Battlefield Band am 1.2.2006 in der Brotfabrik in Bonn-Beuel
DI dada dideldideldidada DI dada dideldideldidada dadeldideldideldadel DI dada … Ja, ich gebe es zu, so sollte man keine Rezension beginnen, aber ich fand den Opener des Battlefield Band – Konzertes mal wieder so phantastisch, dass er mich nun als Ohrwurm begleitet. Mal wieder? Ja, 1991, also vor 15 Jahren hörte ich die BB zum ersten Mal, damals im Café Hahn in Koblenz, und Iain MacDonald begann damals mit DI dada dada dadadaDAAA di dadada DIII dada dadaDAAA ... auf der Querflöte, ein Stück namens „Farewell my love“, zu högen auf der LP/CD „New Spring“. Diesmal war es Mike Katz, der das mir namentlich nicht bekannte Stück auf der Low Whistle begann, von Anfang an druckvoll begleitet von Sean O’Donnal auf der DADGAD-Gitarre, und dann die Whistle gegen seine Highland Pipe tauschte, besagte Melodie auf selbiger fortsetzte und dann in einen Reel überging. Das fuhr tief in die Nervenbahnen und brachte sie in Wallung!
So ging es weiter, der Spannung wurde keine Chance zum Nachlassen gegeben, auch wenn die Lieder, die mal Sean, mal Alan Reid sang, etwas ruhiger waren. Sie handelten hauptsächlich von Emigration aus Schottland oder auch aus Irland nach Amerika, Australien oder sonst wo hin, unfreiwillig versteht sich, den Wunsch zur Rückkehr immer im Gepäck. Heute geht es Schotten und Iren ja besser, aber weltweit ist das Thema aktuell wie eh und je oder eher noch aktueller als eh und je, worauf Alan hinwies. Sie ist also politisch, die Schlachtfeldbande aus Schottland, daraus machen die Musiker keinen Hehl, verpacken aber ihr politisches Engangement in super gute Musik. Alan begleitete die Songs und Tunes meistens auf dem Keyboard, nur einmal auf einem Akkordeon. Er sang die schottischen, Sean, der aus Nord-Irland stammt, die irischen Lieder, darunter auch „By the hush“, das auch den Namen „The emigrant“ trage, also nun der dritte Name des selben Stücks, das auch als „Paddy’s lamentation“ bekannt ist. Anfangs hatte Sean etwas Probleme mit seiner Stimme, da er „einen Kuli verschluckt“ hatte, aber am Schluss sang er einen Popsong mit Höhen, die männlichen Stimmbändern eigentlich sehr unangenehm sein dürften.
Die Schlachtfeldbande besteht aber aus vier Männern, und Alasdair White von der Isle of Lewis (dem Jubel zufolge war das halbe Publikum schon mal auf dieser letzten schottischen Insel vor Neufundland) bediente zwei Geigen und eine sehr dicke Bouzouki und eimal auch eine Higland Pipe. Wenn er seine Fiddle unisono parallel zu Mikes Highland Pipe spielte, hörte man sie kaum, wenn er aber eine zweite Stimme spielte oder Variationen des Themas oder eben solo, dass fand ich sein Spiel das Faszinierenste des Abends, egal ob bei langsamen oder rasend schnellen Stücken, der Bogen tanzte über die Saiten und verlor dabei so manches Haar. Dabei sind die schottischen Tunes ja meistens etwas härter und kräftiger als die irischen, und wenn er die Taktbetonung im vergleich zur Pipe etwas versetzte, dahinter die Gitarre und das Keyboard, und das zum Beispiel in einem Set, der mit langsamen, dann schneller werdenden Strathpeys begann und in Reels überging, dann vibrierten nicht nur die Gehörknöchelchen, sondern das ganze Publikum. Einige wagten es dann auch zu tanzen, denn es war etwas Platz zwischen der vordersten Stuhlreihe es fast restos besetzten Konzertsaales und der Bühne.
Mike Kamps Artikel über die BB im aktuellen Folker! 01-06 zufolge, war die Battlefield Band die erste, die die Highand Pipe in den 1970ern aus den militärischen Pipes&Drums-Formationen heraus nahm und in die Folkmusik integrierte. Dass dies nicht die ursprüngliche Bestimmung dieses Instruments war, hörte man LAUT UND DEUTLICH. Eines Mikrophons hätte die Pipe nun wirklich nicht mehr bedurft. Und trotzdem passte es, und Mike Katz zeigte, dass man darauf genau so schnell spielen kann, wie man es sonst eher von Uilleann Pipern gewohnt ist.
30 Jahre hat die BB nun schon auf dem Buckel, aber nur Alan ist als Gründungsmitglied noch dabei, so dass ich ihn auch 1991 in Koblenz und 1992 in Sulz am Neckar hörte. Mike Katz hörte ich auch 2000 beim Scottish Folk Festival im Brückenforum, Sean und Alasdair waren mir neu. Und diese Spannung von langer Bandgeschichte und ständiger Erneuerung durch Fluktuation scheint dieser Band nicht schlecht zu bekommen. Auch die Neuen passen sich in den Bandsound hinein, es hört sich auch durch die Jahrzehnte kontinuierlich an, und wirkt doch wie eine junge Band. Ich hatte es ja in Erinnerung, 1991 den Brian MacNeill noch dabei gehört zu haben, aber er verließ die BB schon 1990 wie Mike Kamp es schrieb und Alan Reid es bestätigte. Alan half meinem Gedächtnis nach und da kam es mir, dass ich Brian auch um 1991 herum ebenfalls im Café Hahn zusammen mit Tom McDonagh gehört und die beiden Konzerte in der Erinnerung zusammen geschmissen hatte. Dies war nun auch mein erstes BB-Konzert ohne John McCusker, der fast bei jedem Stück ein anderes Instrument gespielt hatte. Aber wie gesagt, die Fluktuation schadet der Band nicht, sondern es gilt nach wie vor „Forward with Scotland’s Past“.
Eine Rezension der neuen CD „The Road of Tears“ folgt demnächst.
Vielleicht noch das: Brotfabrik-Programmchef Jürgen Becker sagte mir, dass Bonn wohl eine Ausnahmestadt sei, was Folkkonzerte anbelangt. Statt der gewohnten etwa 40 Termine, hatte die Battlefield Band in diesem Jahr nur etwa 20, und hatte z.B. in Köln keinen Auftrittsort gefunden. Aber die Konzerte in der Brotfabrik seien generell gut besucht. Das liegt sicher nicht nur an dem leckeren Baltikabier, das man sich in der Pause an der Theke holen kann, und die gute Akustik und auch, dass man dank der Stufung niemanden so richtig vor der Nase sitzten hat, erklärt es auch nicht alleine. Irgendwie scheinen wir Bonner und Rhein-Sieg-Kreisler ein besonders folkiges Völkchen zu sein. Und das soll auch so bleiben!
http://www.folker.de/200601/02battlefieldband.htm
http://www.battlefieldband.co.uk/
http://www.templerecords.co.uk/
http://www.magnetic-music.de
http://www.brotfabrik-bonn.de/
MAS