halbes Jahr vorher, im März 1992 hörte ich im Rahmen des St. Patrick’s Day Celebration Festival in der Mensa der Tübinger Uni die in Liverpool ansässige Irish Folk Rock-Band Toss the Feathers. Auch die gefiel mir sehr gut, obgleich ihre Musik ganz anders war, rockiger, härter. Unter den Musikern viel mir aber einer auf, der sein Instrument, die Querflöte, besonders virtuos beherrschte. Ich wusste nicht, wer das war, überhaupt merke ich mir Namen von Bandmitgliedern nicht so leicht, sondern muss die häufig wieder nachlesen, doch bei diesem ist es was anderes, sein Name ist für mich (und nicht nur für mich) ein Markenzeichen innovativer keltischer Flötenmusik geworden: Michael McGoldrick, in Manchaster geborener Ire, Mitbegründer von Flook und seit Ende der 1990er Mitglied bei Capercaillie.

Nun zum Konzert: Der Marktplatz war voller Leute. Einige hatten sich rechtzeitig, also so gegen19 Uhr, an Tischen der Restaurant nieder gelassen, so auch einige unserer Bonner Folkies, wie Näx und Nicole, Margret, Michael Heuser, Mattes, Ralf Wolfgarten, Sabrina, aber die meisten standen, so auch Till Storz, Manuel, Karsten, Ralf Wackers, Winni. Margret war sogar extra aus Ostfriesland, wo sie zu einer Familienfeier war, rechtzeitig zurück gekopmmen, um Capercaillie hören zu können. Ralf stand hinterm Mischpult in Platzmitte und schickte mir ein paar Bemerkungen, die Ihr unten lesen könnt.
Auf der Bühne tat sich ab 20 Uhr auch was. Von links nach rechts aus Zuschauerperspektive standen und saßen dort Ewen Vernal (Bass), dahinter Che Beresford (Drums), dann wieder vorne Karen Matheson (Gesang), Charlie McKerron (Fiddle), Michael McGoldrick (Querflöte, Low Whistle, Uilleann Pipes), Donald Shaw (Keyboard, Akkordeon), Manus Lunny (Bouzouki, Gitarre) und recht hinten in der Ecke, David Chimp Robertson (Percussion; Bodhrán), der aus Petras und meiner Perspektive, die wir neben dem China-Restaurant an der Hauswand standen, leider durch einen Bühnendachtragepfeiler verdeckt. Sie spielten den für sie typischen, modernen, etwas poppigen, leicht jazzigen, ganz leicht rockigen und doch immer folkigen Folk, hauptsächlich schottisch, aber auch mal irisch, und natürlich mit allerlei Einflussen aus genannten anderen Musikrichtungen und auch vom Balkan. Das war ein sehr voller Sound, ein großenteils wiegender und keineswegs hektischer Rhythmus, der vom Schlagzeug merklich, aber unaufdringlich angetrieben wurde. Viele Folkies mögen ja keine Schlagzeuge, so meinte auch Margret, das hätte man ruhig weg lassen können, während meine Kommilitonin Yolande meinte, der Schlagzeuger hätte ruhig noch ein bisschen mehr Einsatz zeigen können. Wie war das mit den Geschmäckern? Meines Erachtens passte es sehr gut zu der Musik von Capercaillie, und unterstützte sehr angenehm den manchmal funkigen Stil von Bass und Gitarre. Karen sang mit markanter, doch schön femininer Stimme. Fiddle, Flute und Akkordeon zeigten, das man Jigs und Reels nicht im Affenzahn herunter spielen muss und diese trotzdem schnell und mitreißend klingen können. Fiddle und Akkordeon brachten auch mal ein wenig Cajun-Stimmung hinein, und Fiddle im Zusamenspiel mit den Uilleann Pipes klangen zwischendurch mal bluegrassig, obgleich die Pipes ja kein Bluegrassinstument ist (oder sind? „Pipes“ ist ja Plural). Ja, da sind wir ja schon beim Michael McGoldrick. Sein Pipesspiel erinnerte mich in seiner jazzig-poppigen Art an Davy Spillane, sein Flute- und Whistlespiel an ... Michael McGoldrick. Ja, gut, das Flutespiel auch mal Ian Andersson, aber wer ist hier der Meister? Michael hat einfach einen ganz eigenen Stil, den zu beschreiben meine Kenntnis übersteigt: mal traditionell irisch, mal funkig, mal jazzig, mal balkanisch und das alles in einer Mischung, die ein Ganzes bildet. Nicht umsonst ist er Vorbild für viele Flöter und Whistler. Ich fragte Margret, die doch sonst die zu modernen und balkanischen Einfluss in der irischen und schottischen Musik nicht so schätzt, warum ihr dieses Konzert so wichtig gewesen sei. Antwort: Michael McGoldrick. Nach meiner Einschätzung hat sich die Band seit 1992 extrem weiter entwickelt, aber so genau sind meine Erinerungen an damals auch wieder nicht. Zweieinhalb Stunden und zwei Zugaben vergingen viiieeel zu schnell!!!

