Konzertrezension: Gambrinus beim Folk im Feuerschlösschen in Bad Honnef am 19.11.2005
Das letzte FiF-Konzert in diesem Jahr bestritt die Gruppe Gambrinus, deren Mitglieder nicht so weit anreisen mussten, wie die der anderen Gruppen aus England, Schottland und Schweden, sondern im engeren Umkreis zwischen Asbach im Westerwald und Dormagen am Niederrhein wohnen. Ulrich Joosten, der schon in den Gruppen Rhodochrosit, Seidelbast und Filou spielte und auf Deutschfolk spezialisierter Autor im Folker! ist, Matthias Götze-Wittschier, ehemals Musiker bei Whyr, Zaunkönig und auch Filou, Ralf Mrazek, Ex-Skiffle Train , -Maddox und –Stringdance, sowie als „Anstandsdame“ Sylvia Stephan, ehemals Musikern bei Die Lauten, Trumscheyd, Till Nine und Boncompagno nennen ihr Gambrinus-Programm „Kontrastissimo“, und wahrlich, der Name trog nicht.
Uli bediente die Dreheleier und zwei Gitarren, Sylvia ihren Kehlkopf (Instrumentbeschreibung siehe auf deren Homepage) und Percussion, Ralf Banjo und Gitarre und Matthias Geige, Cister und diatonisches Knopfakkordeon und auch die drei Herren ihre Kehlköpfe (Instrumentbeschreibung siehe ...). Und was produzierten sie dabei? Nun zum Beispiel französische, galizische und deutsche Tanzstücke mit Drehleier, Banjo und Geige, wobei sich die ungewöhnliche Drehleier-Banjo-Kombination besonders gut anhörte, man müsste nur, wenn die Drehleier so richtig lauf zu schnarren anfängt, dem Banjo ein Mikrophon extra noch hinstellen, aber das ist ein dermaßen schmissiger Sound, dass ich mich wundere, warum es so was nicht öfter gibt. Oder gibt es das? Oder vierstimmigen Gesang, sogar ein Madrigal auf Kölsch. Mit vier Stimmen vierstimmig zu singen, ohne sich gegenseitig raus zu bringen, das will geübt sein – und war es auch. Oder Übertragungen von tragischen Tierliedern aus der Feder von Eric Bogle ins Deutsche, schottische und quebecoische Lieder in Originalsprachen, eine reine Instrumetalversion des jiddischen „Bei mir bist du schön“, Vertonungen von Gedichten von Fritz Grasshoff, das Till Nine-Fans bekannte „My Johnny was a shoemaker“, das Sylvia in deren Repertoire hinein gebracht hat und anderes mehr. Kontrastissimo eben.
Eigentlich war es schade, dass das Konzert so gut besucht war, dachten wir am Schluss, nachdem das Publikum weg war (Petra und ich waren noch da), als Sylvia und Tontechniker Alex Thieme noch ein paar zweistimmige mittelalterliche Lieder sangen und zusammen mit Mathias eine Schnulze aus dem 20. Jh., denn so ohne die ca. 80 schallschluckenden Körper wirkte die Akustik der Aula (ich habe sonst immer „Foyer“ geschrieben, aber offiziell heißt es „Aula“) noch besser. Aber im Grunde waren doch alle Beteiligten froh, dass so viele Leute kamen, und wenn ich von mir auf andere schließe, waren auch diese 80 froh, gekommen zu sein. Und die von Gambrinus können auch gerne noch öfter kommen.
http://www.gambrinus-folk.de/
http://www.inter-times.de/Components/Vereine/Vereine_Bad_Honnef/Stapelseiten_Bad_Honnef_/stapelseiten_bad_honnef__33.html
MAS