Sunday, November 04, 2007

Konzertrezension: Jake Walton & Eric Liorzou am 4.11.2007 beim Folk im Feuerschlösschen in Bad Honnef

Jake Walton & Eric Liorzou am 4.11.2007 beim Folk im Feuerschlösschen in Bad Honnef


Dieses Mal kam ich nur mit 15 Minuten Verspätung in Bad Honnef an, es war keine Bahn ausgefallen, war sogar noch rechtzeitig zum Konzertbeginn im Feuerschlösschen, und somit war alles im Lot.

Als ich vor vielen Jahren (1992) der Drehleierspielerin Konstanze Kulinsky den Vorschlag machte, ihre Drehleier doch mal bei der irischen Session im Boulanger in Tübingen zu spielen, hielt sie das für unmöglich, da doch die Drehleier gar nicht zur irischen Musik passe. Im Jahr zuvor, also 1991, hatte ich aber auf dem Irish Folk Festival in Koblenz Jake Walten gehört, und der bewies doch eigentlich, dass es doch passte. Aber ja, die Musik, die er spielt ist keine Sessionmusik, zumindest keine, wie man sie so auf normalen irischen Sessions spielt.

Nun nach 16 Jahren hörte ich ihn also zum zweiten Mal und zwar in Begleitung von Eric Liorzou. Jake stammt aus Cornwall, Eric aus der Bretagne, also aus zwei ethnisch eng miteinander verwandten Regionen, die aber durch die Nordsee voneinander getrennt sind. Und während man in Cornwall keine keltische Sprache mehr spricht, ist das Bretonische noch lebendig, wenn es auch beinahe das Schicksal des Cornischen geteilt hätte. Und nun saßen die beiden da im Foyer des Feuerschlösschens, Eric von uns aus gesehen links, Jake rechts, ersterer mit zwei Gitarren, davon einem zehnsaitigen Unikat, das er aber als Mandola vorstellte mit dem Eigennamen Nelson, und zweiterer mit einer Gitarre und eben besagter Drehleier ausgestattet. Jake setzte überdies seine Stimmbänder nicht nur für die Ansagen und Witze über die Drehleier ein (Was ist der Unterschied zwischen einer Drehleier und einem Trampolin? Wenn man auf das Trampolin springt, zieht man vorher die Schuhe aus.), sondern auch zum Singen, und zwar vor allem eigene Lieder, aber auch welche von William Butler Yeats, Donevan und anderen, zumeist mit Inhalten, in denen es um die Natur, die Jahreszeiten, den Westwind und um mehr oder weniger spirituelle Bezüge zur Natur ging. So ganz verstand ich die Texte nicht, sondern müsste sie mal nachlesen. Diese begleitete entweder beide mit ihren Gitarren oder aber Jake auch mit der Drehleier, die er dabei recht sparsam bediente. Die Melodien dazu wirkten recht elegisch, verträumt.

Schneller ging es bei den reinen Instrumentals zur Sache, vor allem bei Kombinationen von Mandola und Drehleier. Ja, das waren keine Jigs und Reels, sondern eher Bourees und andere französische Tanzmelodien, auch mal was im Siebenertakt, auch mal Walzer, aber auch das eine oder andere Inselkeltische war dabei. Dabei konnte er dann auch schnarren, und die Mandola passte mit ihrem sehr sehr harten Klang sehr gut dazu. Das ging richtig ab!

Somit war das mal ein ganz besonderes Konzert im Feuerschlösschen, wie man es nur alle paar Jahre mal zu hören bekommt, wenn überhaupt. Wie sagte Jake: Er bewundere das Publikum, das so aufmerksam Liedern zuhöre, die es nie vorher gehört habe und wohl auch nie wieder hören werde. Ich musste anschließend doch wieder eine halbe Stunde auf die Bahn warten, und nutzte die Zeit, auf eine Krippe, also einen Wellenbrecher im Rhein hinaus zu gehen. Das Wasser spiegelte die Reflexion der Lichter von Bonn in den Wolken, leise glitt ein Frachter stromab, während ein Schuber auf Bergfahrt mehr Arbeit hatte, aber sich harmonisch in diese nächtliche Flussstimmung hinein passte. Das passte zu der Musik der beiden Kelten, die auf diese Weise in mir nachhallte.

Jake Walton:
http://www.jakewaltonmusic.co.uk/

FiF – Folk im Feuerschlößchen:
http://www.folkimfeuerschloesschen.de.vu

MAS