Friday, October 20, 2006

Konzertrezension: Chris While & Julie Matthews am 20.10.2006 beim Folk im Feuerschlösschen in Bad Honnef

Chris While & Julie Matthews am 20.10.2006 beim Folk im Feuerschlösschen in Bad Honnef

Am 20. Oktober waren mal wieder Musiker, bzw. Musikerinnen aus merry old England im Feuerschlösschen zu Gast, und zwar Julie Matthews aus Nordostengland, genauer Yorkshire, noch genauer Sheffield, und Chris While aus Nordwestengland, genauer aus der Nähe des Lake Districts. Wer jetzt denkt, von so weit im Norden, kurz vor der schottischen Grenze kommend, müsste ihre Musik auch schon ein wenig schottisch klingen, der irrt sich. Viel mehr klangen die ersten akustischen Eindrücke eher amerikanisch, und zwar nach Spirituals, zumindest musikalisch, wenn auch nicht textlich, die waren, sofern ich sie verstand oder aus den Ankündigungen erschloss, eher handfest und bodenständig: Es ging um das Problem, einem lieben Menschen viel zu selten die wirklich wichtigen Dinge zu sagen, bis man sich eines Tages auseinander lebt, es ging selbstredend um Liebeskummer, aber auch um den Kummer von Chris’ Vater, der mit 58 Jahren als Stahlarbeiter zwangsweise in den Vorruhestand geschickt wurde, weil die Stahlindustrie in Sheffield nur noch auf Sparflamme lief, und der dann mit 65 zurück geholt wurde, weil doch plötzlich seine berufliche Erfahrung gefragt und kein Nachwuchs da war, es ging aber auch um die Freude, einer ehemaligen Mitschülerin, die Julie, die nie gut in Sport war, immer in ihr Team nehmen musste, da sie immer als letzte noch übrig blieb, und die ihr deshalb immer böse war, weil die Mannschaft Julies wegen immer wieder verlor, ein freches „Nana nana naana“ hinterher zu rufen. Diese doch sehr verschiedenen Themen wurden indes nicht alle mit spiritual-ähnlichen Melodien vorgetragen, sondern vieles klang sehr country-ähnlich, einiges nach John Denver, ja bei einem Lied, ich weiß nicht mehr, worum es dabei ging, sah ich mich plötzlich in meinem 85er Buick Skylark-Mietwagen durch die Prairie von Alberta fahren. Und ein Lied erinnerte mich an Rawlin’s Cross, also wenn schon nicht schottisch, so doch neu-schottisch. An Instrumenten bedienten die beiden Sängerinnen Gitarren, Piano, Bouzouki, Mandoline und Ziehharmonika (Julie) und Gitarre, Bodhrán, Banjo, Dulcimer und Percussion (Chris). Ja, ein Lied mit Bouzouki und Banjo klang besonderes intensiv nach Country, eines mit Gitarre und Ziehharmonika klang noch am englischsten, wenn ich Chris Simmance als Maßstab nehme, wobei ich nicht weiß, ob man das tun kann.

Das Konzert fing eher langsam und zum Zuhören mit geschlossenen Augen einlandend an, nahm aber bald an Druck und Groove zu, um nach der Pause, in der man sich dieses Jahr wohl letztmalig mit Juttas leckerem Kümmel-Zwiebelkuchen versorgen konnte, ging es richtig ab. Der WDR war auch da, sogar Werner Führmann persönlich, und sie wollen den Mitschnitt Anfang 2007 senden. Wenn ich rechtzeitig davon erfahre, gebe ich den Termin an Euch weiter.

http://www.whileandmatthews.co.uk/
http://www.folkimfeuerschloesschen.de.vu

MAS