Saturday, May 13, 2006

Konzertrezension: Last Night’s Fun am 13.5.2006 in der Brasserie Bon’n’ Soir in Bonn

Last Night’s Fun am 13.5.2006 in der Brasserie Bon’n’ Soir in Bonn

Last Night’s Fun aus Bonn (es gibt ja noch die englischen Namensvettern) hörte ich nicht zum ersten, sondern ich glaube zum dritten Mal, zuletzt auf einer Hochzeitsfeier von Freunden, die auch hier im Verteiler der folkigen Rundbriefe sind, im Juli 2005. Die einst vierköpfige Band ist nun leider um ein Mitglied ärmer geworden, denn Herbert Thinepont folgte seiner Liebe nach Berlin, wo er die Folkszene bereichert, aber an diesem Abend war er als Gastmusiker dabei. Barbara Kloep spielte die Geige, Andrea Fritz eine Gitarre, die statt eines Loches in der Mitte mehrere längliche Löcher in oberen Hälfte hatte, und sang, Keth Pryke spielte Concertina, Bodhrán und Cajon, und Herbert Querflöte und Whistle. Damit gaben sie eine kurzweilige Mischung irischer Tunes und Songs zum besten, wobei Barbara ihre Geige recht hart, mit deutlich voneinander getrennten Tönen spielte, was sie auch lieber mag, als wenn alles ineinander fließt. Andreas Stimme klang ebenfalls sehr expressiv, und die Spannung der inhaltlich meist sehr ernsten und oft traurigen Lieder, wurde durch sie exzellent transportiert. Man sah es auch den Gesichtern der an Quantität wenigen, aber an Zuhörqualität allen Musikern zu wünschenden Zuhörern an, wie tief diese Musik eindrang. Sehr schön waren auch die Akkorde, die Keth seiner Concertina zur Begleitung von Barbaras Fiddle entlockte. Aber auch seine Percussion auf Bodhrán und Cajon gab der Musik einen gehörigen Groove. Das gab den feinen Melodien einen kräftigen Schub, der sehr gut kam. Herberts Flöte- und Whistlespiel bereicherte das Repertoire noch um eines mehr, und es ist schade, dass er nicht mehr ganz dabei ist! Es ist sehr schön, so eine Band in Bonn zu haben. Ein paar mehr Zuhörer möchte ich ihnen aber wünschen.

Die Brasserie Bon’n’ Soir kannte ich bis dato noch nicht. Die kleine Bühne im dunklen Raum eignet sich ganz gut für kleinere Ensembles oder Solisten. Der hauseigene Mischpult steht eben dort, aber trotzdem hat der, der es bediente, die Töne sauber hörbar gemacht. Obwohl „Brasserie“ genannt, wird dort nicht gebraut, aber eine schöne Liste an Bieren ausgeschenkt, wie unter anderem Dom Kölsch, Licher Pilsener, Paulaner Weißbier, Köstritzer Schwarzbier (nicht Dunkelbier, wie dort angepriesen, das ist was ganz anderes) und sogar Grimbergen Bruin Dubbel, was ich aber zu spät bemerkte. Ich hielt mich an Dom Kölsch, bei dem meines Erachtens der Weizenanteil von allen weizenhaltigen Kölschsorten am deutlichsten herausschmeckt, so dass es ein vorzügliches Sommerkölsch ist. (Wer sich über diese und andere Bier informieren möchte, schaue mal hier rein : http://www.bietest-online.de/ und gebe den entsprechenden Biernamen in das Suchfeld ein.)
Vorzuwerfen ist dem Wirt lediglich, dass er, kaum dass der letzte Ton des Konzertes verhallt war, noch während wir alle um Zugabe riefen, die Musikanlage wieder einschaltete. Er machte sie dann für die Zugabe wieder aus, und danach sofort wieder an. Also da sollte man schon etwas warten aus Respekt vor der Lifedarbietung, und nicht wieder gleich die Zuhörer mit Konserve zudröhnen! Im weiteren Verlauf des bierseligen Fachsimpelns kam diese Musik im Hinergrund dann aber ganz gut, unterbrochen von kölschen Liedern am Nachbartisch.

Wie schon bei der Rezension vom Eitre-Konzert erwähnt, sprach ich noch lange u.a. mit Margret Hüffer und bat sie, auch diese Rezi hier gegebenenfals zu korrigieren und zu ergänzen. Sie schrieb dazu:

„Zu Last Night's Fun ist mir noch die Klangvielfalt des Cajon aufgefallen, die Keth zunehmend in Szene setzt. Seine zwischenzeitliche Akkordbegleitung bei den Instrumentalsets setzte die Fiddle mehr ins Zentrum und erhöhte die Spannung im Set. Über Andrea's ausdrucksstarke Stimme und Interpretation hatten wir ja schon gesprochen. Die Begleitung auf der Gitarre war mit der rechten Hand variantenreich, und mit oft unerwarteten, aber gut abgestimmten Akorden war die Aufmerksamkeit der Zuhörer gesichert. Barbara hat ein gutes Gespür, die teilweise rhythmisch komplizierten Lieder zu begleiten. Besonders hat mir die Zugabe "Siúil a Rúin" gefallen, eine Art Antikriegslied, mit irischem Refrain, der von allen Bandmitgliedern zusammen gesungen wurde (und noch manchen aus dem Publikum, z. B. Michael [Heuser; auch bei Foggy Stew; Anm. MAS] und mir).
Ich stimme Dir zu, einen bißchen respektvolleren Veranstalter wünsche ich mir auch für sie.“

Sie schrieb auch noch, dass sie meine kleine Bierkunde immer recht amüsant finde. Nun, das soll sie ja auch sein, zudem aber dem geneigten Bierfreund/der geneigten Bierfreundin eine diesbezügliche Qualität eines Veranstaltungsortes aufzeigen. Also ich als Hobbybierologe suche mir, wenn keine anderen Gründe dem widersprechen, die Kneipen schon nach der jeweiligen Bierauswahl aus, wobei unabhängig vom Geschmack gilt: viele Sorten sind mir lieber als wenige, lokale und regionale Biere lieber als solche mit vielen Transportkilometern hinter sich, wobei es aber auch mal exotisch sein darf, und kleine Brauereien unterstütze ich noch lieber als große. Natürlich entscheidet letztlich der Geschmack.

http://www.lastnightsfun.de.vu/
http://www.bon-n-soir.de/

bisherige Rezension von Last Night’s Fun:
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2005/03/konzertrezension-last-nights-fun-am.html bzw. http://tinyurl.com/8rs7y


MAS, MH