Thursday, May 11, 2006

Konzertrezension: Eitre am 11.5.2006 beim Folk im Feuerschlösschen in Bad Honnef

Eitre am 11.5.2006 beim Folk im Feuerschlösschen in Bad Honnef

Das erste Halbjahresprogramm schloss der FiF e.V. mit einer besonderen Gruppe, nämlich Eitre, einer Irish Folk Gruppe aus Schweden. Dar war ich natürlich ganz besonders gespannt, ob sich Irish Folk made in Sweden anders anhört als made in Germany oder natürlich made in Ireland. Jutta Mensing erzählte auch bei der Einleitungsmoderation etwas davon, dass die Schweden zum Beispiel einen Dreivierteltakt nicht „EINS, zwei, drei“, sondern „eins, ZWEI, drei“ betonten. In der Hinsicht dieser Erwartungshaltung wurde ich von Eitre aber enttäuscht, denn ich konnte während des Konzertes nichts dergleichen heraushören, das Einzige was die schwedische Herkunft der Musiker verriet, war die Art der Aussprache des Englischen von Esbjörn Hazelius, der außer dass er Geige und Zister bzw. Fiddle und Cittern spielte nämlich auch sang und die eine oder andere Ansage machte. Aber bei Dag Westling, der noch viel mehr Ansagen machte und sang, sowie Gitarre und Banjo (5-string) spielte, vermisste ich diesen schwedischen Tonfall vollkommen. Nun, das Geheimnis klärte sich in der Pause und anschließend in der Kneipe (ich war Strohwitwer und konnte mal mit). Nur zwei der fünf Musiker waren bzw. sind immer noch Schweden, nämlich eben Esbjörn und dann Fredrik Bengtsson, der ein riesen dickes Ding von Akustikbassgitarre bediente. Dag ist – hoffentlich habe ich das auch so richtig verstanden – trotz des nordischen Vornamens Deutscher (nein, später erfuhr ich, dass er doch Schwede ist, so dass also drei der fünf Musiker Schweden sind), Kevin Ryan, der Querflöte und Tin Whistle spielte, ist Ire, wenn auch in Nordengland in zweiter Immigrantengeneration geboren, jetzt aber in Irland lebend, und Marco Pollier ist – der Name klingt auch so – Franzose, geboren in in Nancy an der Mosel und spielte die Uilleann Pipes. Also ist Eitre – Mist, jetzt habe ich die Bedeutung des Namens vergessen (siehe dazu aber unten die Ergänzungen von Margret und Tom) – eine internationale, europäische Gruppe mit Sitz in Schweden, und sie spielen tradionelle irische Musik, die sich einfach nur irisch anhören soll und das auch tat.

Die von Richard Schuberth geprägte Stilbezeichnung „Rhythm & Reel“ kann man auf Eitre auch anwenden. Es war eine sehr kurzweilige Mischung aus Tunes und Songs, großenteils sehr weich gespielt (nicht weichgespült!!!), sehr fließend, so dass die Zeit ebenfalls viel zu schnell verfloss. Mehrstimmigkeiten waren weniger zu hören, aber auch bei einstimmigem Spiel kann man durch geschickte Arrangements gute Effekte erzielen, was sie zum Beipiel bei einem Reelset taten, der aus zwei Reels mit je drei Durchgängen bestand: 1. Reel, 1. Durchgang: Fiddle mit Gitarren- und Bassbegleitung; 2. Durchgang: Flute kommt hinzu; 3. Durchgang: Pipes kommen hinzu; 2. Reel, 1. Durchgang: Pipes solo, auch ohne Gitarre und Bass; 2. Durchgang: Flute und Fiddle kommen hinzu; 3. Durchgang: Gitarre und Bass kommen hinzu. Phantastisch! Bei einem Tin Whistle-Solo zeigte Kevin, dass man auch mit einer billigen Generation mit ihrem etwas rauchigen Klang exzellente Tunes spielen kann. Das freute mich mal und zwar deshalb, weil die meisten Whistler, die in Bands auftreten, zunehmend auf teurere Instrumente umsteigen und man sich als Generation-Nutzer, der ich ja auch bin, schon out of fashion vorkommt. Von den hier bei uns bekannten Bands kommt Whisht! im Stil Eitre am nächsten. Von den mir von LPs oder CDs bekannten ähnlich klingenden Bands möchte ich Touchstone aus North Carolina und Tamalin aus Irland nennen, gerade auch in der Weise, wie die Lieder instumentell begleitet und umspielt werden, nur dass hier bei Eitre keine Frauenstimmen dabei sind. Als Manko fiel mir nur auf, dass Dags Stimme neben den Pipes zu leise und weich rüber kam. Esbjörns Stimme war etwas lauter und markanter. Etwas sehr leise erschien mir auch der Bass, aber Ralf Wackers meinte, er habe ihn gut heraus gehört.

