Saturday, September 30, 2006

Konzertrezension: Paul Millns & Butch Coulter am 30.9.2006 beim Folk im Feuerschlösschen in Bad Honnef

Paul Millns & Butch Coulter am 30.9.2006 beim Folk im Feuerschlösschen in Bad Honnef

Nein, es war nicht der von Jutta Mensing extra angekündigte Zwiebelkuchen und Federweißer, der Petra und mich dazu veranlasste, mal wieder das Feuerschlösschen aufzusuchen, sondern ich gebe zu, dass mir diese Einrichtung als nichtkommerzieller Verein besonders sympathisch ist und Speis und Trank dort zwar nicht in für Restaurants typische Weise, sondern so eher wie bei Straßenfesten üblich kredenzt werden, dafür aber auch erschwinglicher sind. Und vor allem Petra als alter Alexis Corner-Fan lockte auch die Ankündigung, dass Paul Millns mit ihm zusammen musiziert habe.

Es war nun also ein Konzert mit zwei Musikern, deren einer (Paul Millns aus England) Klavier spielte und Sang und deren anderer (Butch Coulter aus Kanada) die Gitarre und die Mundharmonika (blues harp) bediente. Trotz dieser sparsamen Besetzung boten die beiden eine mitreißende Musik, die auch zeigte, wie vielfältig Blues sein kann. Von den Texten verstand ich nicht viel, obwohl ich englisch kann und Paul ein gut verständliches englisches Englisch sprach, aber wenn es gesungen wird, achte ich meistens mehr auf die Musik und nicht auf die Texte. Natürlich sang er von der Liebe, die bisweilen nicht so langsam wie ein Eselsritt sei, und er sang Kritisches über Tony Blair, aber mehr kann ich jetzt dazu nicht sagen. Stilistisch kam neben dem typisch cool wiegenden Bluesrhythmus auch einiges an Boogie und an Ragtime vor, und einiges Lieder klangen nach englischem Folk oder nach Country, nur eben am Klavier, nicht auf der Gitarre gespielt. Butch bediente die Gitarre die meiste Zeit über sehr zurück haltend mit einfachen Akkorden, die man neben dem Klavier kaum hörte, aber seine besondere Stärke war die Mundharmonika. Ich möchte sagen, und die vielen Zwischenapplause, die er zeigten, dass nicht nur ich es so empfand, dass er Paul damit ein wenig die Show stahl, ähnlich wie Ralf Grottian es mal beim Bonner Folktreff mit dem Eifelslider tat. Butch holte aus seiner Bluesharp Töne heraus, die mich an der E-Gitarrenspiel von Carlos Santana oder Carol Knauber erinnerten. Einfach sagenhaft!

Ja, doch, Juttas Zwiebelkuchen wäre abgesehen von der Musik auch den Abend wert gewesen. Sie gab etwas Kümmel hinzu, damit er bekömmlicher ist.

Und da ich nun über Speis und Trank rede, möchte ich für Bierfreunde mal wieder was hinzu fügen; die anderen Leser(innen) können hier mit dem Lesen aufhören. Beim FiF gibt es ein schönes Sortiment an Flaschenbieren: Guinness Extra Stout, Newcastle Brown Ale von den Inseln, also von weit her, und eine Menge Biersorten der fast benachbarten Steffens Brauerei in Linz-Casbach: Steffi (Kölsch), Alt, Pils, Braunbier (was ich besonders mag), Hefe-Weizen, Kräusen, Malzbier, Radler. Ich erfuhr aber letztens und ließ es mir vom Brauereichef Christian Runkel bestätigen, dass die Brauerei den Braubetrieb eingestellt hat. Sie lässt ihrer Biere nun im Lohnbrauverfahren herstellen und zwar die Obergärigen in Herborn bei der Bärenbrauerei und die Untergärigen und Mixgetränke in Alsfeld bei der Alsfelder Brauerei, also ca. 100 bzw. 200 km von Linz entfernt. Die Ursache für diese Entscheidung war die zu hohe Konkurrenz durch die sogenannten Fernsehbiere (also die mit Fernsehwerbung) und die Billigbiere. Der Jahrsausstoß der Steffensbrauerei ging so von 50000 auf 20000 Hektoliter im Jahr zurück, eine für eine Brauerei in der Größe technisch und wirtschaftlich zu geringe Menge. Die Moral von der Geschicht’, warum ich das hier thematisiere ist die: Wenn Ihr gerne Bier trinkt, dann schaut doch zu, dass Ihr hauptsächlich a) der Umwelt zuliebe Biere mit wenigen Transportkilometern, b) der Arbeitsplätze zuliebe Biere kleiner und mittlererer (Privat-)Brauereien, c) der Biervielfalt zuliebe auch unterschiedliche Biersorten trinkt. Geschmacklich wird dabei jeder etwas finden, was ihm mundet, während die Auswahl an „Fernsehbieren“ geschmacklich viel eintöniger ist und Fernseh- und Billigbiere zumeist in solchen Megabrauerein hergestellt werden, dass sie weniger Arbeitsplätze bieten, als die vielen kleinen Brauereien zusammen. Das meine ich ganz (bier)ernst.

http://www.paulmillns.co.uk
http://www.folkimfeuerschloesschen.de.vu
http://www.brauerei-steffens.de/

MAS