Wie oben erwähnt stand Ralf Wackers hinterm Mischpult und schickte mir ein paar Bemerkungen zu, die ich hier als Gastbeitrag hinzufügen darf:
Capercaillie waren schon klasse, auch wenn sicher viele das Schlagzeug verflucht haben, waren Schlagzeuger und Bassist exakt aufeinander abgestimmt und haben einen tollen Teppich für den Rest der Band gelegt.
Ich stand hinter dem Mixer. Berufsbedingt guckt man natürlich was die Kollegen so machen. Er fummelte mir zu viel in die Stücke rein, so dass sie sich nach dem Start noch teilweise hart veränderten. Instrumente drehte er zu spät auf, oder vergas sie einfach. Und mir war die Bassdrum zu laut, so dass die Folkinstrumente etwas untergingen. Ausserdem zerrte sie im Kick. Die Snare kam größtenteils nur von der Monitoranlage. Irgendwann hat er es dann doch gemerkt und den Mute `rausgedrückt. Irgendwie hatte ich das Gefühl, er verliert teilweise die Übersicht. Dem Mixer der Verleihfirma ging es wohl sichtlich ähnlich wie mir, aber er sagte nichts. Der Kunde ist eben König!
Und zur Erklärung lieferte Ralf noch nach:
Die "Mute"-taste schaltet einen Kanalzug aus und damit das Mikrofon für das Publikum stumm, lässt aber den Monitorweg bestehen. Das passiert jedem mal (auch mir), dass man den vergisst wieder einzuschalten. Dafür haben die meistem Mischpulte eine große rote Lampe
an der Taste. Die Snare rasselt gerne, wenn sie nicht gebraucht wird, weswegen er sie wohl weggedrückt hat.

Soweit Ralf, mit einer Expertise, die ich nicht hätte liefern können.

Capercaillie:
http://www.capercaillie.co.uk
http://de.wikipedia.org/wiki/Capercaillie
Bonner Sommer:
http://www.bonn.de/tourismus_kultur_sport_freizeit/bonn_ist_kultur/bonner_sommer/?lang=de
MusicContact, Rainer Zellner
http://www.musiccontact.de


Und hier zur Erinnerung die nächsten keltischen Bonner Sommer-Termine:

Urban Trad am 14. Juli, 20 Uhr Marktplatz
Trans-European sound adventure
http://www.urbantrad.com/
http://de.wikipedia.org/wiki/Urban_Trad
http://www.folker.de/200603/20urbantrad.htm

Beoga am 4. August, 20 Uhr Marktplatz
New Folk Wizards
http://www.beogamusic.com
Und vgl. auch meine Rezi:
The Irish Folk Festival – Tunes for Tara Tour am 15.11.2005 in der Philharmonie in Köln
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2005/11/konzertrezension-irish-folk-festival.html bzw. http://tinyurl.com/bvnoeKeltische Nacht – Oidhche na Gàidhlig des Deutschen Zentrums für gälische Sprache und Kultur am 11. August, 20 Uhr Marktplatz
http://www.schottisch-gaelisch.de
Vgl. auch Punkt I.8. unten, denn das dürfte mehr oder weniger identisch sein

Tri Yann am 8. September, 20 Uhr, Marktplatz
http://de.wikipedia.org/wiki/Tri_Yann
http://www.folker.de/9806/triyann.htm

MAS

Sunday, June 24, 2007

Konzertrezension: Solas am 24.6.2007 in der evangelischen Kirche in Höhr-Grenzhausen

Solas am 24.6.2007 in der evangelischen Kirche in Höhr-Grenzhausen

Urbaner amerikanisch-irischer Rhythm & Reel in Westerwälder Dorfkirche

Dieses Konzert besuchte ich im Auftrag des Folker!, allerdings nicht wegen Solas, sondern um den Veranstalter Uli Schmidt über die Kleinkunstbühne Mons Tabor e.V. und die Veranstaltungsreihe „Musik in alten Dorfkrichen“ zu interviewen. Über diesen Zusammenhang verliere ich hier also kein weiteres Wort sondern vertröste Interessenten auf meinen Heimspiel-Artikel, den ich für den Folker! 05.07 noch schreiben werde. Ich sollte einfach ein Konzert der Reihe besuchen, und ich wähle Solas.

Solas hörte ich nun zum dritten Mal, nach ihren IFF-Aufrtitten 2004 und 2005 nun aber erstmals ein ganzen Konszert von ihnen, mit Pause gut 2 ½ Stunden full power. Und das in einer Kirche, die in ihren 800 Jahren wohl schon so manches erlebt hat, und auch nach diesem Konzet sichtlich unbeeindruckt stehen blieb. Ich indes bin nicht aus Stein und Holz, und mich beeindruckte es tief. Die Kirche war rappelvoll, aber Uli hatte Petra und mir Plätze reserviert und mich sogar offiziell als Vertreter von Deutschlands wichtigster Folk-Zeitschrift begrüßt. Uih, da kam ich mir aber vor ...

