Tannahill Weavers am 22.6.2007 im Bungertshof in Königswinter-Oberdollendorf
Schottlands härteste Folkband lässt den Bungertshof beben
Nun ja, zumindest kenne ich keine schottische Folkband, die härter spielt, aber eines nach dem anderen: Wenn ich es richtig zusamenzähle, hörte ich sie sein Anfang der 1990er nun zum vierten Mal. Da hätte ich ja eigentlich auch Red Cardell auf dem Marktplatz hören können, die, wie mit meine Kommilitonin Yolande berichtete, auch ein mitreißendes bretonisches Konzert boten. Aber ich hatte im Bungertshof schon zugesagt, dass ich komme, und so ging ich auch dahin.
Dort standen dann aus zuschauerperspektive von links nach rechts John Martin (Fiddle, Bassgesang), Phil Smillie (Querflöte, Tin Whistle, Bodhrán, Harmoniegesang), Roy Gullane (Gesang, Gitarre, Gitouki (so nenne ich mal das eine Instrument, das halb wie eine Gitarre und halb wie eine Bouzouki aussah)), Leslie Wilson (Gitarre, Bouzouki, Keyboards, Gesang) und Colin Melville (Highland Bagipe). Und direkt bei den ersten beiden Stücken zeigten sie ihre zwei Stärken: schnelle pipelastige Tunes und mehrstimmiger Gesang, und das alles auf eine harte, druckvolle, mitreißende, laute, ja gerade zu matialische Weise, so als wollten sie gleich die blaue Flagge mit dem weißen Andreaskreuz hissen und damit über die Hügel stürmen, um die Engländer oder sonst wen das Fürchten zu lehren. Trotz seines zur Fklagge passenden Vornamens ergriff ein Andreas im Publikum auch sogleich die Flucht in der Pause. Ihm war es einfach zu laut, zu songlastig und zu hart. Mir gefiel es, ich wäre sonst auch kaum zum vierten Mal zu einem Tannie-Konzert gegangen. „The Standard On The Braes O’Mar / Haughs O’Cromdale” ist so ein Song aus kriegerischen Zeiten, der mich einfach immer wieder überwältigt. Unsere Bonner Lokal Heroes haben ihn auch im Repertoire, aber ich finde, den bringt niemand so gut wie die Tannahill Weavers. Oder Roys Leadgesang begleitet vom Harmoniegesang von Phil und Leslie, auch bei langsameren Stücken, „a kind of love songs“, einfach phänomenal! Oder auch Highland Pipe und Tin Whistle im Duett, letztere dabei natürlich durch ein Mikro verstärkt, erstere nicht: da sind die Highlands so weit und melancholisch, Moorhühner steigen auf, Wolkenfetzen lassen ab und zu einen Blick auf die kahlen Gipfel der Monroes zu. So schottisch können wohl doch nur echte Schotten klingen, auch wenn Roy in Groningen wohnt, in den Niederlanden, und Leslie gar in England. Letzterer spricht auch gut deutsch – und kann so auch diese Rezi lesen – und sagt, seine Frau habe fest gestellt, dass die Männer ihres Wohnortes – der, wo der Glasgower Flughafen liegt – früher sehr hässlich gewesen seien, was die Männer heute mit ihnen gemeisam hätten, was er kommentierte: „Nun, damit muss ich leben. Und sie auch.“ Phil, bei dem mir eine komische Bewegung von Zeige- und Mittelfinger der rechten Hand aufgefallen waren, da diese bei der Tin Whistle dort Löcher zuzuhalten schienen, wo die linke Hand zuständig war, zeigte mir dann einen Trick: Tippt man mit besagten zwei Fingern ganz schnell auf Mittel- und Ringfinger der linken Hand, so dass diese ganz kurz das zweit- und drittoberste Loch der Whistle schließen, kommt ein kurzer Triller zusande, den man mit der linken Hand alleine so nicht hinkriegen würde. Na, man lernt doch nie aus, das muss ich mal üben.
Eigentlich hätte ich einen Whisky bestellen sollen, aber so klischeehaft muss man ja auch nicht sein, obwohl bei dem Wetter ... (Ja, ich habe mir jetzt, da ich dies schreibe, einen eingeschenkt, einen Loch Lomond Single Malt – leicht nach Apfel, etwas zitronig, leicht rauchig, fruchtig, recht mild dabei, vor allem im Abgang auch leicht süßlich.) Aber ich kann Euch endlich verraten, wo denn das Höfe-Bräu gebraut wird, das sie im Bungertshof seit ein paar Monaten neu im Ausschank haben, nämlich in Herborn in der Bären-Brauerei, wo ja auch die obergärigen Biere von Steffens seit über einem Jahr gebraut werden. Frau Jansen, die Wirtin hatte es mir neulich mal erklärt, dass das eine Sonderanfertigung sei für ein paar Restaurants hier in der Umgebung, so auch den Margaretenhof auf der Margaretenhöhe im Siebengebirge, wo ich sie auch traf und fragen konnte. Leider aber haben sie das Weizen wieder aus dem Verkehr genommen, da es zu sehr geschäumt habe. So halte ich mich an Kölsch oder Export, und kann das auch für das nächste Mal dem Leslie empfehlen, der meinte, in Jever Fun sei doch gar kein Fun drin. Na, ich hoffe doch, dass es ein nächstes Mal gibt, denn die Tannies höre ich mir auch gerne zum fünften Mal an.
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MAS