Thursday, September 15, 2005

Konzertrezension: Show of Hands beim Folk im Feuerschlösschen in Bad Honnef am 15.9.2005

Show of Hands beim Folk im Feuerschlösschen in Bad Honnef am 15.9.2005


Am 15. September 2005 gab es das 50. Folk im Feuerschlösschen – Konzert, und die Bad Honnefer Zeitschrift „Rheinkiesel“ widmete dem FiF nicht nur eine Anzeige, sondern gleich einen richtigen Artikel, in welchem man nachlesen kann, wie denn Jutta Mensing und Mike Kamp auf die Idee der Folk-Konzerte kamen und wie es bislang gelaufen ist (vgl. Paulus Hinz. Musik kennt keine Grenzen. In: Rheinkiesel Sept. 2005, S. 8f.). Und Mike Kamp, der ja auch Herausgeber des Folker! ist, schrieb für diese Musikzeitschrift einen Artikel über Show of Hands, das englische Duo, das an diesem Abend im FiF auftrat (vgl. Mike Kamp. Vier Hände für England. Show of Hands. BBC-Preisträger wollen Deutschland erobern. In: Folker! 05.05., S. 11ff.)

Ich hatte besagtes Duo schon mal vor einigen Jahren in Rudolstadt auf dem Tanz & Folk Fest gehört. 1996 sollen sie die Royal Albert Hall in London mit ihren Fans gefüllt haben, und das Foyer im Feuerschlösschen war auch voll, obgleich sie so viele Fans hierzulande ja noch gar nicht haben. Steve Knightley und Phil Beer boten nun auch eine Musik, die einerseits sehr von den Texten lebte, andererseits aber auch durch ihre Stimmen und Instrumente einen musikalischen Hochgenuss generierte. Steve ist der Hauptsänger, und spielt zumeist Gitarre oder Mandoline oder auch mal eine kleine südamerikanische Gitarre, deren Spezialname mir jetzt nicht einfällt, und auf der er – so hat er es dem Chilenen, von dem er sie hat, versprochen – keine Yankeemusik spielen darf. Auch eine Mundharmonika kam einmal zum Einsatz. Phil beherrscht die Zupfinstrumente nicht minder gut, aber begleitete und umspielte Steves Gesang vor allem mit seiner Geige, mal in der gleichen, mal aber in einer zweiten Stimmlage. Das alles ergab einen mal flotten, mal melancholischen, zumeist sehr druckvollen Klangteppich, der von der Gewölbedecke wieder hallte. Von den Texten verstand ich nicht alles, da ich gesprochenes Englisch besser verstehe als gesungenes, aber dank der Ansagen konnte ich so doch erahnen, worum es in den Liedern ging. Da war z.B. ein Vater und sein Sohn, die vor der cornischen Küste nach Muscheln suchten, wobei es dem im Boot wartenden Sohn aber zu langweilig wurde, und er weg fuhr, so das der wieder auftauchende Vater vergeblich nach dem Boot Ausschau hielt. Irgendwie kam er aber wieder an Land. Ein anderer junger Mann in einem anderen Lied hingegen verbrannt in einem gestohlenen Auto. Ja, es waren eher ernste Lieder vor allem vom Sudwesten Englands, aus Corwall, der Heimat des Duos. Reine Instrumentals waren weniger dabei, ich habe nur zwei in Erinnerung, einen sehr schnell gespielten Morris Dance und einen schottischen Reel.

Nach der Pause vergrößerte sich das Duo zu einem Trio, denn Miranda Sykes gab mit ihrer weiblichen Stimme und einem nicht nur zu dieser, sondern auch zu den Instrumenten der beiden Männer einen Kontrast bildenden Kontrabass, das sie strich und zupfte, der Torte das Sahnehäubchen auf. Obwohl englische Folkmusik hier bei uns weit weniger bekannt ist als irische und schottische, was Steve etwas neidisch bemerkte, kam sie doch recht vertraut vor. Teils gibt es Gemeinsamkeiten mit kontinentaleuropäischen Folktraditionen, teils erkennt man in ihr eine Wurzel der angelsächsischen Pop- und Rockmusik, teils bemerkt man aber auch, dass sie und ihre nördlichen und westlichen keltischen Nachbarn zusammen einen nicht nur musikalischen Kulturraum bilden. Steve sagte auch, er habe früher mal mit Irish Folk in Irish Pubs sein Geld verdient, und ein von ihm in dieser Zeit komponiertes Lied habe er später auf einer irischen Webseite als „Irish traditional“ bezeichnet wieder gefunden. Von dieser Modewelle inspiriert hätten sie sich dann aber auf ihr eigenes ethisch- und regional-musikalisches Erbe besonnen, und es kam dann ja auch Ordentliches dabei heraus. Übrigens hat Steve Ähnlichkeit mit Michael Fitz, der im Münchner Tatort-Team den Kriminaloberkommissar Carlo Menzinger spielt, und Miranda (wenn auch viel jünger!) mit Rita Russek, die in der Stuttgarter Tatort-Serie die Hannelore Schmiedinger spielt, Ernst Bienzles treue Freundin und Beraterin, so dass auch Tatort-Freunde bei diesem Konzert auf ihre Kosten kamen. Phil – wenn wir schon mal bei Filmen sind – könnte sehr gut in Piratenfilmen und Western mitspielen, und am Tisch einer Hafenspelunke oder eines Saloons dem Helden der Geschichte ein windiges Geschäft vorschlagen. Steve meinte, in Cornwall gäbe es noch mehr davon.

Nicht nur Musik-, sondern auch Bierfreunde kommen im Feuerschlösschen auf ihre Kosten: wenn auch nicht vom Fass so wird dort gelegentlich Guinness Extra Stout oder Newcastle Brown Ale geboten und – was mich eigentlich noch mehr freut – Steffens Casbacher Braunbier aus Linz, wenige Kilometer rheinaufwärts und doch in Bonn recht unbekannt. Wer will, kann unter http://www.biertest-online.de/cgi-bin/show/ebs.pl?Bier=Steffens+Casbacher+Braunbier

http://www.showofhands.co.uk/

http://www.longdogs.co.uk/news/

http://www.folker.de/200505/01showofhands.htm

http://www.inter-times.de/Components/Vereine/Vereine_Bad_Honnef

http://www.rheinkiesel.de

http://www.brauerei-steffens.de/


Hier sind ein paar Fotos:


Konzertplakat


Phil Beer und Steve Knightley


Phil Beer und Steve Knightley


Phil Beer bedankt sich mit ausschweifender Geste für die von Jutta Mensing anlässlich des 50. FiF-Konzertes überreichte Torte


Phil Beer, Steve Knightley und Miranda Sykes


Steve Knightley, Mike Kamp, Jutta Mensing, Miranda Sykes und Phil Beer










MAS