Im Altarraum bauten sich die fünf Musiker(innen) auf, aus Zuschauerperspektive von links nach rechts: Seamus Egan aus Pennsylvania (Querflöte, Tenorbanjo, Mandoline, Gitarre, Low Whistle), Mick McAuley aus Irland (Akkordeon, Low Whislte, Gesang), Deidre Scanlan auch aus Irland (Hauptsängerin, Fiddle), Winifred Horan aus New York (Fiddle, Gesang) und Eamon McElholm wiederum aus Irland (Gitarren, Keyboardm Gesang). Full power war von Anfang an angesagt: ein grooviges, teibendes Liebeslied auf Gälisch, gefolgt von einem Reelset. So ging das weiter, schnell, sehr schnell, noch schneller, ungemein rhythmisch und das ganz ohne Percussion, so rhythmisch, dass die Melodien manchmal nicht so richtig durchkamen, was aber auch an der immensen Lautstärke lag, die mir nichts ausmachte (Petra meint manchmal, ich sei schwerhörig), über die ein paar Leute in der Pasue aber lamentierten. Rhythm & Reel, wenn es den Begriff nicht schon gäbe, müsste er für Solas erfunden werden. Richard Schubert schreibt im CrossRoots-Lexikon außerdem auch was von Celtic Swing und Newgrass. Ja, das passt. Aufbauend auf traditioneller Spielweise wurde es ungemein jazzig, urban, newyorkerisch, aber das war nicht aufgesetzt, sondern kam aus der Mitte heraus. Die beiden Seiten des Nordatlantiks begrüßten sich und tanzten miteinander, vom Empire State Building wehte die orange-weiß-grüne Flagge mit 50 Sternen um eine Harfe herum oder viel mehr um Akkordeon, Banjo und Fiddle. Es gabe auch ruhige Stücke, Instrumentals und Lieder, bei einem solchen, dass ein wenig osteuropäisch anmutete – also nicht balkanisch, sondern eher russisch – war Fiddlerin Winifred selbst so gerührt, dass sie dem Publikum versichern musste, dass sie ansonsten ganz fröhlich drauf sei und es ihr gut gehe. Ein anderes Stück basierte auf Erlebnissen in einem Amsterdamer Coffee-Shop und klang französisch-musette-mäßig. Ja, der Balkan war auch vertreten, ganz klar, aber eingebettet in irische Tunes, ganz organisch, wie selbstverständlich. Standing ovations am Schluss, drei Zugaben wurden ihnen abverlangt. Sie sagten, das sei von allen Deutschlandtourneen, die sie bislang gemacht hatten, ihr schönstes Wochenende gewesen, am Freitag waren sie in Bad Rappenau beim Folk im Schlosshof, und nun in einer alten Westerwälder Kirche. Und das sagt eine Band, die sonst in riesigen Hallen spielt, wie in Chicago, wo sie ihren nächsten Gig haben. Mick hatte übrigens Geburtstag. Petra übrigens auch, Und so konnte ich die beiden Geburtstagskinder mal zusammen ablichten.

Was Uli mir dann im Interview erzählte, wie gesagt, davon berichte ich im Folker! 05.07. erhältlich im gut Sortierten Zeitschriftenhandel im Septmeber 2007 oder abonnierbar.
Ah doch, eine bat mich Uli zu erwähnen: Die Kreissparkasse Westerwald unterstützt die Konzertreihe großzügig und zuverlässig, dafür das im Gegenzug Werbing für sie gemacht wird.


Solas:
http://www.solasmusic.com/
Kleinkunstbühne Mons Tabor, Region Montabour:
http://www.kleinkunst-mons-tabor.de
Magnetic Music, Petr Pandula:
http://www.magnetic-music.com/
Folk im Schlosshof 2007:
http://www.folkig.de/news/news.php3#wn56
http://www.folk-im-schlosshof.de/index.htm?partner.htm


Hier zur Erinnerung die nächsten Termine der Musik in alten Dorfkirchen:

Kal am 22.7.2007 in Neuhäusel
http://www.asphalt-tango.de/kal/artist.html
http://www.musicballkan.com/kal.htm

Urs Karpatz am 5.8.2007 in Selters
http://www.urskarpatz.com/

Cantos del Pueblo am 23.9.2007 in Nordhofen
http://www.cantosdelpueblo.com/


MAS

Friday, June 22, 2007

Konzertrezensionen: Tannahill Weavers am 22.6.2007 im Bungertshof in Königswinter-Oberdollendorf

Tannahill Weavers am 22.6.2007 im Bungertshof in Königswinter-Oberdollendorf

Schottlands härteste Folkband lässt den Bungertshof beben

Nun ja, zumindest kenne ich keine schottische Folkband, die härter spielt, aber eines nach dem anderen: Wenn ich es richtig zusamenzähle, hörte ich sie sein Anfang der 1990er nun zum vierten Mal. Da hätte ich ja eigentlich auch Red Cardell auf dem Marktplatz hören können, die, wie mit meine Kommilitonin Yolande berichtete, auch ein mitreißendes bretonisches Konzert boten. Aber ich hatte im Bungertshof schon zugesagt, dass ich komme, und so ging ich auch dahin.

