Tuesday, May 03, 2005

Konzertrezension: Faust bei Folk im Feuerschlösschen in Bad Honnef am 3.5.2005

Konzertrezension: Faust bei Folk im Feuerschlösschen in Bad Honnef am 3.5.2005



Svensk Folkmusik, schwedische Volksmusik, hört man hierzulande weitaus seltener als Irish Folk Music, irische Volksmusik. So war ich sehr erpicht auf das Konzert des Trios Faust am 3. Mai 2005 im Feuerschlösschen in Bad Honnef. Die ersten Klänge erinnerten mich indes viel mehr an Mittelaltermärkte, denn an das, was ich bisher an schwedischem Folk kannte. Alban Faust blies eine Sackpfeife, begleitet von Anders Ådin auf einer Drehleier. So mancher deutsche Zeitgenosse ordnet, wenn er schon darüber hinaus ist, Sackpfeifen einseitig als schottisch einzustufen, die Kombination aus Sackpfeife und Drehleier einseitig der Mittelaltermusik zu, denn Bordunmusik ist leider nicht sehr bekannt in unserm Land. Das schwedische Trio dieses Abends setzte aber noch einiges bordunmäßig drauf, denn nicht nur die Nyckelharpa, die Schlüsselfiedel, bei welcher ja unter den Spielsaiten auch spezielle Bordunsaiten mitklingen, kam zum Einsatz, sondern auch eine Mandola war ein Borduninstrument, mit einer Bordunsaite neben jeder Spielsaite. Außer diesen Bordun-, kamen auch noch „normale“ Instrumente hinzu, nämlich Gitarre, diatonisches Akkordeon, Flöte (eine Art hölzerner Low Whistle), Maultrommel, elektronische Percussion (aber nur bei einem Stück), und die menschliche Stimme. Auf diesen Instrumenten gaben Alban Faust, Anders Ådin und dessen Bruder Christer Ådin ein uriges, volltönendes, oft temporeiches, manchmal bedächtigeres Konzert. Tänze wie Walzer, Polskas, Schottische, sowie Hochzeits- und Liebes- und Kinderlieder hallten durch das wegen seiner guten Akustik berühmte Foyer des Feuerschlösschens.

Von drei verschiedenen Sackpfeifen, die Alban spielte, waren zwei Ellbogensackpfeifen, gewissermaßen also Uilleann Pipes, aber durchaus im Stehen zu spielen, nicht im Sitzen. Alban ist ja auch Instrumentenbauer, und hat diese beiden Ellbogenpfeifen selbst entwickelt, und die eine mit einem schwedischen, die andere mit einem französischen Chanter versehen. Er sagt mir in der Pause, die Ellbogenpfeifen seien bei Konzerten mit häufigerem Instrumentwechsel stabiler gestimmt zu spielen als die Mundpfeifen. Übrigens hat auch unser Bonner Matthias Höhn Sackpfeifen von Alban, der früher mal einige Jahre in Bonn lebte. Wer also mehr darüber wissen will, möge ihn fragen. Auch Christer ist Instrumentenbauer, Anders Musiklehrer. Für meine Ohren klangen neben den Liedern natürlich die Polskas am schwedischsten. Viele der anderen Stücke hätte ich genau so gut nach Frankreich oder Belgien einordnen können, was teilweise auch tatsächlich so war, aber doch wurden auch von denen für mich nicht so schwedisch klingenden Stücken die Meisten von Musikern komponiert, die vor 100 Jahren oder so dort lebten, wo die drei heute zu Hause sind: in Dalsland, Südwestschweden, nahe der Riksgränsen nach Norwegen. Somit war es eine Mischung aus regional verwurzelter und allgemein europäischer Bordunmusik. Einen Walzer meinte ich, wenn auch in einer etwas anderen Variation, aus der Filmmusik des Fantasyfilms „Zeit der Wölfe“ („Company of Wolfs“) wieder zu erkennen, dort „Village Wedding“, hier „Steklåten“ genannt, also einmal „Dorfhochzeit“ und einmal „Bratenstück“, wobei damit der beim Hochzeitsgelage herein getragene Braten gemeint ist.

Diese wirklich wunderschöne Konzert, das eventuell mit schwedischem Folk Namen wie „Garmana“, „Triakel“, „Groupa“, „Hoven Droven oder „Den Fule“ oder aber die riesigen Geigenformationen mit Bezeichnungen wie „Spelmanförbund“ oder „Spelmanslag“ verbindenden Zuhörern einen anderen musikalischen Eindruck bot, der Fans von deutscher, französischer oder belgischer Bordunmusik vertrauter klang, war indes leider nicht sehr gut besucht. Der kleine Saal war nur ca. halbvoll. Ohne eine in Bad Honnef ansässige schwedische Firma als Sponsor wäre das Konzert dieser drei Profimusiker kaum zu realisieren gewesen, und uns wäre wirklich etwas entgangen.

Eine Rezension der neuen CD von Faust, die ich mir noch mitnahm, folgt demnächst. Die habe ich mir bis nach dem Schreiben dieser Konzertrezension noch nicht angehört, um von der CD unbeeinflusst zu sein.

Infos im Netz:
http://www.faust.se
http://www.inter-times.de/Components/Vereine/Vereine_Bad_Honnef/Stapelseiten_Bad_Honnef_/stapelseiten_bad_honnef__33.html