Tuesday, April 25, 2006

Konzertrezension: Harald „Paddy“ Schmidt am 25.4.2006 in der Harmonie in Bonn-Endenich

Harald „Paddy“ Schmidt am 25.4.2006 in der Harmonie in Bonn-Endenich

"Paddy" Schmidt in der Bonner Harmonie

Dienstag, 25.04.2006


Wer schon einmal "Paddy goes to Holyhead" gehört hat, der kennt auch "Paddy" Schmidt. Denn er ist [nach einer kreativen Pause, in der er durch Mark Patrick vertreten wurde; Anm. d. Red.] der Frontman dieser bekannten und beliebten Band. Aber nicht nur das, Paddy ist auch ein ausgezeichneter Entertainer, der sein Publikum ganz alleine bestens unterhalten kann. Das hat er am vergangenen Dienstag wieder mal unter Beweis gestellt. Vor einem mit rund 60 Zuhörern leider nicht besonders gut besetzten Saal stellte er seine neue CD "In Good Company" der Öffentlichkeit vor. Mit Gitarre und Mundharmonika sich selbst begleitend gab er etliche der auf
dieser Scheibe aufgenommenen Songs zu Gehör. Dabei konnte ich wieder einmal seine starke, faszinierend klare und geübte Stimme, die ohne großen technischen Aufwand auch größere Säle füllt, bewundern. Aber nicht nur durch den gekonnten Vortrag etlicher Lieder, Balladen und Tunes aus dem reichhaltigen Repertoire keltischen Musikgutes begeistert Paddy seine Zuhörer, er ist auch ein Meister der witzig-humorvollen Conference, die mir schon immer bei seinen Auftritten im Rahmen seiner Tournee "Whiskey and Women" imponiert hat. Denn weite Teile des Abends wurden nicht nur mit Gesang bestritten, sondern waren humorvoll vorgetragene Geschichten aus dem irisch-schottischen Raum, die eine Attacke auf die Lachmuskeln der Zuhörer sind. Diesen Teil der Unterhaltung hat Paddy im Laufe der Jahre zur Perfektion entwickelt. Man kann das als Rezensent schlecht mit Worten beschreiben, man muss das mal live miterlebt haben. Beispielsweise wie er das bekannte Lied "Dirty Old Town" so gekonnt uminterpretiert, dass es in die Stilrichtungen aller möglicher Pop- Rock- und Schlagersänger passte, immer garniert mit haarsträubend komischen Geschichten. Selbst Ballermann-Barde Wolfgang Petry musste dran glauben. Dabei ist das Besondere daran, dass es Paddy gelingt, sowohl stimmlich, gesanglich als auch textmäßig genau den betreffenden Stil und Rhythmus zu treffen und damit das ganze zu einer gelungenen, perfekten Persiflage des betreffenden Sängers zu machen.

Ein weiterer Höhepunkt war die Demonstration, wie man einen schottischen Dudelsack auch anders spielen kann: Man nehme das Instrument, beginne darauf zu spielen und zwischendurch lösche man den aufkommenden Durst - natürlich mit gutem schottischen Whisky - aber ohne mit dem Spiel aufzuhören. Das habe ich bisher nur bei Paddy gesehen. Oder das "Tin-Whistle-Orchester": Paddy bedauerte, dass er für eine zweite Tin-Whistle keinen Mitspieler gefunden hat und spielt einfach auf zwei Tin-Whistle gleichzeitig gekonnt zweistimmig! Einfach nur beeindruckend.

Paddy genießt die Kommunikation mit dem Publikum, er fordert es immer wieder auf, mitzuklatschen und mitzusingen. Und wenn der Refrain dem Publikum zu schwer ist und er nur einige zaghafte Versuche aus dem Zuschauerraum vernehmen kann, dann schreibt er auch mal schnell einen Text um und bietet dem Publikum ganz komplizierte Refraintexte an wie "la-la-la-la-la“. Woraufhin begeistert mitgesungen und mitgeklatscht wird.

Mit seinem vielseitigen Können gibt Paddy dem Irish Folk eine ganz individuelle und einmalige Note, die man nur bei ihm so genießen kann. Nach diesem Abend hoffe ich nun, dass ich bald mal Gelegenheit haben werde, Paddy mit seiner kompletten Band "Paddy goes to Holyhead" hören zu können.

http://www.paddy.de/
http://www.harmonie-bonn.de/

FLR