Dort standen dann aus zuschauerperspektive von links nach rechts John Martin (Fiddle, Bassgesang), Phil Smillie (Querflöte, Tin Whistle, Bodhrán, Harmoniegesang), Roy Gullane (Gesang, Gitarre, Gitouki (so nenne ich mal das eine Instrument, das halb wie eine Gitarre und halb wie eine Bouzouki aussah)), Leslie Wilson (Gitarre, Bouzouki, Keyboards, Gesang) und Colin Melville (Highland Bagipe). Und direkt bei den ersten beiden Stücken zeigten sie ihre zwei Stärken: schnelle pipelastige Tunes und mehrstimmiger Gesang, und das alles auf eine harte, druckvolle, mitreißende, laute, ja gerade zu matialische Weise, so als wollten sie gleich die blaue Flagge mit dem weißen Andreaskreuz hissen und damit über die Hügel stürmen, um die Engländer oder sonst wen das Fürchten zu lehren. Trotz seines zur Fklagge passenden Vornamens ergriff ein Andreas im Publikum auch sogleich die Flucht in der Pause. Ihm war es einfach zu laut, zu songlastig und zu hart. Mir gefiel es, ich wäre sonst auch kaum zum vierten Mal zu einem Tannie-Konzert gegangen. „The Standard On The Braes O’Mar / Haughs O’Cromdale” ist so ein Song aus kriegerischen Zeiten, der mich einfach immer wieder überwältigt. Unsere Bonner Lokal Heroes haben ihn auch im Repertoire, aber ich finde, den bringt niemand so gut wie die Tannahill Weavers. Oder Roys Leadgesang begleitet vom Harmoniegesang von Phil und Leslie, auch bei langsameren Stücken, „a kind of love songs“, einfach phänomenal! Oder auch Highland Pipe und Tin Whistle im Duett, letztere dabei natürlich durch ein Mikro verstärkt, erstere nicht: da sind die Highlands so weit und melancholisch, Moorhühner steigen auf, Wolkenfetzen lassen ab und zu einen Blick auf die kahlen Gipfel der Monroes zu. So schottisch können wohl doch nur echte Schotten klingen, auch wenn Roy in Groningen wohnt, in den Niederlanden, und Leslie gar in England. Letzterer spricht auch gut deutsch – und kann so auch diese Rezi lesen – und sagt, seine Frau habe fest gestellt, dass die Männer ihres Wohnortes – der, wo der Glasgower Flughafen liegt – früher sehr hässlich gewesen seien, was die Männer heute mit ihnen gemeisam hätten, was er kommentierte: „Nun, damit muss ich leben. Und sie auch.“ Phil, bei dem mir eine komische Bewegung von Zeige- und Mittelfinger der rechten Hand aufgefallen waren, da diese bei der Tin Whistle dort Löcher zuzuhalten schienen, wo die linke Hand zuständig war, zeigte mir dann einen Trick: Tippt man mit besagten zwei Fingern ganz schnell auf Mittel- und Ringfinger der linken Hand, so dass diese ganz kurz das zweit- und drittoberste Loch der Whistle schließen, kommt ein kurzer Triller zusande, den man mit der linken Hand alleine so nicht hinkriegen würde. Na, man lernt doch nie aus, das muss ich mal üben.

Eigentlich hätte ich einen Whisky bestellen sollen, aber so klischeehaft muss man ja auch nicht sein, obwohl bei dem Wetter ... (Ja, ich habe mir jetzt, da ich dies schreibe, einen eingeschenkt, einen Loch Lomond Single Malt – leicht nach Apfel, etwas zitronig, leicht rauchig, fruchtig, recht mild dabei, vor allem im Abgang auch leicht süßlich.) Aber ich kann Euch endlich verraten, wo denn das Höfe-Bräu gebraut wird, das sie im Bungertshof seit ein paar Monaten neu im Ausschank haben, nämlich in Herborn in der Bären-Brauerei, wo ja auch die obergärigen Biere von Steffens seit über einem Jahr gebraut werden. Frau Jansen, die Wirtin hatte es mir neulich mal erklärt, dass das eine Sonderanfertigung sei für ein paar Restaurants hier in der Umgebung, so auch den Margaretenhof auf der Margaretenhöhe im Siebengebirge, wo ich sie auch traf und fragen konnte. Leider aber haben sie das Weizen wieder aus dem Verkehr genommen, da es zu sehr geschäumt habe. So halte ich mich an Kölsch oder Export, und kann das auch für das nächste Mal dem Leslie empfehlen, der meinte, in Jever Fun sei doch gar kein Fun drin. Na, ich hoffe doch, dass es ein nächstes Mal gibt, denn die Tannies höre ich mir auch gerne zum fünften Mal an.



Tannahill Weavers:
http://www.tannahillweavers.com/
Bungertshof:
http://www.bungertshof.de/

MAS

CD-Rezension: Tom Bombadil Folkband. dans mon village

Tom Bombadil Folkband. dans mon village

Leiselaut 2007 http://www.leislaut.de/; http://www.tombombadilband.de/
13 Tracks, 49:53, mit deutschen Infos, Fotos und Zeichnungen

Rheinhessisch-französische Bordun-Tanzmusik

Wie ich an diese CD kam, das erzähle ich gerne bei einem Bierchen. Das ist recht kompliziert, und ich gehe hier lieber gleich in media res.

