Friday, April 08, 2005

Konzertrezension: Celtic Attractions – 1. Irish/Scottish Folkfestival im Zirkuszelt im Köln-Weiß am 8.4.2005

Celtic Attractions – 1. Irish/Scottish Folkfestival im Zirkuszelt im Köln-Weiß am 8.4.2005




Ralf Wackers, der Herausgeber der Irischen Rundbriefe, wohnte, bevor er nach Bonn zog, in Köln-Weiß, und hat von da her noch enge Kontakte zum dortigen Jugendzentrum. Dieses wiederum organisierte ein mehrtägiges Festival, bei welchem in einem auf dem Gelände des Jugendzentrums aufgebauten Zirkuszelt verschiedene Programmpunkte angeboten wurden, und anderem das Irish/Scottish Folkfestival, von dem ich hier berichten will.

Den ersten der drei Acts des Abends boten Foggy Stew, die neben Last Night’s Fun zweite Band, die in den letzten zwei Jahren aus der Fiddlers Session in Bonn hervorgegangen ist. Margret Hüffer sang und spielte Gitarre und Tin Whistle, Michael Heuser Gitarre, Mandoline und verschiedene Banjos, Keth Pryke Concertina, Gitarre und Bhodran, und neu dabei war Nicole Maldonado mit ihrer Stimme und Geige, die ansonsten Mitglied von Tj:unichtgut ist. Nun kann ich also die von der Last Night’s Fun-Rezension her offen gebliebene Frage, was die beiden Bands voneinander unterscheidet etwas eingehender beantworten. Es stimmt, was mir Michael Heuser dazu gesagt hatte, rockig spielten sie nicht, sondern viel tradioneller, dabei aber trotzdem auch modern. Songs, einerseits von Margret mit härterer, und Nicole mit weicherer Stimme gesungen, wechselten sich ab mit diversen Tunes wie Jigs, Reels, Slides, Hornpipes, Slipjigs und dergleichen wechselten einander ab. Die beiden Damen boten mit ihren sehr unterschiedlichen Stimmlagen und auch Singweisen, Margret mit Gitarre dabei, Nicole ohne sich dabei zu begleiten, einen spannenden Kontrast zueinander. Sie sollten es mal mit mehrstimmigen Arrangements versuchen, das wäre bestimmt noch spannender. Ein Instrumentalarragement möchte ich besonders hervorheben. Es war ein Set, das mit einem balkaninspirierten Stück begann, das – wenn ich richtig verstanden habe - einer der Musiker von Calico komponiert hat -, gefolgt von zwei Reels, die vor allem Margret auf der Whistle spielte, wonach sie wieder zu dem ersten Stück zurück kamen, worauf dann Nicole auf der Geige einen Reel spielte, dann wieder zurück zu Stück eins, worauf Keth dann „Toss the feathers“ (ah, ausnahmsweise kenne ich mal den Namen eines Reels) auf der Concertina vortrug, dann wieder zum ersten Stück, anschließen ein gemeinsam gespielter Reel und zum Abschluss nochmal Stück eins. Wirklich klasse! Günstig für Keths Conceretina war auch, dass er zwei Mikrophone links und rechts seines Instumentes hatte, so dass man es diesmal auch dann hören konnte, wenn er kein Solo spielte.

Der zweite Progammpunkt war ganz anders. Michael Klevenhaus sang ohne jede Instumentbegleitung (wenn man vom Fingerschnipsen bei den schnelleren Liedern absieht) Lieder auf schottischem Gälisch. Es gibt ja oft Irische Festivals, in denen auch schottische Lieder oder Musiker vorkommen, ohne dass das im Festivalnamen erwähnt ist. Diesen Act aber konnte man nicht einfach unter den grünen Teppich kehren, sondern er war eindeutig blau, also schottisch. Außer Michael, der im Zentrum für gälische Sprache und Kultur tätig ist, verstand wohl keiner, was er da sang, aber das war auch kaum notwendig. Er zog uns mit Liebes-, Arbeits- und Heimatliedern und tanzbarer Mundmusik aus der Zeit, da Instrumente von den Engländern verboten waren hinein in ein altes gälisches Lebensgefühl zwischen Pathos und Unsinn und ohne – zumindest von mir erkennbare – moderne Einflüsse, unterbrochen mit kultur- und landeskundlichen Kommentaren in den Ansagen. Ossian, der mythische Barde, hätte seine Freude gehabt, wir, das Publikum, hatten sie!

Den dritten Act boten Currach dar, mit Ralf P. Wackers an Gitarre, Bouzouki, Banjo und Mundharmonika, Ellen D. Jeikner an Gitarre, Harfe und ihrer Stimme, Antonia Wernig an Uilleann Pipes und Whistles, LeAnn Eriksson Guyton an der Querflöte und Katja Gross an der Geige. Sie spielten wieder vor allem Jigs, Reels, Hornpipes, Polkas Tunes mit einem sehr dichten Klang im Wechsel mit Liedern, die Ellen mit ihrer ausdrucksstarken Stimme vortrug. Ihre Version von „The Star of the County Down“ zur Harfe wirkte verträumter, als die sonst meinst zu hörenden Versionen dieses bekannten Liedes. Ein ebenfalls, zumindest für Clannad-Fans, berühmtes Lied, Kadesha (man schriebt es bestimmt anders, aber wie weiß ich jetzt nicht), gefiel mir indes besonders gut, was nicht zuletzt daran lag, dass Antonia auf der Tinwhistle eine sehr ergreifende zweite Stimme zur Hauptmelodie spielte. Antonia spielte früher bei Rolling Wave mit, lebt jetzt aber in Wien und ist extra für dieses Festival angereist, wirklich nicht zum Schaden für dieses.

Den Abschluss bildete eine Festivalsession aller Musiker(innen), bei der die Tunes noch dichter klangen und das Publikum in Rage versetzten. Dass die gemeinsam gesungenen Lieder vom Blatt abgelesen wurden, ist verzeihlich. Die letzten Klänge gehörten aber nochmal Michael Klevenhaus, der uns sanft in die regnerische Aprilnacht entließ.

Fazit dieses Festivals: Ralf, das hast Du gut organisiert! Neben den Musikern möchte ich auch das Publikum loben, denn die Leute waren echt bei der Sache, quatschten nicht und rauchten nicht (was in dem Zelt eh verboten war). Ich hoffe, dieses erste wird nicht das letzte gewesen sein. Ob die zeitliche Nähe zum BIFF so günstig ist, mag man überlegen. Und eigentlich ist es ja auch interessant, dass fast alle Musiker(innen) in Bonn wohnen, eine in Bergisch Gladbach und eine in Wien. Bonn scheint eine Hochburg der irischen und schottischen Musik im Rheinland zu sein. Da dürfen dann auch gerne die Kölner von profitieren.

Infos im Netz:
http://www.currach.de/Festival/festival.html
http://www.currach.de/
http://www.schottisch-gaelisch.de/
http://www.brotfabrik-bonn.de/bildungswerk/kurse/gaelische_lieder_klevenhaus.htm
http://www.buch.de/buch/04629/172_schottisch_gaelisch_wort_fuer_wort.html
http://www.irishfolk.at/
http://www.norainrecords.com/team