Thursday, September 14, 2006

CD-Rezension: Eitre. The Coming of Spring

Eitre. The Coming of Spring

Sjelvar Records HB (www.sjelvar.com) 2005 mit Fotos und wenigen englischen Infos
11 Tracks, 50,18 Minuten

Am 11.5.2006 spielte die schwedische Irish Traditional Rythm’n’Reel Band Eitre im Feuerschlösschen in Bad Honnef, wovon ich ganz begeistert berichtet habe. Nun, rechtzeitig bevor sie am 24.9.2006 bei Frau Holle in Bonn wieder auftreten, schickte mir Dag Westling deren 2005 erschienene CD „The Coming of Spring“, die sich auch im Spätsommer und Frühherbst gut anhört.

Es ist eine sehr feine Musik, die die Schweden Dag Westling (Gesang, Gitarre, Five-string Bajo), Esbjörn Hazelius (Fiddle, Zister, Gesang), Fredrik Bengtson (Doppelbass), der Ire Kevin Ryan (Querflöte) und der Franzose Marco Pollier (Uilleann Pipes, Tin Whistles) auf dieser Scheibe darbieten. Sie beginnt rasant schnell mit dem Reelset „Fairy Reel“, von dem ich auch auf dem Konzert schon so begeistert war, mit den im ersten und zweiten Reel unterschiedlich nacheinander einsetzenden Instrumenten. Rasend schnelle Reels sind zu Hauf auf der CD, in unterschiedlichen Arrangements, immer wieder mit Solo-Teilen zum Beispiel der Uilleann Pipe dabei, die mir Schauer der Spannung und Spannungsentladung durch den Körper jagen. Und keine kleinste Passage wirkt trotz des Tempos gehetzt, vielmehr fließt, treibt, groovt die Musik dahin, keine Anstrengung ist ihr anzuhören, wie es bei guten Akrobaten ja auch sein soll.

Die von Dag und Esbjörn gesungenen Lieder bilden dazu einen Kontrast, denn sie sind langsam vorgetragen, manche langsamer, als ich die gleichen Lieder von anderen Interpreten kenne, aber immer begleitet mit einem minutiösen Gitarren- und meistens doch wieder angereichert mit einem flotten Zwischenspiel. Alles in allem, das habe ich auch zum Konzert geschrieben, wird die Musik sehr weicht gespielt, auch wo Pipe und Fiddle hohe Töne anschlagen.

Auch an die CD ging ich mit dem Interesse heran, ob da nicht doch etwas heraus zu hören ist, das schwedisch klingt. Esbjörns Englisch hat wohl einen etwas schwedischen Akzent, aber es ist doch alles original irische Musik oder solche von irisch stämmigen Nordamerikanern. Doch da ist eines, das klingt etwas anders, obwohl von Tomy Peoples, also einem Iren, komponiert und zwar „Tomy Peoples’ Mazurka“, die mir auf einer CD mit svensk folkmusik nicht als fremd aufgefallen wäre, die teilweise aber auch deutsch klingt. Sie ist der erste Teil des Sets dessen Namen die CD bekam, dessen zweiter Teil, der auch „The Coming of Spring“ heißt, dann aber doch wieder ein typisch irischer Jig ist. Zwischen Mazurka und Jig bildet ein Gittarrenintermezzo eine Pause, die den Fluss dieses Sets etwas stört und das Durchtanzen wahrscheinlich verhindert, sofern man überhaupt tanzend von einer Mazurka zu einem Jig wechseln kann. Es ist wohl doch eher Zuhör- als Tanzmusik, aber das ist ja auch typisch für irische Instrumentals, wie mir Tänzer immer wieder mal vermitteln. Tilman Teuscher sagte mir letztens in einem Interview über die Hummelkurse, dass in der Irish Folk Music in den letzten 30, 40 Jahren die Session- und die Tanzszene in ihren Spielweisen wie eine Schere auseinander klafften. Nehmen wir diese CD also als Repräsentantin der Session- und Konzertszene und zwar als Spitzenrepräsentantin.

Ich kann also allen Freundinnen und Freunden erstklassiger Irish Traditional Music nun guten Herzens zwei Schritte des Vorgehens empfehlen: 1. Zum Konzert zu Frau Holle kommen und 2. Geld für eine CD mitbringen. Nein, ich werde nicht für diese Werbung bezahlt, sondern bekam nur die übliche Rezi-CD. Sollte Dag im Hinterkopf gehabt haben, dass die Rezension eine Werbung werden könnte, liegt das wohl an der Konzertrezi vom Mai, aber die Musik hat es auch wirklich verdient!

Inhalt:
Fairy Reel (Fairy Reel / The Man from Banduran / McFadden’s Favourite)
William Taylor
Princess Nancy (Princess Nancy, The Tar Road to Sligo / Thompson’s Jig)
Brackagh Hill
Killarney Boys of Pleasure (Big John’s Reel / Pickinig the Spud / Killarney Boys of Pleasure)
Flat River Girl (Flat River Girl / The Rose in the Heather)
Sliabh Geal gGua (Sliabh Geal gGua / The Garden of Daisies)
Coleraine Regatta (Coleraine Regatta / The Lads of Laois)
The Coming of Spring (Tommy Peoples Mazurka / The Coming of Spring)
The Flower of Magherally
The Crosses of Annagh (The Glen Road to Carrick / The Porthole of the Kelp / The Merry Sisters / The Crosses of Annagh)

(Das Lies “Flat River Girl” ist mir ansonsten unter dem Namen “Jack Haggerty” bekannt.)

http://www.eitre.com/

Vgl. auch meine Konzertrezi unter:
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2006/05/konzertrezension-eitre-am-1152006-beim.html

Johannes Schiefner rezensierte die CD auch schon mal:
http://www.folker.de/200503/rezi-eu.htm#02

MAS