Friday, October 08, 2004

Konzertrezension: Pure Irish Drops am 8.10.2004 in der Brotfabrik in Bonn-Beuel

Pure Irish Drops am 8.10.2004 in der Brotfabrik in Bonn-Beuel


http://www.ffmusik.de/micho.gif


http://www.ffmusik.de/PID2004.jpg





Seit 1989 touren die Pure Irish Drops durch Deutschland, keine Gruppe, sondern ein Tourneekonzept, wonach drei irische Musiker vor relativ kleinem Publikum – verglichen mit dem seit 1974 (wenn auch nicht ununterbrochen) jährlich durch Deutschland tourenden Irish Folk Festival, in dessen Rahmen die Idee für die Pure Irish Drops erstmals aufkam – traditionelle Musik spielen. Von den 16 Tourneen gastierten acht auch in der Brotfabrik, nun am 8. Oktober 2004 mit Christy Barry (whistles, flutes, spoons), Gerry Ó Connor (fiddle) und Tony MacMahon (button accordeon), die allesamt Weggefährten des 1994 bei einem Autounfall in seinem Heimatort Doolin ums Leben gekommenen Micho Russel waren, für den die diesjährige Tournee unter dem Titel „Ten Years dead but not forgotten – Im Memory of Micho Russel“ eine Hommage bildete.

Wer Micho Russel noch nie gehört hat, nehme sich mal die Aufnahmen der ersten beiden Irish Folk Festivals vor, die ja auch noch käuflich zu erwerben sind. Seine etwas quäkige Stimme in dem südwestirischen Dialekt und sein ungekünsteltes, aber kunstvolles Whistlespiel mit relativ wenigen Verzierungen und eher etwas stakatohaft, machten auf mich einen sehr positiven Eindruck von echter bäuerischer Volksmusik. Er war ja auch Bauer, und Wolfgang Koll, der Wirt der Harmonie, erzählte mit letztens, dass er ihn mal auf einem Konzert in Doolin erlebt habe, zu welchem Micho Russel von der Arbeit auf dem Feld gekommen und wohin er auch anschließend zurück gekehrt sei.

Bauern sind die drei Musiker der diesjährigen Tournee zwar nicht, aber Christy Berry sagte, er habe noch nie vor einem so großen Publikum gespielt. Nach jeweiliger Solovorstellung ihrer Spielweise gaben die drei nach der Pause ihr Können als Duo und Trio zum Besten. Reine, traditionelle, aber variationsreiche Volksmusik im besten Sinne des Wortes. Sie spielten, als säßen sie zu Hause im Wohnzimmer oder in ihrem Stammpub bei einer Session. Von Sessions kannte ich das eine oder andere Stück, einige natürlich auch von anderen Interpeten. Einige Musiker unserer Bonner Sessionelite saßen in der ersten Reihe und schauten ihnen ehrfürchtig auf die Finger. Anschließend konnten sie dann mit ihnen fachsimpeln. Musiker ohne Starallüren, ohne Showbiz-Wichtigtuerei, einfach sympathische Menschen, die echt gute Musik machen!

http://www.ffmusik.de/Pure_Irish_Drop_2003_d.html

MAS