Ich fragte Dag mal, ob es nicht eine gute Idee sei, auch ein bisschen schwedisches Repertoire aufzunehmen, um eine Brücke zwischen Irland und Schweden zu schlagen, wie manche andere Nichtiren es zwischen ihrem jeweiligen Heimatland und Irland machten, was er bejahte. Die Idee sei schon da, aber nur Esbjörn und Fredrik verstünden sich auf schwedische Musik, so dass die ganze Band da erst richtig rein kommen müsste. Sie wollten es wenn schon, dann auch richtig machen und nicht einfach mal eben so.

So ging das erste FiF-Halbjahr 2006 famos zu Ende, das zweite Halbjahr wird nicht weniger famos beginnen mit Deitsch am 6.9.2006. Im September werden auch Eitre wieder in der Gegend sein, denn sie werden am 24.9.2006 bei Frau Holle in Bonn auftreten, und zwar schon um 11.30 Uhr, also eine Matinee. Ich hoffe sehr, dass ich dann auch kann, an beiden Terminen!

Zwei Tage später anlässlich des Konzertes von Last Night’s Fun unterhielt ich mich lange mit Margret Hüffer von Foggy Stew (leider darf ich nicht verraten, wie dieser Name zustande kam) über das Eitre-Konzert, bei dem sie auch war, und merkte wie so oft, dass vier Ohren mehr hören als zwei bzw. man je nach eigenem Muskverstnad auch auf ganz andere Dinge achtet oder die selben Dinge anders bewertet. So bat ich sie, sich meine Rezi mal vor der Veröffentlichung durchzulesen und gegebenenfalls etwas zu korrigiern oder zu ergänzen. Den Tippfehler bei „Generation“ habe ich gleich oben korrigiert, aber ich gebe hier ihren Beitrag im O-Ton wieder:

„Zu Eitre kann ich im wesentlichen beitragen, daß der Begriff übersetzt "Groove" heißt. Da machen sie ihrem Namen ja auch alle Ehre. Ich glaube, Juttas Anmerkung bezog sich eher auf Swedish Folk, sicher bin ich aber nicht. Und ja, Dag kommt aus Deutschland, ich weiß das von Ralf. Die Marke der Whistles heißt Generation ohne s am Ende. Der Grund, daß sie bei Gigs nicht mehr so oft gespielt werden, ist zumindest von meiner Seite aus (von anderen weiß ich das aber auch), daß man lange suchen muß, um eine gute Whistle zu finden, die sauber gestimmt ist. Es passiert immer wieder, daß bei gleicher Anblasstärke die Töne unsauber herauskommen. Dazu ist sie sehr bruchanfällig. Nach intensiverem Einsatz geht oft das Mundstück kaputt. Auf diese Weise habe ich schon zahlreiche Whistles verbraucht. Ich spiele sie aber dennoch, zumindest zuhause, weil sie nicht so laut sind (Nachbarn) und nicht soviel Luft brauchen, so daß sie auch bei einer Erkältung noch spielbar sind. Wenn man mehrere Whistles in verschiedenen Tonarten benötigt, ist es ja auch eine Geldfrage. Ein ganzer Satz hochwertiger Whistles geht ja auch ganz schön ins Geld. Meine C- Whistle ist zwar keine Generation aber eine ähnliche preiswerte von Feodog (Irische Marke), sie ist sogar noch preiswerter, habe im letzten Jahr dafür 5 Euro bezahlt.
Daß Du eine Ähnlichkeit mit Whisht siehst, hat mich schon verblüfft, ist doch die instrumentale Zusamensetzung völlig anders. Eitre hat kein Keyboard und keine Drums, Whisht keine Flute.
Treten Eitre nicht bei Frau Holle in Köln auf (Du hast Bonn geschrieben)?“

Dazu noch meine Antwort auf ihre Fragen:
Also meine Generation-Whistles halten seit vielen Jahren, aber vielleicht benutze ich sie auch zu wenig.
Die Ähnlichkeit zu Whisht! sehe bzw. höre ich eher in der weichen und modernen Art zu spielen und zu singen als in den Instrumenten selber. Das ist mein subjektiver Eindruck.
Ich kenne die Frau Holle gar nicht persönlich, aber auf der Eitre-Homepage steht, das sei in Bonn. Und das fand ich via Google: Frau Holle Mode-Kunst-Café Breite Str. 56 Fon (0228) 65 23 22 info@frau-holle.com.

Unabhängig von diesem Gespräch und meiner Rezi schrieb mir Tom Kannmacher noch folgendes, das ich mit seiner Erlaubnis hier wiedergebe:

„ [...] die Gruppe war phantastisch. Alles hat gestimmt: Die tunes haben gegrooved ( eitre, irisch = Rille, Furche, groove), die Lieder kammen mit Herzblut und rührten mich an, die Instrumentalisten waren stupende Techniker, feine Arrangements und Effekte ganz in meinem Geschmack, einzig vom Bassisten hätte ich gerne ein ganz klein wenig mehr Bumm gehört.
Nein, ich habe den Abend sowas von genossen ! [...]“

Dem ist wohl nichts mehr hinzu zu fügen.


http://www.eitre.com/
http://www.folkimfeuerschloesschen.de.vu/


MAS, MH, TK