Roihesse war bekanntlich, wie der gesamte linksrheinische Bereich, von Zeit zu Zeit französisch besetzt, verwaltet, regiert oder wie auch immer. Das ist aber mindestens so 50 Jahre her, dass das das letzte Mal der Fall war, und eigentlich spielt das hier auch keine sonderliche Rolle, denn wir waren ja auch noch nie irisch bestzt und trotzdem spielen und lieben viele von uns die irische Musik. Und Tom Bombadil lebt ja bekanntlich auch nicht in Frankreich sondern in Mittelerde.

Der Titel der CD „dans mon village“ ist schon mal ein hübsches Wortspiel. Heißt es nun „in meinem Dorf“ oder „tanz mein Dorf“? Das Cover zeigt Dorfhäuser in Form einer Drehleier, eines Akkordeons, einer Gitarre und einer Sackpfeife die irgendwie schlumpfig anmuten. Der Inhalt – der CD, nicht der Häuser, aber vielleicht auch das – besteht aus fünf Liedern und acht Instrumentalstücken, großenteils in französischer Balfolk-, und bretonischer Fest Noz-, zum Teil aber auch in deutscher Volkstanztradition: Schottische, Walzer, Ridées, Polkas und Bourées und Lieder in rheinhessischer Mundart, einer Unterart des Rheinfränkischen, und eines auf Französisch. Die Idee, diese Traditionen zusammen zu bringen finde ich besonders schön. Sie ist nicht neu, sondern wird von vielen Balfolk- und Bordunbands praktiziert, ist also gewissermaßen typisch für die Szene. Gerade die Verwendung der rheinhessischen Mundart lässt die Musik der Tom Bombadill Folkband aber noch ein bisschen bodenständiger und in der Region verwurzelter erscheinen. Und trotzdem musste die Band die Erfahrung machen, auf die auch Harald Schmidt mal aufmerksam machte, als er sagte, man solle sich als Fernsehschauspieler nie eine Mundartrolle geben lassen, denn die werde nie ernst genommen. Im CD-Büchlein steht zum Lied „Frederike“: „Dieses schöne und traurige Lied haben wir in Hanns von der Aus Sammlung „Hessische Volkstänze“ gefunden. Bei unseren Konzerten lachen die Leute oft bei den ersten Strophen – vielleicht, weil Mundartlieder immer erst mal für lustig gehalten werden.“ Gut, dass sie sich diesem Problem stellen und der Mundart wie jeder Sprache das gesamte Spektrum menschlicher Themen zutrauen. Und zu diesem Spektrum gehören dann natürlich auch lustige Lieder, wie das über „Weck, Worscht und Woi“.

Die Musik selber ist tanzbar und rhythmisch auch ohne viel Percussion, was auch für die Lieder gilt. Zum Nurhören fehlt es hier und da etwas an Abwechlung bei den Arrangements, die mir doch ein weing zu brav vorkommen. Themen werden bei der Widerholung so gespielt wie im ersten Durchgang, da würde ich mir etwas mehr Variation wünschen. Auch könnte für meinen Geschmack die Drehleier etwas lauter und durchdringender sein und mehr schnarren. Es gibt aber auch wirklich schöne zweistimmige Passagen von Drehleier und Akkordeon. Es ist also für meine Bedürfnisse keine ganz hervorragende, aber doch eine sehr schöne CD. Besonders freue ich mich darüber, dass da „Allons en Bois“ mit drauf ist, ein Schottischer, den ich oft und gerne von Elke Rogge in Tübingen gehört habe und bislang auf keiner CD hatte.

Wer spielt und singt nun mit: Lothar Schwab (Drehleier, Concertina, Mandoline, Gesang), Klaus Ebling (Diatonisches Akkordeon, Piano-Akkodeon, Gesang), Rudi Winkler (Dudelsäcke, Flöten, Bodhrán, Löffel, Gesang), Friedrich Vollrath (Gitarren, Bouzouki, Gesang) und als Gäste Nils Nolte (Holzquerflöte) und Frederick Schwamb (Recken).

Trackliste:
1. Allons en Bois, Varg Timmens, Bosse Nordins
2. Scottish du Marronnier, Gasdebois, Mominette
3. Frederike
4. La Belle Jardinière, La Mal Aimable
5. Ridées
6. Madeleine, Polka Champeix
7. Suite Plinn
8. Rosenstock
9. Valse Clog
10. Bourrées
11. Weck, Worscht un Woi
12. La Boite à Frissons
13. Wingertsweiber

Einige der Bandmiglieder spielen auch bei Goo Birds Flight mit.
Vgl. http://www.folker.de/200703/rezi-d.htm#06 bzw.
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2007/05/cd-rezensionen-im-folker-0307.html

MAS

Friday, June 15, 2007

Konzertrezension: Günter Gall & Konstantin Vassiliev am 15.6.2007 beim Folk im Feuerschlösschen in Bad Honnef

