Eitre am 24.9.2006 bei Frau Holle in der Bonner Altstadt
Es kommt ja selten vor, dass ich mir innerhalb eines halben Jahres zweimal die selbe Band anhöre, aber wenn man zweitens so nett eingeladen wird und erstens die Musik so spitzenmäßig ist, kann ich doch nicht nein sagen. Und da es wirklich nett war bei Frau Holle schreibe ich auch ein paar Zeilen dazu.
Zur Musik selber brauche ich eigentlich nicht viel zu schreiben, denn die war nicht viel anders als am 11.5. im Feuerschlösschen oder auf der CD, nur dass sie gänzlich ohne Mikrophone spielten und dass Kevin nicht Tin Whistle spielte, sondern „nur“ Flute und Low Whistle, während Marco außer seinen Uilleann Pipes auch die Tin Whistle bediente. Und ich sollte vielleicht doch mal die nationalen Provenienzen der fünf Musiker erwähnen (in der Hoffnung, dass ich diese jetzt richtig auf die Reihe kriege), denn immer wieder werden diese falsch vorgestellt, so auch an diesem Vormittag (ja, es war eine Matinee, die um 11.30 Uhr begann):
Dag Westling ist ein in Deutschland (Berlin) geborener Schwede, der jetzt in Schweden (Stockholm) lebt,
Esbjörn Hazelius ist ein in Schweden (Schonen) geborener Schwede, der auch in Schweden (Stockholm) lebt,
Fredrik Bengtsson ist auch ein in Schweden (Schonen) geborener Schwede, der ebenfalls in Schweden (Stockholm) lebt,
Kevin Ryan ist ein in England geborener Ire, der jetzt in Irland lebt, und
Marco Pollier ein Frankreich (Nancy in Lothringen, also nicht in der Bretagne) geborener Franzose, der auch in Frankreich lebt.
Diese fünf verstanden es auf’s Beste mit Pipes, Flute, Whistle, Gitarre, Banjo, Cittern, Bass und Gesang auch den eventuell am Samstagabend etwas länger Aufgebliebenen den letzten Rest der Sonntagmorgenträgheit aus den Nerven und Gliedern zu treiben. Zwar tanzte nur ein kleines Mädchen sichtbar, aber im Inneren tat das bestimmt jeder im Publikum, das eng gedrängt auf Klappstühlen saß, oder in der ersten Reihe auf einem alten Sofa.
Zum Etablissement muss ich auf jeden Fall was schreiben. Es ist eigentlich eine kleine Modeboutique mit einer nostalgischen Café-Theke. Ich fragte mich, wo denn hier die Musiker spielen sollten, etwa zwischen den Kleidern im Schrank oder dahinter. Der zweite Gedanke war so verkehrt nicht, denn zumindest um auf die Toilette zu kommen musste man ein Regal aufklappen und durch eine versteckte Tür entschwinden. Geheimnisvoll! Aber im Grunde war es doch profaner, denn durch eine schmale Einfahrt gerieten wir in einen kleinen Innenhof, und von dort aus in Nebengebäude. Dag meinte, es sei wohl der schönste Hinterhof Deutschlands, und wenn man de herein komme, sei es, als betrete man eine andere Welt. Dem schließe ich mich an. Die Zeiten, in denen das eine heutige Atelier als Waschküche benutzt wurde, ist lange vorbei, heute befindet sich dort ein Büro und eine Bibliothek und eben ein Atelier, und in dem anderen Raum, in dem das Konzert in gemütlicher Enge stattfand, so dass die Zuhörer in der ersten Reihe den Musikern beinahe auf den Füßen saßen, ist ansonsten ebenfalls ein Maleratelier. Und im Hof selber stehen Tische, Bänke und Stühle bereit, damit man noch in Ruhe einen Kaffee oder anderes schlürfen kann. Weg vermutet solches hinter den Fassaden der Altstadt aus dem 19. Jahrhundert? Schaut mal auf die Frau Holle-Homepage, wann sie die nächste Matinee haben, und dann geht da mal hin, es lohnt sich! ich glaube, es ist jeden vierten Sonntag im Monat.
Den Auftritt von Eitre hat übrigens unser guter alter Ralf Wackers vermittelt.
http://www.eitre.com/
http://www.frau-holle.com/matinee.0.html
Vgl. auch meine Konzertrezi unter:
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2006/05/konzertrezension-eitre-am-1152006-beim.html
und die CD-Rezi unter:
Link kommt noch