Thursday, February 09, 2006

CD-Rezension: Battlefield Band. the Road of Tears

Battlefield Band. the Road of Tears

Templerecords 2005 mit zahlreichen englischen Infos und Texten und ein paar Fotos
17 Tracks, 71,50 Minuten

Die Battlefield Band, benannt nach dem Glasgower Stadtteil Battlefield, in dem sich die Band gründete (Dank an Mike Kamp, der dachte, das sei allgemein bakannt, für die Info!) legt mit dieser CD ein Themenalbum vor, wie es auch schon auf ihrer 2006er Konzerttournee zu hören war (vgl. meine Rezension vom Konzert in der Bonner Brofabrik am 1.2.2006: http://tinyurl.com/8jxnl). Das Thema Migration, als Wanderung im Sinne von unfreiwilligem Auswanderen aus der Heimat und Einwandern in ein fremdes Land wird in neun Liedern behandelt, die natürlich auch vom Auswandern aus der schottischen Heimat nach Amerika oder Australien handeln, aber auch von der Auswanderung von Irland nach Schottland oder von Mexiko in die USA. Politische Verfolgung, Armut, Arbeitslosigkeit, Hunger oder geplant durchgeführte Landvertreibung werden in Texten aus drei Jahrhunderten als Ursachen genannt, wobei außer Alan Reid auch Robert Burns und Woody Guthry als Autoren genannt werden, und einige Texte keinen bekannten Autor haben, daunter auch eines von Burns in nur Eingeweihten verständlichem schottischem Englisch, wie z.B. „Wee, sleekit, cow’rin, tim’rous beastie, ...“. Dass dies bei weitem nicht nur historische, sondern hochaktuelle Themen sind, wird im Büchlein ausführlich betont. Abgesehen von Guthrys „Plane Wreck at Los Gatos“ kann man alle Texte im Büchlein mit- oder nachlesen. Ohne die zahlreichen Infos zu den einzelnen Stücken im Büchlein würde man nicht heraus hören, dass auch einige der acht Instrumentals (bzw. es sind ja viel mehr, wenn man die Tunes der Sets einzeln zählt) die Migration oder verwandte politische Ereignisse zum Thema haben, so z.B. „Ely Parker“ benannt nach einem Seneca-Indianer, der im 19. Jh. als erster Indianer Kommissar für Indianerangelegenheiten war bis ihm als Nicht-US-Bürger das Anwaltspatent entzogen wurde, oder „Mr. Galloway goes to Washington“ über einen britischen Abgeordneten, der für die Vermeidung beider Golfkriege eintrat und deshalb nach Washington ging, um eine Anschuldigung wegen angeblicher Ölgeschäfte mit dem Irak zu widerlegen, beide Tunes übrigens im ersten Set. Auch der Ohrwurm, der im Konzert den Opener darstellte, ist dabei, wenn auch auf Position 15, und heißt „Mary’s Dream“, was mit dem Albenthema mal nichts zu tun hat, so wie auch andere Tunes von anderen Themen inspiriert sind, z.B. von der Hochzeit, und da wird im Büchlein versichert, dass „surely girls and marriage have nothing ideologycally to do with hardship, cruelty, pain, slavery, and immigration, or do they?“.

Musikalisch haben wir bei diesem Album wieder mal ein exzellentes Beispiel traditionsverwurzelter und doch moderner schottischer Volksmusik mit einigen irischen und eben einem mexikanisch-amerikanischen Stück dabei. Alan Reid singt und spielt Keyborad, Akkordeon und Melodika, Mike Katz spielt Highland Pipes, Small Pipes, Low Whistles, Tin Whistles (im Konzert auch, die hatte ich nur vergessen zu erwähnen), Bassgitarre und Bouzouki, Sean O’Donnel, der Ire in der Truppe, singt und spielt Gitarre, und Alasdair White spielt Fiddle, Whistles und Bouzouki. Es geht oft rasend schnell zu, oft aber auch sehr melancholisch, dem Thema angemessen. Zwei Lieder sind Übernahmen von zwei früheren Alben, und da singt eine Frau mit, deren Name wahrscheinlich in den Büchlein besagter zwei Alben steht, aber leider nicht in diesem. Vielleicht sind es ja auch zwei verschiedene Frauen.

Zum Schluss noch eine Strophe des Titelliedes und Openers des Albums von Alan Reid :

„They came at dawn out the darkness
Swords and torches in their hand
They said it was the chieftain’s orders
Clear the hillside and the glens
No more we’d smell the broom and the heather
Share the bannock with our kin
Be laid to rest beside our fathers
It almost broke our hearts and minds
To board the ship, the ship of tears
To board the ship, the ship of tears.”

http://www.battlefieldband.co.uk/
http://www.templerecords.co.uk/
http://www.folker.de/200601/02battlefieldband.htm

MAS