Günter Gall & Konstantin Vassiliev am 15.6.2007 beim Folk im Feuerschlösschen in Bad Honnef

Zeitreise nach Stockholm im Jahre 1768

Das war mal ganz was anderes. Als der in Dortmund wohnende Russe Konstantin Vassiliev anfing, auf der Gitarre zu zupfen, begann ich, entspannt dieser schönen und feinen Musik zu lauschen, und dachte, das werde ein stiller Abend des gehobenen Musikgenusses, wohl aber ein wenig ohne Mitreißendes dabei. Als dann aber der in Osnabrück lebende Niederrheiner Günter Gall aus der Tür des Nebensraumes ins Foyer trat, gekleidet in Rokokospitzen und einen Schellenbaum kräftig auf den Boden stampfte, so dass das so rein gar nicht zur Stimmung der Gitarre passte, war wohl nicht nur ich überrascht und gespannt, was da wohl kommen werde. „Stockholm im Jahre 1768“ rief er in den Saal und begann zu erzählen von Carl Michael Bellmann, der in einer Dichtung einer illustre Runde von Lebemännern und –frauen rund um einen gewissen Fredmann ein Denkmal gesetzt habe. Diese Runde war wohl mehr oder weniger frei erfunden, aber zu den Vorbildern gehörte wohl auch Bellmann selber, der mit seinen Freunden ein geradezu epikureeisches Lebens führte.
Günter sang nun also Lieder aus den Sammlungen „Fredmans Lieder“ und „Fredmanns Episteln“, zum Glück ins Deutsche übersetzt, wofür eine reihe deutscher Dichter verantwortlich zeichneten, die sich des schwedischen Nationaldichters – ja als solcher gilt Bellmann – angenomen hatten. Es ging zu einem nicht geringen Teil ums Saufen. Trink- und Kneipenlieder, mal deftig in Vorfreude auf einen feuchtfröhlichen Abend oder schon in angeheiterter Stimmung oder auch melancholisch, wenn die Geldbörse leer oder aber der Kopf schon zu voll des Weines war oder wenn nach durchzechter Nacht aus Brummschädelperspektive die Welt gar zu traurig und ihre Vergänglichkeit allzu offensichtlich war. Natürlich blieb auch die Liebe oder zumindest das geschlechtliche Verlangen nicht aus, und da wurde vor allem einer gewissen Dama namens Ulla gedacht, die sich der sauflustigen Herren wohl all zu gerne angenommen hatte. Die engen Gassen der schwedischen Hauptstadt, das geschäftige Treiben im Hafen, die Dürftigkeit billiger Wohnungen, die ländliche Idylle außerhalb der Stadt, das alles wurde besungen. Dabei erinnerten die Melodien nicht selten an Mozart, während mir schwedisch eigentlich nichts vorkam, außer wenn Günter mal eine Stophe auf Schwedisch sang. Und geradezu als Kontrast zum epikureischen Günter Gall zupfte Konstantin Vassiliev in stoischer Gelassenheit seine Gitarre und bediente zwischendurch mal ein Harmonium. Er sagte mir auch, dass tatsächlich auch ein Stück von Mozart dabei gewesen sei. Er war ja ein Zeitgenosse Belmanns.

War das nun Folk? Na, wer wird das schon so eng sehen? Es war ein interessanter Ausflug 200 Jahre zurück, akustischer Geschichtsunterricht sozusagen, und ein Unterricht in einem mir bislang unbekannten Teil schwedischer Kultur. Eine schwedische Dame im Publikum war mit Bellman viel vertrauter. Mike Kamp wunderte sich, dass nicht noch mehr Schweden gekommen waren. Nun ja, vielleicht hatten sie zu viel Bellmann in der Schule. Wer weiß?

Folk im Feuerschlösschen ging nach diesem letzten Konzert des ersten Halbjahres 2007 in die Sommerpause und erwartet neue Musiker und alte wie neue Zuhörer im September wieder.

Hompage von und Infos zur Günter Gall:
http://www.guenter-gall.de/
http://www.folker.de/200506/08guentergall.htm

Infos zu Konstantin Vassiliev:
http://www.orphee.com/solos/vassiliev.html


Infos zu Carl Michael Bellmann:
http://de.wikipedia.org/wiki/Carl_Michael_Bellman
http://www.waggonhalle.de/veranstaltungen/2000/0011bagge.htm

Homepage des Folk im Feuerschlösschen e.V.:
http://www.folkimfeuerschloesschen.de.vu/

MAS

CD-Rezension: Marcel Adam. Starke Frauen. Femmes de caractère

Marcel Adam. Starke Frauen. Femmes de caractère

LEICO-music 2006 http://www.leico.de/ ; http://www.marcel-adam.de/,
17 Tracks, 60:28, mit deutschen Infos, lothringischen, deutschen und französischen Texten, sowie Fotos

