Wednesday, July 04, 2007

Konzertrezension: Beoga am 4.7.2007 auf dem Marktplatz in Bonn

Beoga am 4.7.2007 auf dem Marktplatz in Bonn

Qurilig-jazziger Irish Folk riß den Bonner Marktplatz aus der Siesta eines heißen Sommertages

Es war Halbzeit des Keltischen Sommers in Bonn, denn drei Konzerte lagen schon hinter uns und mit diesem drei vor uns. Nach Bretonen, Schotten und Belgiern waren nun die Iren dran, als deren Delegation Beoga fungierte, deren Mitglieder zu 4 zu 1 aus Nordirland stammen. Ganz links (aus Zuschaeuerperspektive) saß hinter seinem Keyboard Liam Bradley aus Tobermore im County Derry, dann folgten nach rechts Damian McKee aus Dunloe und Seán Óg Graham aus Portglenone, beide aus dem County Antrim und beide Knopfakkordeons, wobei letzterer auch mal zur Gitarre griff, dann weiter rechts Eamon Murray aus Randalstown im County Antrim, der eine Bodhrán bediente und als einzige Dame, einzige Republikirin und zugleich einziges Bandmitglied, das immer stehen musste, Niamh Dunne aus dem County Limerick, die mit ihrer Fiddle und ihrer Stimme die Frontfrau der Band war.

Bei so vielen sitzenden Musikern ist es klar, dass rein optisch nicht viel Bewegung zu vernehmen war, aber was da akustisch rüber kam, ließ kaum noch jemanden ruhig bleiben. Jigs, Reels, Polkas und andere schnelle Tanztunes in atemberaubender Geschwindigkeit und dazu noch akurrater Punktgenauigkeit, manchmal stakatohaft, manchmal fließend, und dabei trotz irisch-taditioneller Wurzelhaftung voller Anspielungen auf Ragtime und andere Jazzarten, die aber keineswegs als aufgesetzte Fremdkörper dienten. Niamh begeisterte zwischendurch immer wieder mit schnellen, aber auch ruhigen Liedern das Publikum, und auch ruhige Instrumentals gab es hier und da, so dass auch für die Zuhörer, für die Jigs&Reels wie ein gleichförmiges Dideldidelda klingen (solche Leute gibt es tatsächlich) keine Gefahr der Langweile bestand. Am ehesten noch dürften die Folkies mit dieser Musik unzufrieden sein, die entweder keine Jazzeinflüsse mögen oder die meinen, Folk müsse immer etwas fehlerhaft klingen und dürfe nicht minutiös ausgearbeitet sein (auch solche Leute gibt es).

Ich finde es immer interessant, wer von unseren Bonner Folkies, soweit ich sie kenne, zu welchen Konzerten geht. Bei Beoga waren derer viele da: Sabrina, Wini, Näx & Nicole, Ellen & Ralf, Herbert, Andreas mit Freundin, und wohl noch andere. Andreas, der ja bei den Tannahill Weavers vor allem wegen der Lautstärke der Highland Pipe im geschlossenen Raum Reißaus genommen hatte, sagte zu Beoga, das sei seine Musik, und die könne gar nicht zu laut sein. Ja, so sind die Geschmäcker in der Folkszene durchaus differenziert, so differenziert wie die Musikstile ja auch sind. Einige hofften im Anschluss an das Konzert noch auf eine Chance einer gemeinsamen Session mit den Iren. Ob es dazu kam, weiß ich nicht, aber Näx erzählte voller Freude und Stolz, dass es nach dem Capercailliekonzert zu einer Session mit Michael McGoldrick gekommen sei. Ha, da wäre ich gerne dabei gewesen!

Die Seite von Beoga:
http://www.beogamusic.com/
Die von deren Tourmanager:
http://www.magnetic-music.com/
Die vom Bonner Sommer:
http://www.bonn.de/tourismus_kultur_sport_freizeit/bonn_ist_kultur/bonner_sommer/?lang=de

Frühere Rezis von mir zu Beoga :
The Irish Folk Festival – Tunes for Tara Tour am 15.11.2005 in der Philharmonie in Köln
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2005/11/konzertrezension-irish-folk-festival.html bzw. http://tinyurl.com/bvnoe
CD: The Irish Folk Festival 05. Tunes for Tara.
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2005/09/cd-rezension-irish-folk-festival-05.html bzw. http://tinyurl.com/cnypa

MAS