Friday, June 22, 2007

CD-Rezension: Tom Bombadil Folkband. dans mon village

Tom Bombadil Folkband. dans mon village

Leiselaut 2007 http://www.leislaut.de/; http://www.tombombadilband.de/
13 Tracks, 49:53, mit deutschen Infos, Fotos und Zeichnungen

Rheinhessisch-französische Bordun-Tanzmusik

Wie ich an diese CD kam, das erzähle ich gerne bei einem Bierchen. Das ist recht kompliziert, und ich gehe hier lieber gleich in media res.

Roihesse war bekanntlich, wie der gesamte linksrheinische Bereich, von Zeit zu Zeit französisch besetzt, verwaltet, regiert oder wie auch immer. Das ist aber mindestens so 50 Jahre her, dass das das letzte Mal der Fall war, und eigentlich spielt das hier auch keine sonderliche Rolle, denn wir waren ja auch noch nie irisch bestzt und trotzdem spielen und lieben viele von uns die irische Musik. Und Tom Bombadil lebt ja bekanntlich auch nicht in Frankreich sondern in Mittelerde.

Der Titel der CD „dans mon village“ ist schon mal ein hübsches Wortspiel. Heißt es nun „in meinem Dorf“ oder „tanz mein Dorf“? Das Cover zeigt Dorfhäuser in Form einer Drehleier, eines Akkordeons, einer Gitarre und einer Sackpfeife die irgendwie schlumpfig anmuten. Der Inhalt – der CD, nicht der Häuser, aber vielleicht auch das – besteht aus fünf Liedern und acht Instrumentalstücken, großenteils in französischer Balfolk-, und bretonischer Fest Noz-, zum Teil aber auch in deutscher Volkstanztradition: Schottische, Walzer, Ridées, Polkas und Bourées und Lieder in rheinhessischer Mundart, einer Unterart des Rheinfränkischen, und eines auf Französisch. Die Idee, diese Traditionen zusammen zu bringen finde ich besonders schön. Sie ist nicht neu, sondern wird von vielen Balfolk- und Bordunbands praktiziert, ist also gewissermaßen typisch für die Szene. Gerade die Verwendung der rheinhessischen Mundart lässt die Musik der Tom Bombadill Folkband aber noch ein bisschen bodenständiger und in der Region verwurzelter erscheinen. Und trotzdem musste die Band die Erfahrung machen, auf die auch Harald Schmidt mal aufmerksam machte, als er sagte, man solle sich als Fernsehschauspieler nie eine Mundartrolle geben lassen, denn die werde nie ernst genommen. Im CD-Büchlein steht zum Lied „Frederike“: „Dieses schöne und traurige Lied haben wir in Hanns von der Aus Sammlung „Hessische Volkstänze“ gefunden. Bei unseren Konzerten lachen die Leute oft bei den ersten Strophen – vielleicht, weil Mundartlieder immer erst mal für lustig gehalten werden.“ Gut, dass sie sich diesem Problem stellen und der Mundart wie jeder Sprache das gesamte Spektrum menschlicher Themen zutrauen. Und zu diesem Spektrum gehören dann natürlich auch lustige Lieder, wie das über „Weck, Worscht und Woi“.

Die Musik selber ist tanzbar und rhythmisch auch ohne viel Percussion, was auch für die Lieder gilt. Zum Nurhören fehlt es hier und da etwas an Abwechlung bei den Arrangements, die mir doch ein weing zu brav vorkommen. Themen werden bei der Widerholung so gespielt wie im ersten Durchgang, da würde ich mir etwas mehr Variation wünschen. Auch könnte für meinen Geschmack die Drehleier etwas lauter und durchdringender sein und mehr schnarren. Es gibt aber auch wirklich schöne zweistimmige Passagen von Drehleier und Akkordeon. Es ist also für meine Bedürfnisse keine ganz hervorragende, aber doch eine sehr schöne CD. Besonders freue ich mich darüber, dass da „Allons en Bois“ mit drauf ist, ein Schottischer, den ich oft und gerne von Elke Rogge in Tübingen gehört habe und bislang auf keiner CD hatte.

Wer spielt und singt nun mit: Lothar Schwab (Drehleier, Concertina, Mandoline, Gesang), Klaus Ebling (Diatonisches Akkordeon, Piano-Akkodeon, Gesang), Rudi Winkler (Dudelsäcke, Flöten, Bodhrán, Löffel, Gesang), Friedrich Vollrath (Gitarren, Bouzouki, Gesang) und als Gäste Nils Nolte (Holzquerflöte) und Frederick Schwamb (Recken).

Trackliste:
1. Allons en Bois, Varg Timmens, Bosse Nordins
2. Scottish du Marronnier, Gasdebois, Mominette
3. Frederike
4. La Belle Jardinière, La Mal Aimable
5. Ridées
6. Madeleine, Polka Champeix
7. Suite Plinn
8. Rosenstock
9. Valse Clog
10. Bourrées
11. Weck, Worscht un Woi
12. La Boite à Frissons
13. Wingertsweiber

Einige der Bandmiglieder spielen auch bei Goo Birds Flight mit.
Vgl. http://www.folker.de/200703/rezi-d.htm#06 bzw.
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2007/05/cd-rezensionen-im-folker-0307.html

MAS