Der lothringische Liedermacher und Sänger Marcel Adam widmet seine mindestens sechste CD seit mindestens 1994 dem wahrhaft starken Geschlechte, dem weiblichen. Er lobt die Frauen, die ihr Schicksal tapfer (er)tragen, und das aus zweifelsohne männlicher Perspektive, voller Be- aber auch Verwunderung darüber, wie frau das alles so schafft, zum Beispiel alleine ein Kind aufzuziehen und sich dabei noch vom Tratsch der Leute verachtet zu fühlen. Oder er singt vom eigenen (fiktiven?) Fremdgehen und zugleich Verwundertsein, dass seine Frau sich das gleiche Recht heraus nimmt. Eine jungen Frau passiert es dummerweise, eines Mordes beschuldigt zu werden, obwohl das Blut am Messer ihr eigenes ist. Aber auch das Leben eines Klavierspielers wird in drei Stophen besungen, ein Liebeslied an das Saarland vor dem Krieg ist auch dabei und einiges andere.

Die Texte erfordern Aufmerksamkeit beim Zuhören oder man liest sie am besten mal mit, denn sie sind alle vollständig im Büchlein abgedruckt., z.B.:

Unne uff de Trepp, do steht e Kind
Es luhd in de Leere, so als wär es blind
Owwe uff de Brig wartet e herrlisch scheeni Frau
De longe roode Hoor fladdere im Wind
Din Babbe isch iwwerall gelond
Uff em Meer von Venus uff em Sond vom Mond
Dehemm im e Bunker waad e stolzi juni Frau
Die kennt Baba nur vom Foto on de Wond.
(1. Strophe von „Elaine im Weltall“)

Und da sieht man schon, was einen Großteil des Reizes von Marcel Adams Liedern ausmacht, nämlich die Lothringische Mundart, ein Unterdialekt des Rheinfränkischen. Und da Lothringen nun mal in Frankreich liegt, mischt sich ab und zu auch mal etwas Französisch hinein:

„E alder Monn om Klavier
Verliert sich in e so scheener Souvenir
Wie isch die Zitt verfloh
Zitt domols do im Salon
De Finger flieh’n noch uff’s Klavier
Trotz all die Wehwesche unn
Magegeschwihr
Er denkt on e Mademoiselle
A oui, la vie était belle.
(3. Strophe von „Das Kind om Klavier.“)

Zwei Lieder sind fast vollständig auf Französisch und zwei auf Hochdeutsch, eines davon von Gerd Schinkel aus Köln aus dem kanadischen Französisch übersetzt: „Das Mädchen und der Apotheker“ von Felix Leclerc, bei dem es „La chanson du pharmacien“ heißt. Auf Türkisch ist nur ein Liedtitel: „Bir iki ütz“, also „Eins, zwei, drei“.
Die meisten Lieder stammen aus Marcels Feder, aber ander sind von Wolfgang Eickelberg und Pete Wyoming Bender, Nono Ferrer, Chopin, Angel Cabral und Enrique Dizeo oder eben Felix Leclerc. Und auch Herr oder Frau Trad. aus Mexiko ist einmal mit von der Partie.
Bei einigen Liedern wird marcel auch stimm- oder klangkräftig unterstützt von Petra Lamy (Gesang), Méllanie Hamm (Gesang), Helmut Eisel (Klarinette)m Wolf Giloi (Klavier), Yann Loup Adam (Marcels Sohn; Klavier), Laurent Kremer (Gitarren, Ukulele, Tasteninstrumente, Drums, Gesang), Ivo Müller (Gitarre, Bass, Dobro), Sabine Heimsch (Cello), Joscho Stephan (Gitarre) Rainer Rodin (Gesang), Vincent Carduccio (Akkordeon, Gesang), Dirko Juchem (Sax, Klarinette), Helmut Engelhadt (Sax, Klarinette), Perre Paquette (Sax, Klarinette), Oliver Strauch (Schlagzeug), René El Payo (Gitarre, Gesang), Michel Sully (Gesang), Roland Helm (Gesang), und andere haben natürlich auch mit gestaltet, organsiert, aufgenommen und so weiter.

Die Melodien sind zumeist eher still, unaufdringlich, den nachdenklichen Texten entsprechend, abere auch ein echet Ohrwurm ist dabei, den ich manchmal vor mich hin pfeife, nämlich die Melodie von „Noh die Liebe geh’ ich hämm zu minni Frau.“

Trackliste:

1. Lisa im Donzpalaschd
2. Elaine im Weltall
3. Lolita Rose
4. Ich habe diese Frau geliebt
5. Noh die Liebe geh’ ich hämm zu minni Frau
6. Vor de Kriesch (Le sud)
7. Lousie unn de Ligne Maginot
8. Désirée von Lindenallee
9. Das Kind om Klavier
10. Die Menge (Que na die sepa mi sa frir)
11. Doña Gabriella
12. De kläne Dod von Papa Sitas
13. Regine, hibscher Giftzwersch
14. Bir iki ütz 2006
15. Das Mädchen und der Apotheker
16. Liane 2006
17. Bir iki ütz 2006 – Bonus

Ich wollte jetzt gerne den Link zu meiner Konzertrezension von Marcel Adam am 18.5.2007 im Bungertshof in Königswinter-Oberdollendorf hier angeben, aber ich habe sie noch nicht im Netz. Das wird nachgeholt.

