Friday, April 07, 2006

Konzertrezension: Mirta & The Goalgetters am 7.4.2006 im Bungertshof in Königswinter-Oberdollendorf

Mirta & The Goalgetters am 7.4.2006 im Bungertshof in Königswinter-Oberdollendorf

Und wieder folgte ich mal dem Geschmack meiner Frau Petra zu einem Konzert (umgekehrt kommt es viel häufiger vor) und zwar diesmal in den Bungertshof, wo Mirta & The Goalgetters Latin, Funk und Soul spielen sollten, was sie auch taten. Mirta ist Kubanerin und lebt in Köln, die Goalgetters sind eigentlich eine eigene Band, die sich für diese Tour und die Einspielung des Albums „with influence“ mit Mirta zusammen getan hat und aus Guido Craveiro aus Portugal am Keyboard, Andreas „Schimmel“ Schimmelpfennig aus Deutschland am E-Bass, Mirko „Micky“ Kamo aus Mazedonien am Schlagzeug, Tibor Szücs aus Ungarn an der akustischen Gitarre, Jörg Hartig aus Deutschland an der E-Gitarre und Silvia Palma aus Portugal und Yma America aus Venezuela, die Mirta mit ihrem Hintergrundgesang unterstützten, besteht. So hätten wir sieben Mitmusiker(innen) Mirtas, obwohl im Bungertshofprogrammheft und auf Mirtas Homepage von neuen Leuten die Rede ist. Nummer Acht ist bestimmt Uli „Das Ohr“ Auer am Mischpult, aber Nummer Neun konnte ich nicht ausmachen. Ah, die Liste auf Mirtas Homepage nennt noch Renis Medoza an der Percussion, aber der war an dem Abend wohl nicht da.

Mirta begann Ihren Auftritt mit einem kubanischen Arbeitsgesang, für den sie das Publikum zu einem langsamen rhythmischen Klatschen aufforderte, und der mich an einen Walking Song erinnerte, wie Kerstin Blodig ihn gerne singt. Das war dann aber auch das einzige rein traditionelle Lied des Abends, denn schon das zweite war sehr poppig, aber im Temperament recht zurück haltend. Das blieb nicht lange so, um im Rückblick erwies sich dieses zweite Lied als das langweiligste, da waren sich Petra und ich einig. Uli am Mischpult brauchte auch noch ein paar Lieder, bis er die günstigste Einstellung für alle Musiker gefunden hatte, denn anfangs klang alles ein wenig dröhnend und wenig differenziert, aber nach und nach kamen die einzelnen Instrumente und Stimmen gut heraus. Daran zeigt sich, wie wichtig dieser Job bei nicht rein akustischen Konzerten ist, gerade wenn der Raum selber keine so gute Akustik hat, und ich muss im Nachhinein (und evlt. auch im Voraus) dafür um Entschuldigung bitten, dass ich bei meinen bisherigen Rezensionen die Inhaber der Mischpultfunktion nie erwähnt habe (in Zukunft bemühe ich mich darum). Die teils englisch, teils spanisch gesungenen Lieder entwickelten immer mehr Groove, was auch bedeutet, dass sich ihr Temperament nicht rein durch Tempo zeigte, sondern eher durch einen ruhigen, walzenden Rhythmus, der durch Mirtas Stimme teils deftig, teils filigran umspielt wurde und natürlich auch durch das eine oder andere Solo der E- und A-Gitarre, des E-Basses oder des auf Piano gestimmten Keyboards, die teilweise sehr jazzig klangen. Die akustische Gitarre hatte einen sehr flachen Klangkörper, so dass sie fast wie eine E-Gitarre aussah. An Musikstilen hörte ich neben Soul auch Reggae heraus, einiges erinnerte mich gar an Rap, z.B. an Orishas aus Kuba oder auch an Coolio, besonders gut gefiel mir aber ein Calypsolied namens „Baby sing that song“, das eine richtig fröhliche Stimmung verbreitete, dann meine ich Merengue (Merenge, Meruenge, Marenge, Marengue, Maruenge; Welche Schreibweise stimmt denn da? Ich nehme mal die von Wikipedia.), Samba und Ska heraus gehört zu haben, und auch den einen oder anderen afrikanischen Einfluss, alles in allem aber eine Mischung mit sehr amerikanischem Flair, von Karibik und Florida bis Südkalifornien, also auch sehr sonnig und lebensfroh, und dabei auch etwas ernst im Hintergrund, eine multiethnische Mischung mit Schmelztiegelcharakter. Einige der Lieder schrieb Mirta selbst, nur leider verstand ich die Texte nicht. In einer Ansage sagte sie, ein Lied sei gegen Gewalt und für offene Grenzen. Je ein Lied wurde auch von Yma und Silvia gesungen, die das auch sehr gut konnten. Es kam sehr viel Wärme in der Musik rüber, nicht nur wegen der südlich-sonnigen Assoziationen, sondern auch menschliche, und ich bin sehr froh, dass Petra sich dieses Konzert raus gesucht hat. Sie spielten übrigens zirka eineinhalb Stunden ohne Pause und legten dann noch zwei Zugaben obenauf.

Petra kaufte sich Mirtas CD „with influence“ mit acht Stücken für acht Euro. Die Aufnahmen sind klarer und feiner als die Liveakustik, und es sind auch ein paar Bläser dabei, die mit schönen souligen Partien aufwarten.

Der Bungertshof war übrigens angenehm gefüllt, man konnte bei der Musik Speisen und Getränke genießen (ich wieder ein alkoholfreies Hefeweißbier, diesmal von Erdinger, Petra einen Oberdollendorfer Spätburgunder, und wir beide zusammen eine Käseplatte mit vier leckeren Käsesorten und reichlich Schwarz- und Weißbrot), die Kellner waren in gewohnter Weise schnell zur Hand aber keineswegs aufdringlich, und Hans der Wirt tanzte ausgiebig auf der kleinen Tanzfläche. Da kann man sich schon wohl fühlen!

http://www.mirta.de
http://www.the-goalgetters.de
http://www.bungertshof.de/MAS