Saturday, March 17, 2007

Konzerrezension: Huusmeister am 17.3.2007 beim Folk im Feuerschlösschen in Bad Honnef

Huusmeister am 17.3.2007 beim Folk im Feuerschlösschen in Bad Honnef

Kölsche Lieder am St. Patrick’s Day

Auch am St. Patrick’s Day muss man nicht unbedingt irische Musik hören, sondern darf auch fremd gehen, wobei das Fremde, auf das ich mich bei diesem Konzert einließ ja eigentlich viel weniger fremd war, sondern es war Musik von direkt hier, ja, nicht gerade aus Bad Honnef, aber aus Köln. Dabei ist es schon reichlich verwunderlich, dass die auf Kölsch oder überhaupt in ripuarischer, also rheinischer Mundart singenden Musiker, mit denen unsere Region doch so reichlich gesegnet ist, so selten Erwähnung finden in unserer folkigen Presse, zum Beispiel auch in meinem folkigen Rundbrief. Weder über de Bläck Fööss, noch über de Höhner, auch nicht über de Paveier oder de Junge habe ich bislang etwas geschrieben, obwohl doch reichlich Links auf unserer Internetportal-Startseite auf sie verweisen. Einzig Wibbelstetz aus der Nordeifel kam schon zu Ehren bzw. hatte ich die Ehre, rezensieren zu dürfen. Das liegt wohl daran, dass unsere Mundartmusik viel zu weit verbreitet ist im Volke, als recht massentauglich ist, und eher auf der Rock-, Pop- und Schlagerwelle mitschwimmt oder gar auf der sessionsgebundenen Karnevalswelle, als auf der Folk- und Weltmusikwelle, obgleich sie doch wegen dieser Beliebtheit im Volke viel eher Volksmusik ist also so manche doch eher kleine Gruppen von Liebhabern und Spezialisten begeisternde Folk- und Weltmusik. Ja, das ist ein Paradox, und das kann ich hier auch nicht auflösen.

An diesem 17. März jedenfalls waren die Huusmeister us Kölle im Feuerschlösschen zu Gast und kündigten an, etwas andere Kölsche Musik zu präsentieren, mit Liedermacherqualität. Und deswegen seien sie in Köln auch gar nicht so berühmt wie die Bläck Föss und so weiter, sondern begeisterten eher kleine Fangruppen, zu denen sie ihre Musik oft auch noch hin bringen müssten, wenn das Publikum schon nicht zu ihnen käme. Ist das nun das Charakteristikum, weswegen sie im Feuerschlösschen, der festen Burg echter Folkmusik auftreten durften? Mitnichten, es lag schon an der Musik.

Hanjo Butscheid, der Frontsänger, sang seine selbst geschriebenen Lieder bisweilen auf eine Art, die mich an den Cajungesang von Michel David erinnerte, benutzte ansonsten aber Melodienformen, wie man sie auch bei anderen kölschen Sängern findet. Dabei begleitete er sich mit der Gitarre, letzteres tat auch Frank Denhard, der aber die Gitarre auch mal gegen eine Mandoline auswechselte, während Pete Haser ein Akkordeon bediente, dem er Töne entlockte, die einen, würde man nicht hingucken, wähnen ließe, da spiele eine Blues Harp, also Mundharmonika, oder auch eine Orgel, je nach dem. Horst Zaunegger schließlich steuerte einen E-Bass bei. Und alle zusammen klangen zum Teil auf der Grundlage von Rheinländern, Schottischen und ähnlichen alten Tanzmelodien recht jazzig, rockig, rock’n’rollig, bluesig, ragtime- und cajunartig, also sehr abwechslungsreich. Die Texte handelten nicht selten von Selbsterkenntnis, Erforschung des eigenen inneren Neulandes, Sein statt Haben, falschen Wertmaßstäben, die zu Magersucht und dergleichen führen und ähnlichen nachdenklichen Themen. Kölner Zuhörer pflegt Hanjo mit einem Lied, in dem er sich ein Mädsche vun Düsseldorf wünscht, zu schocken, was Bad Honnefer schon gelassener nahmen und ihm gegen seinen Durst beinahe ein Alt gebracht hätten, doch glich er das auch wieder mit einer Liebeserklärung an Colonia aus, und eine an Vatter Rhing eint ja wohl alle Rheinländer von Graubünden bis Zeeland. Sooo anders als andere Kölschgruppen, wenn man mal von den reinen Karnevalsbands absieht, klingen die Huusmeister nun eigentlich nicht, und auch zum Beispiel die Bläck Fööss haben nachdenkliche Texte im Liedrepertoire. Die Huusmeister stellen sich eigentlich recht gut in die Tradition kölscher Musikalität, auch darin, dass Hanjo sing Mudderspoch erst nach einigen englischen und hochdeutschen Jahren wieder für sich entdeckte. Kölschtümelei ist das aber deshalb noch nicht oder zumindest kaum, in sehr angenehmer Dosis.

Ihre neue CD heißt „Usser Konkurrenz“, womit sie auf den Schriftsteller Robert Walser (also nicht den Martin!) verweisen, der sich gegen Ende seines Lebens in eine Heilanstalt einweisen ließ, um sich, wie Hanjo erklärte, dem Konkurrenzdruck zu entziehen.

Hier habt Ihr mal eine Kostprobe von deren Homepage:

Vatter Rhing
(Halt, nein, da gibt es einen Copyrightvermerk auf deren Homepage. Also klickt dort hinein, und lest den Text dort.)

Das müsst ihr Euch nun aber gesungen und gespielt vorstellen, mit dieser wunderbaren Akkordeonbegleitung, die echt was Besonderes ist.


mehr Infos:
http://www.huusmeister.com/
http://ksh.wikipedia.org/wiki/Huusmeister_(Bänd)
http://www.toca-records.de/cms/main.php/home/product/219/huusmeister_usser_konkurrenz
http://www.folkimfeuerschloesschen.de.vu/

CD-Rezi von Ulrich Joosten:
http://www.folker.de/200702/rezi-d.htm#08

zu Robert Walser:
http://de.wikipedia.org/wiki/Robert_Walser

MAS