Hier könnt Ihr Euch über den Rheinfränlischen Dilekt
http://de.wikipedia.org/wiki/Rheinfränkisch
und hier über Lothringen
http://de.wikipedia.org/wiki/Lothringen
informieren.


MAS

Sunday, June 03, 2007

Konzertrezension: Bach meets Celtic am 3.6.2007 in der Nommensens-Kirche in Bonn-Beuel-Pützchen

Bach meets Celtic am 3.6.2007 in der Nommensens-Kirche in Bonn-Beuel-Pützchen

Es war ein Gemeindefest einer evangelischen Gemeinde in Pützchen, einem Ortsteil von Beuel, was wiederum ein Stadtteil von Bonn ist, op dr schäl Sick, also rechtrheinisch. Pützchen ist vor allem wegen Pützchens Makt bekannt, Deutschlands größtem Rummel jedes jahr im September. Das Gemeindefest der Nommensens-Kirche war klein und überschaubar, mit Reibekuchen, Würtchen, Steaks, Kartoffelsalat und Kölsch, Kaffee und Kuchen, Hüpfburg für die Kinder, Theater- und Musikaufführungen, darunter das des Bach meet Celtic – Projektes, das vor kurzem noch „Bach meets Irish Folk“ hieß. Ich vergaß nach dem Grund der Umbenennung zu fragen. Das Konzert bildete am Sonntagnachmittag den Abschluss des Gemeindefestes, es fand in der Kirche statt, die zwar nicht groß ist, dafür aber recht voll war.

Die Besetzung des Ensembles (das Wort passt hier besser als „Band“) war etwas anders als bei meinem letzten Besuch. Cembalo, Akkordeon und Orgel wurde wieder von Hubert Arnold bedient und die Uilleann Pipes von Tom Kannmacher und von Alexander „Näx“ May, der auch Tin Whistle spielte, aber statt Heike Kosmider bediente diesmal Ann Kölsch die Fiddle und statt Charlotte Schmidt spielte Anna Lück auf der Harfe. Julian Görtz und Matthias Höhn waren anderwärtig verhindert und somit nicht anwesend. Und Stefen Hennes war auch nicht da.

Worin es bei dem Projekt geht, nämlich die Konfrontation und Verbindung von traditioneller irischer Musik mit der von Johann Sebastian Bach bzw. der seiner Familie und Zeitgenossen, habe ich schon geschrieben. Mir fiel nun auch nicht sonderlich auf, wie anders das Repertoire war, so sehr anders war es wohl nicht, aber mit fiel auf, dass Toms Ankündigung, schwer geübt zu haben, stimmte. Ja, es passte nun alles noch besser zusammen, Sets, die sich aus Stücken beider Musikrichtungen zusammen setzten, bildeten in sich eine harmonische Einheit, ohne dass alles einfach gleichgeschaltet war. Nicht nur die Fiddle, sondern auch die Tin Whistle wirkte überzeugend bei den deutschen barocken Stücken, allein bei den Uilleann Pipes hapert es noch. Das aber lag nicht an den Musikern, sondern, wie mir Tom erklärte, daran, dass die irischen Sackpfeifen nicht temperiert waren. Nein, das hat nun nichts mit dem schwül-warmen Wetter dieses Sonntags zu tun, sondern damit, dass die Abstände zwischen den Noten nicht gleichmäßig sind und somit die Pipes anders gestimmt sind als es für die deutsche Barockmusik und überhaupt auch für die Klassik und so weiter nötig wäre. Das lässt sich nicht ändern, es sei denn, man würde ein neues Instrument bauen, aber dann wären es keine irischen Uilleann Pipes mehr. Und so schräg war es auch gar nicht, nur hier und da passte es nicht so ganz, aber das machte durchaus auch einen Teil des Reizes dieser Fusion aus. Und die Kombination Orgel & Uilleann Pipes gefiel mir wieder wunderbar!

Auch das gemeine, äh, Gemeinde-Publikum war ganz hin und weg und verlangte ein paar Zugaben. Ws mich nur wunderte, war, dass ihm gar nicht erst großartig erklärt wurde, worum es ging, sondern Hubert machte recht kurze Ansagen und ließ die Musik dann für sich sprechen. Das tat sie dann auch und sprache die Evangelischen aus Pützchen auch an. Auch für ein paar Folkies, die weit aus anderen Stadtteilen angereist kamen – oder gar geradewegs von einem Gig aus Bad Neuenahr – Ahrweiler – war das eine neuer Hörgenuss. Margret Hüffer, Michael Heuser, Sabrina Palm und Jonathan William lauschten gespannt und fasziniert.

Es gibt mittlerweile auch eine CD des Projekts. Die Rezi davon muss ich aber noch schreiben.

vgl. auch meine frühere Rezi:
Bach meets Irish Folk am 3.12.2006 in der Nachfolge-Christi-Kirche in Bonn-Beuel
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2006/12/konzertrezension-bach-meets-irish-folk.html

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