Sunday, October 08, 2006

Konzertrezension: Pure Irish Drops - Music from the Déise am 8.10.2003 in der Brotfabrik in Bonn-Beuel

Pure Irish Drops - Music from the Déise am 8.10.2003 in der Brotfabrik in Bonn-Beuel

Die 18. Pure Irish Drops Tour in Deutschland, zum zehnten Mal zu Gast in der Brotfabrik, und nun zum dritten Mal hintereinander am 8. Oktober, Petra und ich besuchten es zum vierten oder fünften Mal. Das Datum sollte man beibehalten, symbolisiert die 8 doch die Unendlichkeit, und so doppelt (der Oktober ist ja der achte Monat im römischen Kalender, wie der Name schon sagt) genommen, sollte das ein gutes Omen sein. Waren die letzten beiden Jahre Personen gewidmet, nämlich 2004 Micho Russel und 2005 Turlough O’Carolan, so nahm man nun wie 2003, als Nordirland das Thema war, wieder eine Region Irlands zum Motto, nämlich den Landstrich Déise in Südostirland, aus dem die drei Musiker des Abends kamen: Dónal Clancy (Gitarre), Fionn Mac Giolla Chuda (Fiddle) und Benny McCarthy (Knopfakkordeon, Melodeon). Der angekündigte Donnchadh Gough (Uillean Pipes, Bodhrán, Tin Whistle) war also nicht dabei. Veranstalter Florian Fürst kündigte an, dass man nun also typische südostirische Musik zu hören bekomme, während sonst ja meistens westirische Musik bekannt sei.

Wie verhielt es sich aber damit? Sie spielten rein instrumentale Airs, Hornpipes, Polkas Jigs und Reels, von denen mir nicht wenige Tunes bekannt waren, obwohl ich mich noch nie mit Déise beschäftigt habe, aber die Cliffs of Moher z.B. liegen ja auch im Südwesten. Sie spielten sie sehr schön, die Airs verträumt und doch von einer inneren Spannung durchzogen, die Tanztunes schnell, rhythmisch, groovig, wie es sich für Spitzenmusiker von der grünen Insel gehört. Was aber war nun typisch südostirisch? Ich fragte ein paar Fachleute: Sabrina Palm (Whisht! u.a.) meinte, es seien die Airs, Florian Fürst meinte, es seien die Stücke, die sie solo spielten, während die zusammen gespielten Stücke irisches Allgemeingut seien, Ellen Jeikner (Currach u.a.) meinte, es sei die besondere Art, wie die Stücke gespielt wurden. Aha! Nun gut, da fehlte mir wohl die Kenntnis der Tune-Vielfalt und das feine Gehör, um das von meiner seite so zu spezifizieren. Ich dachte schon, dass einige Melodien, vor allem eine Polka und zwei Reels, die auf dem Melodeon gespielt wurden, sich für mich französisch bzw. quebecois bzw. cajunmäßig anhörten, das sei es. Nein, meinte Sabrina, da höre sich nichts französisch an, und Florian meinte, es gebe einen so regen Austausch der Musiker, da könnten die Tunes überall her kommen und von überall her beeinflusst sein. Einig waren wir uns aber darin, dass die Spielweise sehr traditionell war, Sabrina nannte es „erdig“, was mich zu dem Schluss kommen lässt, dass Musikrezensionen ein bisschen wie Weinverkostungen sind. Mir fehlten ein wenig die Variationen bei den Wiederholungen, Sabrina meinte, da seien genug von dabei, ja so kann man diskutieren: „der Riesling hat einen erdigen Abgang“, „nein, einen fruchtigen“, ...

Ach lassen wir die Fachsimpelei, denn so simpel ist die gar nicht, und ich sage einfach, es war ein sehr schönes Konzert, das mich davon überzeugte, dass auch Südostirland eine blühende und faszinierende Musiktradition und –kultur hat, war ich im Übrigen nie bestritten habe.

Mehr Infos zu den Musikern findet man hier:
http://www.parterre.net/kultur/pure_irish_drops06137170118

http://www.brotfabrik-bonn.de/

frühere Pure Irish Drops – Rezis von mir:
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2004/10/konzertrezension-pure-irish-drops-am.html bzw. http://tinyurl.com/acx5c
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2005/10/konzertrezension-pure-irish-drops-in.html bzw. http://tinyurl.com/csqne
MAS